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Qualle auf Sand

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Ich weiß. Die echte Qualle auf Sand ist eine Sylter Süßspeise aus Mürbeteigbröseln, belegt mit Früchten und einer dicken Sahnehaube. Aber Herr H. als echter Nordfriese hatte es sich in den Kopf gesetzt, die edle Fischsülze auf Couscous zu servieren, et voilà, Qualle auf Sand. Ich gestand ihm diese Spielerei unter der Bedingung zu, dass ich zusätzlich eine etwas schniekere Anrichtung abgelichtet bekam. Deal.

Für die Fischsülze im Zucchinimantel:

  • je 1 mittelgroßer grüner und gelber Zucchino
  • Salz
  • 250 g Fischfond, am besten selbst gekocht
  • 1/2 Knoblauchzehe
  • 1 Zweig Zitronenthymian
  • 0,25 g Safranfäden
  • Pfeffer
  • 1 EL Anisschnaps
  • 400 g Seeteufelfilet (ich: Steinbeißer)
  • 4 Blatt weiße Gelatine

zubereitung Sülze-kl

Herr H. putzte die Zucchini und schnitt sie anschließend der Länge nach in 2-3 mm dünne Scheiben. Mit dem Messer war das ziemlich schwierig, eine Brotschneidemaschine wäre sicher hilfreich gewesen. Ich blanchierte die Scheiben in ca. 1 Minute in kochendem Salzwasser und schreckte sie in Eiswasser ab. Dann kleidete ich 2 halbkugelige Formen (mit ca. 250 ml Fassungsvermögen) mit Frischhaltefolie aus und belegte sie abwechselnd überlappend mit grünen und gelben Zucchinischeiben. Herr H. erhitzte derweil den Fischfond mit Knoblauch, Thymian und Safran und schmeckte mit Salz, Pfeffer und Anisschnaps ab. Dann legte er die Steinbeißerwürfel in den siedenden (nicht kochenden!) Fond und ließ sie 10 Minuten garen. Sie waren dadurch etwas trocken geraten. Ich denke, 5-6 Minuten hätten ausgereicht. Ich weichte unterdessen die Gelatine 5 Minuten ein. Herr H. verteilte die Fischwürfel auf beide Schälchen und ich löste die Gelatine in dem abgeseihten Fischfond auf und bedeckte die Fischwürfel damit. Nachdem die Schälchen einigermaßen abgekühlt waren, stellte ich sie über Nacht in den Kühlschrank.

Für die Süßkartoffelwedges mit Kräutercreme:

  • 1 große Süßkartoffel á 400 g
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 knapper TL Koriander, geröstet und gemahlen
  • 1/2 TL Meersalz
  • 1 rote Chilischote, fein gewürfelt, zum Bestreuen der fertiges Wedges (ich: vergessen)
  • 250 g Quark 20%, cremig gerührt mit etwas Milch
  • Petersilie, Dillblüten, Grünes von der Lauchzwiebel, fein gehackt
  • Abrieb 1/2 Zitrone
  • einige Körner Rosa Beeren, grob gemörsert
  • Meersalz

Als erstes heizte ich den Backofen auf 200°C vor. Während Herr H. die Crème rührte, schnitt ich die Süßkartoffel längs in acht Spalten, Wedges auf Neudeutsch, bepinselte sie mit Olivenöl und legte sie auf ein Backblech. Dann mischte ich Salz und Koriander und bestreute die Spalten damit. Nach 25 Minuten zog ein köstlicher Duft durch die Küche. Die Spalten waren fertig. Vorsichtig schnitt ich eine erstarrte Fischsülze in ca. 2 cm dicke Scheiben. Herr H. hatte derweil Couscous vorbereitet und eine halbe Sülze darauf drapiert. Ich legte die Wedges zusammen mit einer Scheibe Sülze und etwas Kräutercreme auf einen Teller und Herr H. gab widerstrebend zu, dass das ganz fein aussähe.
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Fazit: Gut geschmeckt haben uns beide Varianten, obwohl ich insgeheim die Süßkartoffelwedges passender fand. Die Fischsülze hätte noch ein wenig mehr Gelatine und Salz vertragen können. Wir waren beim Würzen wohl ein wenig zu zurückhaltend gewesen, da es unsere erste Sülze war.
So eine Scheibe kann ich mir auch gut als Vorspeise vorstellen. Sie wird praktischerweise bereits am Vortag hergestellt und hält sich sicher einige Tage im Kühlschrank. Gerade im Rahmen eines Sommermenüs ist sie herrlich erfrischend und natürlich gibt es noch unendlich viele Füll- und Würzmethoden. Das war sicherlich nicht die letzte Sülze!

Sülze aus: Der große Lafer Johann Lafer

Wedges aus: Genussvoll vegetarisch Yotam Ottolenghi

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  1. Die Sülze sieht großartig aus – auch als Qualle! Und ist die perfekte Idee, wie ich meine paar Tiefkühlfächer von Unmengen Fischfond befreien könnte. Danke dafür!

    • Danke, Sabine, gern geschehen. 🙂 Ich habe erst durch die Sülze meine Fischfondvorräte auffüllen können und eigentlich wollte ich den zusätzlichen Gefrierschrank im Keller nur vorrübergehend nutzen…

  2. Wie lustig, da kannte ich auch die Süßspeisenvariante nicht 😉 Sieht aber sehr dekorativ aus!

    • Danke, Tring. Gegessen habe ich die Qualle auf Sand auch noch nicht, obwohl ich regelmäßig auf Sylt bin…

  3. Antje Radcke Antje Radcke

    Sülze steht auch schon lange auf meiner To-Do-Liste – ich mag das Quallenzeug sehr gern. Deine macht richtig Appetit und sieht toll aus. Mir gefällt rein gedanklich auch die Süßkartoffel-Begleitung besser 🙂 Beim Abschmecken von Gelatine-Massen täuscht man sich ja gern mal – deshalb hab ich mir angewöhnt, immer ein wenig zu kräftig zu würzen, weil die Gelatine die Würze insgesamt immer abmildert.

    • Ich könnte mir in der Fischsülze eine leicht säuerlich Note gut vorstellen. Das wird nächstes Mal probiert und mit verschiedenen Gemüsesorten kann man bestimmt auch hübsche Kombinationen machen. Und die nächste werde ich definitiv kräftiger würzen. Hätt’ ich das gewußt. Bei süßen Crèmes ist mir diese Wirkung der Gelatine noch nicht aufgefallen.

  4. Qualle auf Sand kannte ich nun gar nicht…..beim ersten Lesen dachte ich, Dir ist was schief gegangen 😉
    Die Sülze sieht aber sehr verlockend aus….ich muss wohl mal wieder den Lafer aus den Regal hieven.
    Im übrigen schließe ich mich der Süßkartoffelfraktion an….

    • Danke, Susanne. Ja, hol’ unbedingt den Lafer raus. Da sind ziemlich viele inspirierende Sachen drin. Grad gestern habe ich nochmal die Flammkuchen gemacht, einmal mit Ziegenfrischkäsecrème und Tomaten, einmal mit Ziegenfrischkäse à la Thaiwürzung – herrlich!

  5. Der Quallenvergleich passt ;-). Mit Steinbeißer natürlich besonders fein. Sülze muss man in der Zubereitung immer ein bisschen überwürzen, die Erfahrung habe ich bei meinen ersten Versuchen ebenfalls machen müssen.

    • Ich habe, ehrlich gesagt, nicht viel Ahnung von Fisch und fange erst langsam an, mich durchzuprobieren. Später habe ich festgestellt, dass der im Rezept geforderte Seeteufel einer der teuersten und edelsten Speisefische ist… Den Steinbeißer werde ich mir nochmal holen und anders zubereiten…
      Und ja, hätte das bloß irgendwo gestanden, dass Gelatine Aromen schluckt. 😉

  6. Haha Qualle auf sand 🙂 dachte jetzt bin ich aber gespannt was da kommt weil qualle und sand im Mund … mhhhh naja also da weiß ich grad bei beidem nicht so wie ich das in meinem Mund finden soll aber euer Ergebnis finde ich klasse!! Mal wieder richtig kreativ und was was man noch nicht gesehen hat! 🙂 Mehr davon! 😉

    • Danke, Julia. Keine Sorge, ein paar seltsame Sachen habe ich noch auf Lager. 😉

  7. und mein scharfes Auge sieht eine Fenchelblüte – hast du auch Gewürzfenchel im Garten?

    • Das ist, ehrlich gesagt, eine Dillblüte. 🙂 Die schmecken auch sehr lecker und kommen aus meinem 20x90cm großen “Garten…

  8. hitoribotchi hitoribotchi

    Das sieht und liest sich richtig köstlich. Wäre sogar was für mich. (Vom Essen her, nicht vom Kochen :-P)
    Von der Süßspeise “Qualle auf Sand” habe ich noch nie gehört. Dafür habe ich schon öfter mal Qualle gegessen. Nicht wirklich meine Welt, ist aber häufig in chinesischen Gerichten anzufinden.

    • hitoribotchi hitoribotchi

      Ups, falsches Konto. Hatte das mal eingerichtet, weil ich mit dem “Mari”-Konto bei einer Freundin nicht kommentieren konnte.
      Liebe Grüße, Mari

      • Ich hab’ dich an der Adresse erkannt.^^

    • Danke, Mari. Die Süßspeisenqualle ist optisch auch nicht wirklich attraktiv. 🙂
      Und ich weiß nicht, ob ich eine echte Qualle probieren würde. Vielleicht, obwohl mir die Viecher nicht besonders sympathisch sind. Mich hat in der Ostsee mal eine riesige Feuerqualle gestriffen. Auf die Erfahrung hätte ich gern verzichtet. 😉

  9. Das sieht und liest sich richtig köstlich. Wäre sogar was für mich. (Vom Essen her, nicht vom Kochen 😛 )
    Von der Süßspeise “Qualle auf Sand” habe ich noch nie gehört. Dafür habe ich schon öfter mal Qualle gegessen. Nicht wirklich meine Welt, ist aber häufig in chinesischen Gerichten anzufinden.
    Liebe Grüße, Mari

  10. Das sieht richtig edel aus! Beide Serviervorschläge! Sülze oder Aspik ist zwar gar nicht mein ding, aber hübsch ist es. Die Süßkartoffelwedges allerdings nomnomnom. Wenn du die Chance hast probier Seeteufel mal aus. Ich bin auch nur ein mäßiger Fisch esser, aber Seeteufel ist wirklich fantastisch und viel zu schade für Sülze 😉

    • Danke, Emma. Ich esse sehr gern Fisch. Ich war nur etwas über die Preise irritiert. Seeteufelfilets lagen so bei 60€/ Kg… aber vielleicht ergibt es sich mal und dann landet er garantiert nicht in der Sülze. 🙂

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