Vor Monaten brachten meine Schwiegereltern uns bei einem Besuch eine nordische Spezialität mit, geräucherte Matjesfilets. Die 400 g Packung weilte einige Tage im Kühlschrank. Ich war völlig ratlos, was ich damit anfangen sollte und fror sie schlussendlich ein. Kürzlich entdeckte ich beim Stöbern bei Toettchen kleine “Schlampereien” oder Tapas zu gut Neudeutsch. Die gerollten Matjeshälften auf den kleinen Plinsen, so hießen die köstlichen Puffer meiner Kindheit, von denen ich locker neun mittelgroße verdrücken konnte, oder schlicht Reibekuchen sahen so appetitlich aus, dass ich die Matjes aus ihrem Eisschlaf weckte und die beste Nachbarin zum Abendessen einlud. An Plinsen hatte ich mich bislang noch nicht herangewagt. Also los!
Für die Kartoffelplinsen, -puffer:
- 800 g Kartoffeln
- 1 Zwiebel
- 2 kleine Eier
- 2 EL Stärke (die habe ich ergänzt)
- etwas Muskat
- Salz
- reichlich Butterschmalz zum Braten
Meine Urgroßmutter drehte, soweit ich mich richtig erinnere, alle Zutaten einfach durch die feine Scheibe des Fleischwolfs, so dass ein sämiger, weicher Teig entstand. Mein Fleischwolf hat leider nur eine recht grobe Scheibe, also raspelte ich die rohen Kartoffeln und die Zwiebel zunächst mit meiner Trommelreibe feinst. Da der Teig mir nicht fein genug erschien, pürierte ich das Ganze anschließend noch. Das sich nach kurzer Zeit absetzende Wasser aus den Kartoffeln schüttete ich weg. Durch Oxidation färbt sich der fertige Teig nach kürzester Zeit grau. Das macht nichts, beim Braten werden die Plinsen trotzdem goldgelb.
Für das Matjestartar und den Kohlrabi:
- 6 Räuchermatjesfilets, abgetupft
- 1,5 EL Schalotten, fein gewürfelt
- 1,5 EL Kapern, fein gewiegt
- 3 EL Petersilie, fein gehackt
- 1,5 EL Dillspitzen, fein gewiegt
- Saft 1 Zitrone
- Saure Sahne oder Crème Fraîche zum Bestreichen der Plinsen
- 2 Kohlrabi, geschält, gewürfelt
- 100 g Sahne
- Abrieb 1/2 Zitrone
- 1 EL Zitronensaft
- 2 EL Kerbel, fein gewiegt
- 1 TL Rosa Beeren, grob gemörsert
- Salz
Zunächst würfelte, hackte und mischte ich alle Zutaten für das Tartar und stellte es kalt. Toettchen nahm für die Füllung der Matjesringe säuerliche Äpfel. Die hatte ich gerade nicht da, also behalf ich mir mit Kohlrabi. Ich dünstete ihn mit wenig Wasser und Salz in 15 Minuten knapp gar, nahm den Deckel ab und erhöhte die Temperatur auf mittlere Hitze. Als das Wasser fast vollständig verdunstet war, gab ich die Sahne, den Zitronenabrieb und -saft hinzu und ließ alles wenige Minuten köcheln, bis die Sahne andickte. Dann schmeckte ich mit Salz und Rosa Beeren ab und rührte den gehackten Kerbel unter. Inzwischen waren Herr H. und die beste Nachbarin eingetrudelt. Herr H. stibitze ein Stückchen Matjes und verdrehte genussvoll die Augen. Ich erhitzte das Butterschmalz bei mittlerer Hitze und begann, die Plinsen goldgelb zu braten.
Fazit: Der Plinsenteig ist mir ein wenig fest geraten, dadurch waren die fertigen Plinsen etwas zu dick. Geschmacklich reichten sie nicht ganz an die meiner Urgroßmutter heran, aber vielleicht schlägt mir auch die Erinnerung ein Schnippchen und ich würde sie gar nicht mehr so sehr mögen, wenn ich sie noch einmal kosten dürfte. Das Räuchermatjestartar war absolut köstlich und passte perfekt zu den Plinsen. Herr H. bemängelte die Anwesenheit von Zitronensaft beim Kohlrabi. Mich wiederum störte der gar nicht. Die beste Nachbarin genoss und schwieg.
Inspiriert von: Toettchen, vielen Dank nochmal!
Sehr schick! Räucher-Matjes kenne ich noch gar nicht, was es alles gibt. Ich kann mir das Aroma sehr gut vorstellen, zumal zu allem, an dem Kartoffeln beteiligt sind.
Ich kannte den vorher auch noch nicht. Er wurde eigens von Sylt hertransportiert und war erstaunlich lecker. Kartoffeln, hmmm, gestern habe ich ein kleines Gratin aus grade frisch ausgebuddlten Kartoffeln gemacht, ein Traum! 🙂
Lecker!
Du musst es wissen. 😉
Bei uns macht man die Dinger mit grob geraffelten Erdäpfeln, geht auch ruckzuck. Überhaupt Erdäpfel – ich finde, es gibt fast nix Besesseres, und sie sind so vielseitig zu verwenden. Frisch ausgebuddelte habe ich keine, aber wenn ich welche hätte, täte ich sie in der Schale kochen und noch ganz heiß mit eiskalter Butter und Salz verputzen :-))
Ja, ich hörte von der “südlichen” Zubereitungsmethode mit den grob geraffelten. Mache ich nächstes Mal. 🙂
Und Kartoffeln, tja, wenn es gutes sind, geht tatsächlich kaum etwas drüber. Ich hatte noch Zucchini und Tomaten, die weg mussten, deshalb das Gratin. Nächstes Mal aber wird es sie pur geben!
Kartoffelpuffer! Ja! Immer – auch wenn sie hier gröber gerieben werden. Matjes mag ich auch gerne – viel zu lange nicht mehr gegessen. Die geräucherte Variante ist mir aber auch neu. Unsere letzten Kartoffelpuffer kamen mit Räucherlachs und Crème fraîche daher.
Das mit dem gröberen Reiben scheint tatsächlich ein südliches Phänomen zu sein. 😉 Und siehst du, auch Geräuchertes zu den Puffern. Lachs stelle ich mir lecker dazu vor!
So schick kann Matjes sein! Meine Hochachtung.
Bei uns gab es letzte Woche auch einmal Matjes, aber über die breite ich den Mantel des Schweigens. Ich komm um vor Neid, wenn ich dann so etwas Tolles wie bei dir sehe!
Danke, Susi, aber ich habe die Idee für das Anrichten doch einfach bei Toettchen “geklaut”, obwohl ich zugegeben muss, dass auch unsere “Alltagsteller” etwas schicker geworden sind seit ich blogge… 😉
Sehr schick angerichtet – Kompliment an Dich (und Toettchen 😉 )
Danke, Sabine. 😉
Uuups, irgendwie ist mir dein Matjes bisher durch die Lappen gegangen. Sollte mir einmal geräucherter Matjes über den Weg laufen, werde ich ihn garantiert festhalten – klingt lecker. Kartoffelpuffer gabs in meiner Kindheit immer mit Apfelmus. Die Kartoffeln wurden feingerieben und in ein Mulltuch gegeben, damit das Wasser ablaufen konnte. Extra Stärkemehl wurde nicht zugesetzt (könnte es sein, dass sie dir deshalb zu fest wurden?). Und dann wurden sie sehr dünn und sehr knusprig gebraten. Ein Genuss.
Heutzutage mache ich sie eigentlich immer aus grob geriebenen Kartoffeln. Aber du hast mich da auf die Idee gebracht, mal wieder die Kindheitsvariante auszuprobieren 😉
Das mit dem Mulltuch ist eine gute Idee und ja, vielleicht waren sie durch die Stärke zu fest. Ich werde mal den Gegentest ohne Stärke machen. In meiner Kindheit mochte ich kein Apelmus und aß sie einfach mit reichlich Zimtzucker bestreut. Das würde ich heute nicht mehr mögen, aber Apfelmus steht immer noch nicht besonders hoch in der Liste meiner bevorzugten Speisen. 🙂
Matjes ist meine heimliche Liebe. Geräuchert würde ich mi den wohl auch gefallen lassen, wie der wohl schmeckt? Makrelenartig? Ist der Hering erst zu Matjes verarbeitet und dann nochmal geräuchert worden? Ich frag mal den Fischdealer meines Vertrauens … Auf alle Fälle was für mich. Und wenn deine Nachbarin nächstes Mal nicht kann, schlapp ich vorbei!
Du bist herzlich eingeladen, auch wenn die beste Nachbarin kann. 🙂 Geräucherter Matjes wird wohl erst eingelegt und dann geräuchert, aber sicher bin ich nicht und gefunden habe ich zu dem Thema auch nix informatives…
Wie lustig – ich habe gerade vorgestern zum ersten Mal in meinem Leben geräucherten Matjes gegessen. Quasi direkt an der Quelle, in der Matjesstadt Glückstadt. Allerdings sieht das ganze Drumherum und Obendrauf bei Dir doch deutlich feiner aus …
Geschmeckt hat er aber trotzdem oder? 😉 Ich habe übrigens gestern deinen Nudelsalat (mit minimalen Änderungen) gemacht – war köstlich!
Ja, geschmeckt hat er – wobei ich den Rotweinmatjes, der ebenfalls auf dem Teller lag, noch besser fand. Bei geräuchertem Hering darf’s für mich dann auch einfach Bückling sein.
Freut mich, dass dir der Salat geschmeckt hat!
Rotweinmatjes…hmmm…vielleicht sollten wir nächstes Wochenende mal nach Glückstadt radeln. 🙂