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Socca und der Frikadellentest

socca

Manchmal können Herr H. und ich uns nicht darüber einig werden, was wir am liebsten abends verspeisen wollen. Seine Wünsche gehen oft mehr in die bodenständige, fleischlastige Richtung und ich will meist Gemüse und zwar viel, bitte. Die Socca war mir schon beim ersten Durchblättern des Kochbuchs* ins Auge gesprungen. Eine Art Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl und Eiweiß, belegt mit confierten Kirschtomaten. Hach. Dummerweise war in der Bücherhalle Der große Lafer** in meine Tasche gewandert (ich gebe einfach mal Micha die Schuld. Herr H. schlug ihn auf und war auf der Stelle verliebt, in die Rezepte, nicht in Herrn Lafer! “Soll ich dir die Rezepte markieren, die du nicht nachzukochen brauchst?” Und während er noch unschlüssig blätterte, bereitete ich schon mal die Socca vor.

Für die Socca (2 Stück, Durchmesser ca. 20 cm):

  • 150 g Kirschtomaten, halbiert (ich: 2 große Strauchtomaten in 1 cm dicke Scheiben geschnitten)
  • Salz, schwarzer Pfeffer, Olivenöl
  • 400 g weiße Zwiebeln, in dünne Ringe geschnitten (ich: 4 Lauchzwiebeln, in Ringe geschnitten)
  • ein Spitzer Weißweinessig
  • 1 EL Thymianblättchen (ich: Zitronenthymian)
  • (ich: 2 Stangen Sellerie, in Scheiben geschnitten, 1 rote Spitzpaprika, in kurze Streifen geschnitten)
  • 115 g Kichererbsenmehl (Gram Flour)
  • 225 g Wasser
  • 1 Eiweiß, steif geschlagen mit einer Prise Salz

Ich legte Tomatenscheiben, Sellerie und Paprika auf ein mit Backpapier belegtes Blech, beträufelte alles mit Olivenöl, gab Pfeffer, Salz und Zitronenthymian und gab das Blech für eine halbe Stunde in den auf 130°C vorgeheizten Backofen. Dann verrührte ich das Kichererbsenmehl gründlich mit dem Wasser, einem TL Olivenöl, einer guten Prise Salz und etwas Pfeffer und hob den Eischnee vorsichtig unter den Teig. Anschließend briet ich die Lauchzwiebel bei schwacher Hitze, bis sie glasig wurden und gab einen Spitzer Weißweinessig hinzu. Zum Schluss gab ich die Hälfte des Teigs in eine stark erhitzte Pfanne mit reichlich Olivenöl. Nach 2 Minuten erschienen Bläschen auf der Oberseite. Der Teig war gestockt und ich wendete den Pfannkuchen und briet ihn noch eine gute Minute. Nachdem der zweite Pfannkuchen gebacken war, belegte ich beide mit Lauchzwiebeln und konfiertem Gemüse und ließ sie im warmen Ofen ruhen.
Herr H. hatte sich derweil für klassische Frikadellen entschieden, man könne die Güte eines Kochbuchs am besten durch ein Rezept testen, zu dem man bereits viele Referenzen habe. Wir waren gespannt, wie Herr Lafer abschneiden würde.

Für die Frikadellen:

  • 1/2 altbackenes Brötchen mindestens 10 Minuten in 50 ml lauwarmer Milch eingeweicht
  • 50 g durchwachsener Speck, fein gewürfelt
  • 1,5 Schalotten, fein gewürfelt
  • 1 Knoblauchzehe, fein gewürfelt
  • 10 g Butter (darin Speck, Schalotten und Knoblauch andünsten)
  • 250 g gemischtes Hack
  • 1/2 Ei Gr. M (ich: ein Ganzes)
  • 1/2 TL mittel scharfer Senf
  • Salz, Pfeffer, je 1 Zweig Thymian/ Rosmarin

Herr H. briet Speck und Zwiebeln an und, nachdem die Mischung etwas abgekühlt war, vermengte er alle Zutaten und formte 6 Frikadellen, die er anschließend zunächst bei starker Hitze in Butterschmalz beidseitig anbriet und anschließend bei noch ca. 7 Minuten mit den Kräutern bei milder Hitze garte. Ich nahm die warmem Socca aus dem Backofen. Laut Ottolenghi übrigens eine Nizzaer Spezialität und wir schwelgten.

Fazit: Die Socca hat mich restlos begeistert. Nussig, luftig leicht und ich könnte mir auch durchaus andere Beläge dazu vorstellen. Die wird es sicher noch öfter geben. Relativ schnell gemacht ist sie zudem! Die große Überraschung für Herrn H. war sicherlich das Kochbuch von Johann Lafer. Der Name löste bei ihm in der Vergangenheit immer leichtes Naserümpfen aus, da er ihn mit langweiligen Gerichten längst vergangener Zeiten aus dem Land der betagten Fernsehköche verknüpfte. Doch sieh an, es müssen nicht immer gehypte Newcomer sein, die pfiffige Wendungen zu bieten haben. Auch Kochurgesteine bringen durchaus frischen Wind in die Küche. Der Frikadellentest wurde auf jeden Fall bestanden.

* Genußvoll Vegetarisch Yotam Ottolenghi

**Der große Lafer – Die Kunst der einfachen Küche Johann Lafer

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  1. Was für eine geniale Idee zwecks Eiweiß verbrauchen. Den Begriff Socca kannte ich vor Herrn Ottolenghi gar nicht.
    Herrn Lafers Frikadellen klingen sehr nach Wiener Fleischlaberln, nur nehmen wir rustikale Zwiebel und nicht elegante Schalotten, Rosmarin kommt auch nicht rein. Aber dein H. hat recht: Man sollte wirklich schon bekannte Rezepte zwecks Vergleich testen. Ich werde mir den Rat zu Herzen nehmen.

    • Das mit der Eiweißverwertung passte mir auch sehr gut 🙂 Ist der Lafer nicht Österreicher? Ja, hab’s nachgeschaut, also kein Wunder 🙂 Und der rosmarin wurde ja nur als Zweig mitgebraten. Bin gespannt auf deinen ersten Test! Schönes Wochenende.

  2. Das ist ja eine tolle Idee, Kichererbsen-Pfannkuchen-Pizza! Das sieht so aus, als würde uns das spitzenmäßg schmecken, das wird nachgebacken!

    • Ja, wie gesagt, hat mich auch spontan begeistert! Viel Spaß beim Brutzeln! (Hätte nie gedacht, dass mir Ottolenghis Rezepte so zusagen würden… ;-)).

  3. Ich habe noch Kichererbsenmehl da von meinen Kichererbsenwaffeln nach Rauter, die ich ganz fürchterlich fand. Dein Pfannkuchenrezept klingt nach einer guten Verwendungsmöglichkeit dafür.
    Denn auch die restlichen Zutaten für den Belag sind ganz nach meinem Geschmack.
    Ich muss langsam mal meine ganzen angefangenen Bestände aufbrauchen, die sich im Laufe der Zeit so angesammelt haben. 😛
    Liebe Grüße,
    Mari

    • Ich habe mir auch erstmal ein Einkaufsverbot auferlegt. Mein Vorratsschrank quillt über 🙂 Die Pfannkuchen sind köstlich! Hoffe, sie gefallen dir auch! Liebe Grüße Eva,

      • Gestern habe ich mich an den Pfannkuchen versucht. Schöne Konsistenz,aber ich vermute, ich mag kein Kichererbsenmehl. Ich habe den Rest des Mehls nun weiterverschenkt.
        Dazu habe ich noch den Tahin-Joghurt-Dip ausprobiert. Das geht schon eher in meine Richtung, Allerdings konnte ich es dann doch nicht lassen und habe dem Dip einen Spritzer Sojasoße hinzugefügt.
        Ich muss wohl öfter exotisch kochen, um meinen Geschmackshorizont zu erweitern.
        Liebe Grüße,
        Mari

        • Sojasauce kann ich mir gut in dem Dip vorstellen und man muss ja nicht alles mögen! Ich hasse z. B. hart gekochte Eier *schüttel*. Ich finde, du kochst schon ziemlich exotisch 😉
          Liebe Grüße
          Eva

    • 🙂 Ja, du bist mir auch schon öfter zuvor gekommen…

  4. Die Soccas habe ich auch – allerdings schon länger her – gemacht und wirklich für gut befunden. Und ich bin schon gespannt, was ihr euch als nächstes aus dem Laffi-Buch raussucht. Tolle Bilder, oder? Die Last der Anstiftung zum Bucherwerb trage ich gerne 😉

    schönes Wochenende und viele liebe Grüße

    • Wie gesagt, es sind nur Rezepte markiert, die ich nicht kochen soll (und es sind nicht viele ;-)). Aber ich werde sie wohl nicht alle verbloggen… Dir noch einen schönen Sonntag!

  5. Die Socca gefällt mir, vor allem kann man sie ja belegen, wie man will, und das klingt nach einer guten Verwertung für Gemüse … und die Fleischlaberl machen wir Österreicher anscheinend alle ziemlich gleich 🙂
    Ein neues Kochbuch geht bei mir derzeit leider gar nicht – ich hab zwei neue daheim liegen, aus denen ich noch gar nix nachgekocht habe, und vorher gibts keine neuen!

    • Freut mich, dass sie dir gefällt! 🙂 Ich kaufe diese ganzen Kochbücher übrigens nicht. Sie sind sozusagen nur für eine Weile zu Gast und dann leihe ich mir in der Bücherhalle wieder neue aus und habe den Platz in der Wohnung für mich 😉

  6. Socca werde ich definitiv auch mal ausprobieren (Kichererbsen mag ich in jeder mir bekannten Zubereitungsart). Danke fürs Auswahlkochen und Vorsortieren der Ottolenghi-Rezepte 😉

    • Gern geschehen. Und da kommen bestimmt noch einige 😉 Ich mache gern den Vorkoster (nur Blumenkohl kommt mir immer noch nicht ins Haus…)

  7. Mmh, die Socca sieht gut aus. Sollte ich glatt mal wieder durchblättern.. dieses Kochbuch da ;).

    • Ja, das enthält wirklich jede Menge Schätze! 😉

  8. Endlich mal was, was ich den Kindern und uns gleichzeitig hinstellen kann, ohne, dass gemeckert wird! Toll, wird gemacht!

    • 🙂 Die Kinder kriegen die Frikadellen, oder? 😉

  9. Sobald ich wieder aus dem Tessin zurück bin, besorge ich mir Kichererbsenmehl, denn diese Socca gefällt mir ausgesprochen gut.
    Liebe Grüße

    • Das freut mich 🙂 herzlich willkommen!

  10. […] Socca gab es im Hause H. schon eine Weile nicht mehr. Dabei schmeckten sie uns einst wirklich gut. Kürzlich sah ich bei Robert/ lamiacucina eine Variante mit zwei Neuerungen, die ein sofortiges Nachkochen unabdingbar machten. Zum einen das Rösten des Kichererbsenmehls, das den fertigen Küchlein den muffigen Hülsenfrüchtecharme austreiben sollte und zum anderen der Trick von Mme Pic, frische Ananaswürfel im Ratatouille. Herr H. konnte aufgrund von Abwesenheit keinen Einspruch erheben. Außerdem musste das restliche Kichererbsenmehl endlich verbraucht werden. Also machte ich mich sogleich ans Werk. […]

  11. […] Knusper sorgten Lamm”burger” und Gremolata. Selbst Herr H., der normalerweise auf seine Lieblingsfrikadellen nichts kommen läßt, musste zugeben, dass die Idee Joghurt statt Ei zu verwenden für einen sehr […]

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