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Wildes Wagnis

spargel erdbeer quiche 9

Unser letztes Wochenende stand voll und ganz unter besten Kochsternen. Wir deckten uns am Samstag mit allerlei Spezereien ein und kochten uns stundenlang durch neue Welten. Einfach herrlich, vor allem, wenn die Ergebnisse im positiven Sinne geschmacklich überraschen. Von den Ausschweifungen war einiges an Resten übrig geblieben, was auf den ersten Blick nicht kombinierbar erschien. Eine Handvoll Minispargel, ein Bündchen wilder Spargel, der eigentlich keiner ist, oder doch? Die Botaniker sind noch uneins, welcher Gattung sie ihn zuordnen wollen. Sollen sie sich doch die Köpfe darüber zerbrechen, ich grübelte stattdessen, wie ich den letzten Rest der Erdbeeren mit unterbringen konnte. Eine Quiche, ein Kuchen, ein herzhafter Kuchen mit Erdbeeren. Ich erinnerte mich dunkel, schon einmal Spargel mit pikanter Erdbeersauce gesehen zu haben und setzte mittags den Teig an.

Für die Quiche (26 er Tartform):

  • 150 g Weizenmehl 812er
  • 30 g Weizendunst (muss weg)
  • 50 g Lieveto Madre (aus dem Kühlschrank)
  • 100 g Wasser
  • 4 g Salz
  • 2 g Hefe
  • Abrieb 1/2 Zitrone (stand noch rum)
  • ca. 200 g Minispargel (muss nicht geschält werden)
  • ca. 200 g wilder Spargel
  • ca. 200 g Erdbeeren
  • alter Gouda mit Ingwer, gerieben (oder Parmesan)

zutaten serie

Ich verknetete alle Zutaten für den Teig von Hand ca. 10 Minuten lang und ließ ihn abgedeckt gut zwei Stunden gehen. Dann wusch ich Spargel, wilden Spargel und Erdbeeren und dünstete die beiden Spargel ca. 10 Minuten in etwas Olivenöl. Währenddessen überlegte ich fieberhaft, was in den Guss wandern würde.

Für den Guss:

  • 200 g Fromage blanc (oder Joghurt)
  • 2 Eier
  • 1 EL Limettensaft (stand auch noch rum)
  • 1/2 TL Anis, geröstet und gemahlen
  • 1/2 TL Koriander, geröstet und gemahlen
  • 1 EL Zucker
  • 1/2 TL Meersalz
  • 1 Pr. Vanilleessenz
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle

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Herr H. war inzwischen zu Hause angekommen und lobte meine nur leicht überbelichteten Fotos. Dann besah er sich die Zutaten genauer und wiegte skeptisch den Kopf. Ich scheuchte ihn aus der Küche, heizte den Backofen auf 200°C vor und rollte den Teig zu einem 3 cm größeren Kreis als die Form aus. Ich fettete die Form mit Butter, legte den Teig hinein und begann, die restlichen Zutaten einzuschichten.

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Zuerst den Spargel, dann den wilden Spargel, gar nicht so einfach, da ich nicht wollte, dass sich ein Gemüseberg in der Mitte der Form auftürmte. Nun die in Scheiben geschnittenen Erdbeeren und abschließend der mit dem Schneebesen verrührte Guss. Aufgrund der rohen Eier mochte ich ihn nicht abschmecken, aber er roch vielversprechend. Ich rieb etwas Käse darüber und stellte die Form für 35 Minuten in den Backofen. Die Erdbeeren wässerten beim Backen natürlich etwas, aber das ließ sich leicht mit einem Küchentuch abtupfen.
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Fazit: Nachdem die Quiche etwas abgekühlt und abgelichtet war, probierten wir gespannt. Sie roch auf jeden Fall köstlich, aber wir mussten ihr mit Messer und Gabel zu Leibe rücken, da der Spargel sich nicht einfach durchbeißen ließ. Mir schmeckte sie absolut gut. Herr H. monierte die Dominanz der Erdbeeren. Er meinte, beim nächsten Mal solle ich die Erdbeeren in kleinere Stücke schneiden und auch nicht so viele verwenden. Mich störte die leichte Säure der Beeren überhaupt nicht. Das Urteil der besten Nachbarin steht noch aus.

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  1. Eva Eva

    Wenn ich doch auch nur so “wild wagen” könnte und dann auch noch so was Köstliches dabei herauskommen würde – ich bin da geschmacklich nämlich eher bei dir als bei Herrn H. Ich kann mir das mit den Erdbeeren gut vorstellen.
    Nur das mit dem “wild wagen” muss ich endlich auch mal angehen….bin ich doch immer der ‘Kochbuch-Kocher’. 🙂

    • Ich war schon immer eher “wild wagend”, nur waren bislang die Ergebnisse eher immer gewöhnungsbedürftig. Seit ich das Ganze etwas systematischer angehe und Rezepte auch befolge, lerne ich und kann so gezielt “wild wagen”. So schwer ist das gar nicht. Was kann denn schlimmstenfalls passieren außer, dass man etwas essen muss, dass nicht 100%ig gut schmeckt? 🙂

  2. Antje Radcke Antje Radcke

    Wildes Wagnis – so was gefällt mir! Es würde mich aber brennend interessieren, wie der “Wilde Spargel” (der ja weder wild noch Spargel ist) pur schmeckt?

    • Ja, auf dem Gebiet bist du Expertin. 😉
      Der wilde Spargel hat roh eine sehr erbsige, gedünstet zusätzlich eine spargelige Note. Wir fanden ihn beide köstlich, aber er ist schon ganz schön teuer…

      • Antje Radcke Antje Radcke

        Merci! Fürchte, hier in Wald und Flur werde ich das Pflänzchen nicht finden 😉

        • Dafür findest du dort genug andere Schätze. Junger “Klett” (weiß den botanischen Namen leider nicht) schmeckt roh auch erbsig.

  3. Liest sich interessant und sieht sehr schön aus.
    Wir hatten mal Spargel, Portulak und Erdbeeren als Salat. Fand ich ganz gut, er war weniger ein Freund davon, obwohl er nicht generell etwas gegen die Kombination süss-deftig hat.

    • Danke, Sandra. Ich habe letzes Jahr öfter eine Kombination aus Weintrauben (weiß), geräuchertem Scamorza, Tomaten, Gurke und Salat gemacht. Mir gefällt das mit den Früchten sehr gut. Ist aber natürlich, wie alles, Geschmackssache.

  4. Stundenlang durch neue Welten zu kochen, der Satz hat mir gefallen. 🙂

    • Danke. 🙂 Es hat aber auch wirklich Spaß gemacht.

  5. Das Problem mit dem Spargel in der Quiche kenne ich auch, und fand daher die Lösung mit dem teils püriert sehr genial. Und an Erdbeeren würde ich mich auch gewöhnen müssen- wahrscheinlich aber nicht weil da bleiben nie welche übrig!

    • Pürieren ist natürlich auch eine Lösung, aber dabei geht die Optik flöten. 😉

        • Wenn du meinst. 😉 Ich finde gerade das “Lange” am Spargel sehr elegant…

          • schon, nur in der Tarte finde ich es eher unpraktisch- und so sehr viel sieht man ja nicht von der Eleganz, wenn Guß und Käse usw sich darüber ausbreiten. Und der Geschmack war sehr überzeugend, hatte mir besser gefallen als in der Stangen- Variante.

          • Das mit dem Guss stimmt. Ich werde die pürierte Variante testen!

  6. Bei Dir lerne ich immer wieder Neues, wilder Spargel, der weder wild noch Spargel sei. Ich fand schönere Namen, u.a. Pyrenees Star of Bethlehem bespielsweise, sofern es wirklich die gleiche Pflanze ist. Eine Quiche geht für mich immer, jedoch vielleicht ohne Erdbeeren. Aber experimentieren und ungewöhnliches versuchen bringt Erkenntnisse. Gut so.

    • Ja, es ist die gleiche Pflanze, der Milchstern. Und Erkenntnisse, ja, z. B. dein Versuch mit Red Bull im Dressing, herrlich!

  7. Eva und Quiche? Geht doch gar nicht, dachte ich gerade..? Aber mit LM u Hefe, das ist cool! Und das Innenleben klingt sensationell…
    Liebe Grüße
    Cheriechen

    • 🙂 Doch, das geht, seit ich das mit dem Hefeteig entdeckt habe, hätte nie gedacht, dass ich die große Tartform einmal so häufig nutzen würde.
      Liebe Grüße,
      Eva

  8. Ein Sinngenuss in jeder Hinsicht! Hier in der Gegend gibts mal wieder keinen wilden Spargel. In Paris habe ich ihn an ‘jeder Straßenecke’ gesehen. Muss ich unbedingt mal probieren.
    Liebe Grüße Maren

    • Danke, Maren. Der Wildspargel kam auch aus Frankreich, kein Wunder, dass du ihn dort überall sahst. Falls du mal in Hamburg bist, es gibt ihn derzeit im Frischeparadies (direkt am Hafen).
      Liebe Grüße,
      Eva

  9. Witzig….gestern abend hatten wir gebratene Erdbeeren zu Spargel Passt 🙂 Und du erinnerst mich schon wieder daran, dass ich viel öfter Quiches machen sollte….

    • Die Spargel-Erdbeer-Kombi geistert zur Zeit überall herum. Und Quiche? Für mich ist sie die neue Pizza. 🙂

  10. Der wilde und andere Spargel gefällt mir gut. Vielleicht könnte man die Erdbeeren etwas später von oben hinein stecken damit die nicht so zusammenfallen?

    • Das könnte man bestimmt, aber dann entwickeln sie kein so intensives Aroma, das durch den Wasserverlust entsteht. 😉

  11. Mmmmmm! Geniale Idee und erst recht das Resultat. Liebe Grüsse. Rocío.

  12. Was für eine spannende Idee, und hübsch noch dazu! Liebe grüße Melanie

    • Danke, Melanie. Ihr habt ja auch ein Frischeparadies. 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

  13. Wilde Wagnis – toller Titel! Erdbeeren und Spargel mag ich auch gern zusammen, aber wie bei dir ist es auch bei mir der Mann, der findet, dass die Erdbeeren zu dominant sind.
    Bekommt deine Nachbarin immer etwas?

    • Danke, Susi. Männer sind eben Weicheier. 😉
      Die beste Nachbarin bekommt, wenn sie möchte, immer etwas, wenn sie zufällig gerade da ist. Das hat sich irgendwie so ergeben.

  14. Da bin ich wieder. Nach einer Woche Norddeutschland (so sehen dass die Menschen im Süden der Republik). Bei dieser leckeren Tart hätte ich vielleicht doch besser einen kleinen Umweg über Hamburg gemacht. Na ja , nächstes mal, mit der WH zusammen,
    LG Toettchen

    • Ich habe gesehen, dass du eine wunderschöne Woche hattest und kann verstehen, dass es dich aus der Ruhe nicht unbedingt in die lärmige Stadt zog. Ich freue mich auf das nächste Mal. ;-.)
      Liebe Grüße,
      Eva

  15. Oh, Du warst im Frischeparadies?! Dann warst Du ja quasi nebenan! Und mir gefällt das neue Headerbild – die kleine My wollte wohl auch mal Erdbeeren haben, oder?

    • Hätte ich das gewusst, hätte ich mir ja gleich die Chilis abholen können. 😉 Aber da wir jetzt eine Kundenkarte haben, werden wir wohl öfter vorbei schauen. 🙂
      Die kleine My wollte Sommer!

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