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Outtakes 2 – Das Ganze ist nicht immer mehr als die Summe der Teile

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Nachdem bei meinem ersten Outtake einige Stimmen laut wurden, die meinten, die Millefeuille mit Rum sähe viel zu appetitlich aus, habe ich nochmal die Halde durchforstet und stieß dabei auf diese köstlichen Kartoffelklöße mit kandiertem Fenchel, grünem Spargel, frittiertem Kabeljau und, genau, ganz richtig, Roter Beete Sauce. Fragt nicht, wie ich auf diese abstruse Zusammenstellungsidee kam. Vielleicht war ein Glas Wein noch vor dem Essen zu kreativitätsfördernd, oder vielleicht war es auch meine Unfähigkeit, mich für ein Gericht aus einem Kochbuch zu entscheiden. Ich kann mich zum Glück nicht mehr genau daran erinnern.

Für die Kartoffelklöße:

  • 450 g mehligkochende Kartoffeln
  • 1,5 Eigelbe Gr. M
  • 37 g Speisestärke
  • 25 g flüssige Butter
  • Salz, Muskat, frisch gerieben

Für das karamellisierte Gemüse:

  • 1 mittelgroße Fenchelknolle, in 1 cm dicke Scheiben geschnitten
  • 300 g grüner Spargel, geputzt, halbiert
  • je 20 g Butter und Olivenöl
  • 1-2 EL Zucker
  • 1 TL Fenchelsamen
  • 25 g Dill, grob gehackt
  • Schale 1/2 Zitrone

Zunächst dämpfte ich die Kartoffeln gar. Lafer empfiehlt, sie nach dem Kochen gepellt noch im auf 150°C vorgeheizten Backofen 10-15 Minuten ausdämpfen zu lassen. Ich verzichtete auf diesen Schritt und gab sie gleich nach dem Pellen durch die Kartoffelpresse in eine Schüssel. Anschließend gab ich das verquirlte Eigelb hinzu und siebte die Stärke darüber. Herr H. hatte inzwischen die Butter geschmolzen und ließ sie in die Schüssel laufen. Ich würzte mit Salz und Muskat und vermengte den Teig zügig, weil die einzelnen Zutaten am besten aufgenommen werden, wenn der Teig richtig warm ist. Dann formte ich den Teig auf der bemehlten Arbeitsfläche zu einer etwa 5 cm dicken Rolle, von der Herr H. gleichmäßige Stücke schnitt und diese zu Klößen rollte. Diese durften bis zum Kochen auf einem bemehlten Brett lagern.
Ich hatte inzwischen Fenchel und Spargel vorbereitet und Butter mit Öl in der Pfanne ausgelassen. Ich gab das Gemüse in die Pfanne und briet es beidseitig goldbraun an. Das dauerte ca. 3 Minuten pro Seite. Dann entfernte ich das Gemüse, gab Zucker und Fenchelsamen sowie reichlich Salz und Pfeffer in die Pfanne und legte das Gemüse wieder zurück in die Pfanne. Nach ca 2 Minuten pro Seite war es karamellisiert und durfte im auf 50°C vorgeheizten Backofen der Dinge harren.

Für die Rote Bete Sauce:

  • 2 mittel große Rote Bete, in der Schale gegart, gewürfelt
  • 1 Schalotte, fein gewürfelt
  • 1/2 TL Rosa Beeren, grob gemörsert
  • 1 EL Crème Fraîche
  • Salz
  • Butter zum Anschwitzen der Schalotten

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Ich schwitzte die Schalotten in der Butter an, gab die Rote Beete Würfel und einen Schluck Wasser hinzu und ließ alles einige Minuten köcheln. Dann würzte ich und püriert das Ganze. Abschließend rührte ich die Crème Fraîche unter und probierte. Lecker. Leider war die “Sauce” von der Konsistenz her viel zu dick. Ich ignorierte das periphere Problem und ließ die Klöße in reichlich siedendem Wasser 10 Minuten gar ziehen. Erstaunlicherweise lösten sie sich nicht in Wohlgefallen auf.
Irgendwie fehlte mir noch das i-Tüpfelchen. Ich entschied, dass Kabeljaufiletstückchen, paniert in Panko und knusprig frittiert, das Mahl abrunden würden. Also schnitt ich die Filets in Würfel, ließ sie die Panierstraße passieren und frittierte sie portionsweise in 175°C heißem Öl goldbraun.
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Fazit: Jedes Teil für sich schmeckte vorzüglich. Die Klöße waren fluffig und locker, die Kabeljaufilets knusprig und das karamellisierte Gemüse knackig und mit der leicht süßen Note sehr lecker. Die Rote Beete Sauce erinnerte eher an eine pürierte Gemüsesuppe und alles zusammen war einfach viel zu viel. Meistens, so musste ich schmerzhaft lernen, ist weniger mehr und seither achte ich darauf, nicht zuviel in ein einzelnes Gericht zu verfrachten. So und nun darf diese wilde Kreation zu Mels Outtake-Event. Danke dafür!

Klöße nach: Der große Lafer Johann Lafer

Fenchel nach: Genussvoll vegetarisch Yotam Ottolenghi

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  1. oh, ganz schön rosa… Als unser Junior noch kleiner war und da rosa ja eine Mädchenfarbe (igitt) ist, hätte er diese Sauce sicher allein deshalb verschmäht 😉
    Ich versuche auch, nicht zu viele verschiedene Geschmacks-Komponenten zu kombinieren, wie du sagst, weniger ist mehr! Die Sauce merke ich mir trotzdem (inzwischen ist auch der kleine Bub ein Mann geworden… )
    lg

    • Ich habe absolut nicht darüber nachgedacht, bevor ich gehandelt habe, sonst wäre mir klar gewesen, dass die Sauce rosa wird – das war allerdings das geringste “Problem”. 😉

  2. Ich genehmige auch. Wobei die Einzelteile klingen gut. Ich hab grade noch Rote Bete und könnte mir die Sauce gut vorstellen….vielleicht zu Gnocchi?

    • Danke, Susanne. 😉 Ich weiß nicht, ich glaube, ich würde sie nicht noch einmal als Sauce zu irgendetwas servieren…

    • Die Mehrheit ist scheinbar dafür, dass dieses Gericht gräßlich genug ist – überstimmt. 🙂
      Der Fenchel war super, vielleicht mit Fladenbrot?

  3. DAS ist ein Outtake. Aber rote Beete ist ja auch echt schwierig. Das sind immer schnell Pink Panther Gerichte, gell?

    • Danke, Mel. Ja, Rote Beete schmecken mir am besten ofengeröstet oder püriert im Brot, mit ihnen werde ich nicht mehr “spielen”. 🙂

  4. Doppelkreisch! Mit der quietschrosa Sauce und der drangvollen Aromen-Konkurrenz ein ehrwürdiger Outtake ;-). Wobei die einzelnen Komponenten bestimmt sehr lecker waren, karemellisierten Fenchel zum Beispiel esse ich gern und oft.

    • Salz in meine Wunden. 😉 Ich war selbst überrascht, dass ich die Fotos noch nicht gelöscht hatte… ja, die einzelnen Sachen waren ganz gut, vor allem der Fenchel. Ottolenghi ist meistens eine Bank! Ich habe “Jerusalem” endlich zwischen die Finger bekommen und teste fleißig.

  5. Definitiv ein outtake 😉

  6. Die Farben gefallen mir aber. 😉

    • Wegen der Farbe hatte ich auch auf die Beete gesetzt, aber eigentlich schwebte mir ein kräftiges Bordeauxrot vor. 😉

  7. Mit Roter Bete als Fotoknaller kenne ich mich aus…ich möchte nur an mein Hummus erinnern….
    Die Klöße würde ich jetzt aber schon gerne probieren! 🙂

    • Ich erinnere mich… 🙂
      Du wirst lachen, wir hatten noch welche eingefroren und haben sie gestern Abend mit Wadengulasch genossen. 😉

  8. Ha, das ist mir auch schon passiert, wenn ich versucht habe, gleich 3-4 Rezepte nachzukochen und in einem unterzubringen. Das ist des Guten einfach zu viel. 🙂

    • Meist schon, es sei denn sie stammen alle aus einer Feder. Das habe ich am Samstag festgestellt… 😉

  9. Antje Radcke Antje Radcke

    Schließe mich der Mehrheitsmeinung an 😉 Und zur Rote-Beete-Sauce würde ich sagen: Ohne sauren (Zitrone/Essig) oder scharfen (Meerrettich) Ausgleich schmeckt mir Rote Beete einfach immer zu erdig.

    • Da ist was dran! Am liebsten mag ich sie sowieso auf Bostoner Art mit Meerrettich-Sahne-Sauce. 🙂

      • Antje Radcke Antje Radcke

        Oh, dann widme ich dir meinen nächsten Rote-Beete-Post. Habe da was Feines für dich 😉

  10. Eine wirklich bunte Mischung 😀
    Ich bin bis jetzt kein Fan von Roter Beete, habe aber welche angebaut, vielleicht kann die mich überzeugen…
    Fisch darf ich nicht. Aber die Knödel nach Lafer sind einfach wunderbar, die habe ich auch schon zubereitet.

    • Ähm, ja. 😉
      Ich mochte sie vor ein paar Jahren auch noch nicht. Man kann sich schienbar rantasten. Vielleicht solltest du deine nicht zu groß werden lassen. Klein schmecken sie feiner.
      Echt? Keine Eier, keinen Fisch? Blöd.
      Dafür, dass es meine ersten KNödel waren, fand ich sie richtig gut. Grad gestern nochmal verkostet. 🙂

  11. Diese Kombination ist wirklich jenseits – einfach to much 😉

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