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Curryspätzle

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Als echtes Nordlicht hatte ich bislang wenig zu tun mit dem Klassiker der schwäbischen Küche: Spätzle. Ein Nudelteig, der sich nicht ausrollen lässt. Seltsam. Dazu noch der mühsame Vorgang des Vombrettschabens. Nein. Sowas musste ich nicht unbedingt ausprobieren, zumal sie im Schwabenland gern nur mit Käse geschichtet serviert werden, nichts für eine gemüseaffine Kochpoetin. Dachte ich. Dann blätterte Herr H. im “großen Lafer” und rief begeistert, Curryspätzle, die müssen wir unbedingt machen! Zum Glück schob sich das ein oder andere Kochprojekt vor. Bis ich letzte Woche irgendwann wieder in dem Buch blätterte. Lafer schreibt, “was ich aus meiner Zeit als Kochlehrling kenne und immer hasste, erspare ich ihnen: das mühsame Spätzle schaben vom Brett. Nehmen Sie Pressen, dann gibt es schneller was zu essen.” Nun gut. Eine Spätzlepresse besitze ich natürlich nicht, aber eine Kartoffelpresse und die funktioniert doch ähnlich, oder?

Für die Curryspätzle:

  • 1 TL Currypulver
  • 1/2 TL Kurkuma
  • 200 g Spätzlemehl (405 er gemischt mit Weizendunst)
  • 2 Eier Gr. M, 1 Eigelb
  • Salz und Muskat nach Belieben

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Ich gab das Mehl in eine Schüssel, drückte eine Mulde in die Mitte und ließ Eier, Eigelb, Gewürze und einen halben Teelöffel Salz hineingleiten. Dann verrührte ich es von der Mitte ausgehend gründlich und rieb eine Prise Muskat über den Teig. Anschließend schlug ich den Teig mit dem Holzlöffel, bis er große Blasen warf. Da er mir noch zu fest vorkam, gab ich noch etwas Wasser hinzu. Der Teig ist gut, wenn er zäh vom Löffel fließt, ohne zu reißen.
Inzwischen, ich hatte mal wieder zu spät mit dem Kochen begonnen, war Herr H. nach Hause gekommen. Hocherfreut darüber, endlich an seine Spätzle zu kommen, nahm er sogleich den Platz am Schneidebrett ein.

Für das Gemüse:

  • 2 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten
  • je 1/2 rote und gelbe Paprika, in feine Streifen geschnitten
  • 2 mittlere Möhren, in dünne Stifte geschnitten
  • 2 Stangen Staudensellerie, in feine Ringe geschnitten
  • 1 kleine Ecke Weißkohl, in feinste Streifen geschnitten
  • 1 handvoll Edamame
  • 200 g Tofu (ich: Räuchertofu, anderer war aus), in mundgerechte Happen geschnitten

Für die Sauce:

  • 1 rote, mittelscharfe Peperoni, in Würfel geschnitten
  • 1 kleine Knoblauchzehe, in Würfel geschnitten
  • 1 entsprechend großes Stück Ingwer, in Würfel geschnitten
  • 1 EL Tamarindenmus
  • 1 EL Sojasauce
  • 1 TL Tomatenmark
  • 1 TL Palmzucker, fein gehackt
  • je 1/2 TL Kumin und Koriander, geröstet und gemahlen

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Ich schwitzte zunächst Knoblauch, Ingwer, Lauchzwiebeln und Peperoni kurz an, fügte alles Gemüse hinzu und pfannenrührte bei mittlerer Hitze, bis das Gemüse gar, aber noch knackig war. Das dauerte ca. 10 Minuten. Dann gab ich die zusammengerührten Saucenzutaten hinein, rührte und band mit etwas in Wasser aufgelöster Speisestärke. Fertig. Ich parkte die Pfanne im vorgewärmten Backofen. Nun war der Moment der Wahrheit gekommen. Das Spätzlewasser kochte und ich presste die erste Portion Teig  hinein. Nach 1-2 Minuten schwammen die fertigen Spätzle oben. Ich schöpfte sie ab, spülte sie kurz unter eiskaltem Wasser und gab sie in eine Schüssel. Herr H. entfernte einige Verklumpungen, die durch den seitlich gepressten Teig entstanden waren, während ich die weiteren Portionen Spätzle kochte. Zuguterletzt gab ich die Spätzle in die Gemüsepfanne und erwärmte alles noch einmal gemeinsam. Herr H. briet unterdessen den Tofu knusprig an.

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Fazit: Die Konsistenz der Spätzle war laut Herrn H. genau richtig. Er musste es wissen, hatte er doch seinerzeit original aus Schwabenhand geschabte Käsespätzle kosten dürfen. Die Zugabe von Tomatenketchup zu der recht trockenen Angelegenheit war als Frevel strikt abgelehnt worden. Das herrlich knackige Gemüse hingegen passte bestens, allein der Räuchertofu dazu überzeugte uns nicht. Den ersetzen wir nächstes mal durch ungeräucherten oder lassen ihn einfach komplett weg.

Leicht modifiziert aus: Der große Lafer – Die Kunst der einfachen Küche Johann Lafer

35 Kommentare

  1. Die schauen sehr lecker aus!

    Bei uns gibt es nächste Woche mal wieder SALATWOCHE, darauf steht ER total und ich glaube, als Curry-Liebhaber könnte ich ihn mit einem Spätzle-Salat sicherlich glücklich machen 🙂

    Das Gemüse vielleicht kurz anbraten, alles abkühlen lassen und mit dem Sösschen vermengen – könnte etwas werden – ich werde berichten 😀

    • Mach das, ich bin gespannt. Eine ganze Woche lang nur Salat? Naja, wenn Nudel- oder Reissalat dazu zählen, ist es ja nicht ganz so hart. 😉

      • Ja, die zählen auch dazu 😀

        Diese Woche hatten wir bzw. mehr ER auch schon eine Salat-Woche und er will nächste Woche unbedingt noch eine… Er liebt Salat.
        Es standen/stehen diese Woche auf dem Tisch: griechischer Salat mit Feta, Taco-Salat, Nudelsalat mit Thunfisch und heute gibt es ital. Salat. Und morgen wird gegrillt – ich habe mich durchgesetzt 😉

        Aber ich koche mir zwischendrin auch gerne extra, so wie die Curry-Suppe mit Hühnchen diese Woche, statt Taco-Salat, ich koch ja gerne ^^

        • Wie ungewöhnlich,ein Mann, der Salate so sehr liebt… Herrn. H. kann ich nur mit japanischem Nudelsalat hinter dem Ofen vorlocken. Grünzeugs isst er zwar auch, aber er bettelt nicht darum. 😉

  2. Ich werde dne Verdacht nicht los… dass wir in Geschmacksfragen Zwillinge sind, die durch fatale Umstände seit der Geburt getrennt sind… wie es dabei zu einem klitzekleinen Altersunterschied kommen konnte, vernachlässigen wir an dieser Stelle mal… jedenfalls: Sakrament! Das klingt GUT! Echt! Allein die Liste Deiner Rezepte nachzukochen (und dann nochmal und nochmal, weil sie eben so lecker sind…), wird mich JAHRE kosten…

    • 🙂 Danke! Und dann kommt auch noch ein Urlaub dazuzwischen… Falls es dich tröstet, meine “mentalen” Listen erstrecken sich auch über gefühlte Kilometer und oft kann ich mich nicht entscheiden, was ich denn nun ausprobieren will und dann gibt es einfach Pizza, Sushi oder Chili…

  3. Na sowas – da bist du mir ein wenig zuvorgekommen 😉 Angesichts meines beachtlichen Zwiebelvorrats beschloss ich vor ein paar Tagen, mal wieder Käsespätzle zu machen. Und ehrlich gesagt, einfach mit Zwiebeln und Käse geschichtet und im Ofen leicht geschmolzen mag ich sie am liebsten (aus der Spätzlepresse, nicht geschabt). Und dazu gibts eine große Schüssel frischen Salat.
    Nun hast du mich motiviert, das Projekt Spätzle schnellstmöglich umzusetzen.Ich werde aber sicher bei meiner einfachen Version bleiben – obwohl deine auch sehr lecker aussieht! (Momentan sitze ich allerdings in einem Hotelzimmer in Markt Schwaben,- was mit Schwaben und den Spätzle nix zu tun hat – und warte auf meinen Einsatz als Seminarleiterin.).

    • Ja, ich bin manchmal fix. 😉 Du hast sogar eine richtige Spätzlepresse, wow. Wie gesagt, das mit dem Käse wäre nicht so unbedingt meins, da würde ich mich eher an den Salat halten, vor allem mit den leckeren Blüten und Kräutern aus deinem Garten.
      Markt Schaben, wo mag das sein? Wünsche dir auf jeden Fall einen erfolgreichen Tag!

  4. Räuchertofu find ich auch wenig lecker 😉 der Räuchergeschmack ist so komisch und dominant. Der Rest sieht allerdings sehr gut aus 🙂

    • Danke, Britta. Das kommt auf den Räuchertofu an. Dieses Exemplar war ein sehr mild geräuchertes von Taifun, aber es passte trotzdem nicht. Hühnchen könnte ich mir hingegen gut dazu vorstellen, aber es ginge auch ohne alles. 🙂

  5. Käs-Spätzle sind bei uns das allerbeliebteste Kinder-Mittagessen. Aber mal so ganz anders, sind sie auch was für mich.
    Schaben kann ich auch nicht…..manchmal denke ich, daszu muss man schwäbisch-badische Gene haben 😉

    • War klar, dass Kinder Käs-Spätzle lieben. 🙂 Dürfen sie denn Ketchup dazu nehmen oder bist du da streng?
      Tja, solche Gene habe ich definitiv nicht, aber es ging auch mit der Kartoffelpresse ganz gut.

  6. Die Herstellung von Spätzle war bei uns mal Thema im Erdkundeunterricht, weil der Lehrer ein Schwabe war. An viel kann ich mich nicht mehr erinnern, nur daran, mit welcher Begeisterung der Lehrer seinen Unterricht gehalten hat. 😛

    Euer Essen sieht sehr lecker aus. Vor allem so auf dem schwarzen Teller angerichtet.
    Liebe Grüße, Mari

    • Danke, Mari. 🙂 Ich hatte zwar keinen schwäbischen Erdkundelehrer, aber einen Arbeitskollegen, der auch permanent das Essen seiner Heimat in den höchsten Tönen lobte. Damals interessierte ich mich noch nicht für’s Kochen und war reichlich genervt^^, was ihn jedoch nicht davon abhielt, weiter zu schwärmen…

  7. Spätzle schaben find ich auch blöd. Da hab ich Glück, denn ich bin Wienerin, wir machen Nockerl, also die runde Variante, und die kann man ganz toll durch ein Nockerlsieb streichen. Die Idee mit der Erdäpfelpresse ich aber toll! Also falls ich mal in die Situation komme, dann versuche ich das.

    Das Foto, wo du die Spätzle durch die Erdäpfelpresse drückst, find ich sehr schön.

    • Danke, Susi, Herr H. hatte seinen Spaß am Paperazzo spielen. 😉
      Ein Nockerlsieb, interessant. Ist der Teig denn ähnlich zähflüssig? Ich werde mich gleich mal bei dir umsehen, du hast sicher schon ein Nockerlrezept gepostet. 🙂

  8. Curry-Spätzle – das ist ja schon ein krasses Kombinationspaket, erzähl das mal einem Urschwob 😉 Aber da ich Curry liebe, will ich mal nicht ganz so dogmatisch sein. Mit dem Gemüse kann ich mir das sogar gut vorstellen, dazu dürfte sich bei mir gerne noch etwas saftiges Hähnchenfleisch gesellen. Wenn ich nicht schabe, hoble ich übrigens 🙂

    • Aha, nix pressen. Du bist also Urschabe? Vermutlich bekommen sie durch’s Schaben auch noch eine feinere Konsistenz, oder? Das mit dem Hähnchen habe ich für nächstes Mal auch schon fest vorgemerkt. Paar Tütchen Brust sind vom Riesenhuhn ja noch übrig. 😉

      • In Schwaben geboren und aufgewachsen, allerdings von Eltern mit “Migrationshintergrund” (Baden und Hunsrück), von daher sicher kein Urschwabe 😉

        • Migrationshintergrund 😀
          Aber durchaus verwurzelt, witzig, ich dachte bislang immer, du seist bayrisch.

  9. Es sieht sehr apetitlich aus.
    LG
    Nesrin

  10. Ich bin eine große Spätzle-Liebhaberin und esse sie ja am liebsten so wie von Antje beschrieben – mit der Spätzlepresse gemacht und mit viel gebratenen Schalotten und Käse vermengt, Gewürze flexibel und eine ordentliche Portion Salat dazu. Deine Curry-Variante finde ich auch sehr interessant! Mmmh…

    • Danke, Claudia. Ich weiß, meine Variante ist eher gewöhnungsbedürftig für wahre Spätzlefans, aber es reizt mich manchmal sehr, Gewohntes in ungewohnter Umgebung zu präsentieren. 😉

      • Du sagst es – Traditionelles zu verändern macht viel Spaß! Gerade bei neutralen Dingen wie Nudeln, die passen sich ja an Vieles an. Ich mache Spätzle auch gern mal arabisch (wir haben da ja seit einer Weile so eine Phase), mit Kichererbsenmehl und Cumin, und der Käse ist dann Feta statt Emmentaler. Deine Gemüse-Curry-Version finde ich wie gesagt ebenfalls sehr inspirierend.

        • Aha, die arabische Phase. 😉 Ich neige im Sommer eher der schlichten italienischen Küche zu. Es ist, als wären so viele Düfte um mich herum von allerlei Blühendem und Wachsendem, dass ich im Essen kaum Gewürze mag… die Spätzle gab’s in einer kühlen Phase. 🙂

  11. Als Westfale der im Badenerland lebt, esse ich ja sonst auch kaum Spätzle. Durfte ich auch nie zubereiten, solange meine Söhne daheim am Tisch saßen. Badische Knöpfle ja, – aber Spätzle? (Sie sind für ein freies Baden) Deine Curryspätzle sehen aber fantastisch aus! Die würde ich auch essen. Auch die knackigen Gemüse passen hervorragend dazu.

    Grüße vom See ans Meer! (HH liegt doch Meer?)

    • Danke, Toettchen!
      Freies Baden? Ich dachte, die Kleinstaaterei sei von der Globalisierung abgelöst. 😉 Siehst du. Und das mit dem Westfalen hatte ich wahrgenommen, nicht jedoch, dass du in Baden lebst. Da habt ihr auf jeden Fall enorme klimatische Vorteile…
      Hamburg liegt übrigens eher an der Elbe als am Meer, aber dorthin ist es nicht allzu weit, das stimmt, obwohl, für uns schon, da wir kein Auto besitzen und mit dem Rad ist man schon einige Stunden unterwegs.
      Liebe Grüße an den (Boden-?)See

      • Richtig: Ach tut’s mir im Herze weh, wenn ich im Glas den Boden_see. Und das ist nun wirklich keine Kleinstaaterei. Sollte Dich Dein Weg einmal an den Bodensee führen, finde ich sogleich einen Chor, der Dir als Willkommen das Badnerlied singt, die Badner Farben am Mast hochzieht und Dir mit einem Augenzwinkern die schlimmsten (Vor-) Urteile gegenüber den Schwaben ins Ohr flüstert.

        • Auf dein Angebot komme ich gern zurück. 😉 Und in der Tat wartet besagter See noch darauf, von uns umradelt zu werden…

  12. Bei uns gibt es ja keine Spätzle sondern Knöpfli (wir halten es da wie die Badener), wir pressen die Dinger durch ein Lochsieb. Schmecken tun mir aber alle, ob Spätzle oder Knöpfli, Hauptsache es gibt davon eine grosse Schüssel voll.

    • Die enge Verwandtschaft habe ich bei meiner Recherche vorab gesehen. Ist der Knöpfliteig auch so weich? Und ganz gewiss gibt es eher einen guten Käse dazu und kein Curry… 😉

  13. […] umwickelte die äußeren Löcher der Kartoffelpresse fest mit Klebeband, da mir der Teig dort beim letzten Mal unschöne Klumpen gebildet hatte. Als das Wasser zu kochen begann, presste ich den Teig […]

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