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Sternflöckchen

flocon d'étoile

Als Herr H. zum ersten Mal durch das PH10 blätterte, rief er angesichts des Bildes der Flocon d’ Étoile begeistert aus, die müssen wir unbedingt machen! Ich studierte das Rezept und schluckte. Der Überzug besteht eigentlich aus einer “rohen” italienischen Meringuemasse. Das gefiel mir überhaupt nicht, obwohl ich sie in der italienischen Buttercrème durchaus schätze. Ich schlug vor, die Kuppel im Ofen zu garen, was sich als wirklich schwierig herausstellte, da ich keinerlei Erfahrung im Backen von Meringue habe. Ich ignorierte diese Wissenslücke und wir legten los.

Für den Schokoladen-Makronenbiskuit (je 2 Böden à 6 und 10 cm Durchmesser):

  • 77 g Mandel-Puderzuckermischung 50/50, gesiebt
  • 15 g Eiweiß A
  • 12 g Kakaopaste, bei 45°C geschmolzen (ich: Kuvertüre 50%ig)
  • 40 g feiner Zucker
  • 10 g Wasser
  • 20 g Eiweiß B

Schokoladen Makronenbiskuit Serie

Herr H. siebte den Puderzucker und die fein gemahlenen Mandeln und verrührte sie anschließend mit Eiweiß A. Ich hackte derweil die Kuvertüre und schmolz sie über dem Wasserbad. Dann erhitze ich Zucker und Wasser bei mittlerer Temperatur auf 118°C. Als die Lösung 114°C erreicht hatte, schlug Herr H. Eiweiß B an. Ich ließ die Zuckerlösung langsam in den Schnee einlaufen und Herr H. schlug weiter, bis die Masse auf 35°C abgekühlt war. Ich hob behutsam die Mandel-Puderzucker-Mischung und die Kuvertüre unter. Die Masse darf dabei zusammenfallen und sehr locker werden. Ich spritzte je 2 Böden à 6 und 10 cm Durchmesser auf das Backpapier und hätte stutzen müssen. Eigentlich lässt man Makronen (Macarons) ca. 15 Minuten antrocknen. Ich gab das Blech gleich in den auf 180°C vorgeheizten Backofen, buk die Makronen ca. 8 Minuten und ließ sie vollständig erkalten. Die Risse entstanden durch die fehlende Trockenzeit.

Für die Ganache mit Karamellsplittern:

  • 12,5 g Zucker
  • 12,5 g Invertzuckersirup
  • 4 g Salzbutter
  • 6 g Butter
  • 1 g Kakaobutter (ich: weggelassen)
  • 16 g Butter
  • 37 g Vollmilch
  • 50 g Kuvertüre 70%ig, gehackt

Ganache mit Karamellsplittern Serie

Herr H. gab beide Zuckerarten in einen Topf und ließ sie bei mittlerer Hitze stark karamellisieren. Dann gab er unter Rühren erst die Salzbutter, dann die Butter hinzu. Nach einem kurzem Aufkochen, zog er den Topf vom Herd und gab den flüssigen Karamell auf ein Backpapier. Nachdem er vollständig erkaltet war, hackte er ihn fein. Ich kochte anschließend die Milch auf, zog den Topf vom Herd und gab ein Drittel der gehackten Kuvertüre unter Rühren in die Milch. Danach rührte ich die restliche Kuvertüre und die Butter in zwei Schritten unter. Als die Ganache begann fest zu werden, rührte ich die Karamellsplitter ein.

Für die Schokoladen-Sabayon-Mousse mit Fleur de Sel-Schokoladensplittern:

  • 0,2 g Fleur de Sel
  • 15 g Kuvertüre 70%ig, gehackt
  • 20 g Zucker
  • 6 g Wasser
  • 13 g Ei
  • 15 g Eigelb
  • 64 g Sahne, geschlagen
  • 46 g Kuvertüre 66%ig, gehackt, im Wasserbad geschmolzen
  • 10 g Fleur de Sel-Schokoblätter

sabayonnemousse Serie

Als erstes schmolz ich die Kuvertüre für die Schokoblätter, rührte das Fleur de Sel ein und goß sie zum Erkalten auf eine Folie. Nachdem sie erkaltet war, schnitt ich sie in kleine Stückchen. Danach erhitzte ich Zucker und Wasser auf 118°C und ließ den Sirup unter Rühren in die Eimischung fließen. Nach ca. 3 Minuten des Rührens war die Masse weiß schaumig und vollständig erkaltet. Ich gab ein Viertel der geschlagenen Sahne zur geschmolzenen Kuvertüre, rührte sie ein, gab dann die restliche Sahne hinzu und hob sie vorsichtig unter. Zuletzt gab ich die Eimasse und die Schokoblätter hinzu und hob auch sie unter.

Für die italienische Meringue (2 Kuppelformen mit 12 cm Durchmesser):

  • 30 g Eiweiß
  • 45 g Zucker
  • 15 g Wasser

Baiser Serie

Ich erhitzte Zucker und Wasser auf 118°C. Herr H. begann bei 114°C das Eiweiß anzuschlagen, ich ließ den Zuckersirup langsam einlaufen und Herr H. schlug weiter, bis die Meringue abgekühlt war. Anschließend umwickelten wir die Kuppelformen (eigentlich Metallschälchen vom Schweden) mit Backpapier und strichen die Meringue darauf. Meine Recherche hatte ergeben, dass man Baisers bei recht milder Temperatur eher trocknet als backt, damit sie sich nicht gelblich verfärben. Der erste Versuch bei 150°C scheiterte. Beim zweiten ließ ich sie bei 100°C ca. 30 Minuten trocknen. Besser. Allerdings erwies sich die Trennung vom Backpapier als schmerzhaft und so blieb nur eine Kuppel erhalten.

Füllen Serie

Endlich ging es ans Füllen. Ich gab zunächst Schokoladen-Sabayon-Mousse in die Formen, legte die ersten Böden (5 cm) darauf, bedeckte sie mit Mousse, gab Ganache darüber und legte zu guter letzt die zweiten Böden (10 cm) ein. Dann duften die Formen für 2 Stunden in den Gefrierschrank. Für die Zuckerkristalle, ausnahmsweise gestattete ich nicht essbare Dekoration, erhitzte ich noch einmal 40 g Zucker mit 16 g Wasser, goss den Sirup auf ein Backpapier und bestreute ihn, als er auf Raumtemperatur abgekühlt war, mit 4 g Zucker. Nach 2 Stunden war er völlig auskristallisiert. Ich brach ihn in Stückchen, die ich in die Meringuekuppel bohrte.

flocon d'étoile 2

Fazit: Die Schokoladen-Sabayon-Mousse nahm uns das Schneiden mit dem warmen, trockenen Messer leider etwas übel und schmolz an der Schnittkante. Nachdem Herr H. die Flöckchen abgelichtet hatte, konnten wir endlich probieren. Die beste Nachbarin war wie üblich dabei und nach wenigen Happen ertönte wohliges Seufzen in der Küche. Die Meringuekuppel hatten wir vor dem Essen entfernt, sie schmeckte, in kleine Stücke gebrochen, angenehm knusprig zu der schokoladigen Torte, die trotzdem nicht schwer wirkte. Wir waren rundum zufrieden!

Aus PH10 Pierre Hermé

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  1. Oh wie herrlich – wie immer eigentlich!
    Ich möchte auch mal an die Stelle besagter Nachbarin rücken 😉 Ist fast, wie “die beste Arbeitskollegin”, die immer ein Frühstücksbrot mitgebracht bekommt, wenn ich eine neue Brotsorte backe 🙂
    Und für mich dann bitte ein Stück ohne Meringuekuppel, der Rest enthält genug Ei…

    • Danke, Sandra! Du wirst deine Stückchen schon noch bekommen. 🙂 Frühstücksbrot mitgebracht zu bekommen ist aber such sehr fein. Ich hoffe, du konntest sie dadurch zum selber backen anregen. 😉

  2. 12,5 g Zucker, 0,2 g Salz … Ich passe!
    Nun hab ich eine Ausrede, dass ich das einfach nicht nachmachen kann, weil meine Waage nicht so fein anzeigt. 😉

    • Sowas kommt halt dabei raus, wenn man eine Rezeptmenge fünftelt… 😉 Und meine “feine” Digitalwaage war wirklich nicht teuer. Also gilt die Ausrede nicht! 😉

    • Löffelwaage 🙂 Kann man auch für die putzigen Mengen an Hefe und Salz beim Brotbacken brauchen 😉

      • 0,1 g Hefe = 1 Reiskorn, abwiegen tu ich das nicht. 🙂

  3. Bei dem Anblick bekomme ich Lust auf Torten. Das Zusammensetzen der vielen Bausteine macht einfach am meisten Spaß.
    Hast du schön umgesetzt. Und dass du nach Hermé backst, dafür hast du eh meinen Respekt.
    Liebe Grüße,
    Mari

    • Danke, Mari. Ja, ich finde den Moment des Zusammensetzens auch am schönsten! Der fehlt mir, wenn ich z. B. nur eine Mousse oder einen Rührkuchen mache. Und der Hermé ist, würde ich zu behaupten wagen (wenn man einmal von den vielen “Bausteinen” absieht), leichter nachzubacken als der Felder, weil die Erläuterungen und Mengenangaben stimmen.^^
      Liebe Grüße,
      Eva

  4. Da kann man wieder nur WOW sagen 🙂 Ich mag deine furchtlose Herangehensweise 😉

    • Danke, Emma. Furchtlos? Naja, manchmal bin ich auch ganz schön aufgeregt und nervös, aber zum Glück sind die einzelnen Mengen so gering, dass ein Verlust bei Nichtgelingen zu verschmerzen ist… 😉

  5. Mir geht es wie der Turbohausfrau, mich machen diese Mengenangaben nervös.

    • Du kannst einfach alles x5 rechnen und einfach eine größere Torte backen, hast ja schließlich auch mehr Esser. 😉

      • Ah…ok. Torte essen aber nicht so viele. Also mal 5 und dann durch 2 ;-), äh, also mal 2,5 …..auch nicht besser 😉

        • Du hast eine Löffelwaage? Dann sind doch 0,2 g kein Problem. 😉

  6. Jetzt muss ich mich nur noch so weit trainieren, dass der nachmittägliche Besuch Deines Blogs den Jieper nach Süßem auch stillt, nicht nur anregt … Ich stehe staunend vor Deinen Werken! Aber warum sollte die Zuckerdeko nicht essbar sein?

    • Ich hoffe, du hattest Schokolade griffbereit. 😉 Mir macht das Bauen tatsächlich genausoviel Spaß wie das Essen. Die Zuckerdeko kann man natürlich essen, als Kind hätte ich sie geliebt, aber heute brauche ich ein Extrastück Würfelzucker nicht unbedingt…

  7. Ich verstehe nicht, weshalb ihr die Rezeptmenge gefünftelt habt – hier gibt es offensichtlich genug Abnehmer 😉
    Ich ziehe meinen Hut und bin begeistert!
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • Danke, Andy. Falls das Beamen irgendwann einmal erfunden wird, können wir endlich ganze Rezepte machen. 😉
      Liebe Grüße aus Hamburg,
      Eva

  8. Wieder so ein tolles Werk von Pierre Herme. Ich bin begeistert. Diese Torte stand bei uns eigentlich schon auf dem Plan für den Geburtstag meines Mannes, aber dann hab ich doch im letzten Moment gekniffen.
    Liebe Grüße,
    Barbara

    • Danke, Barbara. Wenn du keine Abneigung gegen “rohe” Meringue hast, ist die Torte nicht wirklich schwierig! Vielleicht wäre Weihnachten der geeignete Zeitpunkt für einen erneuten Anlauf? 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

  9. Normalerweise überfliege ich Posts mit Süsskram, doch bei Dir muss ich immer eine Ausnahme machen. Du bist eine solche Tortenkünstlerin, dass ich immer wieder nur staunen kann.

    • Danke, Sabine. Ja, ich habe schon mitbekommen, dass du eher auf der herzhaften Seite zu finden bist. 😉 Da fühle ich mich umso geehrter, dass dir die Törtchen gefallen. Und ich habe auch noch eins in Petto, dass sogar dir schmecken würde. 🙂

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