Als ich beschloss, rote Linsen in mein Eiweißbrot zu geben, recherchierte ich ein wenig zum Thema Linsen im Allgemeinen. Ich stellte erstaunt fest, dass die unscheinbare Hülsenfrucht schon seit Beginn des Ackerbaus zu den fünf wesentlichen Nutzpflanzen zählt und dass sie, gemeinsam mit Getreideprodukten im Verhältnis 1:3, ein Teil Linsen auf drei Teile Getreide, eine Wertigkeit des Eiweißes für den Menschen von etwa 100% (was dem Hühnerei entspricht) erreicht. Muskelfleisch hingegen kommt “nur” auf eine Wertigkeit von 89%. Erstaunlich. Das macht Linsen für eine fleischarme oder -lose Ernährung sehr interessant. Leider werden sie oft zu unansehnlichen Suppen verkocht. Ich hatte von der letzten Tortenproduktion noch 3 Eigelbe übrig und von meiner Mutter ein neues Gebiss geschenkt bekommen, nein, keins für den Mund, ein zum Ravioli formen. Was lag also näher, die anspruchslose, unscheinbare Tellerlinse in ein edles Teiggewand zu kleiden?
Für den Ravioliteig:
- 60 g Weizenmehl 405 er
- 40 g Weizendunst
- 40 g Hartweizenmehl
- 3 Eigelb (ca. 60 g)
- 1 TL Olivenöl
- 1 Pr. Salz
- 2-3 EL Wasser
Für die Füllung:
- 100 g braune Tellerlinsen (Sorte beliebig)
- 300 g Wasser
- 1 kleine Möhre, in winzige Würfel geschnitten
- 1 Scheibchen Knollensellerie, in winzige Würfel geschnitten
- 1 kleine Pastinake, in winzige Würfel geschnitten
- 1 Schalotte, fein gewürfelt
- ca. 30 g Hartkäse, gerieben
- 1 TL Apfelessig
- 1 TL Muscovadozucker
- Salz, Pfeffer
Während Herr H. sich um die Brunoise-Produktion kümmerte, knetete ich den Pastateig ca. 10 Minuten. Nun durfte er abgedeckt mindestens eine Stunde lang bei Zimmertemperatur. Danach schwitzte ich zunächst die Schalotte an, gab die restlichen Gemüsewürfel hinzu und ließ sie einige Minuten schmurgeln. Ich gab die Linsen und ca. 300 g Wasser zu dem Gemüse und ließ sie auf kleiner Flamme ca. 45 Minuten köcheln. Ich brauchte kein zusätzliches Wasser, aber es kann passieren, dass das Wasser verdunstet ist, bevor die Linsen gar sind. Man kann das leicht durch ein Rütteln am Topf kontrollieren. Beginnen die Linsen anzusetzen, fügt man einfach noch ein wenig heißes Wasser hinzu.
Nachdem die Linsen gegart waren, ließ ich sie in einer Schüssel auskühlen, würzte mit Zucker, Salz, Pfeffer und Essig und vermengte sie nach dem Erkalten mit dem geriebenen Käse.
Herr H. hatte derweil den Backofen auf 130°C vorgeheizt und 2 gute Hände voll schmackhafter Tomätchen, manchmal bekommt man sie sogar um diese Jahreszeit z. B. aus den Niederlanden, halbiert, mit Olivenöl beträufelt und gesalzen. Sie durften nun eine gute Stunde im Ofen confieren.
Ich knetete den Ravioliteig portionsweise mit der Nudelmaschine und rollte jede Bahn bis zur zweit dünnsten Stufe aus. Dann stach ich mit der Rückseite des “Gebisses” Kreise aus, drehte es um und legte den Teigkreis hinein. Darauf gab ich einen gehäuften EL Füllung, bestrich eine Hälfte des Randes mit wenig Wasser und klappte es zusammen. Fertig Ravioli. Es klingt umständlicher, als es ist. Mit ein wenig Übung konnte ich den kompletten Teig in ca. einer halben Stunde zu wunderbar wohlgeformten Ravioli verarbeiten. Es geht auf diese Weise eindeutig schneller, als mit einem Dessertring als Ausstecher. Die fertigen Ravioli lagerte ich auf einer mit Grieß bestreuten Leinwand. Als alle fertig waren, ließ ich sie portionsweise in leicht siedendem Wasser 3-4 Minuten ziehen und schreckte sie anschließend kalt ab.
Herr H. hatte derweil vom unverhofft geschenkten Schinken (vielen Dank noch einmal, Toettchen!) einige möglichst dünne Scheiben gehobelt und in der Pfanne mit wenig Olivenöl knusprig gebraten. Die fertigen Scheibchen durften im warmen Backofen auf den Verzehr warten. Ich gab etwas Butter und einige Thymianblättchen in die “Schinkenpfanne” und schwenkte die Ravioli portionsweise darin. Es roch so unglaublich lecker, dass es beinahe keine Fotos vom fertigen Essen gegeben hätte, aber Herr H.s eiserner Wille rettete uns.
Fazit: Ich konnte nicht warten, bis wir gesittet am Tisch saßen und stibitzte ein Ravioli vom Teller, biss hinein und seufzte wohlig. Es schmeckte absolut unglaublich köstlich. Ich bot Herrn H. die zweite Hälfte an und er bestätigte mein Urteil. Es blieb kein einziges Fitzelchen übrig. In Kombination mit den aromatischen Tomätchen und den knusprig, kräftigen Schinken waren die neu gewandten unscheinbaren Linsen große Stars. Und sie wanderten gewiss nicht zum letzten Mal in die Nudel!
Und da Christine mich gerade darauf hinwies, darf dieser Beitrag an Semihas wunderbarem Hüslenfrüchte-Winterevent teilnehmen!
Oh ja, Linsen habe ich auch schon in Nudelteig verpackt, allerdings rote und in indischer Anmutung… sehr, sehr brauchbar! Das mit dem Speck ist aber freilich ein ganz hervorragender Gedanke… zumal seit gewisser Pizza noch ein wenig übrig ist…
Rote Linsen stehen als nächstes auf meiner “Liste”, also zum Füllen. 🙂
Super Idee! Ich mag Linsen sehr gerne, demnächst kommen die in irgendeiner Form hier in den Topf!
Wahrscheinlich mit handgeschabten Spätzle? 😉
Nicht zwangsweise, die Chancen sind 50:50 (g)
Oh ja, da kommt alles zusammen, was ich mag! Ich wollte am Wochenende Nudeln auf Vorrat produzieren, da wird es auch ein paar Linsen-Ravioli geben 😀
Und dann noch mit dem leckeren Schinken/Speck… *seufz*
Nudeln vorproduzieren? Auch eine gute Idee! Obwohl ich die Eigelbe, die ich übrig habe meist spontan in Nudelteige verwurste und wenn den Teig gerade nicht brauche, dann friere ich ihn einfach ein. Einer müsste noch da sein. 🙂
Wie lecker!! Yum, das gibt meine nächste Raviolifüllung, Linsen und Speck sind eh umwerfend gut zusammen.
Freut mich, dich inspiriert zu haben und ja, Linsen und knuspriger Schinken, ein Dreamteam. 🙂
Tolle Idee! Mal was ganz anderes als Linsen mit Spätzle….
Danke, Susanne. Du kennst ja meine derzeitige “Beziehung” zu den Spätzle. 😉
Ohhhhhh, ich könnte ja glatt in den Monitor springen… ist noch was übrig? 😉
Eiweissbrot??? Hast Du das verbloggt? Ich habe nichts gefunden…
Bitte nicht, Sabine, den brauche ich noch und nein, alles weg. 😉
Das Brot ist aus dem letzten Post, “das Kraftpaket”.
ich glaub ich weiß was ich am Wochenende koche:)
Ich bin gespannt, wie’s euch schmecken wird. 🙂
Das ist ja mal wieder oberlecker. Aber was ist bitte Weizendunst? Das kenne ich nicht. Ich mache meinen Nudelteig immer im Thermomix. Der gelingt immer super und lässt sich sicher auch mit der Linsenmasse füllen. Die kleinen Tomätchen gefallen mir besonders gut dazu.
Danke, Maren. Der Weizendunst hat eigentlich im Ravioliteig nichts verloren. Ich habe bloß eine zu große Packung bestellt, die ich aufbrauchen will. Weizendunst liegt vom Mahlgrad her zwischen Mehl und Gries und ist speziell für Spätzle wichtig, da sie dadruch mehr “Biss” bekommen.
Liebe Grüße,
Eva
Ach so! Vielen Dank für die Aufklärung, Eva. 🙂
Immer gern. 🙂
Linsen in Ravioli, das ist ja eine tolle Idee. Das könnte ich mir auch gut mit schwarzen Belugalinsen vorstellen, das wäre sicherlich auch hübsch! Und für mich natürlich ohne Schinken 😉
Danke, Melanie. Ja, viellleicht schwarze Belugalinsen in orange-roten Teig. Gute Inspiration. 🙂
Linsen liebe ich, aber du verblüffst mich immer wieder: einmal im Brot eingebacken, einmal in Teigtascherln gefüllt. Das sind alles geniale Ideen!
Lutz (Plötzblog) hat heute auch ein Linsenbrot, klingt sogar noch besser als meins, er hat zusätzlich Zwiebeln drin – das werde ich umgehend testen, naja, und das mit der Raviolifüllung lag irgendwie auf der Hand…
Du bist ja irre kreativ. Linsen in Ravioli einarbeiten. Ich liebe Linsen in allerlei Variationen, aber das muss ich jetzt auch probieren!
Danke, Toettchen. Irgendwie kam mir das eher naheliegend als sonderlich kreativ vor und ich hatte ja auch eine himmlische Inspirationsquelle. 😉
Linsen und Pasta sind eine tolle Kombination! Deine Ravioli erinnern mich an ein Gericht, das ich früher häufiger gekocht habe und von den Kindern gern gemocht wurde: Ein Auflauf aus Bandnudeln mit einer dicken Tomaten-Linsen-Sauce und mit einer Knoblauch-Frischkäse-Semmelbrösel-Mischung getoppt. Ich glaube, das Rezept muss ich mal wieder hervorkramen. Nee, besser ich probiere erstmal deine Ravioli!
Und so ein “Gebiss” besitze ich übrigens auch – ist sehr praktisch.
Mit Spätzle ja ein zudem ein echter Klassiker. Eine “Linsenbolognese” habe ich auch schon öfter gemacht, allerdings ohne so ein kreatives Topping, sondern ganz schnöde mit Parmesan bestreut. 😉 Das Gebiss ist einfach der Hit, finde ich auch. Viel Spaß beim “Nudeln”.
Ein coole Idee und eigentlich sogar naheliegend, wenn man die schwäbische Küche denkt (Linsen und Spätzle). Bei dem Satz mit dem Gebiss habe ich doch erst sehr gestutzt – ich musst ihn zwei mal lesen 😉
Ah, danke Tring, immerhin du erkennst meine geheimen Gedankengänge. 😉 Auf den Namen “Gebiss” kam ich nur, da Herr H. es sich nicht verkneifen konnte, es sich in den Mund zu stecken…
Jetzt habe ich ein Bild im Kopf und kriege es nicht mehr weg…. 😉
🙂