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Seelentröstung vegetarisch?

Maronenrisotto 2

Als ich Anfang  November Sabines Aufruf zum Event “Vegetarisches Seelenfutter” las, dachte ich spontan, hey, was für eine schöne Idee und es wird mir sicher leicht fallen, ein Gericht zu finden. Inzwischen ist der Monat fast rum und es gestaltete sich überraschend schwierig, ein geeignetes Gericht zu finden. Überraschend, da ich recht häufig vegetarisch oder ausversehen vegan koche. Das ergibt sich einfach, ohne dass ich mir großartig Gedanken darum machen muss. Normalerweise. Aber irgendwie scheint dieses Jahr alles anders zu sein. Seit der Zeitumstellung schlage ich mich mit einem absurd hohem Schlafbedürfnis und einem unbändigem Appetit auf Fleisch herum. Es muss nicht gleich ein Braten oder ein Steak sein, aber die Salami auf der tröstlichen Pizza, das Hack im feurigen Chili oder der knusprige Speck über dem Risotto ” Holsteiner Art”. Eine Art “Fleischbeilage” halt. Ohne die scheint es gerade nicht zu gehen. Zum Glück entdeckte Herr H. kürzlich ein Rezept, dass ihm nicht mehr aus dem Kopf ging und so probierten wir es aus, obwohl ich anfangs recht skeptisch war.

Für das Lauch-Risotto mit Kastanien:

  • ca. 40 g Butter
  • ein Schuss Olivenöl
  • 1,5 Stangen Lauch, geputzt, in feine Ringe geschnitten (ca. 250 g)
  • (ich: 2 kleine Möhren, in Brunoise geschnitten)
  • ca. 500 g Gemüsebrühe
  • 125 g Carnaroli oder anderer Risottoreis
  • 75 g trockener Weißwein
  • 100 g gekochte, geschälte Maronen, zerkrümelt
  • Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • Thymianblättchen als Garnitur
  • (ca. 25 g Parmesan, frisch gerieben)

risotto serie

Ich schäumte 25 g Butter mit einem Schuss Olivenöl in der Pfanne auf, gab die Lauchringe hinein und ließ sie ca. 20 Minuten unter gelegentlichem Rühren abgedeckt garen. Sie sollten eine seidige, cremige Konsistenz bekommen. Mein Lauch war nach dieser Zeit noch eindeutig als Lauch zu identifizieren und wir hatten Hunger, also gab ich Reis, Möhren und Wein hinzu und ließ ihn vollständig einreduzieren. Dann gab ich nach und nach die heiße Brühe hinzu, rührte nur gelegentlich und nach ca. 25 Minuten war der Reis gar, aber noch bissfest. Herr H. hatte in der Zwischenzeit die Maronen in der restlichen Butter bei starker Hitze gebraten, bis Butter und Maronen leicht angebräunt waren. Er schmeckte sowohl Maronen und Risotto mit Salz ab und schüttelte unwillig den Kopf, als ich den nicht im Rezept vorgesehenen Parmesan unterrühren wollte. Aber ich bestand auf den Käse, wenn es schon keinen Speck geben würde. Ich zog die Pfanne mit dem Risotto vom Herd, rührte Parmesan und Pfeffer unter und ließ die Pfanne noch ein Weilchen abgedeckt ruhen. Herr H. zupfte einige der letzten Zweige vom Bergbohnenkraut und strippelte die Blättchen ab. Ich richtete Risotto, Maronen und Bergbohnenkraut in zwei Schalen an. Es roch vielversprechend.
Maronenrisotto 6

Fazit: Nachdem ich den ersten Löffel gekostet hatte, war ich mit dem fleischlosen Seelentröster voll und ganz versöhnt. Die Maronen lieferten einen guten erdigen, fast süßen Kontrast zu dem cremigen, fast frühlingshaften Risotto und zusätzlicher Speck hätte sich eher störend ausgewirkt. Ich gratulierte Herrn H. zu seinem untrüglichen Spürsinn bei der Rezeptauswahl und zumindest an diesem Abend war das ewige Novembergrau für eine Weile vergessen. Voller Elan begannen wir nach dem Essen das nächste Tortenprojekt und alles klappte wie geschmiert. Ob das am Lauchrisotto lag, vermag ich allerdings nicht zu sagen.

Blogevent Vegetarisches Seelenfutter

Aus: Täglich vegetarisch – Die schönsten Rezepte aus dem River Cottage Hugh Fearnley Whittingstall

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  1. Schade, dass wir für heute und morgen schon eingekauft haben, ansonsten stände das auf dem Plan! Vielleicht schaffe ich es noch am Montag, ansonsten stehe ich erst in zwei Wochen wieder am Herd.

    • Das ist aber eine lange kochfreie Phase. 🙂

  2. pktext99 pktext99

    Bestimmt lag das am Risotto! Schönes Rezept – und vielleicht ist es ja Vorsehung, dass ich gerade vom Markt mit Maronen nach Hause gekommen bin. Danke für Deinen Beitrag!

    • Gern geschehen, Sabine. Ich hoffe, du läßt uns an deiner Maronenverwertung teilhaben. 😉

  3. brittakama brittakama

    das sieht aber mal gut aus 🙂 und wie immer soo schön beschrieben 🙂
    Wünsch dir noch ein schönes Wochenende!

    • Danke, Britta. Dir auch noch einen schönen Restsonntag! 🙂

  4. *abklatsch* Ich hab keine Ahnung, was diesen Herbst los ist: Fleisch, Fleisch, Fleisch, was anderes fällt mir derzeit nicht ein. Und wenn es nur Salami auf der Pizza ist, wie du es schreibst.
    Dein Risotto ist sehr schön! Mal schauen, ob ich damit meinen Fleisch-Kreislauf durchbrechen kann.

    • Danke, Susi. Meiner ist definitiv noch nicht durchbrochen, aber eben hatte ich zum ersten Mal seit langem keine Lust auf Schinkenbrot. 😉

  5. Mir geht das aber auch grad so mit dem Fleisch…..Schmorgerichte….ich könnte täglich…..
    Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich die Kastanienwürfel auf den ersten Blick für Fleisch gehalten habe….oder ich brauche doch endlich mal eine neue Brille….

    • Oja, Schmorgerichte. Hatten wir just gestern wieder – soo lecker!
      Und ja, die Würfel könnten auch als Schmorfleisch durchgehen… 😉

  6. In verdünnter Form heisst dieses Gericht im Kanton Uri Ryys und Boor (Reis & Lauch) und landet im Winter regelmässig bei uns im Suppenteller. Allerdings ohne Speck, dafür mit der doppelten Portion Kastanien. (Obwohl Herr C. sicher nichts gegen eine doppelte Portion Speck hätte).

    • Lauch heißt Boor auf Schweizerdeutsch? Man lernt nie aus. 😉
      Unsere Kastanienvorräte neigen sich leider langsam aber sicher dem Ende… muss wohl doch wieder Speck her.

      • Bea Wyler Bea Wyler

        Neinnein, Lauch heisst auf Schweizerdeutsch auch Lauch. Aber: Der Kanton Uri liegt an der Gotthard-Route, und dieses Gericht mit gleich zwei ‘ungewöhnlichen’ sprich: fremden Zutaten ist in alten Zeiten wohl auf diesem Weg aus Italien eingewandert: riso con porro.
        Gruss Bea

        • Aha. Das macht deutlich mehr Sinn. 🙂 Danke für die “Aufklärung”, Bea!
          Liebe Grüße,
          Eva

  7. Ich kann es nachschmecken und weiß, das würde ich gerne mögen.
    Liebe Grüße
    Gerd

    • Danke, Gerd. Und Hut ab, ich bin im “nachschmecken” leider eher eine Niete und muss immer in echt probieren. 😉
      Liebe Grüße,
      Eva

  8. Wie schön für mich, dass du deinen Fleischkreislauf durchbrochen hast 😉 Das Rezept merke ich mir auf jeden Fall, ich liebe Maronen und Risotto sowieso. Liebe Grüße Melanie

    • 😉 Es kommt leider noch mehr Fleisch. Ich kann einfach gerade nicht dagegen an…
      Liebe Grüße,
      Eva

      • Na, dann hab ich weniger Arbeit mit kommentieren 😉

        • Der nächste vegetarische “Kracher” steht schon in den Startlöchern. 😉

  9. Das Risotto sieht wirklich großartig aus! Merke ich mir gleich mal vor, mit geht es (eigentlich immer) so wie Dir gerade, etwas fleischig darf beim Essen schon dabei sein… Aber ich glaube auch, dass es ohne Speck wunderbar geschmeckt hat 🙂
    Und auf die Torte bin ich jetzt erst recht gespannt!

    • Danke, Sandra. Gerade gestern habe ich tatsächlich noch ein fleischloses Gericht gefunden, dass mich voll und ganz zufrieden gestellt hat. Echt erstaunlich. Ich werde berichten. 😉
      Und, puh, hier ist sie, die Torte!

  10. Uns geht es wie euch: Im Moment öfter Fleisch als im Frühling und Herbst. Aber es muss nicht sein. Dieses Rezept, vor allem in der Kombi mit den Maronen, macht Lust mal wieder fleischlos zu essen…
    Liebe Grüße
    Cheriechen

    • Ich habe es mit diesem Gericht tatsächlich geschafft, mich wieder etwas vom Fleische zu lösen. Das nächste vegetarische Gericht ist der Kracher des Jahres. 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

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