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Einfach mal blau machen

blaue gnocchi 6

Beim Einkauf im Feinkostgeschäft vor gut zwei Wochen entdeckte ich die Vitelotte, eine lila-blaue, mehlig kochende Kartoffelsorte, von der ich schon oft gelesen hatte. Natürlich musste ich ein Kilogramm einpacken. Das Kartoffelpüree aus dem ersten Verwertungsversuch wurde leider eher steingrau als leuchtend blau, da die Knollen beim Garen in Wasser aufplatzen und stark ausbluteten. Ein wenig enttäuscht vergaß ich die restlichen Knollen. Bis mir am Montag siedend heiß einfiel, dass ich sie vielleicht verbrauchen sollte, bevor sie begannen auszutreiben. Zum Glück erinnerte ich mich daran, dass vom gleichen Einkauf noch eine violette Möhre übrig war, die hoffentlich für die fehlende Leuchtkraft sorgen würde.

Für die blauen Gnocchi:

  • 3 Vitelotte (ca. 250 g)
  • 1 violette Möhre
  • ca. 80 g Weizendunst (musste auch weg, normales Mehl geht natürlich auch)
  • 25 g Parmesan, frisch gerieben
  • 1 Eigelb
  • ca. 1/4 TL Zimt
  • Salz, schwarzer Pfeffer

gnocchi serie

Ich garte Kartoffeln und Möhre gemeinsam über Dampf, da ich hoffte, sie würden dann nicht ganz so stark ausbluten. Das klappte ganz gut. Nach ca. 30 Minuten waren sie fertig. Ich pellte die Kartoffeln noch heiß, pürierte die Möhre und gab die Kartoffel durch die Presse hinzu. Dann vermengte ich das Püree mit Weizendunst, dem Eigelb, dem Parmesan und den Gewürzen. Da der Teig noch recht feucht war, rollte ich auf dem großzügig bedunstetem Tisch ca. 1,5 cm dicke Rollen, von denen ich anschließend ca. 2cm lange Stückchen abschnitt. Einmal über die Gabel gehüpft. Fertig. Auf stark bedunsteter Fläche durften sie nun auf das Kochen warten.

Für die schlichte Tomatensauce:

  • ca. 400 g aromatische Tomaten gewürfelt (wer mag, kann sie auch häuten)
  • 2 kleine Schalotten, fein gewürfelt
  • 25 g Butter
  • Salz, 1 Pr. Piment d’Espelette

tomatensosse serie

Ich schwitzte die Schalotten in der Butter glasig, gab die Tomaten, etwas Salz und einen Schluck Wasser hinzu und ließ die Sauce eine knappe Stunde offen leise köcheln. Als sie fertig war, schmeckte ich mit Salz und Piment d’Espelette ab und stellte sie warm. Inzwischen war Herr H. nach Hause gekommen. Er machte sich sogleich ans Fotografieren und schlug vor, die Gnocchi auf Möhrenspaghetti zu betten. Eine recht gute Idee, wie ich fand.

Für die Möhren-Spaghetti:

  • 2 kleine orange Möhren
  • 1 große gelbe (Pfälzer) Möhre
  • 1-2 TL Zitronensaft
  • Salz
  • 1 Spiralschneider

möhren-spaghetti

Ich schnitt die Möhren mit dem Spiralschneider in feine Streifen. Es kann sein, dass auch einige Bluttropfen zu den Möhren gelangten, der Spiralschneider ist höllisch scharf. Dann beträufelte ich die Möhren mit Zitronensaft und Salz. Nun durften sie 3-4 Minuten über Wasserdampf garen. Anschließend schreckte ich sie kalt ab und stellte sie warm. Herr H. hatte inzwischen die Gnocchi portionsweise in siedendem Wasser gegart, ebenfalls kalt abgeschreckt und beiseite gestellt. Irgendetwas fehlte noch. “Toppings” sind heutzutage  ja schwer angesagt, quasi ein MUSS.

Für das Speck-Panko-Topping:

  • ca. 60 g Speck, gewürfelt
  • ca. 30 g Panko
  • Basilikumstreifen zum Garnieren nach Belieben

Topping

Ich zerließ den Speck mit wenig Butter in der Pfanne, gab, als er begann zu bräunen, die Pankobrösel hinzu und ließ sie ebenfalls etwas Farbe annehmen. Dann gab ich alles in ein Schälchen und briet die Gnocchi in der gleichen Pfanne noch einmal kurz an. Ein recht verheißungsvoller Geruch breitete sich dabei in der. Küche aus. Ich richtete schnell zwei Teller an und konnte es kaum erwarten, den ersten Gnoccho zu probieren.
blaue gnocchi 9

Fazit: Herr H beeilte sich zum Glück. Ich schob den Gnoccho in den Mund und seufzte. Einfach köstlich und absolut fluffig. Die zarte Zimtnote harmonierte bestens mit der schlichten Tomatensauce und die Brösel sorgten für die nötigen Röstaromen und den Biss. In Windeseile war alles restlos weggeputzt. Blau machen ist eben manchmal das beste, nicht nur beim Essen. Für eine vegetarische Variante könnte ich mir statt Speck durchaus geräucherten Tofu (nicht zu stark geräuchert allerdings) vorstellen.

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  1. Wunderbare Farben!! und bestimmt auch sehr lecker… erinnert mich gerade auch daran, dass ich unbedingt Gnocchi machen wollte, hab jetzt nämlich auch einen riesigen Salbeibusch 😀
    Schönes Wochenende Eva!

    • Danke, Britta. Die Farben hatten es mir auch sehr angetan und es hat tatsächlich grandios geschmeckt.
      Dir auch ein schönes Wochenende! 🙂

  2. Sehr schönes Bild! Die Farben lachen einen förmlich an 🙂 Ich mag solche “alten” Kartoffelsorten sehr. Ich kann die oft geschmacklich nicht beschreiben (bin ja keine Kartoffel- Sommelière) aber ich finde es toll dass man mittlerweile mehr als nur die zwei Standardsorten bekommt. Optisch machen die auch was her 😉
    Sonnige Grüße aus Aachen
    Emma

    • Danke, Emma. Ich finde schon, dass sie einen speziellen Geschmack hatten, irgendwie “erdiger”, aber mir geht es im Prinzip ähnlich, ich kann ihn auch nicht gut beschreiben.
      Sehr sonnige Grüße aus Hamburg. 🙂
      Eva

  3. Den Speck würde ich vermutlich weglassen, aber als große Gnocchi-Liebhaberin ansonsten ganz und gar mein Ding. Und dann auch noch mit Karotte… 😉

    • Der Speck war auch nur “optional”. 🙂 Die Gnocchi schmeckten auch für sich grandios, du kommst ja sicher noch viel leichter an die Vitelotte!

  4. Farbig ein Highlight – aber wieso mag ich selten blau in den Mund stecken? Verwahr mal bitte etwas auf zum Porbieren.
    LG Toettchen

    • Danke, Toettchen. Es kommt bei mir auf den Blauton an, eher ins lila spielende Sachen esse ich supergern. Leider ist auch alles weg, aber ich würde dir jederzeit neue machen. 🙂
      Schönes Wochenende!
      Eva

  5. Du bist ja ganz schlau 🙂 Meine letzten Gnocchi aus lila Kartoffeln hatten eine sehr …….. interessante Farbe, das mit der lila Karotte zu pimpen, ist ja die Idee schlechthin.

    • Danke, Susanne. Das war irgendwie eine spontane Eingebung, nachdem mein erstes Pü auch eher steingrau war (aber dennoch sehr lecker schmeckte). 🙂

  6. Zimt! Schon wieder! Und obendrein in WIRKLICH blauen Gnocchi (Mein Versuch, aus blauer Anneliese Suppe zu machen, ward ja auch eher so… lila). Verdammt! Ich. Brauch’. Mehr. Zeit – zum Kochen.
    Bis morgen!

    • Ja, den Zimt habe ich mir gemerkt. 😉 Ich fand deine Suppe optisch reizvoll und: mehr Zeit wird schon kommen.
      Ganz liebe Grüße,
      Eva

  7. Oh wie wunderbar! Die Farben sind wirklich großartig. Einige lila Möhren habe ich angebaut, mal schauen, ob ich die Kartoffeln bekomme. Dann werde ich auch zur Tat schreiten 😀
    Und das Topping ist toll, ich hatte das auch schon zur Pasta in Verbindung mit einer Ziegenfrischkäse-Sauce.

    • Danke, Sandra. Eigene lila Möhren, wie genial! Ich brauche auch endlich mehr Anbaufläche. Und eine größere Küche… die ewige Litanei, aber ansonsten ist alles gut. Das Wetter ist bombig, noch zwei freie Tage, herrlich! 🙂

  8. Ich stehe ja sehr auf Vitelotte. Leider gibt es die viel zu selten. Selber Gnocchi hab ich auch schon länger nicht mehr gemacht. Wird mal wieder Zeit, bei Deinem Rezept.
    Herzliche Grüße,
    Dani

    • Viel Erfolg bei der Suche und gutes Gelingen! 🙂 Hier bei uns im Hamburg ist es inzwischen nicht mehr so schwer, welche aufzutreiben, ein kleiner Großstadtvorteil. 😉
      Liebe Grüße,
      Eva

  9. Vitelotte-Gnocchi habe ich lange nicht mehr gemacht, danke für die Erinnerung :-). Die Idee mit der Möhre ist interessant – reine Farbzugabe, oder schlägt die auch geschmacklich durch?
    Ein schönes (blaues) Pfingstwochenende wünsche ich Dir!

    • Gern geschehen, Claudia. Nein, geschmacklich kam die eine Möhre nicht wirklich durch.
      Dir auch ein sonniges und schönes Pfingstwochenende.

  10. Wunderschön sind sie geworden! Mein Versucht mir blauen Kartoffeln ist ja eher grau geworden…das waren aber auch keine Vitelotte. Wenn sie mir über den Weg laufen, muss ich sie unbedingt mitnehmen und mich nochmal an den Gnocchi versuchen! Liebe Grüße Melanie

    • Danke, Melanie. Mein erster Versuch mit Vitelotte war auch eher steingrau. Die bluten dadurch, dass die einreißen, einfach zuviel Farbe aus. Aber mit der Möhre war es super!
      Schönes Wochenende + Liebe Grüße,
      Eva

  11. Welche Farben und trotz meiner Blau-im-Essen-mag-ich-nicht sieht das sehr köstlich aus!

    • Danke, Richensa. Mit Quietschblau tue ich mich auch schwer, so Schlümpfe und so. 😉

  12. Oh, wie wunderschön! Zum Blau (oder Violett, das läuft bei mir auch unter Blau): die Blaue Anneliese ist sehr farbintensiv. Und äußerst lecker obendrein. (Wenn man Reste von Kartoffelbrei eine Nacht in einem Edelstahltopf stehenläßt, dann schlagen sie übrigens um in Quietsch-Grünspan-Grün. Gegessen wurde das dann nicht mehr …)

    • Danke schön. Ich halte mal die Augen offen nach der Anneliese (was für ein Name…) und quietschgrünes Kartoffelpüree hätte ich auch nicht gegessen. 🙂

    • Danke schön. Vor allem im Sommer. 😉

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