Vor gut zehn Jahren verbrachten Herr H. und ich wunderschöne, unbeschwerte Wochen in Südfrankreich an der Atlantikküste. Ein Kleinbus, zwei Surfbretter, Sonne satt und natürlich das einfachste und beste Essen, das man sich vorstellen kann. Dort oben auf dem haushohen Dünengürtel, der sich von Arcachon bis fast hinunter an die spanische Grenze zieht, thronte ein winziges Restaurant mit einer Terrasse zum Meer hin gelegen. Abends, wenn die Sonne sich unwillig mit viel Pomp ins Meer verzog, wurden dort schlichte Fischgerichte serviert und natürlich auch Moules frites. Dort saßen wir nach einem lange Tag des “dolce far niente” und schwelgten. Satt und zufrieden fielen wir danach in die Schlafsäcke, gewiss, dass uns am nächsten Tag die Sonne wieder begrüßen würde. Und immer, wenn es auch hier diese strahlend schönen Tage mit azurblauem Himmel gibt, denke ich leicht wehmütig zurück und bekomme Appetit auf Muscheln – ohne Fritten. Das ist das einzige, was sich verändert hat.
Für die Muscheln ohne Fritten:
- 1 gutes kg Miesmuscheln, Bärte entfernt, gut geputzt
- 1/2 Fenchel, fein gewürfelt
- 1 kleine rote Spitzpaprika, fein gewürfelt
- 1 Möhre, fein gewürfelt
- 2 Stangen Staudensellerie, fein gewürfelt
- 1 Pastinake, geschält, fein gewürfelt
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 kleines Stück Ingwer, fein gehackt
- 1 kleine rote Chilischote, entkernt, fein gehackt
- 2 getrocknete Tomaten, fein gehackt
- 1 Zwiebel, fein gewürfelt
- Abrieb von 1/4 Bergamotte (oder Zitrone)
- 100 g Weißwein
- 300 g Gemüsebrühe
- (Thai-) Basilikum, nach Belieben
- Meersalz, Pfeffer
Der Fischhändler auf dem Markt hatte die Muscheln bereits fast perfekt geputzt. Herr H. und ich schnippelten gemeinsam das Gemüse. Ich erhitzte etwas Olivenöl in einem Topf, schwitzte zunächst Zwiebelwürfel, dann Knoblauch, Ingwer und Chilis an und fügte das restliche Gemüse hinzu. Nach einigen Minuten des Anschmorens, löschte ich mit Weißwein ab und ließ ihn ca. um die Hälfte einreduzieren. Dann goß ich Gemüsebrühe an und ließ das Gemüse ca. 15 Minuten leise köcheln. Herr H. kochte derweil ca. 1 l Wasser in unserem größten Topf auf.
Zuvor hatte er diejenigen Muscheln aussortiert, die sich trotz Rüttelns am Sieb nicht schlossen. Er gab nun die Muscheln ins kochende Wasser, legte den Deckel auf und ließ sie 5 Minuten kochen. Dabei ist es wichtig, dass das Wasser wirklich sprudelnd kocht, da die Muscheln noch leben und so nicht unnötig lang leiden müssen. Nach den 5 Minuten schreckte Herr H. die Muscheln kurz ab, sortierte nun die noch fest geschlossenen aus und richtete sie auf dem Gemüsebett an. Baguette dazu, ein Glas Weißwein, fertig.
Fazit: Wieder einmal wurde während des Essens kein Wort gesprochen. Wir genossen und hingen wohl beide unseren Erinnerungen nach. Nachdem die letzte Muscheln aus ihrer Schale befreit und verpiesen, der letzte Rest Brühe mit Baguette aufgetunkt war, sah Herr H. mich an. Ich wusste, was er sagen wollte und ich antwortete ihm, dass es wahrlich Zeit sei, der Küste wieder einen Besuch abzustatten. Vielleicht klappt es ja in diesem Jahr und bis dahin muss ich meine Sehnsucht wohl weiterhin mit Muscheln stillen.
Du hast Erlebnisse verkostet. Das ist dir wieder gut gelungen. Und das lese ich sehr gern.
Schön gesagt. Danke. 🙂
hachja, die unbeschwerten Urlaube der jungen Jahre….
mach ruhig Fritten dazu- ich ess die anstelle der Muscheln die ich leider überhaupt nicht vertrage
So jung waren die Jahre gar nicht mehr. 😉 Und für dich würde ich sogar Fritten servieren!
Schön, wie du uns ein bisschen an deinen Erinnerungen und Sehnsüchten teilhaben lässt – ich mag es gerne, wie du schreibst!
(Leider mag ich keine Muschen ;-))
Danke, Eva!
Das macht nichts. Jeder mag doch irgendwas nicht. 🙂
Oh mit Bus und Surfbrett – ein Traum!
Ich darf ja keinen Fisch, aber der Italiener ist für Muscheln auch immer zu haben 🙂 Werde am Wochenende mal Ausschau halten, vielleicht gibt es im Großmarkt welche. Und für den Italiener dann mit Tomatensauce und Ciabatta 😉
Ja, das war es und das Wetter war die ganze Zeit bombastisch. 🙂
Noch müsste es welche geben. Bei uns hieß es immer, Muscheln gibt’s nur in den Monaten mit “r”.
Ja genau, das mit dem “r” im Monat kenne ich auch so 😀
Wobei ich gar nicht weiß, ob da tatsächlich etwas dran ist… 😉
Oh, ich glaube, Muscheln möchte ich auch mal wieder essen. Danke für die Erinnerung daran, wie lecker sie sind! Ich verbinde mit Miesmuscheln allerdings eher Irland als Frankreich 😉
Gern geschehen, Antje. In Irland war ich tatsächlich noch nie. Warum? Keine Ahnung. Wetter? Zu viele andere Ziele? So bleibt zum Glück immer noch etwas zu entdecken. 😉
Eine große Portion für mich, bitte 🙂 Ich liebe Muscheln, mit und ohne Frites. Und für mich sind die ersten Muscheln mit Frites und Bier verknüpft mit einem sechswöchigen Praktikum in Nordfrankreich…und später mit einem windigen Urlaub an der Atlantikküste….haaaach…ich glaube, wir müssen diesen Sommer doch wieder das Zelt einpacken und in diese Richtung fahren.
*rüberschieb*, jedenfalls virtuell. Ihr bekommt doch in München hoffentlich welche? Ansonsten, eben, Sommerurlaub, aber möglichst im Juni, bevor die Franzosen einfallen. 😉 Und ihr zeltet wirklich noch?
Bis auf letztes Jahr sind wir immer mit Zelt losgezogen. Es hat Vorteile….der Nachwuchs treibt sich den ganzen Tag rum. Und Nachteile….das Wetter….
Das mit dem Wetter kenne ich gut, zum Glück gibt es meist eine Ausweichunterkunft – wobei ich auch schon viele verregnete Nächte in Zelten verbracht habe. 😉
Äh..Nachtrag…Muscheln gibt es hier, klar. Ich hatte bloß nicht mehr dran gedacht…. 🙂
Ich erinnere mich auch nur hin und wieder an ihre Existenz. 😉
Arcachon, Erinnerung ja, aber ohne Surfen. Sehr sehr schön, auch diesmal wieder, Deine Fotos.
Was macht man mit den Muscheln, die noch geschlossen sind? Wir haben Muscheln hier, bei denen wir fast alle mit den Fingernägeln öffnen müssen.
Frage 2: Könnte man diese Muscheln auch mit dem Gemüse garen, so dass der Saft ins Gemüse kommt? Oder ist der nicht gut? Ich mache Pasta Vongole so, Vongole in die Pfanne mit Olivenöl, Knoblauch, Chili, Salz, Weisswein, dann Pasta rein, aller Vongolegechmack an den Pasta, zB Linguine.
Danke, Erich. Herr H. freut sich über jedes Kompliment. 🙂
Die nach dem Kochen geschlossenen Miesmuscheln sind ungenießbar, heißt es. Wie das bei anderen Muscheln ist, weiß ich nicht.
Und natürlich kann man die Muscheln auch mit dem Gemüse garen. Man bekommt sie nur niemals völlig sandfrei und seperat gegart, muss man den ganzen Sand nicht mitessen – auch wenn er angeblich den Magen reinigt. 😉
Aha, so sind eben nicht alle Muscheln gleich sandfrei. Im Magen störte es mich nicht, eher bei dem Kauen und in den Ohren.
Das mit dem Magen kommt von meiner Urgroßmutter. Und ich stimme zu, auf Sand zu kauen ist scheußlich!
Bitte einen großen Teller Muscheln durchs Internet zu mir schicken! 🙂
Genau das wär’s nämlich jetzt!
Wir müssen endlich das Beamen erfinden! 😉
Achje und was koche ich heute Abend? Es ist schon wieder so spät…
Ich möchte bitte auch unbedingt einen Teller mit Muscheln gebeamt bekommen. Das sieht sooo Lecker aus.
Einen Teller für Xeniana, bitteschön! 🙂
Das sieht so gut aus, dass ich auch ein großen Teller möchte – ohne Fritten. Dafür ein Stück frisches Baguette und ein großes Glas gut gekühlten Vin de Sable.
Großer Teller, doppelt Baguette und ein Glas de Sables, voilà! 🙂
Oh, wie lecker! Ich liebe sie seit frühester Kindheit, meine französische Tante Alice hat immer kleine Miesmuscheln gekauft und stundenlang geputzt und geschrubbt. Seither bin ich immer auf der Suche nach kleinen Miesmuscheln, die ich aber fast immer nur in Metz finde …
Die Bergamotte – total pfiffig…
Liebe Grüße
Cheriechen
Selber habe ich sie tatsächlich noch nie geputzt. Die Bergamotte (von der lieben Susi) wandert zur Zeit in so ziemlich alles…
Liebe Grüße,
Eva
Eine schöne Geschichte, die mich an meine eigenen Reisen in diese Region erinnert. Bedauerlicherweise hatte ich damals noch keine so grosse Schwäche für Moules übrig – das hat sich zum Glück mittlerweile geändert 😉 Und du hast schon recht, wieso müssen da eigentlich immer Fritten dazu. Ich mein, ich mag sie, aber mal ehrlich, so ein Stück Baguette passt eigentlich zig Mal besser!
Ich koch daheim selten Moules und wenn dann immer à la crème! Aber deine vor frischem Saisongemüse strotzdende Variante hier werde ich mir fürs nächste Mal merken 🙂
Vor allem kann man mit dem Baguette die Tunke viel besser aufnehmen. A la creme? Hast du das schon mal gepostet? Sagt mir gar nicht, werde mal bei dir schauen!
Der Post dazu ist leider immer noch fällig und findet sich noch nicht auf dem Blog. Irgendwie waren die Moules stets weggefuttert, bevor sie fotografiert werden konnten 😉 A la creme heisst bei mir: Schalotten, trockener Weisswein, Doppelrahm und viiiel Petersilie und frischer Kerbel 🙂
Danke dir. Das werde ich nächstes Mal testen!
Keine Fritten bei dir Frittierliebhaberin ;-)?? Aber die Muscheln hüpfen einem ja förmlich aus dem Bild in den Mund, die nehme ich auch ohne 🙂 Liebe Grüße Melanie
Fritten habe ich noch nie frittiert, aber frag’ jetzt nicht, warum. Vielleicht, weil für größere Mengen Frittierguts mein Topf zu klein ist?
Liebe Grüße,
Eva
für mich bitte auch mit Frites – hatte ich noch nie. Aber ich war ja auch noch nie in Südfrankreich an der Atlantikküste. Das müsste doch auch für uns mit dem Auto zu schaffen sein (immerhin waren wir auch schon damit in Barcelona, das ist noch weiter weg!)
Aber isch abe doch gar keine frites. 😉
Ja, von euch aus ist das gar nicht so weit. Unbedingt empfehlenswert! Wir fuhren seinerzeit 19 Stunden nonstopp, ganz schön anstrengend, würde ich heute wohl nicht mehr machen.
Das sieht soooo lecker aus! So wie alles hier ?
Danke schön. 🙂