Julia von German Abendbrot lud als Gastgeberin zur Weinrallye im Februar ein. Ihre Bitte an uns, alte Schätze auszugraben und einer erneuten Geschmacksprüfung zu unterziehen, leistete ich gern Folge. Als ich Herrn H. davon erzählte, meinte er sofort: “Mensch! Den Malbec von Alta Vista, den hatten wir ewig nicht.”
Als wir vor gut zehn Jahren in Kiel unsere ersten Weinseminare besuchten, probierten wir unter dem Motto “Übersee” zum ersten Mal auch Weine aus Argentinien. Rebsorten wie Carmenère, Bonarda und vor allem Malbec begeisterten uns sofort. Ganz besonders hatte es uns ein Malbec der Bodega Alta Vista angetan, von dem wir sogleich eine ganze Kiste mit nach Hause nahmen. Nur drei Jahre später standen wir mit unseren Fahrrädern tatsächlich vor dem Tor der Bodega in der Nähe von Mendoza.
Eigentlich wollten wir in Chile die Carretera Austral gen Süden radeln. Dann trafen wir in einem Hostel in Villarrica (Chile) eine Schweizerin, die uns fragte, ob wir nicht Lust hätten, mit ihr über die Anden zu fahren und die Siete Lagos (Sieben Seen) Region auf der argentinischen Seite zu erkunden. Ja, warum nicht. Schließlich wussten wir, dass nicht nur vorzügliche Steaks aus diesem Land kommen sollten. Die sieben Seen waren nach vier Wochen umrundet und der Norden Argentiniens mit Mendoza, Salta und den Wasserfällen von Iguazu wartete auf Entdeckung. Leider nicht mehr mit dem Fahrrad zu erreichen, dafür ist Argentinien einfach zu groß (Nord-Süd-Ausdehnung: 3.694 km), bzw. unsere Zeit dort zu kurz. Also stiegen vom Rad in den Bus und steuerten zuerst Mendoza an, nicht zuletzt um dort die heimischen Weinschätze zu heben. Wir wollten unbedingt eine Radtour in das Umland von Mendoza machen, um dort die Bodega Alta Vista zu suchen, deren Wein uns in so guter Erinnerung war. Wir fuhren kilometerweit an einem namhaften Weingut nach dem anderen vorbei. Bekannte Namen wie Trapiche, Norton oder Finchman lasen wir auf großen Schildern, die unseren Weg säumten. Das Wasser lief uns im Mund zusammen.
Schließlich fanden wir die Bodega Alta Vista. Obwohl gerade keine offizielle Führung stattfand, wurden wir freundlich empfangen und eingeladen, einige Weine zu probieren. Darunter befand sich ein Malbec Reserva von 2001 mit fast schon violetter Farbe. Er roch kräftig nach Beeren (Blaubeeren) und einem Hauch Pflaume mit einer leichten Schiefernote. Der erste Schluck offenbarte weiche, gut eingebundene Tannine und einen Hauch Vanille (12 Monate im Eichenfass, so erklärte man mir). Ich erinnnere mich noch ganz genau an diesen Moment. Der Wein haute mich nicht nur wegen der 15% Alkohol zur Mittagszeit um. Sein Geschmack übertraf den des uns bekannten und für herrausragend befundenen in Kiel erworbenen Malbecs um Längen. Ich muss gestehen, die Rückfahrt war ein wenig abenteuerlich. 😉
Wieder zurück in Deutschland war an exquisite Weine eine zeitlang nicht zu denken, da wir nach Beendigung unserer Weltreise etwas klamm waren. Es dauerte eine Weile, wieder Fuß zu fassen und sich neu zu orientieren. Wir landeten schließlich in Hamburg, fanden neue Weinhändler und den einen oder anderen guten Tropfen, den das Budget hergab. Auch argentinischer Malbec war dabei, doch leider keiner von Alta Vista. In Hamburg fast nicht zu bekommen, aber Herr H. streckte seine Fühler aus und kam gestern freudestrahlend nach Hause.
Zwar kein 2001er, aber hey, den bekommt man im freien Handel wahrscheinlich auch gar nicht mehr. Wir öffneten die Flasche und ließen sie eine gute Stunde stehen. Zum Essen tranken wir zunächst einen schlichteren Malbec, zur Einstimmung sozusagen. Dann kam der große Moment. Glas gefüllt, geschwenkt und geschnuppert und ah, Schiefernote, Blaubeeren (eindeutig!), Vanille. Einen Schluck probiert. Im Mund behalten. Langsam geschluckt. Argentinien im Glas. Die Erinnerung an den azurblauen Himmel, die Freundlichkeit der Menschen und an das gute Essen war schlagartig wieder da.
Fazit: Herr H. fragte: “Wollen wir eigentlich mal wieder nach Argentinien?” Und ich schmunzelte nur. Ein altes, neues Schätzchen, das wir uns inzwischen zum Glück auch gelegentlich leisten können und womit sich die Zeit zur nächsten Reise überbrücken lässt. 🙂
Was für eine schöne Reisegeschichte! Und sicherlich ein ganz toller Wein.
Danke, ja, der war ein absoluter Genuß 🙂
Wow! Entdeckt auf einer Weltreise. Das ist wirklich eine tolle Story. Vielen Dank für’s Mitmachen!
Danke 🙂
Eva! Eine tolle Geschichte! Zu ner Weltreise hab ich es bisher nicht geschafft und ich bezweifle, ob das jemals noch was wird … Und dann dieser Genuss nach all den Jahre, Ich kann mir vorstellen, wie ihr den geleckert und Fernweh bekommen habt. Aber ich hab mal geschaut. Zwar kein Preis für jeden Tag, aber an der Elbe sitzend, auf die Pötte guckend und gen Argentinien prostend kann ich mir das gut vorstellen…
Danke, ach, wenn du es wirklich willst, kommst du sicher auch zu einer solchen Reise 😉 Natürlich ist der gute Tropfen nicht unerschwinglich, aber unsere tägliche Weinpreisgrenze liegt doch deutlich tiefer 🙂 Das mit der Elbe ist eine gute Idee, vielleicht, wenn der Frühling endlich kommt!
[…] die Kochpoetin unter den Foodbloggern, hat “ihren” Wein auf einer Weltreise entdeckt! In Argentinien […]