Deftige Eintopfgerichte gehen hier im Hause H. immer. Auch an einem kühlen Sommerabend ist ein feuriges Chili ein gern gesehener Gast. Nähert sich dann die kühle Jahreszeit, gibt es einen solchen Topf mindestens einmal pro Woche. Hinein wandert alles, was sich im Gemüsefach still und leise dem Ende entgegen schlummert. Praktisch. Rezepte brauche ich für Eintöpfe eigentlich nie. Es sei denn, sie kommen so ungewöhnlich daher wie dieses. Neben der Brühe soll ein ordentlicher Schluck Kaffee für Geschmack sorgen und die Knödel werden weder aus Kartoffeln, noch aus alten Brötchenresten, sondern schlicht aus Mehl gemacht. Das sollte funktionieren? Ich konnte meine Neugier wieder einmal nicht bezähmen und weichte am Vorabend die Bohnen ein.
Für den Wintergemüse-Eintopf mit Kaffee:
- 1 Zwiebel, fein gehackt
- 1 Selleriestange, in Ringe geschnitten (ich: 3)
- 1 Lauchstange, in Ringe geschnitten
- 2 Weißrüben, geschält, in mundgerechte Stücke geschnitten (ich: ca. 250 g Steckrübe)
- 2 Pastinaken, geschält, in mundgerechte Stücke geschnitten
- 250 g Babykarotten, geputzt (ich: Bundmöhren, in Scheiben geschnitten)
- 75 g Shiitake-Pilze, in Scheiben geschnitten (ich: braune Champignons)
- 1 EL Mehl
- 6 Thymianzweige (ich: 1 TL getrockneten Thymian, den frischen Zitronenthymian hat eine winzige grüne Raupe komplett abgeerntet)
- 1 Lorbeerblatt
- 200 g stark gebrühter Kaffee
- 250 g Gemüsebrühe
- 2 EL Sojasauce
- 125 g Borlotti-Bohnen, über Nacht eingeweicht, ca. 1,5 Stunden gekocht
- Salz, Pfeffer
Während die Bohnen vor sich hin köchelten, schnippelten Herr H. und ich ausnahmsweise das Gemüse gemeinsam. Bei der Steckrübe angelangt fragte er mich, wie ich sie gern geschnitten hätte. In mundgerechte Stücke, antwortete ich. Mit einer so unpräzisen Angabe konnte er wenig anfangen, was mundgerecht sei, hinge schließlich von der jeweiligen Mundgröße ab. Ich gab ihm recht, überlegte kurz und bat ihn, Würfeln von 1,5 cm Kantenlänge zu schneiden. Zufrieden machte er sich ans Werk. Nachdem wir das komplette Gemüse geputzt hatten, bereiteten wir die Knödel vor.
Für die Käseknödel:
- 90 g Weizenmehl 550 er, mit 4 g Backpulver gesiebt
- 40 g würziger Hartkäse, gerieben (ich: Pecorino Romano)
- 2 EL Petersilie, gehackt
- 40 g weiche Butter
- 1 EL Wasser
Ich gab alle Zutaten in eine Schüssel, verrührte sie grob mit einem Löffel und gab das Wasser hinzu. Dann knetete ich den recht festen Teig kurz von Hand und wollte ihn in 8 Portionen teilen. Herr H. bemerkte den Schnitt aus dem Augenwinkel und schimpfte, er müsse die Kugel doch noch fotografieren, warum ich denn nie mitdenken könnte? Ich lachte, weil die Kugel mit dem Schnitt mich an Pacman erinnerte. Herr H. musste mitlachen und Pacman ausdekorieren. Nach der Spielerei formte Herr H. die Knödel. Ich erhitzte etwas Olivenöl in einem großen Topf und schwitzte die Zwiebel darin ca. 6 Minuten an. Dann gab ich Sellerie und Lauch hinzu, nach weiteren 2 Minuten das restliche Gemüse und das Mehl. Nach einer Minuten gab ich Thymian, Lorbeerblatt, Kaffee, Gemüsebrühe, Bohnen und Sojasauce in den Topf, ließ alles aufkochen und ca. 10 Minuten bedeckt bei geringer Hitze köcheln.
Nach den 10 Minuten legte ich die Knödel in den Topf, so dass sie zur Hälfte in der Flüssigkeit schwammen und ließ den Eintopf zugedeckt bei geringer Hitze 25 Minuten weiter köcheln, bis die Knödel locker aufgegangen waren. Das konnte ich mir bei einem so festen Teig irgendwie nicht vorstellen, aber nach der Zeit hatten sie ihr Volumen nahezu verdoppelt. Ich fischte die Knödel aus der Sauce, schmeckte den Eintopf mit Salz, Pfeffer und Sojasauce ab und richtete einen Teller an.
Fazit: Ich konnte es kaum erwarten, den Eintopf zu probieren. Wir saßen uns schließlich erwartungsvoll gegenüber und führten den ersten Löffel zum Mund. Irgendwie ungewöhnlich, da Bohnen bei uns sonst eher von Kreuzkümmel, Kumin, Tomaten und/ oder Oregano begleitet werden. Der Kaffee verstärkte tatsächlich den Geschmack des Gemüses, ohne ihn zu überlagern. Nach wenigen Löffeln waren wir vollends überzeugt. Auch die Sojasauce machte sich in dieser Kombination hervorragend. Allein die Knödel waren ein wenig trocken. Ich weiß nicht, ob das bei Backpulverknödeln immer der Fall ist oder ob ich einfach hätte noch etwas mehr Wasser nehmen sollen. Das werde ich wohl demnächst noch einmal testen.
Aus: Die neue vegetarische Küche Nicola Graimes
Ich mag deinen Käseknödel mit Gesicht! 😀
Das mit der Größe ist hier bei uns auch immer so eine Sache. Der Turbohausmann braucht immer ganz exakte Koordinaten, sonst verzweifelt er mir. 😉
Danke, Susi. 🙂 Manchmal überkommt uns irgendwie eine große Albernheit.
Und das mit den exakten Koordinaten scheint Männersache zu sein. 😉
Packman ist cool 🙂
So einen Haus- und Hoffotografen könnte ich auch brauchen; bei mir gibt es ein Bildchen von fertigen Gericht, sonst ist das Essen in Gefahr 😉
Diese Art Knödeln, das ist doch eine recht britische Geschichte, oder? Früher habe ich die oft gemacht, zusammen mit Eintöpfen – und so verdanke ich Dir jetzt eine Idee für das Wochenende.
Stimmt – den Knödel wollte ich auch noch erwähnen – einfach großartig!!
🙂
Danke, Susanne! Den Fotografen kann ich leider nicht abtreten. 😉 Und manchmal zieht sich das Kochen dadurch auch ganz schön…
Eine britische Geschichte? Kann gut sein, die machen ja viel mit Backpulver. Ich schaue mich mal um.
Kurzer Hinweis: Im Beitrag von Neues von der Insel gab’s solche Dumplings: http://neuesvonderinsel.blogspot.co.uk/2013/10/ox-cheek-stew-with-fluffy-dumplings.html
Danke, Sabine. Das erklärt einiges. Ich werde nächstes Mal die Fettmenge erhöhen und vor allem den Teig nur kurz zusammenfügen!
Die Kombination von Bohnen mit Kaffee kann ich mir sehr gut vorstellen! Ich gebe manchmal ein bisschen Schokolade an Chili, das geht ja in eine ähnliche Aromen-Richtung. Und ich gebe Susanne recht: Die Klößchen kommen mir ebenfalls sehr britisch vor. Gerade am Wochenende habe ich ganz ähnliche gemacht, die auch noch verbloggt werden. Trocken waren sie bei mir nicht, obwohl sie vom Mehl-Fett-Verhältnis ähnlich aussahen und bei Dir ja sogar noch Käse dazukommt. Hmm. Vielleicht liegt’s wirklich an der Wassermenge? Bei mir war der Teig eher weich, gerade noch gut formbar.
Aha, alles weist in Richtung Großbritannien. Ja, ich vermute auch, dass es an zu wenig Wasser lag. Aber die Knödel wird es hier sicher noch öfter geben. Schokolade habe ich auch mal ans Chili gegeben, hat mir aber nicht soo 100%ig gefallen, vielleicht war’s zuviel. Gehört habe ich davon jedenfalls schon öfter.
Ha – ich habs gemerkt – die Decke 😉
Also Knödel ohne Ei kannte ich bisher nicht, wird schnellstens getestet! Und Kaffee? Immer, nur nicht pur zum Trinken. Ich trinke wirklich garkeinen Kaffee, aber in Kuchen & Co oder auch in der Hähnchenmarinade – ein Traum. Somit wandert auch der Eintopf auf die ToDo-Liste 😀
So und jetzt stopfe ich mit noch eine Schoko-Kaffeebohne im den Mund, habe ich mir am Wochenende in der Kleinmarkthalle aufschwätzen lassen 😉
Hihi, war schon neugierig, ob’s dir auffällt. 🙂
Beim Knödeldrehen habe ich übrigens an dich gedacht! Kaffee in der Hähnchenmarinade? Da muss ich glatt mal bei dir schauen gehen…
Ja, ich habs gemerkt, war direkt mein erster Gedanke, als ich das Bild gesehen haben, noch bevor ich mir das Essen angeschaut habe. Darf man ja auch niemand sagen 😉
Hähnchen findest Du bei Fleisch/Geflügel unter Espresso-Chili-Hähnchen, war nach Lafer und lecker 😀
😉 Ist nicht schlimm, ich sehe manchmal auch eher andere Details…
Danke für’s Rezept, Lafer ist meist einen Bank und das neue Riesenhuhn haben wir gerad am Mittwoch abgeholt.
Liebe Eva,
nach viel Arbeit und Umtrieben komme ich endlich wieder zum Lesen (und Kochen). Und dann dieses schöne Gericht von Dir. Ich liebe herzhafte Gerichte, vor allem an kalten Herbstabenden.
Viele Grüße Toettchen
Liebes Toettchen, schön, dass die anstrengende Zeit für einmal vorüber ist und du wieder zum Genießen kommst!
Viele Grüße,
Eva
In einem Rezept aus Elizabeth Wolf Cohen’s ‘Jüdische Küche’ entnehme ich ein Rezept für einen Kneidl auf einem sehr langsam köchelnden Bohnen-Gersten-Eintopf für Schabbat, einem Tscholent, der auf 2 Teile Mehl 2 Teile Fett (Hühnerfett, Rindertalg oder Margarine) verwendet, dazu 1 Teil Wasser. Der Knödel-Teig wird wohl eher wegen des wesentlich höheren Anteils an Fett weniger trocken, nicht wegen dem Mehr an Wasser.
Gruss Bea
Danke, Bea. Das mit der Fettmenge scheint der entscheidende Punkt zu sein, wobei mir 1 Teil Mehl auf 1 Teil Fett als nicht mehr “zeitgemäß” erscheint. Ich werde weiter experimentieren!
Liebe Grüße,
Eva
Cool! Dumplings hab ich schon ewig nicht mehr gegessen 😀 Habe letztens beim Gulasch kochen noch dran gedacht. Danke für die Erinnerung
Danke, Emma. Gern geschehen. Ich warte gespannt auf deinen Post und die Zusammensetzung deiner Dumplings. 🙂
Bohnen mit Kaffee klingt ja wirklich spannend, auch wenn ich es mir nicht wirklich vorstellen kann. Aber die Knödel sind mir glaube ich doch etwas zu britisch, da gäbe es dann doch wohl eher die deutsche Variante oder gleich was ganz anderes dazu…
Probier’s aus! 🙂 War echt gut und ja, ich stimme dir zu, eine andere Art Klöße oder Brot oder ? würden sich bestimmt auch gut zur Suppe machen. Zum Glück liegt der lange Winter zum Experimentieren noch vor uns! 😉
Ich habe heute aus dem Rest der Kasnudelfüllung mit Ei und Hartweizengrieß ein paar Nocken gemacht, die hätten sicherlich gut dazu gepasst!
Davon bin ich überzeugt. 😉
danke eva, für deine inspiration!
Immer gern. 🙂