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Gut gegen Pluns: Köfte und Cassoulet

Koefte

Hier in Norddeutschland gibt es bevorzugt im November, Januar und Februar eine von atlantischen Tiefs bestimmte Großwetterlage. Die angenehm milden Temperaturen gehen leider mit Dauergrau einher (umgangssprachlich Pluns). Spätestens am vierten sonnenlosen Tag trübt sich die Stimmung der meisten Betroffenen. Sonne fehlt. Eine wissenschaftlich fundierte Grundlage gibt es zwar noch nicht, aber man vermutet, dass die Botenstoffe Melatonin und Serotonin im Gehirn die beteiligten Akteure sind. Ein einstündiger Spaziergang würde bereits helfen. Selbst bei bedeckten Winterhimmel werden immerhin 1000 Lux erreicht. Zum Vergleich: bei normaler (was immer das heißen mag) Innenbeleuchtung erreichen wir nur 50-500 Lux (500 mit einem Baustrahler?). Da die meisten Menschen arbeitsbedingt tagsüber keine Zeit für einen einstündigen Spaziergang haben, bedarf es anderer Lösungsansätze. Ich empfehle Sonne im Essen, bzw. Essen, das die Erinnerung an Sonne ankurbelt. Cassoulet, Südfrankreich, Sonne, Duft nach allem Möglichen. In Meine mediterrane Küche von Vincent Klink, ein äußerst inspirierendes Buch, fand ich ein Bohnen-Cassoulet*. Dort zwar mit Doradenfilet, aber das hatte ich gerade nicht zur Hand. Ich habe mich fast an das Rezept gehalten, einige Abwandlungen konnte nicht lassen.

Für das Cassoulet:

  • 100 g getrocknete große weiße Bohnenkerne (Corona) (ich: 240 g große weiße Bohnen aus der Dose)
  • 150 g Suppengemüse (Lauch, Möhre, Sellerie) (ich: eher 400 g)
  • 1 Bd. glatte Petersilie (ich: 2 EL TK-Petersilie)
  • je 1 Zweig Thymian und Rosmarin
  • 2 Fleischtomaten (ich: 1 EL Tomatenmark)
  • 1 Zwiebel, gehackt
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 4 EL Olivenöl
  • 350 ml leichte Gemüsebrühe (ich: einen Schwupps Sherry auf die angeschmurgelten Zwiebeln und Wasser)
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1-2 EL schwarze Oliven, entsteint (ich: weggelassen)
  • 2-3 Scheiben Weißbrot (ich: auch weggelassen)
  • Salz, Pfeffer

Ich briet zuerst die Zwiebeln in Olivenöl bei kleiner Hitze fast braun und löschte dann mit etwas Sherry Medium Dry ab (gibt mehr Geschmack, als Ersatz für Gemüsebrühe). Dann gab ich die Gemüsebrunoise hinzu und garte sie mit Deckel ca. 10 Minuten. Nun gab ich die abgetropften Bohnen hinein, das Tomatenmark, die Kräuter und das Lorbeerblatt. Ich bedeckte alles knapp mit Wasser und ließ es nach dem Aufkochen mit Deckel eine 3/4 Stunde sanft simmern (eigentlich wird das Ganze 1 1/2 Stunden bei 170° C im Ofen geschmort). Zeit für die Buletten Köfte.

Für die Köfte:

  • 250 g Lammhack
  • 1 kleine Zwiebel oder Schalotte
  • 1 Knoblauchzehe
  • Pfeffer oder Cayennepfeffer nach Belieben
  • 1/2 TL Meersalz
  • 1 Ei Gr. M
  • 3-4 EL (frisch gemahlene) Brösel
  • 2 TL frische Minze
  • 1/2 TL gemahlenen Kumin

Diese Mischung verknetete ich in einer Schüssel und formte mit angefeuchteten Händen Kugeln, die ich anschließend etwas flach drückte. Ich glaube, es waren acht. Ich habe Köfte, so wie sie gehören, auch schon ohne Zwiebel, Brösel und Ei gemacht, fand sie aber auf diese Art lockerer. Nun erhitzte ich in einer anderen Pfanne reichlich Olivenöl und briet sie auf der einen Seite bei gut mittlerer Hitze ca. 4 Minuten bis sie bräunten. Dann schaltete ich die Hitze etwas hinunter, wendete die Köfte und ließ sie weitere 6-8 Minuten garen. Ich hörte den Schlüssel in der Haustür. Perfektes Timing. Herr H. blickte überrascht in die Küche. “Buletten?” “Nein, Köfte…” Es war ihm gleich, Hauptsache Frikadellen, die mag er nämlich am liebsten, so wie Pizza, Grünkohl, Chili, Linsencurry, Risotto, Bratwurst, Käsebrot… die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ich bin wirklich glücklich, einen so unkomplizierten “Mitesser” zu haben.

Ciabatta

Ach ja, zu solchen Gerichten gibt es bei uns meistens Brot. Baguette, Ciabatta, was weiß ich. Entweder aufgetaut oder gerade frisch gebacken. Gekauftes kommt nicht mehr in die Tüte.

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  1. So, Dein Cassoulet klingt klasse. Bei uns gab es etwas ähnliches nach Weihnachten als Resteverwertung mit Ente statt Köfte. Aber meteorologisch gehe ich nicht d’accord: ich wohne in München, und wir haben exakt die gleiche Wetterlage wie ihr. Seit 2 Wochen. Pluns als Begriff ist mir neu – aber das isses, nur leider nicht auf Norddeutschland beschränkt. Könntet ihr das in Zukunft für euch behalten, bitte! Ich nehm dann auch den Fön, da ist es wenigstens hell 🙂

  2. Selbst wenn ich die wettergöttin wäre, würde ich es weltweit gerecht verteilen… ich erinnere mich, Münchenbesuch November 2011, erstaunlich vertrautes Wetter 🙂

  3. Ha, da hatten wir ja beide die Idee, Sonne in unseren grauen Alltag zu bringen – mit unserem Essen!

    • jep, aber leider soll der Alltag ab Freitag hier nicht mehr grau, sondern frostig werden 🙁 bin absolut kein Kältefan!

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