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"Für Gäste"

kartoffelsuppe 1

In einem unserer ersten Kochbücher, das Herr H. mit in den Haushalt brachte, gab es zu jedem Gericht einen Zusatz. “Schnell gemacht”, “einfach und raffiniert”, “anspruchsvoll” oder eben “für Gäste”. Schon damals habe ich mich gefragt, was sich hinter dieser Rubrik wohl verbergen mochte. “Für Gäste”, etwas, mit dem man Gäste beeindrucken kann, etwas, das sich leicht vorbereiten lässt, etwas, das so exquisit ist, dass man es sich selbst nicht gönnt, sondern nur den Gästen? Als ich Herrn H. fragte, was er sich unter der Rubrik “für Gäste” vorstellte, zuckte er nur lakonisch die Schultern und antwortete, “das Beste, natürlich”. Und er als Ex-Insulaner musste es wissen, wurden doch einst selbst die Kinderzimmer an zahlende Sommergäste vermietet. Die Kinder durften derweil in Keller oder Garage hausen. Ich wiederum kam zu dem Schluss, dass Gerichte “für Gäste” in erster Linie eins sein müssten, gut vorzubereiten. Dafür ist diese Suppe bestens geeignet. So bleibt mehr Zeit – für die Gäste.

Für die Steinpilz-Kartoffelsuppe (4 Personen):

  • 20 g getrocknete Steinpilze mit 250 g kochendem Wasser übergossen, eingeweicht für 20 Minuten (ich: eine Handvoll TK-Steinpilze)
  • 2 Schalotten (50 g), fein gehackt
  • 1 Möhre, grob gewürfelt
  • 150 g Knollensellerie, grob gewürfelt
  • 1 kleine Petersilienwurzel, geschält, grob gewürfelt
  • 500 g mehlig kochende Kartoffeln, geschält, grob gewürfelt
  • 1 kleine Stange Lauch, weißer Teil, in Ringe geschnitten
  • 2 EL Pflanzenöl
  • 2 TL brauner Zucker
  • 800 g Gemüsebrühe
  • Salz
  • Vanillepfeffer (getrocknete Vanilleschote, gemeinsam mit schwarzem Pfeffer gemahlen)
  • Muskat
  • 1/2 TL Chili Ancho oder 1/4 TL Cayenne
  • 2 TL Walnussöl

kartoffel pilz suppe serie

Während Herr H. noch schnippelte, schwitzte ich die Schalotten glasig, gab Möhren, Sellerie, Petersilienwurzel, Lauch und Kartoffeln hinzu und briet sie unter Rühren etwa drei Minuten an. Dann streute ich den Zucker darüber, ließ ihn etwas karamellisieren und gab die Steinpilze hinzu. Herr H. goss die Brühe an. Nun durfte die Suppe zugedeckt ca. 25 Minuten köcheln. Anschließend pürierte ich sie, schmeckte mit den Gewürzen ab und stellte sie warm. Falls die Suppe zu dick gerät, kann sie mit etwas Wasser verdünnt werden oder, falls zu dünn, mit wenig Pfeilwurzstärke, aufgelöst in etwas Wasser, gebunden werden.

Für das Champignon-Walnuss-Topping:

  • 40 g Walnusskerne, trocken geröstet, grob gehackt
  • 125 g Champignons, feinst gewürfelt
  • 4 Stiele Petersilie, fein gehackt
  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • Pflanzenöl
  • Meersalz, schwarzer Pfeffer

topping serie

Herr H. schwitzte zunächst die Schalotten im Öl glasig, gab dann die feinst gewürfelten Champignons hinzu und briet sie, bis alle austretende Flüssigkeit verkocht war. Dann ließ er alles ein wenig abkühlen, würzte mit Salz und Pfeffer und mischte es mit Walnüssen und Petersilie. Inzwischen waren auch die recht hungrigen Gäste eingetroffen. Glücklicherweise hatten sie Verständnis für ein schnelles Bild. Ich schnitt, während Herr H. seines Amtes waltete, das übrige Baguette (ich backe es inzwischen meist nach diesem Rezept, das geht auch mit 550 er Mehl hervorragend) in Scheiben und deckte den Tisch.
kartoffel pilz suppe 8

Fazit: Die cremige Suppe und das würzige, knusprige Topping kamen sowohl bei uns, als auch bei den Gästen sehr gut an. Allein Herr H. monierte, dass etwas Sahne oder Crème fraîche fehlten. Mit dieser Meinung stand er allerdings allein da. Mir gefiel besonders die feine Vanillenote. Auf die Idee wäre ich von selbst nicht unbedingt gekommen.

Aus: Vegetarisch vom Feinsten Bettina Matthaei

30 Kommentare

  1. bißchen zu pilzlastig für mein System- aber bestimmt sehr fein! Herrn H.s Meinung kann ich teilen, wenn schon Cremesuppe dann auch Sahne…

      • na, weißt du doch…. und ich find die Suppe ja durchaus attraktiv.
        (und mußte jetzt mal das neue Konto testen….)

        • eva eva

          Ja, ich weiß. 🙂 Konto funktioniert!

  2. Dass sich Kartoffeln und Vanille ganz hervorragend vertragen, weiß ich inzwischen – und Dank einer gewissen Basler Köchin 😉 – auch. Die Steinpilze stelle ich mir als Umami-Tüpfelchen auf dem I vor – zumal ich cremige Suppen, die nicht vor Sahne strotzen, ausgesprochen mag. Überhaupt: wenn man immer auf Gäste warten müsste, bis man sowas essen “darf”… 😉

    • eva eva

      Jaja, die Frau Grandits. Probiere mal Zimt zu confierten Tomaten, überraschend gut. Ist aus dem “Gewürze”-Kochbuch, das ich leider gerade nicht da habe. Aber naja, vielleicht kann ich ja bald das neue “ergattern”.
      Schönes langes Wochenende euch! 🙂

  3. Hallo! Hier meldet sich der Suppenkasper und … ist begeistert! Erstmal nur vom Lesen des Rezeptes. Die Suppe wird nachgekocht! Ich gebe im Vorhinein Herrn H. Recht. Ich denke, ich würde auch einen Schuss Sahne zum Abrunden hinzufügen 😉 .
    Liebe Grüße Maren

    • eva eva

      Das freut mich, Maren. Hast du die Gurkensuppe denn schon gekostet?
      Ich gebe normalerweise auch immer etwas Cremiges zu Cremesuppen. Nächstes Mal. 🙂
      Schönes Wochenende + liebe Grüße,
      Eva

      • Ja, die Gurkensuppe haben wir letzte Woche gekocht. Hat uns geschmeckt, aber wir waren nicht wirklich restlos begeistert. Wir hatten allerdings auch keine Kumquats dazu. Die kann ich mir gut als Kombi vorstellen.
        Ich glaube, diese Suppe liegt uns eher.
        Liebe Grüße!

        • eva eva

          Oh, schade. Hattet ihr denn auch Papdamms dazu? Die fand ich recht wichtig. Mit dieser Suppe kann man auf jeden Fall nichts falsch machen. 🙂
          Liebe Grüße zurück!

  4. Ach, bei der Suppe wäre ich gerne Gast. Allerdings würde ich sie auch, ohne mit der Wimper zu zucken, für uns alleine kochen.
    Aber irgendwie hab ich jetzt dieses Bild vor Augen, wie die armen Inselkinder in Kellerlöchern ihr Dasein fristen, damit die Touristen ihre Zimmer bewohnen können…schüttel.

    • eva eva

      Das würde ich natürlich auch, aber du weißt ja, man braucht halt manchmal einen “Aufhänger”. 😉
      Und das mit den Inselkindern, das war wirklich so. Inzwischen gibt es kaum noch welche, fast der ganze Wohnraum ist von Nicht-Insulaner aufgekauft – und steht fast das ganze Jahr über leer… echt übel.

      • Nach einem Aufhänger suche ich auch immer wieder mal … 😉 wobei die Rubrik in den Büchern ja schon immer wieder interessant ist 🙂
        Und das mit den Inselkindern und dem Wohnraum…..frustrierend und traurig.

        • eva eva

          Wie so vieles. Da hilft nur ein Blick auf die “bright side”… 🙂

  5. Hach, tatsächlich, hier gibt es auch Kartoffelsuppe bei dir – wir hätten uns mal zusammentun sollen, ich hätte auch die Nierli beigesteuert 😉

    • eva eva

      Ja, sag’ ich doch und du wärst auch ohne Nierli jederzeit willkommen. 🙂

  6. Suppe, Kartoffel, Steinpilze … das kommt ganz sicher gut 🙂
    Liebe Grüsse (von Gästen) aus Zürich,
    Andy

    • eva eva

      Das tat es. Und du kannst ja leider nicht nach Hamburg kommen. Schade. Müssen wir uns also in die Schweiz aufmachen, irgendwann. 😉
      Liebe Grüße aus Hamburg,
      Eva

  7. Mit etwas hungrig hast du ja höflich untertrieben 😉 Mit so einer Suppe lassen wir uns immer gerne verwöhnen! Liebe Grüße Melanie

    • eva eva

      Höflichkeit ist etwas, das heutzutage leider immer seltener anzutreffen ist. 😉
      Und ihr seid selbstverständlich jederzeit willkommen, das wisst ihr ja. 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

  8. Eine Steinpilz-Kartoffel-Suppe hatte ich mal gegessen, allerdings ohne ein solch leckeres Topping und ohne Vanille. Wird direkt mal vermerkt, auch wenn ich erst im Herbst wieder mit Suppe beim Italiener punkten kann 🙂

    • eva eva

      Ich weiß, die Suppe ist eher was für den Herbst, aber so lange wollte ich sie nicht “auf Halde” liegen lassen. 😉

  9. Über den Ex-Insulaner musste ich lachen – mein Ex-Freund aus Schottland wuchs auch in einem B&B auf und musste hin und wieder sein Lager unter dem Grand Piano aufschlagen.
    Das elegante Süppchen würde ich aber nicht nur den Gästen gönnen.

    • eva eva

      Danke, Ilse. Herr H. hatte Glück, er durfte in den Keller. Unterm Piano? Das klingt hingegen arg ungemütlich.

  10. turbohausfrau turbohausfrau

    Wenn ich mir das erste Foto so anschaue, muss ich sagen, ich wäre begeistert, wenn ich bei dir Gast sein dürfte. Eine wunderbare Suppe! Klingt hervorragend und schaut auch so aus.

    • eva eva

      Danke, Susi. Irgendwann kriegen wir das mit dem bewirten nochmal hin! 🙂

  11. Liebe Eva, da wäre man gerne Gast, wenn es dies als Suppe gibt..
    Bei mir wohnt leider auch jemand, dessen System wegen des Kaliums in Pilzen (va. getrocknete), Kartoffeln und Walnusskernen abwinken würde…Aber ich bin ja unter Woche in der Zweitwohnung, da kann ich mich austoben 😉

    • eva eva

      Du wärst auf jeden fall willkommen! 🙂
      Und zudem ist die Suppe fix gekocht, auch für eine Person. Gutes Gelingen!

  12. Eine schöne Suppe und eine schöne Gästerubrik-Reflexion ;-). Ich habe auch irgendwo so eine Kochbuch (ich erinnere mich an die Kategorie, aber nicht an den Buchtitel, ich müsste suchen), und ein bisschen wird mir bei dem Gedanken an dieses Stückchen herrlich altmodischer Attitüde nostalgisch warm ums Herz ;-). Lieben Gruß!

    • eva eva

      Danke, Claudia. Ging mir beim Schreiben ähnlich. Achja, irgendwie war das Kochen damals noch herrlich “naiv”…
      Liebe Grüße,
      Eva

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