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An Bauches statt

fregola 3

Manchmal spielt mir mein Unterbewusstsein einen Streich. Am letzten Sonntag wollte der allerletzte Spätsommertag erradelt werden. Die Torte war fertig, es drängte uns, endlich das Haus zu verlassen, um die Sonne zu genießen. Auf einen weiteren so schönen Tag würden wir schließlich noch Monate warten müssen. Als wir am frühen Abend glücklich und erschöpft wieder heimkehrten, rieb Herr H. sich in Erwartung des glasierten Schweinebauchs voller Vorfreude die Hände, wir sollten am besten sogleich mit dem Kochen beginnen, so ein schönes Essen brauche seine Zeit. Allein, in der Hast hatte ich doch tatsächlich vergessen, das gute Stück dem Kälteschlaf zu entreißen und in so kurzer Zeit war nichts mehr zu machen. Herr H., das muss man ihm zugute halten, hielt sich nicht allzu lange mit der Enttäuschung über das verpasste Festmahl auf, sondern präsentierte mir sogleich Plan B. Zum Glück waren alle Zutaten im Haus.

Für die Fregole con arselle:

  • 1 knappes kg Venusmuscheln (ich: 1 Glas à 150 g + 300 g Gemüsebrühe, da weder Fischfond noch Muschelkochwasser zur Hand waren)
  • 160 g Fregola sarde
  • 1 Frühlingszwiebel, in feine Ringe geschnitten
  • 1 Handvoll Erbsen
  • 2 – 3 getrocknete Tomaten in Olivenöl, abgetropft, fein gehackt
  • 1 kleine rote Spitzpaprika, feinst gewürfelt
  • 1 gelbe Chili, fein gehackt
  • 60 g Weißwein
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 – 2 Sardellenfilets, fein gehackt
  • frische Petersilie nach Belieben, fein gehackt

zutaten serie

Bis auf die frischen Venusmuscheln natürlich, aber im Vorrat befand sich noch ein Glas, das musste reichen. Frevel hin oder her. Interessanterweise schlug das Rezept eine Zubereitung der Fregole nach Risottoart vor. Etwas skeptisch, ob das funktionieren würde, machten wir uns ans Werk. Ich schwitzte Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Paprika und Chili an, gab Fregole, getrocknete Tomaten, Sardellen und Weißwein hinzu und ließ alles köcheln, bis der Wein nahezu aufgenommen und verdunstet war. Dann gab ich die Brühe hinzu und ließ die Fregole ca. 15 Minuten offen köcheln. Gelegentlich rührte Herr H. um, damit nichts ansetzte. Nun probierte ich ein Kügelchen, noch sehr al dente, fügte Erbsen und weitere Brühe hinzu und ließ alles weitere 5 Minuten köcheln. Herr H. befand schließlich, dass der Gargrad der Nudelkugeln perfekt sei, hob die Petersilie unter, richtete an und lichtete ab. Ich räumte derweil die Küche auf, moderne Arbeitsteilung oder Abbitte für den vergessenen Bauch. So genau ist das nicht zu sagen.
fregola 2

Fazit: Ich muss gestehen, dass mich die Fregole nur unzureichend über den verpassten Schweinebauch hinwegtrösten konnten. Herr H. hingegen war begeistert und nicht willens, sich mit “hätte-wäre-könnte” zu belasten. Nachdem ich mich mühsam von der Vorstellung des knusprig-zarten Fleisches verabschiedet hatte, musste ich ihm zustimmen. Die Fregole waren schlicht köstlich, obgleich so spartanisch gewürzt und auch nach Risottoart perfekt gegart. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie mit “richtigen” Muscheln ein sehr feines Mahl abgäben. Das mit dem Loslassen der verpassten Möglichkeiten ist schon so eine Sache.

Aus: Pasta Modern – new & inspired recipes from Italy Francine Segan

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  1. Tausche Muscheln gegen…. und greife ebenfalls begeistert zu. Pasta gewinnt bei mir ja nahezu immer und gegen alles.

    • Den Schweinebauch gibt’s heute Abend, ich habe gestern Abend endlich daran gedacht, ihn aufzutauen. 🙂 Davor gab’s allerdings noch die ein oder andere Nudel. 😉

  2. Na, den Schweinebauch könnt Ihr doch später noch immer essen 🙂 Vorfreude ist doch auch was.
    Wobei mir die Fregola gut gefällt. Vielleicht sollte ich mir sicherheitshalber ein Glas Muscheln in den Vorrat legen 😉

    • Ja, yippieh, heute Abend!
      Ich weiß gar nicht so genau, wo die Muscheln überhaupt herkamen, eigentlich hätte ich damit bei deinem Dauerevent mitmachen können. Aber dazu gibt es noch viele Gelegenheiten, dem Vorrat geht’s jetzt nämlich endlich an den Kragen!

      • Au, da bin ich gespannt, was so alles in Deinen Schränken rumlungert 🙂

        • Eigentlich willst du das gar nicht wissen. 😉

          • Ooooooh doch 🙂

          • Im Moment würde ich kein Foto von dem Schrank veröffentlichen. (pssst, gestern hat Herr H. ein Stück eingeschweißten Halloumi entsorgt, damit verschwand der leicht säuerliche Geruch….)

    • Manchmal habe ich Geistesblitze. 🙂

  3. Der Schweinbauch läuft ja nicht weg… Und als großer Pasta-Fan mache ich mich jetzt endlich auf die Suche nach den Fregole sarde 😀

    • Nee, das tut er nicht und wenn, dann wäre es unheimlich. 😉
      Sag’ Bescheid, falls du nicht fündig wirst! Ich weiß, wo es sie gibt. 🙂

  4. Ich liebe zwar Schweinebauch, aber bei diesem wundervollen Gericht, hätte ich auch nicht all zu lange gezögert.
    Liebe Grüße
    Gerd

    • Da bist du eindeutig flexibler als ich. Aber heute Abend ist es endlich soweit. 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

  5. Na ja. Passiert. 😉
    Der Herr S. und ich waren am Sonntag auch mit dem Rad unterwegs. Die Sonne wollten wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen. Allerdings haben wir danach nicht gekocht – wir waren faul genug und haben was bestellt. *hust*

    • Solange es nicht zu oft passiert. 😉
      Das war aber auch ein herrliches Wetter, achja. Diesen Sonntag soll’s hier zumindest auch wieder schön werden. Und bestellen? Warum nicht?

  6. Eure Vorräte sind sehr gut sortiert, wenn ihr so etwas draus zaubern könnt. Und ich hab jetzt endliche eine Idee, was ich mit meinen Fregole machen kann, denn die liegen eh schon viel zu lange im Kastel.

    • Ja, das sind sie sehr zu meinem Leidwesen. Gerade gestern Abend musste ich einen Rest Kürbiskerne entsorgen – die werden tatsächlich mit der Zeit ungenießbar. Tststs. 😉

  7. Erstaunlich, was du so in deinem Vorrat hast. Ich habe gerade mal geschaut, bei mir würdest du von diesen Zutaten im Vorrat lediglich finden: Chili, Weisswein (sowieso), Knoblauch, Sardellen… das müsste dann zu Spaghetti serviert werden.

    • Nicht wahr? Ich habe scheinbar einen ganz schlimmen Fall von Lebensmittelhortung, versuche aber, mich endlich davon zu befreien. Mal sehen, ob es klappt.
      Deine schlichten Spaghetti gefielen mir auch! 🙂

  8. Also ich finden den Schweinebauch-Ersatz – so meiner fleischlosen Natur gemäß – sehr gelungen, liebe Eva ;-).

    • Das freut mich, liebe Claudia! 🙂

  9. Meine Lieblingsmuscheln Venusmuscheln. Dann kommen die Teppichmuscheln….

    • 😉 Wie gut, dass es Wikipedia gibt…

  10. Ich hätte zwar, genau wie Herr H., den Schweinebauch vorgezogen, aber trotzdem: das scheint mir ein durchaus würdiger Ersatz gewesen zu sein 🙂 Und jaaa, ich muss endlich mal mit diesen verflixten Fregole kochen, wo ich hinguck scheinen die buchstäblich in aller Munde zu sein!

    • Das war es, Marco. Aber der Schweinenbauch ist inzwischen auch verspiesen und ich muss sagen, dass die Fregole zwar ein guter, aber dennoch nur ein Ersazt waren. 😉

  11. Fregole sarde habe ich ja auch schon gemacht, aber den Vorrat nicht wieder aufgefüllt – ein Fehler, den ich bald wiedergutzumachen gedenke 😉
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • Die sollte man schon stets im Schrank haben. 🙂 Es sei denn, deiner sieht so aus wie meiner…
      Liebe Grüße aus Hamburg,
      Eva

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