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Tempeh – Das erste Ma(h)l

Tempeh a l'orange

Um es vorwegzunehmen, er (?) war köstlich, der Tempeh. Ich bin ihm schon häufig in Kochbüchern und einige Male im Asialaden begegnet. Und stets siegte Furcht über Neugier. Was macht man wohl damit? Wie mag es schmecken? Was ist, wenn ich es total vermassele? Solche Gedankenketten treiben mich bisweilen um. Aber letztendlich obsiegte die Neugier. So heute geschehen. Ohne mich vorher schlau zu machen, legte ich beim Einkauf im Asialaden 400 g Tempeh in meinen Korb. Mehr Mut. Sieht schon komisch aus.

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Über die Zubereitung war ich mir noch nicht im Klaren. Wird sich schon finden! Und wie es sich fand. Tempeh in süß-scharfer Orangenmarinade. (Link funktioniert gerade nicht). Das traf meinen aktuellen Zitrusnerv und ich entschied blitzschnell, dass das erste Mal so sein sollte.

Für die Marinade:

  • 200 g Tempeh, in Scheiben, dann in Rechtecke oder Dreiecke geschnitten
  • 150 g Orangensaft, frisch gepresst
  • Saft 1/2 Limette
  • 2 EL Agavensirup (ich: Ahornsirup)
  • rote Chilis, nach Belieben
  • 2 kleine Knoblauchzehen
  • 1 TL Ingwer
  • 2 EL helle Sojasauce (ich: Kikkoman)
  • 1/2 Bund Koriander (ein weiterer Versuch, eigentlich finde ich den Geschmack von frischem Koriander scheußlich)

Ich pürierte alle Zutaten mit dem Zauberstab und marinierte den Tempeh darin für drei Stunden.

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Dazu gab es 120 g Basmatireis, gewaschen, eine halbe Stunde im Kochwasser stehen gelassen (180 g) und im Reiskocher zwanzig Minuten gekocht. Nach weiteren zwanzig Minuten ist er perfekt. Man kann ihn auch in einem Topf auf dem E-Herd zum Kochen bringen und dann auf einer zweiten Platte mit niedriger Hitze weiter garen. Gemüse darf natürlich nicht fehlen.

Für das pfannengerührte Gemüse:

  • ca. 300 g Chinakohl, in feine Streifen geschnitten
  • 1 Möhre, in Stäbchen geschnitten
  • 1 rote Paprika, in Streifen geschnitten
  • 2 kleine Lauchzwiebeln, in Ringe geschnitten
  • 1 Knoblauchzehe, fein gewürfelt
  • entsprechend großes Stück Ingwer, fein gewürfelt
  • ca. 100 g Mungbohnensprossen, gewaschen
  • 1-2 EL Sojasauce
  • 1 Pr. braunen Zucker
  • 1 EL Reiswein
  • Cayennepfeffer

Ich briet zunächst Knoblauch, Ingwer und Lauchzwiebel in Erdnussöl kurz an und fügte den Rest des Gemüses bis auf die Sprossen hinzu. Während ich den Tempeh aus der Marinade fischte, pfannenrührte Herr H. fleißig. Zum Schluss gab ich Lauchgrün, Sprossen und Würze hinzu und damit war das Gemüse fertig. Zeit, den Tempeh anzubraten.
Zunächst für einige Minuten auf mittlerer Hitze in neutralem Rapsöl. Danach wendete ich die Steifen und gab kurze Zeit später die Marinade hinzu. Der Tempeh bräunte relativ schnell. Insgesamt erfordert so ein Gericht, genau wie ein Tofugericht, recht wenig Zubereitungszeit, wenn man den Hauptbestandteil rechtzeitig mariniert.

Tempeh a l'Orange

Fazit: Hätte ich gewusst, was ich verpasste… hättewärekönnte… fest steht, hiermit wandert er auf meinen regelmäßigen Speiseplan. Im Gegensatz zu Tofu nimmt er Fremdaromen bereitwillig auf, trumpft mit einer interessanten Bisskonsistenz auf und punktet mit hohem Eiweißgehalt und guter Bekömmlichkeit (die Schimmelpilze, mit denen die Sojabohnen geimpft werden, spalten die für uns unbekömmlichen Oligosaccharide auf). Und der Koriander? Herr H. meinte es sei wie bei einem guten Islay Whisky. Der erste Schluck wecke unangenehme Erinnerungen an Zahnarztbesuche, aber mit jedem Schluck/Bissen werde es besser, bis man schließlich denke, hm, Koriander mag ich am liebsten!

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  1. Ich schmeiß mich weg. Gestern auf dem Markt habe ich Langpfeffer erstanden und gedacht: Dazu könnte ich doch mal wieder den guten alten Tempeh aktivieren, der hat noch viel zu wenig Präsenz auf meinem Blog. Und jetzt Du. Super gelungen, das hört sich sehr, sehr lecker an! Schön, dass Du Dich rangetraut hast – Den verarbeitet nach meiner Erfahrung wirklich kaum jemand, obwohl der so vielseitig ist (und danke für’s Erwähnen und Verlinken meiner Tempeh-Praline, das ist ja lieb!).

    • 🙂 Den wird’s öfter geben! Die Entdeckung in 2013! (aber das Jahr ist ja noch jung, wer weiß, was ich noch alles finde). Vielleicht verarbeitet den kaum jemand, weil er so ein “muffiges” Image hat? Das können wir ja aufpolieren 😉 Langpfeffer…da muß ich wohl heute nochmal los…

      • Ja, und dann sieht er auch noch so pelzig aus, das gibt den meisten dann wohl den Rest ;-).
        Langpfeffer ist auch eine Entdeckung, da hat Uda mich drauf gebracht.
        Schönen Gruß an Herrn H., den Islay-Medizin-Vergleich finde ich sehr passend ;-). Mit Koriander geht mir das zwar nicht so, aber ein Laphroaig kann einem schon erstmal sämtliche Gesichtszüge einfrieren lassen. Kann man übrigens auch prima mit kochen!

        • Herr H. läßt ausrichten, es sei Frevel, mit so gutem Whisky zu kochen 😉

      • Och… Was getrunken gut geschmeckt, ist auch gegessen zwar von frevelhafter Natur, aber durchaus nicht von Übel! Sprach die Köchin und goss die ganze Flasche Saint-Émilion Grand Cru ins Tofu au vin. Aber der Herr H. ist mir mit seiner offenbaren Single-Malt-Kennerschaft sehr sympathisch. Auch wenn ich mehr auf die Speyside- und Highland-Whiskeys stehe, deswegen kommt der Laphroaig ja auch manchmal in die Suppe ;-).

        • Sein Herz blutet 😉 Aber das wird schon wieder, so, jetzt muss ich erstmal auf die Jagd 🙂

  2. Zack..und schon gekauft. Da bin ich blitzschnell.
    Einen zweiten Versuch habe ich mir in diesem Fall bis jetzt erspart. Dein Rezept ist sicher einen weiteren Versuch wert.
    Ich habe vorgestern zum ersten Mal Tofu selbst gemacht…ein würdiger Vertreter wie ich hoffe.

    • Hups, was gekauft, Tempeh? Tofu nach missboulettes Rezept? Und, schmeckt er wirklich deutlich besser als gekaufter?

      • Gekauft Tempeh! Schon länger her.

        Natürlich von der Miss.. 🙂
        Besser?? Ganz anders! auf jeden Fall gut!
        Mir schmeckt Tofu ja schon immer…allerdings nur von einer einzigen Firma.

        • Welche mag das sein? 😉 Bin gespannt, was du mit deinem Tofu anstellst…

    • Echt, Du hast Tofu selbst gemacht, Sybille? Postest Du das Rezept noch? Das ist ja spannend!

      • Das Rezept ist von missboulette!
        Ich war so beschäftig…es gibt keine Fotos. Außer vom fertigen Werkstück.
        Ich werde aber ganz sicher einen weitern Versuch starten und die Fehler vom Anfang vermeiden!! 🙂

      • Ah, danke für den Hinweis auf missboulette, dann schaue ich dort mal nach und versuche mal mit ;-).

  3. Tempeh? Kenn ich nicht, hab ich noch nie gehört. Aber deine Beschreibung klingt ja sehr gut! Schade, dass ich diese Woche schon im Asia-Laden war, aber beim nächsten Mal muss Tempeh mit nach Hause, falls ich den kriegen kann.

    Ich bin schon gespannt, was du mit der zweiten Hälfte der 400 g machen wirst.

    • Ja, mach das, lohnt sich wirklich! Für die andere Hälfte hab’ ich schon ein paar wilde Ideen 😉

  4. Das ist ja sowas von gemein! Suche seit M-O-N-A-T-E-N nach Tempeh. Weder in Asialäden, noch in irgend einem Bioladen bin ich fündig geworden. 🙁

    • Und vielleicht ein Onlineshop? Kann mir nicht vorstellen, dass es in der ganzen Schweiz kein Tempeh gibt 🙂

  5. Jetzt traue ich mich auch. Ich bin neulich um Tempeh im Bioladen geschlichen und fands jetzt auf den ersten Blick nicht so sympathisch. Kannst du beschreiben, wie er (es?) denn so schmeckt? Säuerlich? Pelzig? Herzhaft? Ich kann mir das so garnicht vorstellen. Aber so wie du hier schwärmst, muss es ja gut sein.

    • Also *tieflufthol* (ihr Gackerhühner ;-)), als ich an dem “rohen” Tempeh gerochen habe (bin ein extremer Geruchsmensch), roch er/es ganz schwach nach Bier. Roh probieren habe ich nicht gewagt, gebraten war er in der Tat ein wenig säuerlich (aber das lag am Orangen-Limettenbad). Pelzig? Wie schmeckt das? Nee, die Konsistenz war angenehm bissfest und absolut nicht zäh. Da er Fremdgeschmack so gut annimmt, kann man, vermutlich, ihn in jede gewünschte Richtung biegen. Ich würde ihn das nächste Mal auf jeden Fall knuspriger braten.

      • Wenn ich Deine gute Beschreibung mal gackernd ergänzen darf ;-): Scharf angebraten schmeckt er (wenn nur mit Salz und Pfeffer gewürzt) nussig mit einem Touch von Camembert. Man tunkt ihn dann in einen Dip, fruchtig-scharf passt gut.

      • Ah, ok! Dann muss ich mir das auch mal besorgen. Das nächste Mal greif ich im Laden zu!
        Irgendwie sieht es aus wie Serviettenknödel. 😉

  6. Vor Jahren hatte ich mal Tempeh….der war mir nicht als wiederholungswürdig im Gedächtnis geblieben – was ja durchaus auch an der Zubereitung liegen konnte. Da wird beim nächsten Einkauf im Asia-Shop wohl mal wieder ein Päckchen im Einkaufskorb landen…..

    • Unbedingt! Ist wirklich schmackhaft (und ernährungsphysiologisch wertvoll ;-)).

  7. Antje Radcke Antje Radcke

    Tempeh gehört zu den wenigen Lebensmitteln, die ich noch nicht probiert habe – und das trotz meiner inzwischen 28 Jahre Erfahrung als selberkochende Vegetarierin. Tststs… Dabei habe ich das noch nicht mal bewusst vermieden – muss wohl daran liegen, dass es tatsächlich nur sehr wenige kennen, noch weniger mögen und ganz wenige darüber schreiben 😉 Was mich überzeugt, ist deine Bemerkung, Tempeh nähme Fremdaromen besser an als Tofu. Das eröffnet Möglichkeiten… Danke für den heißen Tipp!

    • Gern geschehen .-) War für mich ja auch Neuland und es lohnt sich immer wieder, die zu betreten 😉

  8. In Wien leider noch nie in einem Asialaden entdeckt, aber ich werd wieder einmal auf die Suche gehen!

    • Komisch, hier gehören sie zum Standardrepertoire. Versuche es sonst online. Lohnt sich 🙂

  9. Ich habe vor vielen Jahren mal Tempeh vorgesetzt bekommen – ab da war das kein Thema mehr. Da ich hier keinen Asialaden vor Ort habe, komme ich auch nicht in Versuchung, den mal selbst zu kaufen – auch wenn du durch dein Rezept natürlich ein bisschen meine Neugier angestachelt hast, vielleicht lag’s damals ja doch an der Zubereitung? Glücklicherweise warten aber noch viiiieeele andere interessante Dinge auf’s Ausprobieren.

    • Das ist ein schlechte Ausrede 😉 Zur Not schicke ich dir ein Päckchen 🙂

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