Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Zeit zwischen der ersten Begegnung mit einem Rezept und dessen endgültiger Umsetzung vergehen kann. Vor gut zwei Jahren platzierte Herr H. einen Marker auf der Seite dieses Rezepts und verlangte nachdrücklich dessen Umsetzung. Mich sprach es jedoch nicht besonders an und im Verzögern, Hinausschieben und Ablenken habe ich es im Laufe der Jahre zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Das Kochbuch war schon lange wieder in die Bücherhalle zurückgekehrt. Ich wähnte mich in Sicherheit, dachte, meine Taktik sei erfolgreich aufgegangen, als Herr H. sich vor zwei Tagen plötzlich an das vermaledeite Rezept erinnerte. Er habe es seinerzeit sicherheitshalber fotografiert und jetzt sei der perfekte Zeitpunkt, es endlich auszuprobieren. Gegen so viel geballte Entschlossenheit war ich schlicht machtlos.
Für die Eier (sollten mindestens 12 Stunden vorher zubereitet werden):
- 2 Enteneier (Hühnereier gehen natürlich auch)
- 100 g Weißweinessig
- 50 g Wasser
Herr H. hatte mich mit genauen Instruktionen für die Vorbereitung der Enteneier und des Salats ausgestattet. Ich kochte die Eier in 7 Minuten wachsweich und legte sie anschließend zum Abkühlen in eiskaltes Wasser. Nachdem sie erkaltet waren, pellte ich sie vorsichtig, vermengte Essig und Wasser und legte je ein Ei in ein kleines Weckglas und bedeckte es mit Essigmischung. Anschließend durften die Eier (12 Sunden) im Kühlschrank ihrem Schicksal harren.
Für den Rote Bete Salat (sollte mindestens 12 Stunden vorher zubereitet werden):
- 200 g Rote Bete, ganz und ungeschält in 45 – 60 Minuten gegart
- 25 g Himbeerkonfitüre (ich: Brombeergelee)
- 50 g Himbeeressig (ich: 25 g Rotweinessig)
- 20 g Rapsöl
- 1/2 eingelegte Jalapeño, fein gehackt (ich: einige Spitzer Tabasco)
- Salz, schwarzer Pfeffer
Die Bete hatte ich bereits am Vorabend gegart. Am nächsten Morgen schälte ich sie und schnitt sie in dünne Stifte (hätten noch feiner sein können). In einer Schüssel rührte ich Brombeergelee und Essig glatt, gab Tabasco, Salz und Pfeffer hinzu und rührte zuletzt das Öl ein, bis eine cremige Emulsion entstanden war. Lecker, befand ich nach dem Abschmecken. Ich vermengte die Bete-Stifte mit der Marinade und stellte den Salat ebenfalls zum Durchziehen (12 Stunden) in den Kühlschrank.
Für das Kartoffelpüree:
- ca. 100 g Kartoffeln, in der Schale gegart (oder geschält und gewürfelt)
- 15 g Butter
- 1/2 kleine Schalotte, fein gewürfelt
- 1/2 TL mittelscharfer Senf
- ca. 75 g Milch
- Salz, schwarzer Pfeffer
Als Herr H. abends nach Hause kam, war er begeistert über meine mustergültige Vorbereitung. Ich pellte die Kartoffeln, schwitze Schalottenwürfel in der Butter glasig und gab Milch, Salz, Pfeffer und Senf hinzu. Herr H. gab die Kartoffel durch die Presse zu der Flüssigkeit und schmeckte das Püree noch einmal ab. Ich strich das fertige Püree durch ein Sieb und stellte es warm. Im Rezept wird das Püree mit einem Sahnesyphon aufgeschäumt, den wir leider nicht besitzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Konsistenz des Pürees dadurch noch feiner wird. Nun, da alles vorbereitet war, richtete ich Rote Bete Salat, Püree, Eier und Heringskaviar in zwei Gläsern an. Eine rote Kleeblüte, die ich noch vor kurzer Zeit allüberall am Wegesrand sah, konnte ich an dem Tag partout nicht auftreiben. Mussten es eben einige Basilikumblüten sein.
Fazit: Nachdem Herr H. die Gläser hocherfreut abgelichtet hatte, probierte ich und war sehr überrascht, wie überaus fein das Senfei schmeckte. Alles harmonierte perfekt. Als ich Herrn H. dies gestand, sah er mich nur schmunzelnd an und verkniff sich jeden Hinweis darauf, dass er mal wieder recht gehabt habe heldenhaft. Die Senfeier eignen sich als Vorspeise in einem kleinen Menü bestens, da sich sich sehr gut vorbereiten lassen. Wie gut, dass ich sie endlich kennen lernen konnte.
Aus (recht frei): Aromen(r)evolution Tim Raue
Das Rezept für den Rote-Bete-Salat ist notiert. Frage mich gerade, wie sich die Kombination Randen/Johannisbeergelee verträgt. Du bringst mich wieder auf Ideen. 😀
Das geht bestimmt auch gut. 🙂
Eier im Glas, ganz wunderbar, damit verknüpfe ich angenehmste Kindheitserinnerungen- auch wenn die gaaanz anders daherkamen. Das war immer eine exclusive Angelegenheit zwischen meinem Vater und mir.
Exklusive Kindheitserinnerungen sind immer etwas ganz Besonderes, da kann mein Ei nicht mithalten. 😉
dafür ist dein Ei wiederholbar….
Deine Erinnerung auch. 😉
Das Erinnern schon, das Ei nicht.
Au prima. Ich nenne ja so einen Syphon mein eigen, da dachte ich beim Kaufen, ich müsste auch mal endlich so gaaanz tolle Sachen machen. Ich geh das Ding mal suchen, und dann…..
Oh, du hast so ein Ding, herrlich. Es gibt wahrscheinlich wenig, dass du nicht hast. 😉
Iwo…..ich glaube, da gibt es Schlimmere. Es soll ja Leute geben, die nennen drei verschiedene Hochleistungsmixer und eine gepflegte Auswahl an Küchenmaschinen ihr eigen. Ich bin da inzwischen entspannt.
Ich auch. Wobei einige Errungenschaften schon enorm hilfreich sind. 🙂
Beim ersten Betrachten des Bildes dachte ich, es sei ein Dessert – rote Grütze mit Vanillepudding und ein paar Brombeeren. 😉
Das Ei hat mich dabei allerdings sehr irritiert.
Echt, Dessert? Mit Ei? Ja, schon komisch, wie man immer das sieht, was man zu sehen erwartet… 😉
Das Ei würde ich glaube ich lieber warm lassen und auf den Kaviar verzichten (vielleicht ein bisschen Räucherlachs stattdessen?). Aber ansonsten hört sich das super an (und sieht auch so aus). Dass Rote Bete mit Konfitüre gut funktioniert, kann ich mir gut vorstellen. An Rotkohl macht man so was süßes ja auch schon mal dran. Ich habe im ersten Moment übrigens auch gedacht es wäre ein Dessert 😉
Liebe Grüße, Tring
Danke, Tring. Das kalte Ei hat mir im Vorhinein auch zu schaffen gemacht, aber es passte wunderbar. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Habe es gestern ausprobiert. Mit dem Ei konnte ich mich nicht so wirklich anfreunden und habe stattdessen auf den Backofen zum Stocken lassen zurück gegriffen. Die Kombination von der süßen Marmelade mit der Roten Bete und Chili fand ich allerdings super – und Kartoffelpüree geht sowieso immer 😉
Liebe Grüße, Tring
Wie gesagt, schön, dass zumindest einiges gut geschmeckt hat. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Das sieht wirklich fein aus! Mal schauen, wann sich dafür mal die Gelegenheit ergibt 🙂
Danke, Sandra. Hoffentlich erinnerst du dich bei Bedarf an das Rezept. 😉
Hmmm … die beste Ehefrau von allen hat grad ein Gläschen Kaviar aus Moskau mitgebracht … 😀 …
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Wenn das kein Zeichen ist. 😉
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Das schaut traumhaft aus – gemarkert (auch wenn es mir da geht wie Euch: die Konkurrenz ist einfahc zu groß!)! Von Raue dürft ihr von mir aus sowieso gern mehr servieren… ich habe ja gerade einen ausgemachten “Haute”-Fimmel… 🙂
Danke schön. 🙂 Ja, die Konkurrenz… ich weiß noch nicht, was als Nächstes ansteht. Ich hoffe, demnächst das “Kräuter” Buch von Frau Grandits zu ergattern. Das wäre dann ja nach deinem Geschmack.
Und wie! Wobei ich gerade von einer Auskopplung daraus nur mäßig überzeugt war – manchmal sind auch bei einer Grandits die Teile mehr als ihre Summe. Überlege noch, ob ich’s blogge…
Oh, schade. Aus dem Kräuterbuch, nehme ich an? Gebloggt hast du es ja jetzt. 🙂
Liebe Eva, hast Du irgendwie übersinnliche Fähigkeiten? Gestern diskutierten mein Mann und ich darüber, was es denn noch für Rezepte für Eier gäbe. Wir haben nämlich das ‘Problem’, regelmäßig mit Wachteleier überschwemmt zu werden. OK, so ein Dutzend ist zu zweit zum Salat schnell weg. 18 bekommt mal als “Gefillte Wachteleier” bei einem Abendessen zu 6. als Gruß aus der Küche auch immer schnell weg, und Rührei, Spiegelei und so vom Wachtelei sieht nur nett aus.
Aber Deine / Eure Variante … hey! Dann mal einen dicken Gruß an Deinen Herr H.: Manchmal tut es gut, Dinge nicht zu vergessen.
Nicht das ich wüsste, jedenfalls nicht mehr als andere Menschen auch. 😉 So ein Problem hätte ich auch gern, wobei ich mit unserer Eierquelle mehr als zufrieden bin, da ist (fast) alles dabei und sie schmecken unvergleichlich gut. Mit Wachteleier funktioniert die Vorspeise natürlich auch und was mir besonders an dem Rezept gefällt, ist, dass man es wirklich perfekt vorbereiten kann und dass es dennoch eine Menge “hermacht”. 🙂
Liebe Grüße, auch von Herrn H.,
Eva
Das ist eine grandiose Eierspeise. Ich liebe Eiergerichte und bin ständig am experimentieren, doch so etwas Aussergewöhnliches habe ich noch nicht gemacht.
Liebe Grüße Gerd
Danke, Gerd. Es ist tatsächlich ganz leicht gemacht. Ich werde es demnächst in ein kleines Sommermenue einbauen. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Also so lasse ich mir Senfeier einreden!
Wieder einmal nehme ich das Rezept mit. Das ist sicher eine geniale Vorspeise zu einem Menü.
🙂 Nicht wahr?
Eben. Geniale Vorspeise, das dachte ich nach dem Ausprobieren auch!
[…] kurzem habe ich bei Eva diese grandios ausschauende Vorspeise entdeckt. Kartoffelpüree + rote Bete + Ei geht sowieso immer. […]
So, heute ist das dran! Der Gatte fand das sogar “sehr interessant”, was bei ihm einiges zu heißen hat.
Ich habe einen Sahne-Syphon (allerdings keinen Gourmet-Whip). Was würde Raue denn damit machen? Einfach Kartoffelpüree rein und aufblasen?
Und wie ist deine Erfahrung bei den roten Beten? Je länger im Ofen, umso eher geht der Erdgeschmack weg? Oder liegt das doch eher an der jeweiligen roten Bete?
Nachtrag: Rote Bete: super! Kartoffelpüree geriet bei mir ziemlich flüssig und hat deshalb die Form nach dem Aufschäumen nur für ein paar Zehntelsekunden gehalten. War aber v.a. in der Kombi mit den Beten super. Ich würde nur beim nächsten Mal mit einem pochierten Ei abschließen. Wahrscheinlich war meines zu lang im Essig (19 Stunden, ca., weil ich mich so sehr an das “mindestens 12 Stunden” gehalten habe).
Aber das Ganze ist bereits in die Liste der Standard-Gerichte aufgenommen worden. Und der Gatte sagte gar, dass man das demnächst Gästen (!!!) servieren könnte. (!!!!)
Ein wunderbarer Ausgleich zu dem gefüllten Huhn, das ich am Vorabend wieder einmal vermasselt habe. Danke!
Das mit dem Aufschäumen ist m. E. eh überbewertet. 😉 Freut mich, dass der Rest ansonsten gut ankam. “Für Gäste” habe ich es mir auch vorgemerkt. Lässt sich einfach fantastisch vorbereiten. Und das mit dem Ei lag vielleicht nicht an der Marinierzeit, sondern am Ei? Ich hatte ja Enteneier, vielleicht verhalten die sich irgendwie “resistenter” als Hühnereier, oder hattest du auch welche?
Und was war das für ein Huhn?
Oh, da fühle ich mich tatsächlich ein kleines bisschen gegehrt, aber letztlich war’s ja Herrn Raues Idee. 😉
Genau, Pü rein und aufblasen, deshalb soll das Pü wohl auch flüssiger sein als gewohnt.
Mit Roten Beten habe ich inzwischen keinerlei Schwierigkeiten mehr (früher konnte ich sie partout nicht runterbringen eben aus dem Erdgeschmacksgrund).
Ich glaube nicht, dass die Garzeit einen Unterschied macht. Diese ganzen geringelten sind deutlich fruchtiger im Geschmack und auch die kleinen, frischen, die man jetzt auf dem Markt oft mit Blattzeugs als Bundware bekommt. Unbedingt ausprobieren!