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Vernudelte Artischocken

Artischocken-Ravioli14

Es scheint, als könne ich die Finger nicht von aufwändigen Zubereitungen lassen. Im Kühlschrank lagerten seit zwei Tagen zwei Artischocken, die ich eigentlich im Ganzen gegart mit einer Vinaigrette servieren wollte. Bislang passten sie jedoch nicht zu den gekochten Gerichten und ich machte mir Sorgen, dass die Artischocken verderben könnten. Eine umfassende Recherche zu ihrer Lagerfähigkeit hatte keine eindeutigen Ergebnisse erbracht, aber allzu langes Lagern bekommt frischem Gemüse im Allgemeinen nicht. Ich erinnerte mich, kürzlich ein Rezept für Ravioli mit Artischocken-Ziegenkäse-Füllung* gelesen zu haben und schritt zur Tat.

Für den Ravioliteig:

  • 120 g Weizenmehl 405 er
  • 30 g Semola di grano duro rimacinata
  • 1 Ei + 1 Eigelb Gr. L
  • 1 Pr. Salz
  • 1 TL Olivenöl

Ich vermengte zunächst alle Zutaten grob mit einem Löffel und knetete den Teig danach gut 10 Minuten lang von Hand. Anfangs war er arg hart und krümelig, aber ich widerstand der Versuchung, etwas Wasser zuzugeben und nach einigem Kneten wurde der Teig schön glatt und elastisch. Ich stellte ihn abgedeckt in einer Schüssel für eine Stunde beiseite.

Für die Artischocken-Ziegenkäse-Füllung:

  • 2 Artischocken (etwas größer als Tennisbälle)
  • 1 unbehandelte Zitrone, Saft und Schale
  • 1 Zitrone, halbiert
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 Knoblauchzehe, zerdrückt
  • einige frische Thymianzweige (ich: Zitronenthymian)
  • Meersalz, schwarzer Pfeffer
  • 150 g weicher Blauschimmel-Ziegenkäse (ich: 100 g Ziegenfrischkäse)
  • 25 g Parmesan (ich: 40 g alter Ziegengouda)
  • 15 g Pinienkerne, geröstet
  • 1 Handvoll frisches Basilikum
  • (ich: 1 TL rosa Beeren, gemörsert)

Artischocken-Füllung

Ich füllte einen großen Topf mit Wasser und gab Zitronensaft, die ausgepressten Zitronenhälften, das Lorbeerblatt, Knoblauch, Zitronenthymianzweige, 1 EL Salz und ein paar Umdrehungen Pfeffer hinein. Dann halbierte ich die Artischocken waagerecht, schnitt das holzige Ende des Stiels ab, schälte den saftigen Teil und entfernte die äußeren Blätter und das Heu. Die geputzten Artischocken legte ich in den Topf, bedeckte sie mit einer Scheibe Backpapier und beschwerte ihn mit einem passenden Teller. Nach 15 Minuten waren die Artischocken weich geköchelt. Ich ließ sie im Kochsud auskühlen.
Herr H. hatte unterdessen die Pinienkerne geröstet und fein gehackt, den Ziegengouda gerieben und das Basilikum ebenfalls fein gehackt. Ich nahm die Artischocken aus dem Kochsud und ließ sie auf Küchenkrepp abtropfen. Einige der äußeren Blätter waren noch sehr fest. Wir verputzten sie direkt, auch ohne Vinaigrette ein Hochgenuss! Die gesäuberten, getrockneten Artischocken würfelte ich klein und gab sie dann mit der abgeriebenen Zitronenschale und den rosa Beeren zu der Käsemischung. Während Herr H. kleine Kugeln drehte, kümmerte ich mich um den Ravioliteig.

Ravioli serie

Zunächst gab ich ihn mehrfach, immer wieder gefaltet durch die größte Stufe meiner Nudelmaschine, um ihn zu kneten. Dann rollte ich ihn Stufe für Stufe bis zur kleinsten aus. Der Teig war wunderbar elastisch und hauchzart. Wenn ein langer Steifen fertig war, halbierte ich ihn, markierte mit dem 7,5 er Dessertring die Ravioli, bestrich die äußeren Ränder mit wenig Wasser und legte die Kügelchen mittig auf. Anschließend legte ich die andere Bahn darüber, drückte sie vorsichtig an und stach die Ravioli aus. Herr. H. entfernte mit einer Stecknadel die noch vorhandenen Luftblasen und legte die fertigen Ravioli auf ein mit Grieß bestreutes Brett. Die Füllung reichte bei mir für 24 Ravioli, den restlichen Teig schnitt ich zu Tagliatelle. Bevor ich die Ravioli 2 – 3 Minuten in siedendem Wasser gar ziehen ließ, bereitete ich noch einen Salat, so ganz ohne Gemüsebeilage geht es bei mir einfach nicht.

Für den Fenchelsalat*:

  • 1/2 Zitrone, Saft
  • 3 – 4 EL Olivenöl
  • 1/2 Fenchel, mit dem Sparschäler in dünnste Scheiben gehobelt
  • 6 Radieschen, fein geschnitten
  • 6 Cherrytomaten, geviertelt
  • 1 EL frische Minze, gehackt
  • 1 EL Petersilie, gehackt
  • 1 Handvoll Kalamata-Oliven, entsteint (ich: grüne Riesen)
  • Shisosprossen nach Belieben
  • Salz, schwarzer Pfeffer

Ich löste zunächst Salz und Pfeffer im Zitronensaft auf, mogelte eine Prise braunen Zucker hinein und hobelte den Fenchel über das Dressing. Ich hätte nie gedacht, dass man Fenchel mit einem Sparschäler so fein schneiden könnte. Die Streifen waren gerade 1 – 2 mm dick. Danach schnitt ich Tomaten und Radieschen und gab sie mit Oliven und den Kräutern zum Fenchel. Umgerührt. Fertig.

Artischocken-Ravioli12

Fazit: Umwerfend köstlich. Ich glaube, dass waren die bislang besten Ravioli, die ich je gegessen habe. Der Teig war hauchzart und in der Füllung verbanden sich Ziegenkäse und Artischocken zu einer cremig-säuerlich-zartbitteren Aromenkomposition. Wir genossen sie einfach mit etwas bestem Olivenöl und wenigen rosa Beeren. Auch Herr H. seufzte nach dem Essen zufrieden und bemerkte, dass er durchaus noch einige Ravioli mehr hätte verdrücken können.

* Die neue vegetarische Küche Maria Elia

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  1. Du wirst langsam meine Spezialistin für aufwändige Zubereitungen 🙂 Außerdem habe ich mir vorgenommen, mir ein Beispiel an dir zu nehmen. Ich versemmel grade alle Nudelteige, weil ich zu ungeduldig bin und zu viel Flüssigkeit zugeben, grummel.
    Ach so….die Ravioli, die sehen wunderbar aus!

    • 😉 Danke. Ja, ich musste mich echt zwingen, do bröselig war der Teig anfangs…

  2. Oh, das käme jetzt gerade recht zum Mittagessen. Her damit! 😉

  3. Wenn ich wieder mehr Zeit zum Pasta machen habe, dann wäre das auch was für uns. Schön, wie ihr immer zu zweit kocht!

    • Keine Zeit zum Pastamachen? Schade… zuviel Gartenarbeit, nicht wahr?
      Zu zweit macht es mehr Spaß und die Arbeitsteilung macht uns deutlich schneller 😉

  4. Ziegenkäse! Dabei!!! Genau meins 🙂
    Sehen ganz toll aus und schmecken bestimmt auch sehr lecker!

    Und natürlich gab es diese Woche keine Artischocken auf dem Markt :-/

    • Danke, Sandra. Stimmt, du warst großer Ziegenkäsefan .;-)
      Keine Artischocken? Aber dafür bestimmt jede Menge andere Leckereien, oder?

  5. Ganz tolle Idee mit der Artischocken-Füllung, und wunderschön sehen sie aus (und auch ein bisschen lustig – mit dem sehr erhabenen Bauch in der Mitte musste ich ein bisschen an den kleinen Prinzen denken, das Bild mit der Schlange die irgendwas verschluckt hat, ich weiß nicht mehr was ;-)).

    • Danke Claudi! Stimmt, jetzt wo du es sagst. Ich dachte eher an Falten…
      Ja, die waren echt richtig köstlich. Ich hatte zwar ein klitzeklein wenig ein schlechtes Gewissen, weil ich die schönen Artischocken nicht pur genossen habe, aber ein paar Blättchen sind ja abgefallen…

  6. oh wie lecker. Wenn ich nochmal an Artischocken komme und etwas Zeit übrig habe… 🙂

    • Soo viel Zeit brauchst du gar nicht, wenn du einen fleißiger Helfer hast. 😉

      • Am Wochenende habe ich dann auch mal einen fleißigen Helfer und mehr Zeit, unter der Woche kommt er leider immer zu spät nach Hause…

        • Das ist hier ganz genauso. Aber manchmal raffen wir uns noch auf und backen. 🙂

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