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Salonfähig, Feigen-Espresso-Zwiebeltarte

zwiebel feigen tarte

Ich kann gut mit Teigen. Hefeteige, Sauerteige, Biskuit und Pasta, alles kein Problem. Ich mische, forme, backe und fast alles gelingt tadellos. Nur mit Mürbeteig stehe ich auf dem Kriegsfuß. Das war schon immer so. Plätzchenteig 3 mm dünn ausrollen? Leicht bemehlte Arbeitsfläche, 2 Stunden gut gekühlter Mürbeteig, bereits flach gedrückt. Ich beginne zu rollen und der mistige Teig reißt nicht nur an der Rändern, sondern auch in der Mitte. Er klebt am Rollholz und ich fluche. Später beim Backen wölbt er sich an Stellen, an denen er flach bleiben soll. Deshalb lasse ich die Finger von diesem Teufelsteig. Kürzlich jedoch, legte Herr H. mir ein aufgeschlagenes Backbuch vor und forderte, den da, den möchte ich unbedingt probieren. was tut man nicht alles aus Liebe? Ich schob meine Bedenken beiseite und legte los.

Für den gewürzten Mürbeteig (reicht für 1/2 Backblech, ich: 2 12er Formen, Rest eingefrorern):

  • 150 g Weizenmehl 405er
  • 100 g kalte Butter, gewürfelt
  • 20 g Zucker
  • 2 g Salz
  • 1/2 TL Currypulver
  • 1/2 Ei (25 g), verschlagen
  • 1 TL lösliches Espressopulver
  • 1 EL Sesam

zutaten Mürbeteig serie

Als erstes studierte ich noch einmal eingehend Maris sehr gründliche Einleitung zum Thema Mürbeteig. Es handelt sich bei diesem Teig also um einen gewirkten Teig. Er darf auf keinen Fall zu stark geknetet werden, da ansonsten Fettpartikel in Mehlpartikel eindringen können, sich die Teigoberfläche dadurch vergrößert und er später beim Ausrollen reißt. Soweit, so gut. Ich wog alle Zutaten ab und gab sie in eine weite Schüssel. Dann vermengte ich sie mit einer eher hackenden Bewegung mit einem Spatel. Nach einer Weile ballte sich der Teig grob zusammen. Das reichte schon. Ich drückte ihn mit den Händen zu einem Rechteck und legte ihn luftdicht verpackt für 2 Stunden in den Kühlschrank.

Für den Zwiebelbelag:

  • 200 g rote Zwiebeln, in Ringe geschnitten
  • 1 TL frischer Ingwer, fein geschnitten
  • 1 EL brauner Zucker
  • Salz
  • 1 EL Acetato balsamico
  • 50 g Kirschsaft (ich: Orangensaft)
  • 2 frische Feigen, gewürfelt
  • 50 g Ziegenfrischkäse
  • 1/2 TL Currypulver

zutaten serie

Ich dünstete Zwiebelringe und Ingwer in ca. 10 Minuten bei schwacher Hitze glasig, gab den Zucker hinzu, erhöhte die Temperatur und ließ alles kurz karamellisieren. Dann löschte ich mit Balsamico und Orangensaft ab, würzte leicht mit Curry, Salz und Pfeffer und ließ die Masse köcheln, bis die Flüssigkeit fast vollständig eingekocht war. Ich zog die Pfanne vom Herd, ließ die Masse ein wenig auskühlen und hob Feigenwürfel und Frischkäse unter. Herr H. hatte inzwischen den Backofen auf 200°C vorgeheizt, die Tarteförmchen gefettet und zwei passende Backpapierkreise zum Blindbacken ausgeschnitten.

Ich bemehlte die Arbeitsfläche leicht, holte das Teigpaket aus dem Kühlschrank und nahm etwa ein Drittel ab. Vermutlich hätte ich ihn einfach noch ein Weilchen akklimatisieren lassen, denn er zeigte sich beim Ausrollen störrisch wie eh und je, riss an den Rändern und in der Mitte und klebte am Rollholz fest. Ich unterdrückte einen unanständigen Fluch und schaffte es schließlich, eine ca. 3 mm dünne Platte auszurollen. Ich legte eine Tarteform darauf, schnitt einen ca. 1,5 cm größeren Kreis aus und legte ihn in die Form. Die braunen Flecken im Teig sind nicht gleichmäßig verteiltes Espressopulver. Anschließend legte ich die Backpapierkreise auf, beschwerte sie mit Hülsenfrüchten und schob die Tartes für 10 Minuten in den Backofen. Dann nahm ich sie heraus, verteilte die Zwiebelmasse auf den Böden und buk sie in 20 Minuten fertig.

zwiebel feigen tarte 2

Fazit: Nachdem die Tartes abgelichtet und etwas ausgekühlt waren, probierten wir neugierig. Espresso und Curry passten hervorragend zu den süß-kräftigen Zwiebeln. Eine sehr interessante Aromenkomposition. Allerdings sind sowohl Herr H. als auch ich keine riesigen Fans des leicht “sandigen” Mundgefühls von Mürbeteig. Ich würde für diese Füllung nächstes Mal eher entweder einen Blätterteig, einen Flammkuchenteig oder einen Hefeteig verwenden. Aus dem restlichen Teig werde ich wahrscheinlich Cracker herstellen und bei der Herstellung von Mürbeteig habe ich noch eine großen Übungsbedarf.

Aus: Das große Buch vom Backen Teubner Verlag

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  1. Diese Aromenkompostion klingt ja genial!
    Ich stehe übrigens auch auf Kriegsfuß mit Mürbeteig, der will partout nicht so wie ich. Ich nehme dann immer diesen genialen Quark-Blätterteig, der ist folgsam 😉

    • Danke, Susanne! Sie schmeckte auch richtig gut. Und es beruhigt mich, dass ich nicht der einzige Mensch mit Mürbeteigschwäche bin. 🙂 Auf Quark-Blätterteig auszuweichen ist schlau, aber ich will dem ollen Mürbeteig irgendwann Herr werden!

  2. Das sandige Gefühl liegt am Ei. Und an dem geringen Butter-Anteil (gewöhnlich ist: Mehl: Butter – 2:1). Aber ich bin überrascht! Was soll an Mürbteigen kompliziert sein? Da ist Tortenbäckerei um einiges Schwieriger als aus ein paar Zutaten einen Teig zu vermengen und diesen auszurollen!

    • Aha. Danke, Micha. Das war erst der erste Teig in meiner Testreihe. Ich werde wohl noch einige Versuche brauchen. 🙂 Natürlich ist ein Mürbeteig einfach, aber wenn er sich nicht ausrollen läßt, ist die Tortenbäckerei ist ein Klacks dagegen. 😉

  3. Super Idee! Uda hatte vor Ururzeiten mal was mit Kaffee-Öl gebloggt, und seither springen mir Rezepte mit Kaffeepulver oder eben -öl öfter mal ins Auge. Muss ich auch mal ausprobieren.

    • Danke, Claudia. Ich erinnere mich dunkel, weiß aber nicht mehr, wozu sie es eingesetzt hat. Kannst du denn gut mit Mürbeteig?

  4. Mein letzter Versuch mit Mürbteig ohne Ei war auch sehr krümelig, mein normales Tarte-/Quichebodenrezept mit 1 Ei funktioniert aber sehr gut, vielleicht willst du das ja mal ausprobieren? Der Butteranteil bei deinem Rezept kommt mir auch extrem hoch vor. Ich knete die Zutaten auch immer relativ gut zusammen, dann wird er auch weniger krümelig…Hast du den Teig beim Ausrollen gut bemehlt? Das wirkt Wunder, wenn er sich mal wieder nicht vom Nudelholz losreißen will…Mir schmeckt Blätterteig, zumindest gekaufter, bei Weitem nicht so gut wie ein Mürbteig. Die Füllung klingt aber auf jeden Fall wunderbar!

    • Danke, Melanie, ich werde auch dein Rezept in die Testreihe aufnehmen. Die Buttermenge steht so im Rezept und da ich kaum Erfahrung mit Mürbeteigen habe, habe ich das einfach so hingenommen. Ich habe ihn extra nicht so sehr geknetet, da ich gelesen habe, dass er daruch “brandig” wird. Und, ja, ich habe gut bemehlt, aber natürlich “schluckt” der Teig das Mehl beim Ausrollen, dann ist es weg und er fängt an zu reissen. *grummel*

  5. Das stelle ich mir ganz wunderbar vor und wie immer ist alles super fotografiert.
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • Danke, Andy, ich leite dein Kompliment an Herrn H. weiter. 🙂
      Liebe Grüße aus Hamburg,
      Eva

  6. Eine interessante Mischung! Leider bin ich kein Fan von Zwiebeln – mit den stehe ich irgendwie etwas auf Kriegsfuss 😉

    • Oh, wie blöd. Auch mit Lauchzwiebeln? Ansonsten geht die Tarte gewiss auch mit anderem Gemüse. Kürbis vielleicht. 🙂

  7. Ich geb’s mal zu: Vor Mürbteig drück ich mich auch so oft, wie nur möglich. Alle anderen Teige scheinen mir friedlicher gesonnen zu sein 🙁
    Schön sind sie aber geworden, die kleinen Törtchen! 🙂

    • Danke, Heike. Es tröstet ungemein, dass ich mit meiner Mürbeteigschwäche nicht allein auf weiter Flur stehe.

  8. Das mit dem Mürbteig ist bei mir auch immer so ein bisschen tagesformabhängig. Aber mit Ei und mehr Butter (und ggf. ein bisschen Wasser obendrein) geht es definitv leichter. Bei meinen Gemüsekisten-Rezepten war letztens ein Mürbteig Rezept mit Quark im Teig dabei. Das ist zwar nicht so ganz original aber der Teig ließ sich erstaunlich leicht verarbeiten. Wenn du magst, kann ich mal nachschauen, ob ich das noch irgendwo finde;-)

    • Mit Quark? Micha hat gerade eins gepostet mit Ziegenfrischkäse. Hat sicher einen ähnlichen Effekt. Ja, falls du es noch findest, das Quark-Mürbeteig-Rezept, habe ich großes Interesse daran! 🙂

      • Quark-Mürbeteig habe ich letztens für einen Porreekuchen gemacht. Herrlich knusprig und ganz leicht zu machen! (Falls Tring ihr Rezept nicht mehr finden sollte, kann ich mit meinem aushelfen.)

        • Danke, Ute. Der scheint recht bekannt zu sein. Und ja, das Rezept nehme ich gern.

      • Habe gerade mal nachgeschaut und auf der Homepage von meinem Gemüsekistenlieferanten folgendes Teigrezept gefunden: 200g Mehl, 100g Quark, 1 TL Salz, 100g kalte Butter. Das müsste das sein, das ich auch benutzt hatte. Ich hoffe bei dir funktionierts auch so gut 😉

        • Wird getestet. Vielen Dank, Tring. Ich werde berichten!

  9. Bea Wyler Bea Wyler

    Mürbeteig mochte mich jahrelang auch nicht. Dann las ich irgendwo das 1-2-3-Rezept, und seither klappt es prima. 1 Teil Zucker, 2 Teile Butter, 3 Teile Mehl, ein Prise Salz. Wichtig, habe ich gelernt, ist, dass die Butter sehr kalt ist. Und am besten auch den Blitzhacker, der den Teig in einer halben Minute macht, in den Kühlschrank stellen. Viel Erfolg. – Das Törtchen ist ein Hammer!
    Gruss Bea

    • Danke, Bea! Das 1-2-3-Rezept kenne ich, ist ja ein Klassiker. Die Butter, die ich verwendet habe, war kalt. Das mit dem Blitzhacker werde ich probieren. Danke für den Tipp. 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

  10. Irgendwie beruhigend, dass nicht einmal du alle Teige aus dem kleinen Finger schüttelst. 😉
    Das mit dem Kaffee klingt spannend! Ich habe Miss Boulettes Speckmarmelade mit Kaffee drinnen auch heiß geliebt. Davor kannte ich das nicht, dass man Kaffee als Geschmacksträger bei deftigen Gerichten beimischt.
    Ich habe mittlerweile die franszösische Variante vom Mürbteig für mich entdeckt: Die Butter wird nicht eiskalt, sondern warm und weich verarbeitet. Das hat den Vorteil, dass wirklich sofort alles abbindet und man nicht lang am Teig arbeiten muss. Danach gebe ich den Teig in einen Tiefkühlbeutel (9 l Inhalt) und walke ihn im Beutel aus. Genau so flach kommt der Teig in den Kühlschrank. So ist er auch wirklich schnell durchgekühlt. Dann schneide ich nur noch den Tiefkühlbeutel auf und steche den Teig in der gewünschten Form aus.

    • 😉 Und mich beruhigt, dass ich scheinbar nicht die Einzige mit Mürbeteigschwäche bin.
      Die Speckmarmelade steht weiterhin auf meiner Liste!
      Und von der Mürbeteigvariante mit weicher Butter habe ich auch schon gelesen. Wow, 9l Gefrierbeutel. Meine größten haben 6l. Ist natürlich enorm von Vorteil, wenn der Teig komplett ausgerollt gekühlt wird. Ich habe, bei Sybille, glaube ich, mal gelesen, dass sie den Teig direkt in der Tarteform kühlt. Naja, für die nächsten Wochen ist eine Mürbeteigtestreihe geplant und dann lerne ich ihn hoffentlich besser kennen, den Mürbeteig. 🙂

      • Tipp aus einem amerikanischen Backbuch: Auf den Teig in der Tarteform ein Stück gefettete Alufolie drücken und für 30 Minuten in den Tiefkühler stellen. Dann eiskalt in den vorgeheizten Backofen. So erspart man sich die Fummelei mit den Blindback-Erbsen. Klappt gut (wenn die Tarteform in den Tiefkühler passt – eine von meinen ist zu groß, was ich natürlich erst gemerkt habe, als der Teig schon in der Form war).

        • Auch eine interessante Methode. Ich kann mir zwar nihct wirklich vorstellen, dass das Gewicht der Alufolie ausreicht, aber Versuch macht klug!

  11. Dankedankedankedanke! Diesmal nicht nur an dich, Eva, für das Rezept, sondern an alle Vor-Kommentatoren, die zugegeben haben, dass sie mit Mürbeteig auf Kriegsfuß stehen. Ich nämlich auch, und ich dachte, ich bin einfach zu blöd. Letztens habe ich wieder mal einen total missglückten (salzigen) fabriziert, den ich nur noch für Streusel auf einem Gemüsecrumble verwenden konnte. 🙁 Auf deine Testreihe bin ich sehr gespannt!

    • Sehr gern geschehen, Sabine! 🙂 Da sind wir ja schon ziemlich viele. Ich habe gerade eben einen Blätterteigboden versemmlt, der ist einfach zu dick geworden. Dabei habe ich ihn gefühlt bereits viel zu dünn ausgerollt… naja, man kann ihn ja halbieren. 😉
      Mürbeteigserie kommt. Versprochen!

  12. Bei mir funktioniert der Mürbteig ganz gut, wenn ich die sehr kalte Butter auf das Mehl reibe und gleich alle Zutaten schnell mit den Händen verknete, das geht wirklich schnell (ich hab keine Küchenmaschine). Dann in den Kühlschrank. Leider braucht man zum Ausrollen rel. viel Mehl, das stört mich immer…
    lg

    • So ähnlich habe ich es auch gemacht, die Butter allerdings geschnitten. Durch’s Reiben verteilt sie sich besser. Das ist eine gute Idee. Tja und das mit dem Mehlverbrauch beim Ausrollen, das ist wohl einfach so…
      Liebe Grüße,
      Eva

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