Ich weiß nicht, wie es den anderen Foodbloggern geht, aber mir fällt es zunehmend schwerer, mich für neue Kochbücher zu begeistern. Alles schon da gewesen, alles schon einmal gesehen, gekostet, allein die Verpackung ist neu. Umso erstaunter war ich, als ich kürzlich bei Susi diese extrem enthusiastische Rezension las. Sie lobte neben den alltagstauglichen Rezepten mit dem gewissen Dreh insbesondere die Fotos und wunderte sich dabei gehörig über sich selbst, da sie bislang mit dem sehr verbreiteten “shabby-chic” nichts anfangen konnte. Wie ich. Meine Neugier war geweckt und siehe da, die grandiose Hamburger Bücherhalle hatte das Buch zwar noch nicht im Katalog, aber schon in der Kochbuchabteilung. Ich schnappe mir die Trophäe, eilte nach Hause und legte Herrn H. das Buch mit stolzgeschwellter Brust vor. Er begann zu schauen. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah er mich strahlend an und bestätigte, dass die Bilder wirklich sehr, sehr gut seien und dass er auf das Setzen von Markern verzichten würde, da er ausnahmslos alles aus diesem Buch essen wolle. Als ich das hörte, war ich dann doch nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, uns dieses Buch mit über 300 Rezepten ins Haus zu holen. Wir begannen mit einem klassischen Pasta-Gericht.
Für die Conchiglie mit Chorizo, Linsen und Ziegenkäse:
- 200 g Conchiglie (ich: Conchiglie rigate n° 50)
- Olivenöl
- 1 getrocknete Chorizo, in dünne Scheiben geschnitten (ich: Moira, nähere Erläuterung dazu gibt es hier)
- 100 g braune Champignons, blättrig geschnitten
- 1 Knoblauchzehe, in feine Scheiben geschnitten
- 90 g trockener Sherry
- 1/2 Dose Linsen à 200 g (ich: 100 g Puy-Linsen, gegart. Ich wusste gar nicht, dass es auch Linsen aus der Dose gibt)
- Meersalz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- 125 g Ziegenquark (ich: Ziegenfrischkäse)
Die Zubereitung war denkbar einfach. Herr H. briet die Blutwurstscheibchen an, während ich Knoblauch und Champignons kurz in Olivenöl anschwitzte. Dann gab ich den Sherry und die abgetropften, gegarten Linsen hinzu und ließ alles 2 Minuten köcheln. Zuletzt gab ich die bissfest gegarten Conchiglie in die Pfanne, rührte alles gut durch, würzte mit Salz und Pfeffer. Et Voilà. Da das Gericht für meinen Geschmack etwas zu gemüsearm ist, bereitete ich nebenher noch einen schlichten Zucchini-Salat.
Für den Zucchini-Salat:
- je 1 grüne und gelbe Zucchini, in ca. 1cm dicke Scheiben geschnitten
- Olivenöl zu Bepinseln
- 1 EL Zitronensaft
- 1/2 TL Dijonsenf
- Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- Basilikum nach Belieben
Meine gelbe Zucchini war leider etwas zu dick und hatte schon zu viele Kerne. Ich bestrich die Zucchinischeiben mit Olivenöl, salzte sie und buk sie bei 200°C, bis sie zu bräunen begannen. Das dauerte ca. 20 Minuten. Dann verrührte ich Zitronensaft, Senf und Pfeffer in einer Schüssel, gab die gebackenen Zucchinischeiben hinzu und hob sie behutsam unter. Dabei lösten sich die Kerne der gelben Zucchinischeiben. Das sah nicht besonders schön aus, schmeckte aber dennoch vorzüglich!
Fazit: Ich verteilte die Pasta auf zwei tiefe Teller, gab Ziegenkäse (mit etwas Milch cremig gerührt), Wurstscheiben und etwas Olivenöl hinzu und nach einigen schnellen Bildern konnten wir kosten. Pasta und Linsen sind natürlich ein altbewährtes Team, aber der Sherry gab dem Gericht tatsächlich eine ganz besonders feine Note. Auch der schlichte Zucchini-Salat passte bestens. Das Gericht hat gute Chancen in Liste der Lieblingsgerichte aufgenommen zu werden und ich werde Herrn H. den Wunsch erfüllen, sukzessive (fast) alle Gerichte aus dem Buch von Donna Hay zu servieren. Was tut man nicht alles?
Aus: Die neuen Klassiker Donna Hay
Doch, dieses “Laaangweilig!”-Gefühl kenne ich zu gut. Weshalb Gerichte für mich dringend das gewisse “Je ne sais quoi” brauchen, damit ich sie auch in Erwägung ziehe. Und das macht die Sache manchmal richtig anstrengend. Es sei denn, man hat so zuverlässige Filter udn Fundgruben wie Euch… 😉
Schöne Grüße – und viel Erfolg im Wald! Hier regnet’s gerade derart, dass man auf einen zweiten Schwung hoffen kann.
Danke, schön. 🙂 Du bist als “Filter” auch sehr verlässlich. Neben dem “Langweilig” gibt es natürlich auch immer das absolute Überangebot an Rezepten, aus denen es auszuwählen gilt. Daran scheitere ich auch sehr oft.
Ich wünsche euch besseres Wetter und wie geht es überhaupt dem Kerl, kann der schon wieder durch die Gegend laufen?
Ich bin dazu übergegangen Kochbücher zu verschenken- dann hab ich sie wenigstens mal in der Hamd gehabt!
Weil begeistern lasse ich mich durchaus noch. Wobei ich auch meine alten Lieblinge immer wieder gern hervorhole.
Das ist auch eine gute Idee. Ich wüsste nur nicht, wem ich die Bücher schenken sollte, mein privates Umfeld ist so gaar nicht kochaffin.
Alte Lieblinge? Klar, die habe ich natürlich auch. 🙂 Z. B. das elektrische Kochbuch (ca. 1960), dass ich geerbt habe, einfach herrlich!
Ich kaufe nur noch selten Kochbücher. Zwischendurch habe ich mal welche zum Antiquar gebracht, denn mit der Zeit ändern sich die Ansprüche. Vor einigen Tagen bekam ich ein „Illustriertes Kochbuch für die einfache und feine Küche“ von Mary Hahn (1912) geschenkt. Das macht große Freude, darin zu blättern und zu staunen.
Liebe Grüße
Gerd
Das stimmt. Wenn ich heute Kochbücher von vor 20 Jahren anschaue, kommen die mir merkwürdig unzeitgemäß vor, bei dem Backbüchern ist es noch schlimmer. Es scheint allerdings eine “Zeitgrenze” zu geben. Das elektrische Kochbuch (ca. 1960) hat an Aktualität kaum eingebüßt. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Ooooh das freut mich, dass das Buch so gut angekommen ist! Ich bin auch schwer begeistert und der Italiener verlangt schon wöchentlich nach dem geschmorten Rind mit Tomaten zur Pasta.
Und ich bin mir zu 100% sicher, wenn ich jetzt zuhause im Buch das Rezept aufschlage, ist kein Post it dran… Mist! Aber für sowas habe ich ja Euch, wie schon beim NY-Buch 😉 Sieht wirklich sehr lecker aus!
Danke, Sandra. Das Rind ist mental bereits notiert. Nimmst du Brust dazu und teilst sie auch nur in 4 Stücke?
Und es ist doch gut, dass alle etwas anderes probieren und vorstellen, so macht man später auch mal Sachen, die man von selbst nie gemacht hätte!
Mir erging es wie dir und sofort nachdem ich den Post bei Susi gelesen hatte, zog das Kochbuch bei mir ein. Bis jetzt habe ich zwar noch nichts daraus gekocht, aber Pasta gehen ja immer und in dieser Kombination könnte mir das auch schmecken.
Sie kann ziemlich überzeugend schreiben, wie mir scheint. 😉 Ich war ja erst skeptisch, da Frau Hay ja so eine Art Jamie-Oliver-Image anhängt, aber das Buch ist wirklich gut. Schlicht und einfach. 🙂
Es ist fast umgekehrt bei mir…ich wundere mich hin und wieder, dass es tatsächlich noch etwas Neues gibt. Nicht ständig, aber immerhin.
Die Geschmäcker sind eben glücklicherweise verschieden. Das Pasta-Gericht gefällt mir gut, Susis Rezension habe ich mit Freude gelesen….und trotzdem….hier habe ich dieses “Nichts-Neues”-Gefühl….Donna Hay wird bei mir nicht einziehen.
Worum ich dich allerdings glühend beneide, ist die Bücherhalle. Hier sieht es selbst in der Zentralbücherei ausgesprochen mau aus.
Danke, Susanne. Ja, unsere Geschmäcker sind in Punkto Kochbuch manchmal recht unterschiedlich, ich sage nur “Jerusalem”. 😉
Das Buch von Frau Hay war mir auch erst auf den zweiten Blick “zugänglich”.
Und die Bücherhalle? Tja, die ist fast ein Grund dafür, niemals aus Hamburg fortzuziehen, die schaffen wirklich (fast) alles sofort an. Keine Ahnung, warum das in München so anders ist, ist doch auch eine riesige Stadt mit Universität etc.?
Bücher sind zwar voll mein Ding (ich habe Unmengen davon) – aber Kochbücher irgendwie nicht. Ich denke mir immer, dass ich sowieso schon nicht hinterherkomme all das Nachzukochen, was ich auf Blogs so entdecke. Für ein Kochbuch ist da gar keine Zeit mehr. Zumal für mich als Vegetarierin ohnehin maximal ein Drittel der Buch-Rezepte überhaupt in Frage kommen. Mein letztes Kochbuch habe ich daher vor ca. zehn Jahren gekauft. Ich warte einfach, bis andere die Dinge dortdrin entdecken – wie den Zucchini-Salat (auch wenn der jetzt nicht aus dem Buch stammt). 😉
Das ist eigentlich sogar noch besser, da du so sicher sein kannst, dass die Rezept auf Herz und Nieren geprüft wurden.
Die Art der Bücher, die man “anhäuft”, sind natürlich immer vom vorrangigen Interesse bestimmt. Ich bin sicher, du hast schon einiges an Imker-Lektüre herumliegen. 🙂
Ich habe anlässlich einer reisebedingten Haushaltsauflösung vor 9 Jahren beschlossen, alle Bücher zu verkaufen und keine neuen mehr anzuschaffen. Das geht natürlich nur mit einer entsprechend gut ausgestatteten Leihbibliothek in der Nähe.
Das Buch hab ich nun schon dreimal in der Hand gehabt und dann doch nicht gekauft…mich immer wieder gefragt: “brauchst du das auch noch?” Aber sie und das Buch spricht mich wieder mal sehr an und ich bin mir sicher, dass es irgendwann doch bei mir einziehen wird.
Bücherhalle? Wo ist die denn in HH? und wie lange kannst du da so ein Buch ausleihen? Wenn sie es nicht haben, besorgen sie es dann? (aber dann müsste man zweimal hin?)
Wäre schon mal ne Alternative zum immer kaufen.
Dieses “in die Hand nehmen und sich fragen, ob man es wirklich braucht”, das kenne ich in Bezug auf viele andere Dinge. Bei denen ich dann immer öfter feststelle, dass ich sie nciht brauche. 🙂
Zur Bücherhalle: http://www.buecherhallen.de/
Die Leihfrist beträgt 4 Wochen und kann 2 Mal verlängert werden. Bücher, die im Katalog sind, können gegen eine Gebühr online “vorgemerkt” werden, dazu braucht man nicht extra hinzufahren. Und die Mitgliedschaft kostet um die 50 € pro Jahr. Aber ob ich es gut fände, wenn du dorthin gingest und mir die ganzen guten Bücher wegschnapptest? 😉
man muss doch ‘gönne könne’ 🙂 – Nee, im Ernst: ich sitze schon so genug im Auto, dass ich nicht glaube, dass ich da auch noch hinfahre. Aber danke für die Auskunft und den Link.
Immer gern. Und ich kann doch “gönne”, war nur ein Scherz. 🙂
Ich bin eh sehr selektiv und kaufe nicht soo viele Kochbücher. Ich gebe ausgesprochen gerne Geld aus 😀 aber ich bin sehr geizig, was Dinge angeht, die ich nicht ausreichend nutze… das eine odere andere Buch hab ich auch wieder bei Amazon eingetauscht oder auf einer anderen Plattform verkauft, als ich gemerkt habe, dass es mich doch nicht so vom Hocker reißt. Auf was ich mich allerdings sehr freue, ist der neue Ottolenghi 🙂 das sind wirklich meine meistgenutzten Bücher.
Das sind wir uns doch viel ähnlicher als ich dachte. 😉 Für Dinge, die ich wirklich ständig benutze, gebe ich auch sehr gern Geld aus, alles andere “brauche” ich immer weniger. Auf den neuen Ottolenghi freue ich mich auch sehr, zwei Kochbücher von ihm sind tatsächlich auch in meinem Besitz (nachdem ich “genussvoll Vegetarisch” ein knappes Jahr ausgeliehen hatte…).