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Des Widerspenstigen Zähmung

tofukuchen 3

Es war einmal eine Kochpoetin, die eigentlich gar nicht kochen konnte, dafür buk sie umso lieber. Und je aufwändiger und komplizierter die Rezepte, desto wacher und agiler wurde sie. Kaum ein Biskuit, den sie nicht spätestens beim zweiten Versuch bezwingen, kein Sauerteigbrot, dass sich nicht nach drei Versuchen brav nach oben wölbte und einen phänomenalen Ofentrieb entwickelte. Die Brötchen sprangen förmlich vom Blech und knusperten beim ersten Biss. Die Schnecken und Brezeln rollten sich brav und es hätte alles gut sein können in ihrem Reich, wäre da nicht der äußerst widerspenstige Limettenkuchen mit Seidentofu gewesen. Mal ein einfacher Rührteig zwischendurch, dachte sie sich, und begann, die Zutaten abzuwiegen.

Für den Limettenkuchen mit Seidentofu (25 er Kastenform/ ich: 20 er):

  • 300 g Seidentofu (sollte ich den Kuchen noch einmal backen, würde ich nur 150 g nehmen)
  • 2 Päckchen Vanillezucker (16 g)
  • 1 Bio-Limette, Saft und Schale
  • 50 g kandierter Ingwer, fein gewürfelt
  • 300 g Dinkelmehl 630er
  • 2 TL Backpulver (ich: Weinstein)
  • 1 Pr. Salz
  • 100 g Rapsöl
  • 150 g (Roh- Rohrzucker)
  • 2 Eier Gr. M

Limetten-tofu-cake serie

Über den ersten Versuch breite ich den Mantel des Schweigens. Selbst der relativ hartgesottene Herr H. empfand den halbgaren und sehr klitschigen Kuchen als ungenießbar, weshalb ich ihn gnädigerweise dem Recycling zuführte – und mich sehr, sehr ärgerte, weil ich keinen Fehler meiner Vorgehensweise ausmachen konnte. Also radelte ich am nächsten Morgen los, besorgte ein neues Päckchen Seidentofu, eine neue Bio-Limette und ich konsultierte Mari, die zu bedenken gab, dass die Tofumenge im Verhältnis zum Mehl recht hoch sei, wobei die Eier die Feuchtigkeit möglicherweise auffangen könnten. Vielleicht würde eine Verlängerung der Backzeit Abhilfe schaffen.
Nachdem ich alle Zutaten abgewogen hatte, pürierte ich den abgetropften Seidentofu mit Vanillezucker, Limettenschale und -saft. In diese Masse gab ich die kandierten Ingwerwürfel. Dann rührte ich Öl, Zucker und die Eier ca. 5 Minuten lang, bis eine cremige, homogene Masse entstand. Ich fettete die Kastenform, streute sie dünn mit Mehl aus und heizte den Backofen auf 180°C vor. Nachdem ich den Tofumix kurz unter die Ölmischung gerührt hatte, siebte ich das Mehl mit dem Backpulver und rührte es rasch nach und nach unter.
Anschließend gab ich den recht zähen Teig in die Form und buk sie eine gute Stunde bei 180°C. Die Oberfläche bräunte in dieser Zeit recht stark, aber die Stäbchenprobe verlangte eine noch längere Backzeit. Nach 75 Minuten, im Buch war einen Backzeit von 45-50 Minuten angegeben, nahm ich den Limettenkuchen aus dem Ofen, ließ ihn 10 Minuten in der Form abkühlen und stürzte ihn dann auf ein Gitter.

Für den Guss:

  • 2 1/2 EL Limettensaft
  • 100 g Puderzucker
  • (ich: 30 g Cranberries, gehackt)

Ich mischte den Puderzucker mit dem Limettensaft (70 g hätten auch locker gereicht) und bestrich den noch warmen Limettenkuchen damit. Auf den noch feuchten Guss gab ich die gehackten Cranberries. Herr H. konnte den erneuten Anschnitt kaum erwarten.
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Fazit: Auch beim zweiten Mal – mit verlängerter Backzeit und abgetropftem Tofu – war der Kuchen innen noch nicht ganz gar. Die Porung auf dem Bild im Backbuch ist deutlich gleichmäßiger und er wirkt zwar saftig, aber nicht klitschig. Wir probierten ein Stück. Geschmacklich war der Limettenkuchen OK. Ich bin nicht sicher, ob ich a) zu tortenverwöhnt, b) unfähig bin, einen stinknormalen Rührkuchen zu backen oder ob c) dass Rezept so einfach nicht funktionieren kann. Auf einen weiteren Versuch verzichte ich aufgrund prioritärer Projekte, aber über Rückmeldungen bin ich sehr dankbar!

Aus: Kuchenwunder Martina Kittler, Christa Schmedes

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  1. Optisch sieht er schon mal super aus! Und für die Mühe und den Aufwand hätte er eigentlich fantastisch schmecken müssen 😉
    Also ich habe mit Rührkuchen eigentlich sehr selten Probleme, aber da ist auch kein Tofu drin. Wir sind keine Tofu-Fans… An sich finde ich die Idee sehr interessant, aber es ist doch wirklich ein große Menge Tofu enthalten, gemessen an der Mehlmenge.
    Generell ist es bei mir oft so, dass flüssigere Teig eine längere Backzeit haben, als im Buch angegeben. Das hatte ich beim Guinesskuchen genauso, wie neulich bei Donna Hays doppeltem Schokoladenkuchen… wobei Dein Teig ja mehr zäh war ?!?!
    PS: Habs nicht vergessen, bin nur nicht gleich dazu gekommen. Die Form geht morgen auf den Weg 🙂

    • Danke, Sandra. Er war geschmacklich Ok, nur eben nicht fluffig und locker, sondern eher, hm, leicht gummiartig? Ich bin Tofu gegenüber neutral eingestellt und fand die Idee irgendwie interessant. Es waren auch noch viele andere ungewöhnliche Kreationen in dem Buch, aber meine Bereitschaft, ein weiteres Rezept zu testen, ist doch eher gering.
      Gut zu wissen, dass feuchtere Rührteige eher eine längere Backzeit haben, danke!
      Und hey, nur keine Hektik! 🙂

  2. Was soll denn das Tofu darin bewirken? Bisher kannte ich Seidentofu nur als Ersatz für Veganer…Ich habe auch noch nie Rührkuchen mit Tofu gebacken und nach deiner Beschreibung bleibe ich wohl auch lieber bei den klassischen Rezepten mit Milch, Joghurt oder Quark etc…Liebe Grüße Melanie

    • Melanie, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was der Tofu bewirken soll. Vielleicht probiere ich den Kuchen ersatzweise mal mit 150g Joghurt? Aber es gibt noch soviel anderes zu testen… 😉
      Liebe Grüße,
      Eva

  3. Hm….der Tofu ersetzt doch die Milchprodukte….aber der bringt doch mehr Masse mit….ich meine Dichte, äh….kannst Du mir folgen? Mir fällt grade kein besserer Ausdruck ein. Vielleicht ein Löffelchen mehr Backpulver als angegeben?

    • Ich kann folgen, 🙂 aber Seidentofu hat nicht wirklich eine größere Dichte als bspw. Joghurt. Ich habe mal ein Stück eine halbe Stunde abtropfen lassen, danach war nur noch die Hälfte übrig. 🙂 Also, wie gesagt, ich würde eben einfach die Menge halbieren oder Joghurt nehmen oder eben doch die nächste Torte angehen!

  4. Antje Radcke Antje Radcke

    Liebe Eva, herzlichen Dank, dass du uns an deinen Erfahrungen hast teilhaben lassen 😉
    Ich schätze mal, bei diesem Rezept kann auch die allersuperobererfahrenste Bäckerin nicht mehr erreichen als du. So wie der Kuchen aussieht, war er sicher gar – sonst hätte er in der Mitte noch eine Delle (75 min sind allerdings bei solchen Kuchen eher die Untergrenze – ich neige dazu, die Temperatur zu senken und die Backzeit zu erhöhen). Und Fotos in Koch- oder Backbüchern traue ich nie – wer weiß, was da wirklich abgebildet wurde.
    Und von der Zusammensetzung her leuchtet mir dieser Kuchen sowieso nicht ganz ein: Da es wegen der Eier offensichtlich nicht auf die Eigenschaft “vegan” ankam, hätte es ja nicht Tofu sein müssen. Sollte es ein laktosefreier Kuchen sein, wären auch Soja-Joghurt oder -milch gegangen – meiner Erfahrung nach hätte es damit besser geklappt (höherer Flüssigkeitsanteil).

    • Danke, Antje! Du hast sicher mit Rührteigen viel mehr Erfahrung als ich. Und du hast recht, die Zusammensetzung Ei/ Seidentofu ergibt ernährungstechnisch keinen Sinn. Vielleicht sollte ich mal einen mail an den Verlagt schicken. 😉
      Und du meinst wirklich, dass 75 Minuten die Untergrenze sind? Das kommt mir für so eine kleine Form schon irre lange vor… ich glaube, ich bleibe in Zukunft doch wieder bei den “unkomplizierten Torten. 😉
      Und nicht passende Fotos in Koch- und Backbüchern nerven!

  5. Sehr schön erzählt, Eva 😀 Bezüglich A, B oder C…definitiv C! Wieso, weshalb und überhaupt Tofu das erschließt sich mir auch nicht. Aber die Idee mit den Cranberries find ich gut 🙂

    • Danke, Emma. Vielleicht lag’s am Rotwein. 😉
      Es war zwei Versuche wert, also, um herauszufinden, ob sich ein spezieller Geschmack oder ähliches ergibt…

      • Das kann ich sehr gut nachvollziehen 😉 aber “curiosity killed the cat” 😉

        • Irgendwann kommt eines jeden Ende… 😉

  6. Mit Seidentofu kenne ich mich ein bisschen aus, daher gern ein paar Tipps. Man muss mit weiteren Zutaten, die den Teig feucht und schwer machen, etwas aufpassen. Eier würde ich weglassen oder nur eins nehmen – der Einsatz von Seidentofu verfolgt ja eigentlich auch genau den Sinn, Eier einzusparen. Rapsöl ist ein sehr dichtes, schweres Öl, ich würde entweder ein feineres Öl wählen oder wie von Antje erwähnt mit Soja-Joghurt mischen, das lockert die Masse auf. Und auf jeden Fall weniger davon im Verhältnis zu Seidentofu. Wenn Du bei Eiern und Öl in der Menge bleiben willst, würde ich ansonsten eine Flache Form wählen (was in Asien, wo der Seidentofu ja herkommt, ohnehin üblicher ist) und/oder abdecken und erst gegen Ende zwecks Bräunung die Abdeckung lüpfen. Vielleicht hilft das ein bisschen :-). Lieben Gruß!

    • Danke, Claudia. Ich hatte auf ein paar “erhellende” Worte von dir gehofft. 😉
      Ich wusste gar nicht, dass Speiseöle eine unterschiedliche Dichte besitzen. Welches Öl wäre denn feiner? Ich glaube, statt der Eimenge,würde ich eher die Tofumenge reduzieren oder ganz besonders einfach, etwas anders backen…

  7. Tofu im Kuchen! Auf so eine Idee wäre ich im Leben nicht gekommen. Daher kann ich auch gar nichts dazu sagen, wieso dich der gar so gefuchst hat. Ausschauen tut er auf jeden Fall sehr gut. Die Idee mit den gehackten Cranberries ist toll! Das macht echt was her.

    • Danke, Susi. Die schicken Beeren waren eine Notlösung. Ich hatte nicht mehr genügend kandierten Ingwer für den zweiten Versuch und dachte mir, Cranberries würden sich auch gut machen. Während ich so rührte, rief die beste Nachbarin an – und schwupps, war der Teig in der Form und im Ofen und die Beerenmischung stand auf der Arbeitsplatte… 😉
      Multitasking ist die größte Lüge der Neuzeit.

  8. Ich habe heute den Kuchen ganz spontan mal nachgebacken (mit leichten Änderungen).
    Ich trau mich gar nicht, das zu sagen, aber der ist lecker. 😛
    Werd demnächst mal darüber schreiben.
    Also gib dem Kuchen noch eine Chance.^^

    • Danke, Mari. Er bekommt eine Chance, späterhin. 🙂

  9. Oh Eva, hast Du Mut, ich bewunder Deine Backleidenschaft – und vor allem das Backkönnen. Wir Töpferührer können ja immer noch während des Koches korrigieren, aber Du? Das ist einfach fabelhaft.

    • Danke, Toettchen. Ich bin gerührt! 🙂 Manches lässt sich ja auch während des Teigbereitens noch korrigieren, aber ist das Backwerk erst einmal im Rohr, bleibt nur noch das Gebet. 😉

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