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Studie in Monochrom

casarecce 10

Planung ist die halbe Miete, das durften Herr H. und ich vergangenen Sonntag Abend wieder einmal feststellen, als wir uns leicht hungrig gegen 18 h in der Küche trafen. Für groß angelegte Kochaktionen war es bereits ein wenig spät, aufgetaut hatte ich nichts und auch keinen Plan. Nachdem wir eine knappe Stunde mit fieberhaftem Kochbuchwälzen verplempert hatten, schloss ich das Buch und teilte Herrn H. mit, dass wir anders herum vorgehen müssten. Worauf er Appetit habe? Er sah mich nur ratlos über den Rand seiner Lesebrille an. Linsen, sagte ich, ich habe Appetit auf Linsen. Mit Pasta und am liebsten auch mit Gorgonzola-Sauce. Was er davon hielte. Ihm war alles recht, wenn er nur endlich etwas zwischen die Zähne bekäme. Also legten wir los.

Für die Pasta mit Puy-Linsen:

  • Pasta nach Belieben, al dente gegart (ich: Casarecce)
  • 100 g Puy-Linsen
  • 1 Möhre, fein gewürfelt
  • 1-2 Stangen Staudensellerie, fein gewürfelt
  • 1 sehr kleine Fenchelknolle, fein gewürfelt
  • 1 Lauchzwiebel, in Ringe geschnitten
  • 1 kleine Knoblauchzehe, gehackt
  • 1 EL Bergbohnenkraut, fein gehackt
  • Abrieb 1/2 Zitrone + 2 EL Saft
  • 1 Lorbeerblatt
  • Salz, Zucker

zubereitung serie

In Windeseile schnitten wir gemeinsam die Gemüsewürfel. Ich wusch die Linsen und erhitzte etwas Öl im Topf. Darin briet ich die Gemüsewürfel an, fügte die Linsen, das Lorbeerblatt und das Bohnenkraut hinzu und goss ca. 300 g Wasser an. Abgedeckt garte die Linsen-Gemüse-Mischung knapp 40 Minuten. Während des Gemüseschneidens hatten wir die Aromenkomposition diskutiert. Das Lexikon schlug zu Gorgonzola Birne und Walnuss vor. Ich beschloss spontan, beides zu karamellisieren. Herr H. schaute zwar skeptisch, sagte jedoch nichts.

Für die karamellisierten Birnen und Walnüsse:

  • eine gute Handvoll Walnusskerne
  • 1 kleine oder eine halbe große Birne, in halbe Spalten geschnitten
  • ca. 30 g Zucker
  • 1 TL Invertzucker

karamellisieren serie

Ich schmolz 1/3 des Zuckers mit dem  Invertzucker, gab dann den restlichen Zucker hinzu und ließ ihn zu einem hellen Karamell kochen. Nun gab ich Birnenstückchen und Walnusshälften hinzu und ließ sie im Karamell köcheln, bis sie vollkommen damit überzogen waren. Das dauerte ca. 5 Minuten. Anschließend durften sie auf einem geölten Teller abkühlen.

Für die Käsesauce:

  • je 100 g Sahne + Milch
  • ca. 40 g Gorgonzola oder Roquefort
  • evtl. Salz und Pfeffer

sosse serie

Ich gab Milch und Sahne in einen Topf, ließ sie aufkochen und löste den Roquefort darin auf. Nach kurzem Köcheln, hatte die Sauce die gewünschte cremige Konsistenz. Ich verzichtete auf das Salz, da die Sauce durch den Käse salzig genug war und schmeckte mit Pfeffer ab. Inzwischen war es halb neun. Es klingelte. Die beste Nachbarin. Sie habe extra gewartet, damit sie nicht beim Essen störe. Wie man es auch macht, egal. Ich lud sie kurzerhand zum Probieren ein. Herr H. hatte inzwischen die Pasta gegart, mit der Linsen-Gemüsemischung vermengt, mit Salz, Zucker, Pfeffer Zitronenabrieb und -schale gewürzt. Ich richtete den Fototeller an.
casarecce mit linsen1

Fazit: Nach dem ersten Löffel merkte die beste Nachbarin an, dass die Pasta um Längen besser schmecke als sie aussähe. Auch Herr H. und ich waren vom Geschmack begeistert. Manchmal entstehen aus ungeplanten Mahlzeiten wahre Köstlichkeiten, aber ich werde in Zukunft versuchen, etwas mehr zu planen, damit ich nicht mehr allabendlich in Panik geraten und letztlich auf Bewährtes zurück greifen muss. Ob mir das gelingen wird? Herr H. ist nicht besonders zuversichtlich.

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  1. Mein Notnagel ist Pasta mit Linsen-Bolognese. Da tönt deiner aber wesentlich elaborierter 🙂

    • Danke für die Blumen. 🙂 Linsen-Bolognese klingt aber auch fein!

  2. Solange Ihr am Ende noch etwas zu Essen bekommt, ist doch alles gut 😀
    So ein Tellerchen würde ich jetzt auch gerne probieren, Deine Posts kommen irgendwie immer zur Mittagszeit – so passend 😉 Ich mag Pasta & Linsen auch sehr gerne!
    Und ich lade Dich gerne mal zu uns ein, da lernst Du das Planen… Hier im “Kaff” auf dem kleinen Berg gibt es nichts, so dass ich freitags einen Plan für die kommende Woche aufstelle und samstags auf den Markt und evtl. zum Supermarkt fahre. Und da ich zum Arbeiten noch nicht mal das Gelände verlasse, komme ich auch an keinen Supermärkten o. ä. vorbei. Und extra ins Auto steigen wäre möglich, sehe ich aber meistens nicht ein 😉 Also muss alles soweit gut geplant sein *g*

    • Wenn es dann nur nicht immer so spät werden würde… 😉
      Danke für das nette Angebot. Ich schätze, wenn ich auf einem “einsamen” Hügel wohnen würde, würde ich auch zwangsläufig besser planen, aber der nächste Supermarkt ist 2 Minuten ums Eck und so lange ich hier noch wohne, wird das wohl nix, zumal ich nicht eine Woche im Voraus festlegen könnte, worauf ich an einem bestimmten Abend Appetit habe. Ich weiß, ich verkompliziere mein Leben unnötig. 😉

      • Wenn ich die Möglichkeit hätte, wäre ich auch lieber spontan! Passiert hier sogar auch ab und an, wenn ich garkeine Lust auf das ausgesuchte Essen haben. Dann überlege ich, was ich anderes daraus und aus den bestehenden Zutaten im Haushalt “zaubern” könnte. Ich habe da nämlich eine ähnlich Veranlagung, wie Du – Lebensmittel “horten” 😉 Susannes aktuelles Event im Kochtopf könnte bei mir locker für 10 Posts reichen, ach was sag ich – bestimmt noch mehr *g*

        • Wir könnten wahrschienlich mehrere Monate überleben, ohne das Haus zu verlassen, aber ich gelobe Besserung. 😉

  3. Oh, bin ich froh, dass bei Euch auch mal was ungeplant abläuft! Angesichts der Tortenkreationen fühle ich mich immer ganz klein und … unorganisiert. In welchem Lexikon schlagt Ihr denn die Aromenkombinationen nach? Segnits Geschmacksthesaurus?

    • Etwas? Ich würde mal sagen, mein Leben verläuft zu 80% ungeplant und manchmal nervt es mich schon. Aber eben nicht so sehr, dass Handlunsdruck entstünde. 😉 Zum Lexikon siehe Antjes Antwort.

  4. Öhöm. Woher wir das bloß kennen? Beliebte Alternative: Auf der Suche nach dem besten Restaurant durch fremde Städte stromern, bis der Magen in den Kniekehlen hängt und die Stimmung auch. Zu schade, dass mein Kerl net so auf Blauschimmel steht – Linsen sind nämlich sehr beliebt in Was-wollen-wir-heute-essen-Situationen…

    • Autsch! Die Variante beim Restaurantsuchen kennen wir zur Genüge 😉
      Liebe Grüsse aus Zürich,
      Andy

    • Wir sind zum Glück selten so weit von einem Herd entfernt, dass wir auf Restaurants angewiesen wären, auch im Urlaub bin ich lieber selbstversorgend. 😉

      • Darauf läuft es dann – nach erfolglosem Stromern – auch bei uns hinaus… eigentlich könnte man sich den Teil dazwischen gleich schenken… 😉

  5. Eva Eva

    das tut mir sooo gut, dass es anderswo auch hin und wieder nicht anders ist als bei uns. 🙂
    Ich hätte dieses so köstlich aussehende Pastagericht nicht spontan zaubern können, da hätte mir einiges an Zutaten gefehlt!

    • 🙂
      Das mit dem Zutaten ist bei uns fast nie ein Problem, ich horte viel zu viele Lebensmittel, keine Ahnung, wieso. Die Angst zu verhungern scheint mir irgendwie genetisch in den Knochen zu stecken. Irgendwie absurd, ich weiß…

  6. Klasse Kombination, davon hätte ich auch gerne gekostet. Gekonntes Improvisieren mit den richtigen Tipps…. auch mich würde das Aromen-Nachschlagewerk interessieren. Wobei ich mir für sowas dann doch meist nicht die Zeit nehme, in solchen Situationen..

    • Danke, Ninive. Zum Lexikon siehe Antjes Antwort. Ich schlage lieber einmal mehr nach, seitdem schmeckt das Essen meist zumindest einigermaßen harmonisch. ;-

  7. Ihr schafft es, in Windeseile so winzige Gemüsewürfelchen, die die genau passende Größe wie Linsen haben, zu schneiden? Hut ab! Nicht nur vor dem Tempo, sondern auch dass ihr auf so etwas achtet. Da erkennt man die gewandten Köche!

    • Ja, das mit den Würfelchen geht inzwischen schnell. Meine Spezialität sind die Möhrenwürfel und Herr H. ist für den Rest zuständig. Sind ja auch keine großen Mengen und jeder echte Koch würde ob meiner nicht vorhandenen Schneidetechnik wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammen schlagen – aber auch mit dem 10 Finger Suchsystem kommt man relativ weit. 😉

  8. Antje Radcke Antje Radcke

    “Das Lexikon der Aromen- und Geschmackskombinationen” von Karen Page und Andrew Dornenburg! Hatte ich letztens schon bemerkt, dass du es nun auch besitzt. Freu… Und die Aromenkombination liest sich sehr gelungen.

    • Danke, Antje. Ich besitze dieses wunderbare Buch zunächst noch temporär (ausgeliehen), überlege aber schon, es anzuschaffen. Es ist wirklich praktiisch, wenn auch nicht 100%ig vollständig…

      • Antje Radcke Antje Radcke

        100%ig vollständig kann es ja nie sein – aber ich weiß, was du meinst. Habe auch schon das eine oder andere darin vergeblich gesucht. Aber der Gesamtnutzwert lässt mich das großzügig verzeihen.

  9. Wenn Herr C. doch bloss so experimentierfreudig wäre…
    Der ist schon mit “blutten” Nudeln zufrieden. (Öh, wie sagt man auf Hauchdeutsch dazu? Direkt übersetzt wären das “nackte” Nudeln, das klingt aber zu komisch. Halt eben nur mit Butter, keine Sauce oder ähnliches.)

    • Blutte Nudeln? da würde mir definitiv das Gemüse fehlen. Das muss in ausreichender Menge dabei sein. Meist überlege ich sogar, auf welches Gemüse ich Appetit habe und bastele den Rest darum. 🙂

  10. Toll! Diese Szene hätte sich in unserer Küche abspielen können – allerdings wäre ich es gewesen, die ratlos über den Brillenrand geguckt hätte. Bei uns ist mein Mann für Spontankochen zuständig und ich für geplantes Backen (oder Kochen).
    Interessantes Buch, was du da erwähnst, da muss ich gleich mal nachschauen. Das Linsengericht hört sich übrigens sehr lecker an.

    • Danke, Karin. Wie die Aufgaben verteilt sind, ist ja letztlich egal. das Buch ist klasse. Kann ich nur empfehlen!

    • Besser als “Linsen-Pasta”, gell? 😉

  11. Wenn das bei dir ein Notnagel ist…Mir geht es ofr so, dass ich abends improvisiere und wenn mir gar nichts mehr einfällt, dann gehen wir essen… Aber wenn bei dir beim Improvisieren sowas rauskommt, dann darfst du gerne noch öfters planlos sein 🙂 Liebe Grüße Melanie

    • Ihr habt ja auch lauter gute Restaurants direkt um die Ecke, wir müssten einfach zu weit fahren, da lohnt es sich, den Kopf zu zerbrechen. Aber nicht immer geht es so glatt. Gestern habe ich ein absolutes Desaster-Essen fabriziert… 😉
      Liebe Grüße,
      Eva

  12. Das hätte ich auch gerne gehabt.
    Ein schönes Wochenende wünscht Toettchen

    • Das denke ich beim Anblick deines Tellers auch immer. 😉
      Dir/Euch auch ein schönes Wochenende!

  13. Ja, so entstehen die besten Gerichte! Meist fotografiere und blogge ich sie nicht (Hunger!) und vergesse die dann wieder, so dass sie irgendwann in ähnlicher Form wieder entstehen können. Ich überlege mir nämlich auch, worauf ich Appetit habe. Das können auch mal Linsen sein. Ja, Pasta und Gorgonzola geht immer. Und hübsch ist es doch auch geworden.
    Und: Das mit der Planung habe ich aufgegeben, wird eh nix… 😉

    • Danke, Barbara. Gegen den Hunger hilft meist ein Schlückchen Rotwein. 😉 Oder ein Stück Baguette vorab. Und die Planung? Ich bin wirklich froh, dass ich keine 5 Kinder verköstigen muss und für uns zwei reicht mein bescheidenes Maß an Planung allemal. 😉

  14. Sieht doch lecker aus! Und wenn’s sogar noch besser schmeckt… Die Kombi mit dem Bohnenkraut finde ich spannend, auf die Idee wäre ich nie gekommen. Wenn ich mal wieder Gorgonzala Reste habe werde ich das mal austesten 😉

    • Danke, Tring. Ich hätte noch Käsereste da. Was mache ich bloß damit? Naja, ein wenig wrd er schon noch halten und dann wandert er in ein Gratin oder auf eine Pizza. 🙂

      • Bei mir wandert Gorgonzola ja immer notorisch in die Lauch-Brokkoli Quiche von Ottolenghi…

        • Mensch, danke für’s Erinnern, die könnte ich glatt am Wochenende mal machen!

  15. Dieses Sonntagabendproblem kenne ich: Nach unseren teilweise heftigen Radtouren bin ich in der Küche entscheidungsschwach, manchmal zu schwach, den Rührlöffel zu heben…
    Deine Pasta ist eigentlich viel zu lecker, um als Notlösung bezeichnet zu werden!
    Liebe Grüße u ein schönes Wochenende
    Cheriechen

    • Manchmal habe ich Glück mit meinen “Eingebungen”.
      Dir auch noch einen schönen Sonntag!

  16. Klingt sehr gut! Und ich bin beeindruckt, dass ihr mit hungrigem Magen eine Stunde lang Kochbücher wälzen könnt ;-).

    • Und danach noch 2 Stunden kocht und fotografiert. 😉 Aber immer geht das auch nicht, dann gibt’s was Schlichtes schnelles.

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