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Olle Kamellen?

nonya curry 5

“Und was machen wir jetzt mit dem Huhn?”, fragte Herr H. mich leicht genervt am letzten Samstag. Es war inzwischen schon nach sieben und wir hatten alle aktuellen Kochbücher nach einem geeigneten Rezept durchforstet. Aber entweder fehlte irgendeine essentielle Zutat, der Appetit auf die Speise oder das konsultierte Buch war vegetarisch. Als ich spürte, dass wir so nicht weiterkommen würden, holte ich mein “ältestes” Kochbuch vom Regal. Ein kurzes Blättern im Kapitel Geflügel und Eier und schon wusste ich, was wir mit dem Huhn machen würden. “Was hältst du von einer Reise nach Singapur?”, fragte ich Herrn H.. Er sei so glücklich darüber, dass ich mich endlich entschieden hatte, dass ihm auch das recht sei. Zudem waren bis auf die frischen Curryblätter alle Zutaten vorrätig und das Gericht versprach eine herrliche Verschmelzung chinesischer und malaiischer Aromen.

Für das Hühnchen-Curry “Nonya“:

  • 1 EL Currypulver (am besten Nonya-Currypulver, aber ich hatte leider auch nur Madras)
  • 2 Hühnchenschenkel ohne Haut, in Ober und Unterschenkel zerteilt oder 300 g Hühnerbrust, grob gewürfelt
  • 2 Stängel Zitronengras, der Länge nach halbiert, Stängel zweimal umgeknickt und zusammengebunden
  • 1,5 EL Erdnussöl
  • 3 Scheiben frischer Ingwer
  • 2 kleine festkochende Kartoffeln, geschält, grob gewürfelt
  • 2 kleine oder eine große Schalotte, sehr fein gehackt
  • 4 frische Kaffirlimettenblätter, Mittelrippe entfernt, sehr fein gehackt
  • 5 frische Curryblätter, sehr fein gehackt (ich: weg gelassen)
  • 1 – 2 scharfe grüne Chilis, sehr fein gehackt (ich: 1 rote)
  • 150 g Kokosmilch
  • 1 EL dickflüssige Tamarindenpaste (1 TL Tamarindenmark in 1 EL warmen Wasser eingeweicht, durch ein Sieb gegeben)
  • 1 mittelgroße Tomate, geachtelt (ich: 4 kleine, halbiert)
  • (ich: ca. 100 g TK-Spinat)
  • 1 TL Zucker
  • (ich: 1/4 TL Pfeilwurzstärke in etwas Flüssigkeit aufgelöst zum Binden)

zutaten serie

Herr H. vermischte die Hühnchenwürfel mit ca. 1 TL Currypulver, stellte sie beiseite und band das Zitronengras zu einem Päckchen, obwohl sich ihm nicht erschloss, warum er das tun sollte. Ich wusste darauf auch keine Antwort, es stand halt so im Rezept. Ich erhitzte das Öl in der Wokpfanne bei mittlerer Temperatur, briet die Ingwerscheiben darin an, bis sie eine braune Färbung annahmen, entfernte sie dann und warf sie weg. In dem aromatisierten Öl briet ich die Kartoffelwürfel, bis sie allseitig gebräunt waren und legte sie beiseite. Herr H. dünstete die Schalotten goldgelb im gleichen Öl an, gab restliches Currypulver, Zitronengrasbündel, Limettenblätter und Chilis hinzu und dünstet alles unter konstanten Rühren weitere 4 Minuten. Dann gab er die Hühnchen- und Kartoffelwürfel und eine Prise Salz hinzu, bedeckte alles knapp mit Wasser und ließ das Curry zugedeckt 20 Minuten köcheln. Ich rührte anschließend Tamarindenpaste, Spinat, Tomaten, Zucker und Kokosmilch ein und ließ das Curry weitere 5 Minuten offen einreduzieren. Da mir die Konsistenz noch etwas zu flüssig war, der Hunger jedoch schon recht groß, band ich das Curry mit etwas Pfeilwurzstärke. Man hätte es sicher auch einfach weiter einreduzieren lassen können. Der Reiskocher hatte inzwischen wie üblich den Reis perfekt gegart.
nonya curry 1

Fazit: Das Curry schmeckte genauso gut wie es roch. Die Schärfe war für uns genau richtig. Wir haben gerade rote mittelgroße Thai-Chilis, die so mörderisch scharf sind, dass selbst ich nicht mehr als eine Chili pro Gericht wegstecken kann. und das soll etwas heißen. Ich werde beim nächsten Einkauf im Asia-Laden frische Curryblätter kaufen. Daran gerochen habe ich bereits und ich kann mir gut vorstellen, dass sie das Curry sehr bereichern würden. Und es ist damit bewiesen, dass die wahren “Schätze” oft in der Vergangenheit ruhen. Das Kochbuch hat in den 10 Jahren seiner Existenz in keinster Weise an Aktualität verloren. Was man von vielen anderen Kochbücher nicht behaupten kann. Sei es drum.

Aus: Currys Currys Currys Madhur Jaffrey

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  1. was ihr so Alles im Haus habt…. ich hätte zumindest getrocknete Curryy Leaves zu bieten. Aber der Rest? Und tatsächlich ein Curry das mir keine Bauchschmerzen macht- klasse!

    • Danke, Ninive! Das ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was sich im Vorrat befindet. 😉
      Getrocknete Curry-Blätter hate ich auch mal, aber die frischen sollen um Längen aromatischer sein. Ich werde berichten.

  2. Die Nonya Küche durfte ich schon mehrfach in Singapur geniessen. Sie hier einmal nachzumachen ist eine grossartige Idee 🙂
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • Danke, Andy. Zum Glück warst du als Kenner der “echten” Küche nicht mit am Tisch. 😉
      Liebe Grüße aus Hamburg,
      Eva

  3. Das Buch hätte ich auch. Warum ist mir das Curry nicht aufgefallen? Aber es stimmt, das Buch ist so ein immerwährender Klassiker – da kann man immer wieder etwas finden.
    Ich kaufe übrigens immer frische Curryblätter und friere die ein – das funktioniert super.

    • Vielleicht weil es im Buch kaum Bilder gibt? Ich liebe es auf jeden Fall heiß und innig und nehme es regelmäßig wieder zur Hand. Das mit Einfrieren der Blätter ist eine gute Idee, ich war nicht sicher, ob sie es überleben…

  4. turbohausfrau turbohausfrau

    War das wieder so ein Wahnsinnstrumm von Hendl? So eines, in das ich eines von meinen als Füllung stopfen könnte? 😉
    Das Rezept klingt wunderbar!

    • Danke Susi! Ja, das war ein Stückchen Brust vom Monsterhuhn. Eine Viertel- oder Sechstelbrust, ich weiß es nicht mehr so genau. 😉

  5. Kann ich bitte statt “ollen Kamellen” leckere “Karmelle” haben? 😉

    • Die sind leider gerade aus, morgen gibt’s wieder was für Leckermäulchen. 😉

  6. Darin hätte ich gestern mindestens genauso gut baden können wie in meinem veg(etarisch)en Werk, j’en suis sûre! Zumal ich Hühnchen gerade ganz vorsichtig wieder für mich entdecke. Ich merk’ mir das mal für den nächsten Himmelarschundzwirn-Tag… 😉

    • Ob baden wirklich eine gute Idee ist? 😉 Wieso entdeckst du Huhn vorsichtig wieder für dich? Ich meine, ich kann schon verstehen, dass einem ob der massengehaltenen Hühner Widerwille oder gar Ekel überkommt, aber es gibt ja auch andere Quellen. Ich würde niemals ein Huhn kaufen, dass ich nicht lebendig gesehen habe.

      • Vorsichtig, weil ich Huhn so oft in so fad und so trocken bekommen habe, dass ich mir angewöhnt habe, es nach Möglichkeit zu vermeiden. Eine entsprechende Aversion des Kerls tat ihr übriges. Dabei ist GUTES Huhn (wie so vieles anderes Gute auch) richtig lecker…

  7. Das trifft auch genau meinen Geschmack, alles drin, was ich mag 🙂
    Und ja, bei den Büchern stimme ich Dir zu, wobei ich das bisher nur für ein Backbuch sagen kann. Kochbücher sind erst später eingezogen…

    • Das freut mich!
      Welches ist denn dein bewährtes Backbuch?

  8. Dieses Curry – mir läuft sämtliches Wasser im Mund zusammen – und danach die Milena-Schnitte, das wäre es für diesen eisigen Schneetag!

    • Na, dann lass’ es dir schmecken. 😉

  9. Das sieht sehr lecker aus! Da ich sowieso mal ein Curry ausprobieren wollte, kommt mir dieses Gericht gerade recht. 🙂 Das probier ich mal.
    LG Nika

    • Danke, Nika und gutes Gelingen!
      Liebe Grüße,
      Eva

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