Nach den ganzen Schmorgerichten, dem Speck und den Würsten, stand mir am Montag der Sinn nach etwas Leichtem, aber dennoch Wärmenden. Ich musste zum Glück nicht lange suchen, Neil Perry* wusste Rat. Es fehlte nur noch der Tofu. Also zog ich Jacke, Mantel, Schal, Strirnband und Schuhe an und stampfte dem eisigen Ostwind entgegen. Die Qualität des Tofus ist für das Gelingen des Gerichts unerlässlich. Ich habe mich inzwischen durch sämtliche Sorten durchprobiert und nur einen gefunden, den ich bedenkenlos empfehlen kann, den Natur-Tofu von Taifun. Alle anderen hatten die Konsistenz eines Flummis und den schalen Geschmack eines alten Waschlappens. Der Taifun-Tofu ist angenehm locker und frisch im Geschmack und nein, ich habe keine Jahreslieferung von der Firma erhalten. Ich erzähle das nur, weil ein schlechter Tofu wirklich alles verderben kann. Wieder zu Hause angekommen, plünnte ich mich aus und begann zu kochen.
Für das Gemüse:
- 2 getrocknete Shiitake-Pilze, ca. 30 Minuten in heißem Wasser eingeweicht, in Streifen geschnitten
- 1 kleine Handvoll eingelegter Brauner Senf (eingelegte Blätter des Sareptasenf), fein geschnitten (ich: weg gelassen, stattdessen 2 kleine Gewürzgurken)
- 1 kleine Handvoll eingelegter gesalzener Rettich, in Scheiben geschnitten
- 1 kleines Stück Ingwer, geschält, fein gewürfelt
- 2 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten
- (ich: 1 rote Spitzpaprika, fein gewürfelt, 1 Stange Staudensellerie, fein gewürfelt, 1 Möhre, in feine Streifen geschnitten)
- 1/2 Salatgurke, geschält, in Scheiben geschnitten
Leider war Herr H. noch nicht zurückgekehrt, so musste ich das Gemüse selbst “rüsten”. Ich hatte es mir gestattet, die im Rezept vorgesehene Gemüsemenge ein wenig aufzustocken, da ich kein weiteres Gemüsegericht separat zubereiten wollte. Nachdem ich alles bereit gestellt hatte, erhitzte ich etwas Erdnussöl in der Wokpfanne und briet zunächst kurz Frühlingszwiebel und Ingwer, dann das restliche Gemüse, bis auf die Salatgurke, an. Ich pfannenrührte alles ca. 3 Minuten bei starker Hitze.
Für den geschmorten Tofu mit schwarzem Essig nach Hausmacher Art:
- 300 g schnittfester Tofu, in Würfel geschnitten
- 2 EL Shao Xing
- 1 EL Ketjap Manis
- 1 EL Chinkiang-Essig
- 1 EL helle Sojasauce
- 1 TL abgeriebener Palmzucker
- 250 g frische Hühnerbrühe
- 1 TL Sichuanpfefferkörner, geröstet und gemörsert
Ich löschte das Gemüse mit Shao Xing ab, gab Ketjap Manis, Essig, Sojasauce, Palmzucker und Brühe hinzu und schmeckte alles ausgewogen ab. Dann gab ich den Tofu zum Gemüse und ließ alles abgedeckt auf kleiner Hitze 5 Minuten schmoren. Der Reiskocher hatte in der Zwischenzeit wie üblich den Reis bereitet. Ich richtete alles in Schalen an, bestreute die Gurkenscheiben mit gemörserten Sichuanpfeffer und hörte Herr H. an der Tür. Er schnupperte neugierig. Als er den Geruch richtig zugeordnet hatte, breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. Schon seit längerem hatte er mir in den Ohren gelegen, mal wieder etwas aus der “asiatischen” Küche essen zu wollen.
Fazit: Nachdem er die Schüsseln schnell abgelichtet hatte, probierte er erwartungsvoll. Seine Nase hatte ihn nicht getrogen. Die Aromen in diesem Gericht waren komplex und zugleich harmonisch. Der Sichuanpfeffer sorgte für ein leichtes Kribbeln auf der Zunge, während die Gurken gleichzeitig kühlten. Nach dem Essen lehnte er sich zufrieden zurück und bekundete, mit solchen feinen Gerichten hätte er partout keine Problem, noch häufiger als üblich, auf Fleisch zu verzichten. Wie gut, dass morgen das nächste “Monsterhuhn” ins Haus flattert. Ich bin sicher, dass er seine Meinung dann ganz schnell wieder ändern wird.
Aus: Asia Food Neil Perry
Lecker. lecker, lecker! Vor allem in Kombi mit den Gurken.
Meinen Tofu bestelle ich mittlerweile im chinesischen online store – das Zeug aus dem örtlichen Supermarkt ist leider nur bedingt essbar…Gummi trifft es ziemlich genau 😉
Liebe Grüße, Tring
Danke, Tring. Aus China? Wow! Kennst du denn den Taifun? Würde mich mal interessieren, wie nah der am “Original ist.
Nein, nicht aus China. Ganz so verrückt bin ich dann doch nicht. Aber von einem asiatischen Supermarkt aus Bremen der viele gute chinesische Produkte hat und liefert 😉 Taifun sagt mir jetzt auf Anhieb nichts. Ich werde aber demnächst mal Ausschau halten, ob ich den irgendwo sehe.
Liebe Grüße,
Tring
Aha, das hätte mich auch ein wenig gewundert, andererseits… 😉
Liebe Grüße,
Eva
Oh, ich muss auch dringend wieder mal chinesisch kochen, das sieht alles zu verlockend aus.
Und was den Tofu angeht, da bin ich ganz bei Dir – Taifun oder selbst gemacht. Also meistens Taifun. Alles andere kann einem wirklich den Spaß verderben. Grade die Supermarktware trägt gut dazu bei, dass die meisten Leute Tofu nicht mögen.
Das denke ich auch und ich höre oft, dass Leute Tofu nicht mögen…
Und Tofu selbst machen? Irgendwo gibt es auch Grenzen der Handarbeit. 😉
Du kommst mir gerade recht mit diesem Rezept, weil meine FoodCoop gerade eine ganz geniale Tofu-Produzentin aufgetrieben hat und ich jede Menge Tofu-Rezepte brauche, die diesem unglaublichen Tofu gerecht werden! Danke für dein perfektes TIming. 🙂
Aber ich brauch noch deine Hilfe: Ich habe weder die eingelegten Senfblätter noch den eingelegten Rettich. Ich hätte zu bieten wie du Essiggurkerln und dann noch eingelegte Jalapeños. Meinst du, damit käme ich zurecht? Oder ist das ein ganz arger Stilbruch? In “meinem” Asia-Laden gibt es Sackerln mit eingelegtem Gemüse, um das ich bisher immer einen Bogen gemacht habe, weil ich es nicht kenne. Würde das gehen?
Gutes Timing. 🙂 Und der handgemachte, den du bekommst, der ist sicher noch besser als der Taifun, der ja letztlich auch “Industrieware” ist.
Die Senfblätter habe ich inzwischen da, aber noch nicht probiert. Ich denke, dass Essiggurken und eigelegte Jalapenos gut funktionieren. Manche Sachen bekommt man halt nicht überall und Stilbruch hin oder her, Hauptsache, es schmeckt. Für den “Original”-Geschmack finde ich den schwarzen Essig viel wichtiger, der lässt sich meiner Meinung nach nicht durch Balsamico ersetzen, da dieser nicht die intensive Karamellnote hat und zu sauer ist.
Und zu dem eingelegten Gemüse kann ich leider nicht viel sagen, weil es soviel verschiedenes gibt, im Zweifel einfach ausprobieren. 🙂
Danke!
Schwarzen Essig finde ich auch unersetzbar.
🙂
So schön beschrieben, dass selbst ich anfangen würde, mit Tofu Gerichte zuzubereiten.
Liebe Grüße Gerd
Und das soll schon was heißen. 😉 Danke Gerd!
Liebe Grüße,
Eva
Eine schöne Gemüsemischung ist das- ob ich mich deswegen allerdings zu Tofu würde hinreißen lassen? Feine Rindfleischstreifen kann ich mir genausogut da drin vorstellen.
Ich würde alles auf jeden Fall einmal probieren, aber Rind geht natürlich auch. 😉
Mit Tofu konnten wir uns bisher beide noch nicht anfreunden. Mal schauen, ob ich Deinen hier bekomme. Gemüse wurde hier die Tage auch verwertet – in einem kleinen Gemüse-Curry mit Reis 🙂
Bis auf den Essig habe ich alles da, Reisessig tut es auch?
Der Tofu ist einen Versuch wert! Und zum Essig, Reisessig ist kein guter Ersatz, weil ihm die Karamellnote fehlt. Hm. Vielleicht, wenn man ein, zwei Karamellbonbons in Reisessig auflöst oder günstigen Balsamico mit Wasser und Zucker streckt? Ich kann dir ansonsten auch gern ein Fläschchen zukommen lassen! 🙂
Ich habe noch nie Tofu gemacht, aber mit Deiner Hilfe könnte es bald einmal soweit sein 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Und auch das soll etwas heißen. 🙂 Ich bin gespannt, ob du es wirklich “wagst”. 😉
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Die Essig-Marinade für den Tofu klingt gut. Und genau diesen Tofu verwende ich auch und empfehle ihn Tofu-Skeptikern stets und gern, auch weil die Sojabohnen dafür überwiegend aus Deutschland und Europa kommen und nur zu einem Teil um die halbe Welt reisen.
Danke, Claudia. Stimmt, das ist ein weiteres gutes Argument für diesen speziellen Tofu. Es wird ja generell viel zu viel durch die Gegend geschickt – andererseits möchte ich auch nicht auf Kaffee verzichten…