Als gebürtige Nordlichter konnten Herr H und ich uns für Polenta bislang nicht so recht erwärmen. Dabei haben wir einiges probiert, um uns den wasserschluckenden Maisgrieß schmackhaft zu machen. Gebratene, frittierte Schnitten unterschiedlicher Würzung, weiße, cremige Polenta. Aber nichts konnte uns gänzlich überzeugen. Geschmack und Konsistenz waren irgendwie stets irritierend. Irgendwann fragte ich mich, ob der Grund für unser dauerhaftes Unbehagen vielleicht in der Art der Polenta zu suchen sei. Ich hatte bislang stets rührfaul auf die Instant-Variante zurückgegriffen. Als das letzte Päckchen leer war und ein frühlingshafter Ausflug zum italienischen Supermarkt anstand, beschloss ich, dort nach “echter” Bramata-Polenta zu fahnden. Was nicht weiter schwierig war. Nachdem mit dem ebendort erstandenen Cima di Rapa das obligatorische Orecchiete-Gericht bereitet war, erdachten wir eine neue Paarung.
Für die Orangen-Polenta:
Für die Orangensauce:
- ca. 500 g Orangensaft (ich: aus der Flasche)
- 1 EL Zucker (ich: 1 TL)
- Abrieb von 2 Bio-Orangen
- 1 TL Butter
- 2 EL Olivenöl
Für die Polenta:
- 500 g Gemüsebrühe
- je 1 Zweig Thymian und Rosmarin
- 100 g Bramata-Polenta
- 125 g der obigen, reduzierten Orangensauce
- 2 EL Olivenöl
- 30 g Parmesan, fein gerieben
- Salz, schwarzer Pfeffer
Ich reduzierte den Orangensaft mit dem Zucker auf ca. 125 g. Das dauerte etwa 20 Minuten bei mittlerer Hitze. Dann mixte ich die Sauce mit Orangenabrieb, Öl und Butter und stellte sie beiseite. Herr H. hatte inzwischen den Backofen auf 100°C vorgeheizt, die Brühe mit Thymian und Rosmarin aufgekocht, 10 Minuten ziehen gelassen, Zweige entfernt, erneut aufgekocht und die Polenta unter Rühren einrieseln lassen. Nun verschloss er den Topf und stellte ihn für 40 Minuten in den Backofen. Während der Quellzeit rührte er die Polenta zweimal durch. Kurz vor dem Servieren rührte er die Orangensauce und den Parmesan unter und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Ich konnte ihm gerade noch den Löffel entwinden, als er ihn erneut eintauchen wollte. Es schmecke doch aber so gut…
Für den Cima di Rapa:
- 1 TL Butter
- ca 50 g Gemüsebrühe
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
- ca. 100 g Lauch, weißer Teil, in Ringe geschnitten
- ca 250 g Cima di Rapa (oder Brokkoli), Stängel und Röschen zerkleinert, Blätter grob gehackt
- 1 Peperoni, fein gehackt
- Cayennepfeffer, Salz, schwarzer Pfeffer
Ich dünstete zunächst Knoblauch und Peperoni in Butter kurz an, fügte Lauch, Stängel und Röschen des Cima di Rapa hinzu und dünste sie einige Minuten mit. Dann goss ich die Brühe an und ließ das Gemüse abgedeckt ca. 5 – 6 Minuten köcheln. Nun kamen die Blätter hinzu. Ich schmeckte mit Cayenne, Salz und Pfeffer ab und beobachtete amüsiert, wie Herr H. sich mit den pochierten Eiern abmühte. Das erste machte er nach der Düsentrieb-Methode, wobei er leider scheinbar zu schnell bis 10 gezählt hatte. Das zweite machte er klassisch mit Essigwasser und Strudel. Noch nicht perfekt, aber vorzeigbar. Ich hatte derweil einige Speckstreifen knusprig gebraten und richtete alles auf vorgewärmten Tellern an.
Fazit: Wir leerten unsere Teller mit stetig wachsender Begeisterung! Der leicht bittere Cima passte vorzüglich zur mild-fruchtigen Polenta und das Ei war, wenn auch optisch nicht so ganz, vorzüglich. Allein den Speck würde ich vermutlich beim nächsten Mal weglassen. Ich empfand ihn als etwas zu dominant. Zwischen allen je getesteten Instant-Polentas und dieser langsamen Variante liegen Welten. Somit verschiebt sich der Polentagraben ein gutes Stück nach Norden und auch die Art der Zubereitung – zweimal Rühren versus ständigem Gerühre – wird beibehalten. Und Instant-Polenta kommt hier ganz sicher nicht mehr auf den Tisch.
Das ist eine gute Idee, den Topf in den Herd zu stellen.
Ich habe bisher tapfer gerührt, gerührt, gerührt – also auch nix mit schnell fertig.
Aber die Gewürze, die du hier beschreibst, hören sich auf jeden Fall verlockend an.
Wird bei der nächsten Zubereitung ausprobiert.
Gell? Robert hat sehr oft solche guten Ideen. 🙂 Und ich bin über jede arbeitserleichternde Maßnahme dankbar. Gutes Gelingen!
Das klingt so, als ob ich der Polenta noch eine Chance geben sollte.
Instant-Polenta gab es hier zwar erst einmal, und die wurde als echt schrecklich empfunden. Aber auch die “richtige” hat hier nicht allzu viele Freunde. Am besten kommt sie noch an, wenn sie erstarrt ist, geschnitten und knusprig ausgebraten wird.
Ja, solltest du. Ich habe mich auch sehr lange schwer getan, aber diese ist klasse. 🙂
Mit Polenta konnte ich mich bislang auch nicht wirklich anfreunden; auch die vom Lieblings-Sizilianer zubereitete nicht wirklich. Dennoch, mit dem Cima di Rapa würd ichs versuchen!
Und ich dachte immer, der Graben verliefe weiter nördlich. Einen Versuch ist das Rezept auf jeden Fall wert. 🙂
das ist die Luxus-Polenta-Variante… chapeau liebe Eva! sonnige Grüße, Alexia
Danke, Alexia. Das stimmt. 🙂 Nicht mehr sonnige Grüße zurück!
So ist es, da sind kulinarische Welten dazwischen. Ich weiss schon bald nicht mehr wie man “Nitsatn”-Polenta- schreibt 😉
😀 Und das ist leider nicht nur bei Polenta so…
Am Ende doch noch bekehrt… 🙂
Manchmal braucht es eben ein Weilchen. 😉
Dem Cima di Rapa müsste ich ja noch mal eine Chance geben.. ich hab mir ihn mal in einem grünen Smoothie gemixt (ich trinke die normalerweise echt gerne) und das war so scheußlich, dass ich ihn komplett wegschütten musste 😀
Mit so einer feinen, milden Orangenpolenta kann ich mir das aber gut vorstellen 🙂
Das lohnt sich, Britta. Er hat schon eine deutliche Bitternote, roh würde ich ihn auch nicht mögen, glaube ich. Aber so geschmort ist er ein Gedicht!
inzwischen zähle ich auch bis 12 bei den Eiern. Ein wenig Uebung brauchts schon. Je grobkörniger das Polentagriess, desto besser schmeckts uns. Der Polentagraben ist erst zugefüllt, wenn ihr die Polenta klassisch: Polentagries, Wasser und Salz mögt. 🙂
Das beruhigt mich. Wir üben weiter. Und die schlichte Polenta kommt auch demnächst auf den Tisch. 😉
Ob Polenta und ich jemals eine einige Beziehung aufbauen können, weiss ich noch nicht, dabei sitze ich im Tessin nun wirklich an der Quelle…. vielleicht sollte ich es mit deiner Variante wieder probieren?
Ich denke schon, dass selbst Polenta-Sekptikern diese Art schemcken würde. 🙂
Wie alles Cremige, Breiige – der Kerl würde “Pampige” sagen – LIEBE ich Polenta ausdrücklich. Auch geschmacklich fand ich an (“normale” Bio-)Polenta bis dato nichts auszusetzen. Euer Schwärmen lässt mich allerdings beim nächsten Nachkauf (und der ist bald) die Augen noch genauer offen halten…
Schönes Wochenende!
Ich habe mich inzwischen auch an breiige Konsistenzen gewöhnt, ging früher gar nicht. Aber Herr H. liebt alles, was dieser Konsistenz ist und inzwischen schlage ich schon häufiger von mir aus ein Püree vor. 😉
Diese Polenta lohnt!
Euch auch ein schönes Wochenende!
Ha! Ein Bramata-Rezept! Woher wusstest du, dass ich dringend eines brauche?
Ich habe nämlich Bramata gekauft und komme mit der groben Struktur von dieser Polenta nicht zurecht. Mach ich demnächst nach, wenn ich dem Mann wieder sagen kann, es wird Bramata geben. Derzeit ist er dafür eher nicht zu haben – aus guten Gründen … 😉
Tja, das war wohl eine Gedankenübertragung. 😉 Nach der Pause solltest du diese Polenta wirklich probieren, es lohnt sich!
Ich gebe zu, da ich ja schon Liebhaber der Instand-Polenta bin, möchte ich gar nicht wissen, wir schlimm es mit der richtigen erst wird… Ich mache mich nach dem Urlaub mal auf zum italienischen Supermarkt und halte Ausschau!
Die Kombination hört sich wirklich großartig an. Hatte vor kurzem erst Orangen-Risotto und stelle mir das bei der Polenta auch ganz wunderbar vor 🙂
Sonnige Grüße
Danke, Sandra. Ich war auch von dem Gerücht des Dauerrührens abgeschreckt, aber das braucht man ja gar nicht. Orangenrisotto? Klingt auch klasse!
Genieß den Urlaub. 🙂
Ich (wir) liebe(n) ja Polenta. Wir, das aber weißt Du ja, Hennen picken jedes Maiskorn, ob ganz gemahlen, gekocht oder roh. Ich mag sie in allerlei Polentavarianten. Am besten war noch immer jene, die ich vor 40 Jahren manches mal im Tessin in einem abgelegenen Gasthaus im Cent Valli aß. Die wurde lange, sehr lange über einem offenen Feuer gekocht. Manchmal mache ich es so noch, nur dass das Feuer im E-Herd steckt. Trotzdem wird lange gerührt. Nein, nicht mein langsam müder Arm – dafür habe ich einen selbstrührenden Polentatopf! Ja, auch so was gibt es.
Ja, ich glaube das zu wissen. 😉
Und natürlich kann diese Polenta nicht mit einer über dem Feuer gerührten mithalten. Und ein selbstrührender Topf? Davon habe ich noch nie gehört, nur von einer selbstrührenden Maschine…
Liebe Grüße!
Wir entdecken gerade deinen Blog. Trotz vollem Magen läuft einem da das Wasser im Mund zusammen! Und das Polentarezept gefällt uns ganz besonders 🙂 Wir freuen uns viele spannende Rezepte, und wer weiss, vielleicht auch mal was salziges mit Kaffee?
Danke, das freut mich. 🙂
Etwas Salziges mit Kaffee? Kein Problem: https://www.kochpoetin.de/2013/11/05/kaffee-bohnen-mit-kaseknodeln/
🙂 danke !!! werden wir demnächst verlinken