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Ernteseidank und Mürbeteigtest II

Kürbistarte 2

Hier in der Stadt bekomme ich eher weniger von der Fülle der Ernte mit. Als wir letzte Woche die steigungsarmen Meraner Waalwege entlang krochen – 3. Wandertag, Flachländerabwärtsmuskulatur im Eimer – war ich hingegen schier überwältigt von den Massen an unterschiedlichen Früchten. Äpfel gabs natürlich, einige fast schwarz, Kiwis, Feigen, rote und weiße Trauben, Tomaten in allen Farben und Formen und natürlich Kürbisse. Ich widerstand der Versuchung, mir heimlich etwas von der Fülle zu stibitzen und erwarb meinen Kürbis brav auf dem Markt. Ein zweiter Mürbeteigtest wider die Schwäche stand an, eine Tarte mit Kürbis, Möhrenrelish und Ziegenkäse. Die Kombination von süßem Relish und herzhaftem Ziegenkäse klang einfach zu verlockend.

Für den Mohnmürbeteig (6 Förmchen à 10 cm Durchmesser oder 2 à 10 cm und 1 à 20 cm):

  • 230 g Weizenmehl 405er
  • 5 g Salz
  • 25 g Mohnsamen
  • 110 g kalte Butter, in kleine Stückchen geschnitten
  • 60 g Milch

Ich siebte das Mehl mit dem Salz in die Schüssel meiner Küchenmaschine, gab Mohn und Butterstückchen hinzu und verrührte alles kurz mit dem K-Haken, bis es eine krümelige Konsistenz hatte. Dann ließ ich die Milch einlaufen und rührte kurz weiter, bis der Teig sich zusammenballte. Ich drückte den Teig zu einem flachen Ziegel und ließ ihn 2 Stunden verpackt in Folie im Kühlschrank ruhen.

Für den Kürbis:

  • 500 g Butternusskürbis, geschält, entkernt und in 2 cm große Würfel geschnitten (netto) (ich: Hokkaidokürbis)
  • 1 EL Olivenöl
  • Salz, schwarzer Pfeffer

Herr H. präparierte den Kürbis, mischte die Würfel in einer Schüssel mit dem Öl und bestreute sie mit Salz und Pfeffer. Dann gab er die Würfel auf einem mit Backpapier belegten Blech in den auf 180°C vorgeheizten Backofen. Dort durften sie eine halbe Stunde garen.

Für das Möhrenrelish:

  • 180 g Möhren, grob gerieben
  • 1 TL Senfsamen
  • 35 g Zucker
  • 30 g Weißweinessig
  • 50 g Orangensaft

Möhren serie

Währenddessen raspelte ich die Möhren, erhitzte etwas Öl in der Pfanne und gab die Senfsamen hinzu. Als sie aufplatzten, fügte ich die Möhren hinzu und garte sie unter Rühren ca. 10 Minuten. Dann gab ich Zucker, Weißweinessig und Orangensaft hinzu, ließ alles einmal kurz aufkochen und schließlich 20 Minuten offen auf niedriger Hitze köcheln. Herr H. strich inzwischen die Tarteformen mit Butter aus und schnitt passende Kreise aus Backpapier zum Blindbacken aus. Nun war der große Moment gekommen. Ich bemehlte die Arbeitsfläche leicht und legte den Mürbeteig darauf. Er ließ sich völlig widerstandslos ca. 3-4 mm dünn ausrollen und riss dabei nicht ein. Faszinierend. Ich schnitt für die Formen passende Kreise aus, legte sie hinein und stellte sie für eine halbe Stunde kalt.

Für die Käse-Sahne-Mischung:

  • 1 Eigelb
  • 120 g Sahne
  • 20 g Schnittlauch, gehackt (ich: weggelassen, keiner da)
  • 40 g Parmesan, gerieben
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 150 g Ziegenfrischkäse

füllen serie

Nach der halben Stunde legte ich die Backpapierkreise auf den Teig, beschwerte sie mit Hülsenfrüchten und stellte die Formen für 20 Minuten in den Backofen (180°C). Danach waren die Ränder leicht gebräunt und der Teigboden durchgebacken. Ich verteilte zuerst das Möhrenrelish in den Formen, legte die Kürbiswürfel darüber, zerzupfte den Frischkäse und verteilte ihn und goss schließlich die Käse-Sahne-Mischung darüber. Dann stellte ich die Formen wieder in den Backofen. Nach 10 Minuten war die Füllung gestockt und hatte eine goldbraune Farbe angenommen.

Kürbistarte 4

Fazit: Nachdem die Tartes etwas abgekühlt waren, löste ich sie aus den Formen. Herr H. schnappte sich sogleich die große und setzte sie in Szene. Dann konnten wir endlich probieren. Die Mischung von Relish, Käse-Sahne, Ziegenfrischkäse und Kürbis war in der Tat köstlich und der Mohnmürbeteig knusprig und nicht nur optisch herrlich.
Ich weiß nicht, ob es an der Milchzugabe lag, dass der Mürbeteig sich so einfach verarbeiten ließ. Er klebt nicht, riss nicht an den Rändern und schmeckte einfach nur knusprig und nicht so sandig wie der zuletzt getestete.

Aus: Das Kochbuch Yotam Ottolenghi

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  1. Vielen Dank für diesen Sonntagsschmaus, sobald ich wieder auf den Beinen bin, koche ich das nach.

    • Gern geschehen, Xeniana. 🙂 Gute Besserung und liebe Grüße!

  2. Uih…ich hab fast alles da. Der Mürbteig mit Mohn sieht zu verlockend aus…..und der Rest auch. Ich sollte dieser Teigsorte, die nicht so recht will wie ich, wohl mal wieder eine Chance geben…..

    • Wie praktisch! Und ja, ich habe inzwischen noch ein paar andere Mürbeteige getestet und die Schwäche beginnt zu schwinden. 🙂 Das bekommst du sicher auch hin!

  3. Der Mohnmürbeteig fasziniert mich auch. (Die Füllung ist nicht meins.)
    Hab noch Aprikosen zu verarbeiten. Der Teig könnte gut dazu passen.
    Liebe Grüße, Mari

    • Aprikosen kann ich mir als Belag sehr gut zu dem Teig vorstellen!
      Liebe Grüße,
      Eva

  4. Milch macht offensichtlich mürbe Teige munter. Muss ich auch mal ausprobieren. Ich rolle zwar immer zwischen Backpapier aus, dann klebt und reisst auch nichts.

    • 😉 Ich wüsste zu gern, woran es liegt. Werde weiter forschen. Es geht aber auch ohne, wie ich inzwischen feststellen durfte. Das mit dem Backpapier ist eine gute Idee, wobei mir dann der direkte Kontakt zum Teig fehlen würde…

  5. Mohn hab ich auch noch nie in einen Mürbteig gegeben, sehr interessant, das mache ich nach. Milch auch nicht, aber irgendetwas Flüssiges muss rein, ob Milch oder Wasser oder Ei…
    Ein tolles Rezept! Ich finde, Kürbis und Ziegenfrischkäse sind ein perfektes Paar!
    lg

    • Danke, Friederike! Ich bin sicher, es wird dir schmecken.
      Liebe Grüße,
      Eva

  6. Frau A. vom Bodensee Frau A. vom Bodensee

    Es passt ja nicht ganz zum Thema, aber ich möchte dir dennoch mitteilen, dass ich ein Fan von deinem Ciabatta bin. Ich habe den Teig schon mal fünf Tage im Kühlschrank und backe ihn dann, wenn ich ein Brot brauche. Es kann auch mal eine Pizza sein. Das Resultat ist immer sehr überzeugend, wenn nicht besser.
    Liebe Grüsse
    Frau A. vom Bodensee

    • Das macht doch nichts! Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich hatte ihn noch nie so lange im Kühlschrank, werde das aber sicher mal probieren, gerade für spontane Pizzagelüste. 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

  7. Welch eine Idee! Mohn im Mürbeteig. Ich werde morgen das Rezept an meine Freundin Marija weitergeben, die alles liebt, was mit Mohn zubereitet wurde. Ich liebe Mohn auch – und so bekomme ich bestimmt bei ihr einmal diesen Mürbeteigboden.

    • Danke, Toettchen. Wie praktisch, eine Bäckerin in der Nähe zu haben, die auf Wunsch backt. 🙂 Mir schweben mit Mohn gefüllte süße Schnecken vor, mal sehen, wann ich die in Angriff nehme.

  8. Sehr lecker! Ich liebe Ziegenkäse 🙂 Das kommt gleich mal auf die ToDo-Liste, einen Kürbis & Möhren hätte ich zuhause…
    Und Ei hält sich ja auch in Grenzen, dass ist meistens mein Problem be den Tartes 😉

    • Ich hoffe, deine Liste ist noch überschaubar. 😉
      Das Ei in der Füllung kannst du wahrscheinlich auch einfach weglassen oder durch 1 TL Mehl ersetzen.

  9. Ich habe diesen Tarte ja gestern nachgebacken. Da aber Sonntag war und ich nicht alle ZUraten im Haus hatte, nahm ich statt Mohn-Mandeln, statt Ziegenkäse -Kuhcambert und die Senfsamenliess ich weg. Alle waren begeistert , aber es liess mir doch keine Ruhe und so backe ich den Tarte heute zum 2. Mal und dieses Mal im Original. Gerade hole ich den Teig aus dem Kühlschrank um ihn auszurollen. Gestern war es übrigens ein Trosttarte. Wir haben unsere 2 letzten verbliebenen Katzen zu meiner Freundin gebracht und von der der einen fast 10 Jahre alten Katze fiel der abschied besonders schwer. Aber was soll man machen bei allergischen Asthma. So nun geniesse ich den Urlaub und stelle mich nochmal an den Herd. Vielen Dank für dieses göttliche Rezept:)

    • Das freut mich, Xeniana! Die Variante mit Mandeln und Camembert klingt auch verlockend. 🙂
      Oje, du hast eine Katzenhaarallergie? Hattest du die schon immer oder wurde sie erst festgestellt, als die Katzen schon im Haus waren?
      Ich hoffe, du kannst den Urlaub dennoch genießen, ich könnte auch schon wieder welchen gebrauchen. 🙂

      • Die Katzenhaarallergie hat sich erst entwickelt, bei 4 katzen auch kein Wunder, ich habe es erst festgestellt als ich wegen des Asthmas schon Cortison nehmen musste. Für die Kinder ist das schon schwer, aber was hilfts.
        Zum Erntedanktarte: Tatsächlich fehlte mir gestern dann der Orangensaft und die Sahne. In dieser Familie ist einfach immer jemand am Essen oder kochen. Das war zimlich ärgelich, weil die Geschäfte schon zu hatten. Also habe ich den Orangensaft weggelassen und Quark mit Milch vermischt anstelle von Sahne. Die Variante mit Mohn und Ziegenkäse ist schon sehr lecker, aber nun backe ich ihn bald nochmal , da hab ich mich jetzt festgebissen.Heute sind aber erst mal Rouladen dran. 🙂

        • Zu der Allergie. Ich habe gehört, dass sich Allergien auch wieder zurückbilden können. Meine Schwester hatte früher sehr starken Heuschnupfen und ist jetzt nahezu symptomfrei. Wer weiß, vielleicht hast du auch Glück.
          Das mit dem Festbeißen kenne ich gut. Wenn etwas nicht 100%ig so klappt, probiere ich es so lange wieder, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Rouladen, hmm, schade dass ich keine da habe, die wären perfekt zu der weißen Polenta, die aufgebraucht werden muss… Also muss ich weiter grübeln. 🙂

          • Katzenhaarallergien werden leider nie besser hatte mir der lungenarzt gesagt. Wir haben ebend eine Familienkonferenz gehabt, weil Anna(11) unbedingt 2 Hausschweine haben möchte, was natürlich ausgeschlossen ist.
            Die einzige alternative wären türkisch van Katzen die produzieren angeblich kaum allergene, aber da müssen wir sparen….
            Ich fand ja das Polentasoufflee von Sarah wiener ganz lecker:) LG xeniana

          • Oh, das ist schade. Es gibt doch auch diese felllosen Katzen, aber ich gebe zu, besonders hübsch sehen die nicht aus. Polentasoufflé wäre gut gewesen, nun habe ich Klöße gemacht, die allerdings beim Kochen leicht zerfielen, also mussten die restlichen in den Backofen wandern…

  10. […] Teig im Originalrezept war mir zu fad. Zum Glück erinnerte ich mich an den phänomenellen Mürbeteig von einst und modelte ihn kurzerhand den Bedürfnissen entsprechend um. Ich röstete Sesam, […]

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