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Bauchlandung

schweinebauch 8

Am Freitag war es endlich soweit. Ich hatte tatsächlich bereits am Vorabend daran gedacht, den Bauch vom Tiefkühler in den Kühlschrank zu transferieren und dort war er langsam und schonend zum Leben erwacht. Was mir allerdings einiges an Kopfzerbrechen bereitete, waren die gefühlten 3000 Arten, einen Schweinebauch perfekt zu garen, die ich bei der Recherche fand. Erschwerend hinzu kam, dass mein Bauch mit 600 g eher klein war. Ich entschied mich schließlich für einen Mittelweg. Die Frage der perfekten Bauchbegleitung hatten Herr H. und ich ebenfalls bereits am Vorabend geklärt und so stand einem wunderbaren Abendschmaus fast nichts mehr im Weg.

Für den Schweinebauch:

  • 1 Stück Schweinebauch mit Schwarte, ca. 600 g
  • ca. 2 EL Zucker
  • ca. 2 EL Salz

schweinebauch serie

Bereits vor dem Frühstück rieb ich den Bauch beidseitig mit Zucker und Salz ein und legte ihn gut verpackt bis zum Abend in den Kühlschrank. Zwei Stunden vor Kochbeginn befreite ich ihn, tupfte ihn trocken und ließ ihn auf einem Teller Raumtemperatur annehmen. Dann heizte ich den Backofen auf 150°C legte den Bauch mit der Schwarte nach unten in den Bräter, goss etwas Wasser an, bis die Schwarte bedeckt war und stellte den Bräter abgedeckt für 1,5 Stunden in den Backofen. Das war fast schon zu lange, die Kerntemperatur, die eigentlich so um die 80°C betragen sollte, war schon auf über 90°C gestiegen. Mist. Ich nahm den Bauch aus dem Bräter, schnitt die Schwarte kreuzweise ein und legte den Bauch in eine saubere Form. Kurz vor dem Servieren grillte ich ihn ca. 10 Minuten bei 230°C, aber die Kruste weigerte sich, so schön popcornartig aufzuplatzen wie einst. Mir scheint, ich müsste dringend mal einen Fleischkochkurs besuchen.

Für die Schweizer Dörrbohnen (zum Original bitte hier entlang):

  • 30 g Dörrbohnen, über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht
  • 1 kleine Schalotte, fein gehackt
  • 1 kleine Möhre, in Brunoise (Kantenlänge max. 2 mm) geschnitten
  • 1 kleines Stück Knollensellerie, in Brunoise geschnitten
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 rote Peperoncino, in Brunoise geschnitten
  • ca. 300 g Gemüse- oder Geflügelbrühe
  • 3 Zweige Bergbohnenkraut
  • Olivenöl
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 3 Tomaten, filetiert, ca. 1 Std. bei 100°C bei Umluft im Ofen getrocknet (ich: 3 kleine in Öl eingelegte Tomaten, abgetupft, fein gehackt)

dörrbohnen serie

Die Zubereitung der Bohnen gestaltete sich wesentlich einfacher. Ich goß das Einweichwasser ab, schwitzte die Schalottenwürfel in Olivenöl glasig und gab Knoblauch und Peperoncino hinzu. Nach kurzem Mitdünsten, gab ich Möhren- und Selleriewürfel in den Topf und ließ sie langsam anbraten. Dann löschte ich mit Gemüsebrühe ab, gab die Bohnen, das Bohnenkraut und Salz hinein. Nun durfte alles 45 Minuten mit Deckel sanft garen und anschließend noch ca. 15 Minuten ohne Deckel, damit die Flüssigkeit weitestgehend verdampfte. Zum Schluss schmeckte ich noch einmal mit Salz und Pfeffer ab und hob die Tomatenwürfel unter. Herr H. hatte inzwischen das Püree auf den Weg gebracht.

Für das Kürbis-Süßkartoffelpüree:

  • 1 kleiner Hokkaidokürbis (ich habe ihn nicht gewogen, vielleicht 1 kg?), entkernt, gewürfelt
  • 1 mittelgroße Süßkartoffel, geschält, gewürfelt
  • Olivenöl
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1 – 2 Scheibchen Ingwer
  • 2 – 3 EL Crème Fraîche

kürbis-süßkartoffel-püree serie

Er garte die mit Olivenöl und Salz vermengten Kürbis- und Süßkartoffelwürfel ca. 30 Minuten bei 200°C im Backofen, gab sie in ein hohes Gefäß und püriert sie gemeinsam mit Ingwer und Crème Fraîche. Da ich noch einen winzigen Rest flüssiger Sahne mit hineingeschmuggelt hatte, geriet das Püree etwas weich. Mea culpa. Er schüttelte bloß den Kopf, schmeckte mit Salz und Pfeffer ab und seufzte, immerhin hätte das dem Geschmack nicht geschadet.

Für die Quittenglasur:

Quittenglasur serie

Ich gab alle Zutaten in einen kleinen Topf, kochte sie unter gelegentlichem Rühren auf und ließ sie schließlich ca. 5 Minuten köcheln, bis die Glasur leicht anzudicken begann. Da die Dulce de Membrillo noch recht viele Quittenschalenstückchen enthielt, gab ich die Glasur noch durch das feinmaschige Sieb und stellte sie warm. Herr H. hatte derweil die Teller vorgewärmt, den Bauch aufgeschnitten und angerichtet. Sicher sähe es feiner aus, dressierte man das Püree mit dem Spritzbeutel auf. Allein stören mich daran die vielen Reste, die im Spritzbeutel verbleiben, und natürlich der Abwasch desselben. Also gab es elegante Häufchen.
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Fazit: Nach der obligatorischen Ablichtung nahmen wir zwanglos in der Küche platz. Ich probierte als erstes ein Stückchen Bauch, der ungeachtet seines suboptimalen Garzustands vorzüglich schmeckte. Die Quittenglasur passte wunderbar. Herr H. begann indes mit den Bohnen. Als er dreimal hintereinander probiert hatte, sah ich ihn verwundert an. Er nahm einen vierten Bissen und bemerkte schwärmerisch, dass er noch niemals so intensiv-aromatische Bohnen gegessen hätte. Vor allem in Verbindung mit dem feinen Püree seien sie genial. Ich folgte seinem Rat, probierte und konnte nur zustimmend nicken, da ich unbedingt den nächsten Bissen essen musste. Wie wunderbar, dass die Dörrbohnen den langen Weg aus der Schweiz nach Hamburg fanden! Zum Glück reicht das Päckchen noch für zwei weitere Mahlzeiten.

Quittenglasur aus: Die neuen Klassiker Donna Hay

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  1. mit der Schwarte nach unten? Und wo kommt die Glasur dann hin? Fragen über Fragen… tolles Rezept, bißchen Neid auf die Bohnen, mir scheint ich sollte mal wieder in die Markthalle. Wüßte schon wen ich mit diesem Gericht begeistern könnte, nämlich!

    • Ja, zuerst nach unten, dann nach oben während des Grillens. Die Glasur wird (auch bei Donna) einfach nach dem Garen darüber geträufelt.
      Die Bohnen sind wirklich sensationell!

  2. Wie herrlich! Und der Titel ist auch wieder so schön, obwohl oder weil er ja genau das Gegenteil impliziert 🙂

    • Und ich habe wirklich überall nach DEM Rezept gesucht… 😉

  3. Und schon wieder Donna 🙂 Da ist bei mir sicherlich kein Post it dran, ich bin kein großer Fan von Schweinebauch. Vielleicht sollte ich mich aber nochmals annähern, Eure Variante macht Lust auf mehr!
    Dafür steht diese Woche noch eine Kürbis-Süsskartoffel-Suppe auf dem Plan, auf die freue ich mich nach dem Püree hier jetzt noch mehr!

    • Ich mag Schweinebauch sehr, allerdings nur, wenn ein Großteil des Fettes ausgetreten ist. Dann ist er köstlich.
      Das Püree war der Hit, kann ich mir als Suppe auch gut vorstellen. Du wirst doch berichten?

    • Für mich war es ja das erste Mal, aber das hat überzeugt. 🙂 Um Bohnen auf dem Dachboden zu trocknen, müsste mal erst einmal welche haben. Mit gekauften lohnt es nicht.
      Und die Berner Platte? Ein Träumchen!!!

  4. Schweinebauch gibt es bei uns äusserst selten und wenn, dann nur auf dem Grill. Aber die Quittenglasur könnte mich eines besseren belehren. Dörrbohnen sind genial, wir hatten letzte Woche die klassische Variante mit Speck. Leider sind die Fotos alle nichts geworden, es war schon zu dunkel. 🙁

    • Beim Grillen hat man den Vorteil, dass man ihn besser im Auge behalten kann. Die Quittenglasur passte auf jeden Fall gut!

  5. Also mit Dörrbohnen ködert mich niemand, da habe ich noch gaaanz schlimme Kindheitserinnerungen präsent 😉 Aber dein Schweinebauch schaut (wenn auch nicht wie beim letzten Mal schön popcorn-artig aufgeplatzt) ganz deftig-wunderbar aus! Da könnte ich gleich herzhaft reinbeissen! Mir gefällt die Idee mit den Quitten besonders gut. Leider dauert deren Saison immer so kurz und ist schon bald wieder vorbei! Da muss ich mich sputen 🙂

    • Danke, Marco. Gegen Kindheitstraumen kann ma nichts machen. 😉
      Mit der perfekten Zubereitung von Schweinebauch werde ich mich auf jeden Fall noch intensiver beschäftigen.
      Und ich habe gestern uaf dem Markt noch Quitten gesehen…

  6. Schweinebauch bei Dir, Gulasch bei der Turbohausfrau….ich sehe fleischlastige Zeiten auf mich zukommen.
    Und jetzt mache ich mich mal über meine Dörrbohnen her, auch wenn sie nicht aus der Schweiz kommen 😉

    • Ja, ich auch. Obwohl die Sendungen, die ich gestern Abend auf arte gesehen haben, das Gegenteil nahelegen…
      Beim nächsten Mal werde ich den Bauch rot schmoren, so wie du es kürzlich gemacht hast. Der sah sehr gut aus!

  7. Und die Dörrbohnen sind also wirklich so gut? Ich kenne die gar nicht und wüsste auch nicht, wo ich dir herbekommen könnte in Wien.
    Bauchlandungen sind immer besser als Bruchlandungen. Und deine scheint ja wirklich eine gelungene zu sein. 😉

    • Ja, die sind wirklich gut. Vielleicht gibt es sie bei euch im Bioladen? Oder du trocknest sie nächsten Sommer nach Anleitung der Henne selbst. 🙂
      Und die Landung war gemischt… 😉

  8. Da freue ich mich doch jetzt schon auf meine Dörrbohnen, die gleich nach Robert’s Post bestellt hatte 🙂
    So ein Schweinebäuchlein ist eine feine Sache und Deine (Eure?) Titel immer sehr spannend.
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • Du sitzt ja auch direkt an der Quelle. 🙂
      Dieser Titel ist auf meinem Mist gewachsen, aber oft entstehen sie aus herumalbernder Teamwork.
      Liebe Grüße aus Hamburg,
      Eva

  9. Ich hatte ja fest mit einer durch und durch asiatischen Zubereitung gerechnet – nicht zuletzt, weil Schweinebauch auf meiner Liste der zu probierenden Essen in China ziemlich weit oben rangiert. Die Angabe, von welcher Seite das Vieh zuerst gebrutzelt wird, fehlt übrigens im Rezepttext. Nur, falls ich auf den Trichter kommen sollte, die Sache nachzumachen… 😉

    • Der rot geschmorte chinesische kommt als nächstes. 😉
      Und danke für den Hinweis, irgendwas entgeht meinem Adlerauge immer. Ist korrigiert!

  10. Ich rolle hier gerade lachend unter dem Tisch herum ob der Bauchbegleitung ;-). Kulinarisch sicherlich köstlich und semantisch überaus erheiternd in ihrem Interpretations-Spielraum :-). Und wieder eine tolle Quitten-Idee von Dir!

    • Das freut mich. Mir wird von Herrn H. immer vorgehalten, ich sei völlig humorlos. 😉 Und wenn es eine Weinbegleitung gibt…
      Die Quittenglasur macht sich sicher auch zu anderen Sachen gut!

  11. Das ist ja mal wieder einer deiner gelungenen ‘kochpoetischen’ Titel 😉

    • Man muss seinem Namen ja gerecht werden. 😉

  12. Etwas verspätet, aber mit Genuss gelesen 🙂

    • Danke, Mayumi. Besser spät als nie. 😉

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