Braucht die Welt wirklich ein weiteres Rezept für ein Rote Bete-Risotto? Während ich den Hausflur wischte, wälzte ich diese Frage eine halbe Stunde lang hin und her, so lange dauert es nämlich, bis der Eingangsbereich unseres Hauses wieder für den Augenblick glänzt, bevor der nächste Nachbar den Streusplitt von der Straße herein trägt. Engel und Teufel auf meinen Schultern bekamen sich dabei kräftig in die Wolle. Der Teufel grinste höhnisch, jetzt mal ehrlich, mit Roten Beten kannst du doch niemanden mehr hinterm Ofen vorlocken am Ende des Winters, alle Welt sehnt sich nach frischem Frühlingsgrün und die Kombination mit Orange ist ein ganz alter Hut. Aber der Engel ließ sich nicht beirren. Wenn es danach ginge, entgegnete er kühl, dann bräuchte die Welt gar nichts mehr. Da es nichts wirklich Neues gäbe. Alles sei schon irgendwann einmal da gewesen und nicht nur in Musik und Dichtkunst hätte die Wiederholung eine wichtige Funktion. Wiederholtes präge sich nun einmal besser ein, sorge für gute Laune und gäbe Geborgenheit. Darauf schwieg der Teufel, weitere Einwände fielen ihm partout nicht ein, und gab sich maulend geschlagen. Und wer auf der Suche nach aufregenden Neuigkeiten ist, muss heute anderswo danach suchen.
Für das Rote Bete-Risotto mit Orange und schwarzen Oliven:
- 1 rote Zwiebel, fein gehackt
- 125 g Risottoreis
- 2 mittlere Rote Bete, in 3 mm Würfel geschnitten
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gewürfelt
- 60 g Weißwein
- ca. 700 g Brühe (Huhn- oder Gemüse)
- Abrieb 1/2 Orange, fein gehackt (ich: Pomeranze), Filets 1/2 Orange
- 1 – 2 EL Orangensaft
- 1 EL schwarze Oliven, entkernt, grob gehackt
- 1 EL Petersilie
- Salz, schwarzer Pfeffer
- 15 g Butter
- 30 g Parmesan
Ich schwitzte die Zwiebeln in etwas Olivenöl glasig, gab den Reis hinzu, schmorte ihn ein Weilchen mit und gab dann die von Herrn H. präzise gewürfelten Roten Bete hinzu. Nach kurzer Zeit löschte ich mit Weißwein ab, ließ ihn völlig einreduzieren und goss eine Kelle heiße Brühe an. Bei mir darf diese ohne großes Gerühre verdampfen. Dann goss ich die nächste Kelle an, rührte kurz und so weiter, bis alle Brühe verbraucht und das Risotto gar ist. Das dauerte ca. 25 Minuten. Herr H. zog die Pfanne von der Platte, rührte Butter, Parmesan, Orangensaft und -abrieb, Oliven und Petersilie unter. Anschließend schmeckte er mit Salz und Pfeffer ab. Ich filetierte derweil die Pomeranzen, nicht gerade eine dankbare Tätigkeit, da sie ziemlich viele Kerne enthielten. Herr H. richtete das Risotto, dekorierte mit Pomeranzenfilets und einigen Parmesanspänen und lichtete es ab. Viel sei nicht zu holen gewesen, bemerkte er bedauernd bei seiner Rückkehr.
Fazit: Der runde Geschmack des Risottos tröstete ihn ein wenig. Was soll man auch machen, fragte ich ihn, ein Risotto sähe nun einmal aus, wie es aussähe. Und wenn dann noch Rote Bete im Spiel seien. Er zuckte die Schultern und gab sich schweigend dem Genuss hin. Mir gefiel die leichte Bitternote der Pomeranzenschale zu den erdigen Beten sehr. Zu schade, dass nun die letzten Pomeranzen aufgebraucht sind. Ein Grund, sich auf den nächsten Winter zu freuen, wobei natürlich die Anzahl der Gründe sich auf den kommenden Frühling zu freuen, deutlich zahlreicher sind. Möge er sich beeilen!
Aus: Mittagstisch – Leidenschaftlich vegetarisch Eschi Fiege
Die Welt braucht ein Rezept. Das ist sicher. Und deins schmeckt auch noch. Das ist gut. 🙂
Eins ja, da stimme ich dir zu. Aber auch zwei drei vier….? 😉
Es gibt bekanntlich mehrere Welten. Schon vergessen? 😉
Das kann manchmal passieren. Danke für die Erinnerung! 🙂
Na Klar! Immer her damit 🙂 Ich bin für vegetarisch und rote Beete immer zu haben und das gibt mir wieder einen Anreiz! Denn rote Beete landen bei uns im Moment täglich im Salat warum nicht mal beim Risottoreis.. ?! Jetzt weiß ich auch das 🙂 Liebe Grüße.. Inspiration ist alles!
Danke, Julia. Das stimmt! Und in den Salat habe ich sie auch zu lange nicht mehr gegeben. Danke! 🙂
Die interne Diskussion kannst Du demnächst abkürzen, denn irgendjemand kennt das Rezept eh nicht, im zweifelsfall bin ich es.
Ein gewisses Maß an Selbstzweifel ist höchst gesund – solange es einen nicht vom Handeln abhält. 😉
Hausflur wischen? Lebst Du am Ende doch im Schwabenland…oder gibt es in Hamburg eine Kehrwoche? Zeit für ethnologische Grübeleien.
Wobei das am Ende eigentlich alles egal ist, weil so ein Risotto immer willkommen ist. Und es dauert nicht mehr lange (also, jedenfalls nicht mehr länger als es schon gedauert hat), dann machen wir das mit Spargel 🙂
Nein, nicht im Schwabenland, da zieht es mich auch partout nicht hin. Aber auch die Hamburger Hausflure wollen gereinigt werden und wenn es keine Firma macht, muss man eben selbst Hand anlegen. 😉
Auja, Spargel, ich kann’s kaum erwarten, aber zwei Monate dauert’s leider noch *seufz*.
Doch mich lockst du ganz bestimmt hinterm Ofen vor:)
Das freut mich. 🙂
Also die Farben sehen doch wunderschön aus! Auf den ersten Blick dachte ich an einen Obstsalat oder Rote Grütze! Ein wunderschönes Stilleben jedenfalls 🙂 Die schwarzen Oliven zur Beete sind für mich neu und somit eine Inspiration. Sehr schön, Eva!
Danke, Bettina. Obstsalat? Rote Grütze? Beides gab es hier im Haus tatsächlich noch nie, aber eine gewisse Ähnlichkeit besteht, das stimmt. 🙂
Ja!! Auch wenn ich es wegen der Rote Bete nicht essen würde 😉
Danke, Emma. Zum Glück ist Risotto eins der wandlungsfähigsten überhaupt. 😉
Was die Welt IMMER brauchen kann, sind Rezepte für Apfelkuchen und ein Rezept wie dieses! Mein Lieblings-Rote-Bete-Risotto-Rezept stammt von Madame Salzkorn – aber Pomeranze und rote Zwiebel haben bei meinen Nachkoch-Sensoren sofortiges aufgeregtes Blinken hervorgerufen.
Dank für Deine Anregung, liebe Grüße,
Sandkorn
Danke, Sandkorn. Da fällt mir glatt auf, dass ich noch gar kein Apfelkuchen Rezept im Blog habe. Das muss geändert werden! Und Nachkoch-Sensoren hätte ich auch gern. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Eine schöne Intro zum Schmunzeln und die Farbe ist doch immer wieder ein Knaller 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Schön, dass ich dich zum Schmunzeln bringen konnte mit meinen Selbstzweifeln. 😉
Liebe Grüße aus Hamburg (heute tatsächlich sonnig!),
Eva
Auf rote Beete und Oliven wäre ich so nicht gekommen.
Was gibt es denn bei Euch fleischiges/ fischiges dazu, wenn Ihr es nicht gerade solo esst?
Viele Grüße,
Oliver
Ich auch nicht ohne das Kochbuch. 😉 Dazu? Wir hatten es solo, aber ein Fischlein würde sich sicher gut machen, denke ich.
Liebe Grüße,
Eva
Also na ja. Lass es mich so sagen…
Ich finde nicht, dass die Welt überhaupt Rote-Bete-Risotto-Rezepte braucht 😉 aber alle die es gibt, sollten so schöne Fotos haben, wie dieses hier! 🙂
Na dann habe ich ja Glück gehabt. 😉
definitiv brauchen wir dieses Rezept 🙂
Danke. 🙂
Die Fotos sehen doch großartig aus, ich weiß gar nicht was er hatte…Und zumindest ich war bisher auf die Kombination mit Oliven nicht gekommen, und das obwohl Rote-Bete-Risotto mein absolutes Rezept für ganz einfallslose Tage ist 😉 Liebe Grüße Melanie
Danke, Melanie. Du weißt ja, Perfektionisten sind nie zufrieden. 😉
Und es freut mich, dass ich nicht die einzige bin, die Rote Bete Risotto zu schätzen weiß. Bei mir gibt es an solche Tagen aber eher Pizza…
Liebe Grüße,
Eva
Liebe Eva,
heute endlich nachgekocht, leider ohne Pomeranze. Aber auch die “normale” Orange (bei mir eine ganze) rundet durch Farbe und Aroma mit der roten, fruchtigen Zwiebel das Risotto perfekt ab: köstlich!
Liebe Grüße,
Sandkorn
Danke für die Rückmeldung, Sandkorn. Freut micht sehr, dass es geschmeckt hat! Ich muss wohl auch wieder einmal Rote Bete besorgen. 😉
Liebe Grüße,
Eva