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"Nasser Hund, gebraten"

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Socca gab es im Hause H. schon eine Weile nicht mehr. Dabei schmeckten sie uns einst wirklich gut. Kürzlich sah ich bei Robert eine Variante mit zwei Neuerungen, die ein sofortiges Nachkochen unabdingbar machten. Zum einen das Rösten des Kichererbsenmehls, das den fertigen Küchlein den muffigen Hülsenfrüchtecharme austreiben sollte und zum anderen der Trick von Mme Pic, frische Ananaswürfel im Ratatouille. Herr H. konnte aufgrund von Abwesenheit keinen Einspruch erheben. Außerdem musste das restliche Kichererbsenmehl endlich verbraucht werden. Also machte ich mich sogleich ans Werk.

Für das Ofenratatouille mit Ananas:

  • 1 mittlerer Zucchino, in 2 cm große Würfel geschnitten
  • 1 kleine Aubergine, in 2 cm große Würfel geschnitten
  • 1 rote Paprika, in 2 cm große Würfel geschnitten
  • 1/4 Habanero-Chili, feinst gewürfelt
  • 6 mittlere Roma-Tomaten (ich: aus der Dose, zu faul zum Häuten)
  • 2 Frühlingszwiebeln, in Ringe geschnitten
  • 1 kleine Knoblauchzehe (original 3, meine waren schon recht kräftig, da alt)
  • Salz, Thymian (ich: weg gelassen, kein frischer da), Rosmarin, Lorbeer, Bergbohnenkraut
  • Olivenöl
  • 1/4 Ananas, in 5 mm Brunoise geschnitten

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Nachdem ich das Gemüse vorbereitet hatte, gab ich es auf ein tiefes Backblech und vermengte es von Hand mit Olivenöl, bis es gänzlich von einem feinen Film überzogen war. Dann mischte ich Chiliwürfel, Gewürze und Kräuter unter und schob das Blech für 15 Minuten in den auf 230°C vorgeheizten Backofen. Nach der angegebenen Zeit begannen die obersten Gemüseecken tatsächlich zu bräunen. Ich entnahm das Blech, leerte den Inhalt in ein Sieb und fing den Saft auf. Während das Gemüse im Ofen brutzelte, hatte ich den Teig vorbereitet.

Für den Soccateig:

  • 115 g Kichererbsenmehl, trocken goldbraun geröstet
  • 265 g Wasser
  • 1 EL Olivenöl
  • Salz, Pfeffer
  • 1 Ei, getrennt, Eiweiß zu Schnee geschlagen

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Mangels einer Stahlpfanne, röstete ich das Kichererbsenmehl unter permanentem Rühren in der gusseisernen Pfanne. Schon nach kurzer Zeit begann es irgendwie seltsam zu riechen. Die Farbe kam mir jedoch noch nicht golden genug vor, also röstete ich weiter. Plötzlich riss Herr H. die Küchentür auf. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. “Was um alles in der Welt brätst du hier? Einen nassen Hund?” und mit einem Satz war er beim Fenster und riss beide Flügel sperrangelweit auf. “Kichererbsenmehl”, antwortete ich lapidar, “so schlimm riecht es doch gar nicht.” Er verließ kopfschüttelnd und grummelnd die Küche und schloss die Tür mit Nachdruck. Ich siebte das fertig geröstete Mehl in die mit Wasser gefüllte Schüssel, verrührte es zu einem recht festen Teig und zog danach Eigelb, Salz, Pfeffer und das Olivenöl unter. Als letztes hob ich den Eischnee unter den Teig und ließ ihn abgedeckt eine halbe Stunde ruhen.
Dann erhitzte ich etwas Olivenöl in der beschichteten Pfanne und gab mit der kleinen Schöpfkelle Teig hinein. Ein wenig flüssiger hätte der Teig ruhig sein können, meine Socca waren definitiv dicker als 5 mm. Als sich an der Oberfläche Bläschen zeigten, wendete ich das Küchlein und briet es auf der zweiten Seite nach ca. 1 Minute. Die fertig gebratenen Küchlein bewahrte ich im noch warmen Backofen auf.
Herr H. hatte inzwischen den Tomaten- und Gemüsesaft reduziert, das Röstgemüse hinzugegeben und alles kurz miteinander aufgekocht. Nun zog er die Ananaswürfel unter, schmeckte noch einmal mit Salz und Pfeffer ab und servierte.
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Fazit: Der erste Bissen seiner Socca stimmte Herrn H. bezüglich des doch recht strengen Röstgeruchs versöhnlich. Sie bekamen durch das Rösten des Mehls tatsächlich eine erdnussartige Note. Die Ananas im Ratatouille gefiel mir ausnehmend gut. Herr H. merkte an, dass es ihn an asiatisch süß-saure Gerichte erinnere, nur die Sojasauce fehle. Insgesamt ein feines leichtes Sommergericht. Das Ratatouille werde ich von nun an sicher häufiger auf diese Art bereiten.

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  1. über die Bemerkung von Herrn H. musste ich schmunzeln. Frau L. äusserte sich damals ähnlich, aber wo geröstet wird, gibt es Rauch.

    • Das stimmt natürlich. Aber du hättest es schon erwähnen können. 😉

  2. Haha, kommt mir irgendwie bekannt vor, solche Äußerungen. Um so schöner, dass es dann hinterher geschmeckt hat.
    Ich müsste auch noch Kichererbsenmehl im Schrank haben, gehe ich nach mal prüfen. Und Ratatouille stand auch schon länger nicht mehr auf dem Tisch, eigentlich eine gute Gelegenheit 😀

    • Und das ist eigentlich komisch, also, dass es so streng riecht und dann doch gut schmeckt. Egal. Daas Ratatouille mit Ananas ist auf jeden Fall absolut empfehlenswert!

  3. …. da muss ich doch mal ausprobieren, wie die Kommentare ausfallen, wenn ich Kichererbsenmehl röste 🙂

    • Mach das mal. Ich dachte zuerst, es läge daran, dass mein Mehl schon ein “wenig” zu gut abgehangen war. Ein Recherche brachte jedoch Klarheit. 🙂

    • Danke, Mayumi. Du hättest es riechen müssen. 😉

  4. Socca gab’s bei mir auch schon soo lange nicht mehr, das muss unbedingt mal wieder gemacht werden! Gleich mal checken, ob ich noch Kichererbsenmehl rumliegen habe 😉

    • Ich bin sicher, wer eine Salzplanke hat, der hat irgendwo auch ein Tütchen Kichererbsenmehl. 😉

  5. ach, das Ratatouille, das fand ich auch bei Robert schon sehr verlockend! Während ich Kichererbsen gegenüber irgendwie bevorurteilt bin, da müßte mich mal jemand bekehren…

    • Das Ratatouille harmoniert sicher auch bestens mit einem Baguette. Ich bin nicht so “bekehrend”. 😉

  6. Klingt nicht gerade verführerisch, aber um so interessanter! Hat mich schon bei Robert angelacht (der allerdings den müffelnden Teil unterschlagen hat). Jetzt muss Herr C. da durch. 😉

    • Der arme Herr C.. 😉 Aber vielleicht schmeckt’s ihm ja genau so gut!

  7. turbohausfrau turbohausfrau

    Ich hab grad herzlich gelacht über den nassen Hund!
    Aber manche Vorarbeiten haben eben nicht immer den Geruch, den das fertige Essen hat.

    • Das freut mich ganz besonders, also, dass ich dich auch mal zum Lachen bringe. 🙂
      Und es stimmt. Es gibt so einiges, dass nicht gerade appetitlich riecht…

  8. Von Socca habe ich noch nie etwas gehört, bin aber für jede Art von Pfannkuchen zu haben. Stimmt, Kichererbsen können etwas streng schmecken, man merkt’s bei machen glutenfreien Broten mit einem hohen Kichererbsenmehlanteil.
    Den übelsten Küchengeruch, den ich je gerochen habe, verströmte allerdings der stundenlang köchelnde Ochsenschwanz, den meine Grossmutter zu einer köstliche Ochsenschwanzsuppe veredelte.
    Liebe Kochpoetin, ich möchte dich zu meinem Blog-Event einladen, ein Brot für Götz von Berlichingen zu kreieren.
    http://brotandbreaddeutsch.blogspot.com/2014/07/blog-event-ein-brot-fur-gotz-von.html
    Ich würde mich freuen, wenn du mitmachst (und Fräulein My würde so eine Herausforderung sicher auch gefallen!)

    • Von Kichererbsenmehl im Brot bin ich inzwischen wieder völlig ab. Irgendwie bekommen die Brote selbst durch kleine Beimengungen eine merkwürdige Konsistenz.
      Dass Ochsenschwanz beim Schmoren übel riecht, kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen. Vielleicht empfindet man das als Kind anders. 🙂
      Deinen Event hatte ich schon noch im Hinterkopf, aber ich habe zur Zeit große Probleme mit meinen Sauerteigen. Den Weizensauer habe ich irrtümlicherweise als Poolish komplett verbacken und dem Roggensauer ist bei der Umstellung von Vollkorn auf 1150er eine Laus über die Leber gelaufen. Mal sehen, wie ich das wieder in den Griff bekomme.

      • Nee, der Schwanz wurde erst ganz lange gekocht, nicht geschmort. Ich hab leider nie nach dem Rezept gefragt, meine Grossmutter war aber eine fabelhafte Köchin.
        Du kannst auch gern ein Hefebrot für den Event backen, es soll ja nur des alten Haudegens würdig sein, nicht ein echt mittelalterliches Brot (dann müsstest du wahrscheinlich auch noch Maden und Kalk hineinarbeiten 😉

        • Ich werde sehen, was ich tun kann. 🙂

  9. Statt Hot Dog sozusagen Wet Dog, roasted ;-). Ich finde ja, dass Kichererbsenmehl bereits ungeröstet seltsam müffelt, aber man kann halt so schrecklich leckere Sachen damit machen. Für meine nächste Socca merke ich mir mal Deinen Röst-Trick, allerdings mache ich sie – nach David Lebovitz und Virginie Besançon – nur mit Kichererbsen-Mehl, Wasser und Olivenöl im Ofen.

    • Stimmt. Es müffelt. Zum Glück ist die Packung (MHD 09/13) 😉 jetzt aufgebraucht und soo schnell kommt mir keine neue ins Haus. Aber dann werde ich das mit dem Ofen probieren!

  10. Auch mir war diese spezielle Ratatouille bei Robert aufgefallen, doch deine Begeisterung war der letzte Anstupser, den ich noch gebraucht habe, um es endlich auszuprobieren.

    • Siehst du, man braucht immer mehrere “Erinnerungen”. 🙂

  11. Oh das Anbraten von Kichererbsenmehl muss ich auch mal ausprobieren, ich liebe so ein leichtes Erdnussaroma! Könnte man vielleicht auch ins Ratatouille einbauen, so als kleine, knackige Überraschung im Gemüse. 🙂
    Ich mach mein Ratatouille meist mit einer eigens kreierten Gewürzmischung, und zwar mit Petersilie, Oregano, Thymian, getrockneten Zwiebeln, Basilikum und etwas Rosmarin – verleiht dem Ganzen einen schöne italienische Note, einfach wunderbar. 🙂
    Danke für das Rezept, werde ich heute Abend gleich mal ausprobieren!

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