Auch im Urlaub muss gegessen werden. Auf einem unserer Spaziergänge durch die Wiesen kamen wir an der Sylter Landschlachterei vorbei. Die freundliche Verkäuferin empfahl uns Lammmedaillons vom Salzwiesenlamm. Das sei natürlich hier in der Nähe aufgewachsen, wir sollten uns doch selbst vom geschmacklichen Unterschied überzeugen. Wir mussten nicht lange überredet werden. Als ich sie fragte, ob es auch Hack vom Rind gäbe, antwortete sie, ja, ab 400 g, sonst würde zuviel in der Maschine bleiben. Aha, das Fleisch wird jedes Mal frisch gewolft, dachte ich und griff ebenfalls zu. Während wir beschwingt weitergingen, fantasierten wir, was wir mit den Medaillons anstellen könnten. Frischen Queller fanden wir am Watt leider nicht, aber die Kühltruhe hielt dicke Bohnen vor und Herr H. meinte, es sei nun endlich an der Zeit, sein Kartoffel-Möhren-Püree zu kosten.
Für das Püree:
- ca. 300 g festkochende Kartoffeln, geschält, grob gestückelt
- ca. 200 g Möhren, geschält, grob gestückelt
- ca. 30 g Butter
- ca. 50 g Milch
- Salz, Minze-Pfeffer
Ich war zwar dagegen, das Gemüse geschält zu garen, aber Herr H. duldete keinen Widerspruch. Nach knapp zwanzig Minuten waren Kartoffeln und Möhren gar. Herr H. goß das Wasser ab, würzte mit Salz und Minze-Pfeffer, einer Pfeffermischung mit einem Anteil von 35% getrockneter Minze, frische war nirgends aufzutreiben gewesen, fügte Butter und Milch hinzu und stampfte alles mit dem Kartoffelstampfer zu einen lockeren, mittelfesten Püree. Ich probierte und musste zugeben, dass es wirklich köstlich schmeckte. Das Püree durfte abgedeckt im Ofen warten.
Gemüsebeilage und Lamm:
- 100 g Rucola, in Olivenöl gewendet
- 500 g dicke Bohnen, pepahlt, ergibt ca. 300 g
- 4 Lammmedaillons, ca. 350 g, eine Stunde in Olivenöl mariniert
Ich hatte in der Zwischenzeit ein Bund Rucola mit etwas Olivenöl benetzt, gesalzen und im Backofen bei 160°C in ca. einer halben Stunde geröstet. Leider verlor sich die Knusprigkeit schnell wieder. Nachdem wir gut 500 g dicker Bohnen aus dem Mantel geholfen und in gut 10 Minuten gar geköchelt hatten, heizte Herr H. den Elektro-Tischgrill vor. Ja, solche Sachen gibt es tatsächlich. Ich merkte an, dass es vielleicht besser sei, den Grill auf den Fliesenboden der Küche zu stellen, hatte Angst, den edlen Esstisch zu ruinieren, aber Herr H. winkte ab. Es handele sich schließlich um einen Tisch-Grill, der würde also auf dem Tisch stehen können, ohne zuviel Hitze nach unten abzugeben. Er sollte recht behalten. Er legte die in Olivenöl marinierten Medaillons auf den vorgeheizten Grill und briet sie beidseitig jeweils 4 Minuten an. Danach durften sie noch einige Minuten in warmen Backofen nachziehen.
Das Essen war fertig und Herr H. sah sich suchend um. Wo wir denn den Teller fotografieren sollten. Na hier, einfach auf dem Esstisch, schlug ich vor. Herr H. stellte den Teller auf den Tisch und schüttelte unwillig den Kopf. Die Farbe des Tisches passe nicht zum Teller und überhaupt. Ich sah der Wärme des Essens förmlich beim Verschwinden zu, erklärte Herrn H., dass man nun mal nicht alles haben könne und er lichtete den Teller schließlich ab.
Fazit: Zum Glück war es schnell gegangen. Ich probierte ein Stückchen Lamm und seufzte. Das Fleisch war unglaublich zart und schmeckte angenehm intensiv nach Lamm, kein Vergleich zu dem, was wir zu Hause beim Schlachter bekommen. Püree und dicke Bohnen passten perfekt und meinen misslungen Versuch, eine Sauce aus reduziertem Fond mit kalter Butter zu binden unterschlage ich einfach mal.
Nicht nur zu Hause, nein auch im Urlaub bereitet ihr gar Köstliches zu und setzt es hier wie da perfekt in Szene (jeweils in allen Einzelheiten) – Hut ab!!
Danke, Eva. Böse Zungen behaupten, wir hätten halt nichts Besseres zu tun. 😉 Aber es macht einfach soviel Spass, warum sollte man also im Uralub darauf verzichten?
Liebe Grüße,
Eva
auf böse Zungen sollte man nicht hören!:-) Weiterhin schönen Urlaub für euch! LG Eva
Tun wir auch nicht. 😉 Morgen geht’s leider wieder zurück…
Liebe Grüße,
Eva
Lecker! Da würde ich auch direkt zugreifen 🙂
Und bei uns gibt es auf öfters KaKaPü, wie ER es immer nennt 😉
Und Sylt lohnt sich? Hatten wir für den Spätsommer/Herbst im Auge.
Danke, Sandra. Ob Sylt sich lohnt? Hm, vielleicht sind wir die falsche Adresse für diese Frage. Da Herr H. von dort stammt, sind wir recht häufig dort gewesen und die Veränderungen der letzten 10 Jahre gefallen uns nicht so richtig. Aber an sich ist die Insel wunderschön und es gibt viel zu sehen, also, ja, Sylt lohnt sich. 😉
Lecker!!
Auf Langeoog bekam ich eine besondere Rinderart von den Salzwiesen zu kosten. Es ist schon etwas Besonderes, solches Fleisch! Wunderbar habt ihr es kombiniert…
Mein Verständnis für Urlaubsbloggen habt ihr sicher, genießt eure Zeit!
Liebe Grüße
Cheriechen
Danke, Cheriechen. Ich warte schon gespannt darauf, was du aus dem Urlaub an Spezialitäten mitgebracht hast. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Erstmal Wäscheberge, 🙁
aber dann …
🙂
Das muss ich jetzt aber endlich auch mal ausprobieren! Von Salzwiesenlamm habe ich schon viel gehört und gelesen… leider ist es hier relativ schwierig zu erwerben… aber ich mach mich demnächst mal schlau! Wünsche euch weiterhin einen genussvollen Urlaub 🙂
Danke, Marco. Ihr habt dafür andere Köstlichkeiten, an die wir hier nicht ohne weiteres rankommen – wobei, gestern habe ich einen Verkaufstand für österreichische Spezialitäten gesichtet, keine Ahnung, was der hier verloren hat. 😉
Liebe Grüße,
Eva
ich finde es auch sehr schön, im Urlaub zu kochen. Vor allem das Stöbern und Einkaufen auf fremden Märkten liebe ich sehr – der Mitkoch bevorzugt allerdings eher Hotels 🙁
Da habe ich wohl Glück gehabt. Wir sind beide keine sonderlichen Fans von Hotels und nach Möglichkeit wird gekocht, vielleicht sind wir beim Essengehen zu oft enttäuscht worden. 😉
Ich sehe schon….ich muss auch auf die Insel…. 🙂
Das sieht nach einem köstlichen Teller aus; Salzwiesenlamm hat mich schon immer interessiert und die Geschichte dazu gefällt mir mehr als gut 🙂
Danke, Susanne. Aber erst nach Frankreich, oder? Da würde ich auch zu gern mal wieder hin… ob es dieses Jahr etwas wird? Es sieht leider nicht danach aus.
Das kannst Du mir im Ernst nicht antun: Möhren-Kartoffelstampf und dann noch Dicke Bohnen dazu. Da brauche ich nicht einmal Fleisch, vielleicht einige wenige Speckwürfel mit gerösteten Zwiebeln. Ich schmelze dahin.
Verzeih, Toettchen. Aber nachdem ich in den letzten Wochen immer schmachtend vor deinen Gerichten saß, musste ich zur Tat schreiten. 😉
Liebe Grüße,
Eva
ich wünsch euch noch viele Genüsse im Urlaub- nur dann nimmt man sich doch die Zeit 500g Bohnen aus dem Mantel zu helfen, oder?
Danke, Ninive. Die Zeit nehme ich mir eigentlich immer, auch Kichererbsen müssen sich frei machen, bevor sie in meinen Topf wandern. 😉
Hier hätte es, wenn schon keine Insel mit Salzwiesen, wenigstens Sisteron-Lamm gegeben. Aber das hätte ich alleine essen müssen.
Wenn du parallel Frau L.s Lieblingsspeise bereitest, ist das doch kein Problem, oder? 😉
Im Urlaub kochen finde ich auch schön. Nicht immer, aber ab und zu lokale Köstlichkeiten liebe ich! Nun weiß ich endlich, wie Erdäpfel-Karotten-Stampf geht, ich habe immer nur Lobeshymnen drüber gehört, aber kann mich nicht erinnern, jemals ein so detailliertes Rezept gelesen zu haben. Danke dafür!
Danke, Susi. Irgendwie muss man die 500 Wörter ja zusammen bringen. 😉
Dicke Bohnen! Ach, die hätte ich jetzt auch sehr gern, und mit Rucola waren sie bestimmt sehr fein, gerade zum Lamm. Einen schönen Urlaub noch!
Danke, Claudia. Wenn du Glück hast, findest du noch tief gekühlte. 😉 Über die geschmackliche Harmonie mit Ruccola war ich, ehrlich gesagt, erstaunt. Die besten Sachen scheinen sich immer zufällig zu ergeben…
Jetzt hier auch noch Möhren-Kartoffelstampf? Toettchen hat grad vorhin am Telefon gesagt, dass er sich welchen kocht. Ich möchte, dass mir jetzt jemand MKS kocht. Ich brauche dann auch gar nichts anderes mehr dazu, mir reicht der Stampf.
Du bist sehr genügsam. Mir würde das nicht reichen, ich scheine sehr verwöhnt zu sein. 😉
Na, da waren wir wohl beide in den letzten Tagen am Meer. Sehr schön. 😀
Und das Gemüse nehme ich gerne. Das Püree muss ich mal ausprobieren. Doch das Lamm. Tja. Das kommt bei mir nicht auf den Teller. Aber nun. Irgendwas ist ja immer. 😉
Ja. Sehr schön sogar, aber es ist auch schön, wieder zu Hause zu sein.
Und irgendetwas ist immer, das stimmt…
Oh ja, das sieht alles sehr lecker aus. Könnte ich mir jetzt so verdrücken…….bis auf die Dickebohnen 🙁 …….lach
VG
Paul
Sehr witzig. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Das Lamm sieht wunderbar aus, die Bohnen ässe ich auch gerne, aber ich bleibe lieber beim Herdöpfelstock, ohne jedoch je MKS versucht zu haben. Ja, und nun gibt oder gab es 2x etwas mit Hack, nachdem 400g zuviel ist für 2 Personen 🙂
Danke, Erich. Probiere es ruhig einmal aus, das gemischte Püree.
Und ja, es gab zweimal Hack, allerdings an einem Tag als Frikadelle gebraten und an zwei Tagen verzehrt. 😉