Was tun, wenn man sich quasi über Nacht in die Tropen versetzt fühlt und keine Eismaschine besitzt? Diese Frage tat sich gestern Abend im Hause H. auf, als das milde Lüftchen abends um 21 h alles mit sich trug bis auf Kühlung. Beim müssigen Blättern stieß ich auf eine Limetten-Ricotta-Tarte mit Minze, die im Untertitel beworben wurde mit “eine raffinierte Sommertarte, die wunderbar saftig ist und ganz leicht gelingt”. Ricotta, so stand es im Rezept, könne bei Nichtvorhandensein problemlos durch Doppelrahmfrischkäse ersetzt werden. Das machte mich auf Anhieb misstrauisch, denn der Fettgehalt von Doppelrahmfrischkäse liegt mit 23 g/100 g locker doppelt so hoch wie der von Ricotta. Auch das Mürbeteig-Rezept sprach mich nicht an, aber zum Glück habe ich inzwischen etwas Backerfahrung.
Für den Mandel-Mürbeteig (für eine Tarteform von 20 cm mit ca. 2 cm hohem Rand):
- 45 g kalte Butter, gewürfelt
- 1 Pr. Salz
- 35 g Puderzucker
- 12,5 g Mandelmehl
- ca. 13 g Vollei
- 90 g Weizenmehl 405er
Da sich der komplette Buttervorrat derzeit im Kühlschrank befindet, entschied ich mich, alle Zutaten bis auf das Ei in eine Schüssel zu geben, sie mit kalten Händen (Wasser kann Wunder wirken) krümelig zu verbinden und dann das Ei hinzuzugeben und dann Teig zügig zusammen zu ballen. Den fertigen Teig rollte ich sofort zwischen Folie zu einem Kreis von ca. 26 cm Durchmesser aus. Ich entfernte die Folie auf der einen Seite, passte den Teig in die Tarteform, die Herr H. freundlicherweise gebuttert hatte ein, stippte den Boden gründlich mit der Gabel und entfernte die überstehenden Ränder mit dem Messer. Dann fror ich sie für ca. 1,5 Stunden ein, bevor ich sie bei 170°C 20 Minuten buk, es hätten sicher noch 5 Minuten mehr sein können.
Für die Ricotta-Limettenfüllung mit Minze:
- 2 Eier Gr. M
- 50 g Zucker
- 250 g Ricotta
- 50 g Sahne
- 4 EL Limettensaft
- abgeriebene Schale von 1 – 2 Bio-Limetten
- ca. 5 g frische Minze, fein gehackt
- (ich: 10 g Weizenmehl 405er)
Herr H. reduzierte die Temperatur den Backofens auf 140°C. Ich rührte Eier und Zucker ca. 5 Minuten zu einer sehr schaumig-festen Masse. Dann rührte ich Ricotta, Sahne, Limettensaft und -schale und fein gehackte Minze unter. Von einer anderen Käsemasse von Hermé war mir in Erinnerung, dass sich etwas Stärke durchaus gut in solchen Massen macht, also siebte ich 10 g Mehl über sie und rührte sie ebenfalls kurz ein. Herr H. gab die Masse in den abgekühlten, vorgebackenen Tarteboden und schob sie in den Backofen. Nach ca. 35 Minuten war sie perfekt gestockt. Nach dem Abkühlen stellte ich die Tarte kalt.
Für den Limettenguss (angelehnt an den exotischen Guss):
- 100 g Wasser A
- Saft 1/2 Limette
- 20 g Zucker A
- 2 g Pektin-NH
- Zesten 1/2 Limette
- 15 g Zucker B
- 28 g Wasser B
Zu der Zubereitung des Gusses und der kandierten Zesten gibt es leider keine Bilder. Hitze macht vergesslich. Ich kochte Zucker B mit dem Wasser B auf, gab die Zesten hinein und ließ sie einige Minuten köcheln. Dann fischte ich sie aus dem Sirup und ließ sie auf einem Teller trocknen. Den grünlichen Sirup kochte ich mit dem Wasser A und dem gesiebten Limettensaft auf, ließ bei ca. 60°C das mit Zucker A vermischte Pektin-NH unter Rühren einrieseln und den Guss 2 Minuten köcheln. Anschließend füllte ich ihn in ein Schälchen und kühlte ihn im Wasserbad auf 30°C herunter, bevor ich ihn auf die Tarteoberfläche goss. Nach einer weiteren Stunde Kühlung war die Tarte verzehrfertig. Ich streuselte die kandierten Zesten darauf und Herr H. waltete schwitzend seines Amtes.
Fazit: Zugegeben, es erfordert ein wenig Überwindung, den Backofen gerade jetzt zu benutzen, aber das Versprechen im Untertitel wurde voll und ganz eingelöst. Die Tarte, direkt eiskalt aus dem Kühlschrank serviert ist ein Traum aus limettig-minziger Frische, luftig leichter Ricottacreme und zart schmelzendem Mandelmürbeteig. Sowohl die beste Nachbarin, als auch die Nachbarin von Gegenüber waren schwer begeistert. Die Tarte sollte jedoch am besten zeitnah verzehrt werden, da der Mürbeteig zunehmend, um es freundlich auszudrücken, saftiger wird. Ein Muss für alle eismaschinenlosen Haushalte, wobei ich mir durchaus vorstellen könnte, dass auch Eisliebhaber für sie fallen könnten. So und jetzt schmeiße ich erneut den Backofen an. Hoffentlich kommt das Gewitter schnell.
Mürbeteig aus: Cooking with Chocolate – Essential Recipes and Techniques Frédéric Bau
Ricottafüllung aus: Teig &Tasche Christiane Steinfeld
Sehr fein und ein kühler Genuss.:-)
Danke, Ute. Das fanden wir auch. Hier ist es jetzt zum Glück wieder so kühl, dass man wieder an’s Backen denken kann. 🙂
Heute bei uns zum Glück auch und ich habe seit einer Woche eine Eismaschine. 🙂
Glückwunsch!
Witzig, hier hat sich heute etwas sehr Ähnliches ergeben: Erbsen-Limetten-Ricottacreme nach Schrot & Korn (wobei die Limetten Ersatz für die original vorgesehenen Zitronen waren, die es im Bioladen aber nimmer gab). So von wegen Eisersatz… ;). Und: OHNE Ofen. Mich bringen keine zehn Pferde dazu, meinen anzuschmeißen – OBWOHL ich morgen sehr gerne Brötchen hätte. Aber die Bude ist so schon die Hölle [sic]!
Habt’s schön!
Deine Creme klingt auf jeden Fall auch gut. Wir hier haben jetzt das Schlimmste überstanden. Gestern war’s noch einmal brutalst schwül, aber heute morgen weht ein herrlich frisches Lüftchen. Jetzt hätte ich tatsächlich wieder Lust, etwas zu zaubern, aber leider bin ich heute und morgen den ganzen Tag unterwegs…
War die Creme leider gar nicht so sehr – habe die Reste in Waffelteig versenkt, da ging’s.
Und: Ach, Neid! Hier war’s gestern während/nach dem Gewitter herrlich, inzwischen heizt die Sonne schon wieder ganz gut…
Hier ist zum Glück ein paar Tage Schohnfrist dank nördlicher Luftströmung. 🙂
An dieser Stelle erst einmal meinen Glückwunsch zu deinen immer gelungenen Fotostrecken, sehr ästhetisch und hilfreich. Weiterer Glückwunsch zu dem ebenso gelungenen Tartechen, die Frische kann meine virtuelle Zunge so gut schmecken.
Zwei Fragen hätte ich da noch: Mandelmehl – die fein gemahlenen geschälten oder das entölte?
Und, Pektin-NH ist was, was ich nicht habe. Ich nehme an, das ist nicht das Gelierpulver, das man zum Marmelade kochen nehmen kann. Kann man den gelierten Spiegel irgendwie anders hinbekommen?
Beste Grüße
Ulrike
Danke, Ulrike. 🙂
Mandelmehl sind enthäutete, fein gemahlene Mandeln. Wusste gar nicht, dass es auch eine entölte Variante gibt. (ich habe letztes Mal dies http://www.amazon.de/Pit-Mandelpulver-750g/dp/B00J2R86WQ/ref=sr_1_13?ie=UTF8&qid=1436163666&sr=8-13&keywords=mandelmehl bestellt und bin sehr zufrieden damit).
Und Pektin-NH ist ein niedrig verestertes Pektin, ja, ein anderes als das Petktin, dass man zum Marmelade kochen nimmt. Du kannst den Spiegel stattdessen natürlich auch mit Gelatine machen. Ich nehme dazu immer 1 Blatt (1,7g) pro 100 g Flüssigkeit.
Liebe Grüße,
Eva
Die sieht aber sehr fein und frisch aus. Trotzdem – gerade bin ich wirklich sehr dakbar für die Eismaschine 🙂
Danke, Susanne. Das kann ich gut verstehen. Ich hätte auch wirklich gern eine, aber du weißt ja… 😉
Ja, ich weiß. Ist ein Riesentrum. Manchmal verfluche ich das Leben hier, am äußersten Zipfel von München in einem Stadtteil mit dörflichen Strukturen (Klatsch und so) und äußerst zurückhaltender Infrastruktur. Aber immerhin: ich habe einen Vorratsraum im Keller, in dem eine Eismaschine wohnen kann.
Ach was für ein Zufall. Ich hab erst vor ner Woche auch einen Limettenkuchen “gebacken” und sogar verbloggt – meiner war aber ein reiner Kühlschrankkuchen und etwas weniger raffiniert. Ich bin aber auch ganz begeistert, wie schön erfrischend die Creme mit Limette ist. Genau das richtige für den Sommer 🙂 Liebe Grüße, Miriam
Der Einsatz von Limette bei diesen Temperaturen kann wohl kaum als Zufall bezeichnet werden. 😉 Deinen Kuchen habe ich gesehen, sieht auch gut aus!
Liebe Grüße,
Eva
Die Eismaschine macht aber lange nicht so heiss wie der Backofen 😉 Bei mir bleibt dieser derzeit aus – noch nicht mal zum Baguette-Aufbacken darf er tätig werden.
Deine Tarte sieht sehr erfrischend aus … Sag, verwendest du gesalzenen Ricotta? Oder einen ungesalzenen? Ich hab bei der Verwendung von Frischkäse in Kuchen immer so ein kleines Problem, weil man ja fast nur gesalzene Produkte bekommt und mir das in süßen Gerichten fast ein bissl zu viel des Guten ist … Liebe Grüße!
Danke, Maria. Ich habe die Packung leider nicht mehr. Er war jedenfalls nicht so gesalzen, dass es mir unangenehm aufgefallen wäre und ein Quentchen Salz in einer Süßspeise macht sich ja immer gut. Aber das ist natürlich Geschmackssache, vielleicht findest du ja einen ungesalzenen.
Liebe Grüße,
Eva
Liebe Eva,
Dieses Tarterezept ist wunderbar! Das werde ich auf jeden Fall einmal nachbacken! Auch eure Präsentation ist sehr schlicht und fein. Mandelmürbeteig ist doch immer noch der Beste, oder? Den könnte ich auch ohne Füllung knabbern 😉 .
Na, dann wollen wir mal weiter schwitzen, was?
Liebe Grüße Maren
Danke, Maren. Es lohnt sich wirklich. Am zweiten Tag schmeckte sie noch besser als zuvor, auch wenn der Mürbeteig schon etwas weich war. Mit der Präsentation bin ich nicht so zufrieden, aber da wird sich in Zukunft einiges tun. Wir hatten ein sehr informatives Wochenende. 🙂
Und zum Glück ist das mit dem Geschwitze jetzt erstmal Geschichte – schönen Wochenstart + liebe Grüße,
Eva
Oh, das hört sich ja spannend an! Wart ihr zur Fortbildung ? ?
So etwas in der Art. Ich werde noch berichten! 🙂
Respekt! Ich würde so gerne mal wieder etwas backen. Ein paar Cookies, ein Stück Kuchen.. aber beim besten Willen kann ich den Ofen hier nicht anwerfen. Es ist einfach zu heiß! Wir hatten am Freitag & Samstag 40°C… War es in Hamburg etwas kühler?
Ich nehm dann schon mal ein Stückchen von der Tarte, bis hier wieder Backtemperaturen herrschen 😉
Oje, nein, ganz so schlimm war es hier nicht. Am Freitag und Samstag waren so 36°C und gestern war es nach dem nächtlichen Gewitte unendlich schwül. Aber heute ist es herrlich frisch, nur leider habe ich nun keine Zeit zum Backen. Aber es soll ja so bleiben. Ich drücke die Daumen, dass ihr auch ein wenig friscen Wind bekommt, die Tarte ist leider schon weg… 😉
oh das ist ein feines Sommerdessert liebe Eva!
Danke, Alexia, das stimmt. 🙂
Die Hitze macht wirklich vergesslich…hatte vergessen auf Kommentar absenden zu drücken . Jetzt ist es kühler und klappt bestimmt 😉
Die Tart ist genau nach meinem Geschmack, kann mir schon vorstellen wie sie schmeckt. Da wir jetzt seit gestern keine 30°c mehr in der Wohnung haben, könnte ich den Backofen ja auch anschmeißen 😀
Das kann schon einmal passieren. 30°C in der Wohnung? Puh, da war es bei uns bei 28°C ja direkt noch kühl. Viel Spaß beim Backen. 🙂
Oh! das ist doch mal was, was auch problemlos für mich kleine Grobmotorikerin geeignet ist 😀 Nachdem die Temperaturen wieder Normalmaß haben, fasse ich auch mal wieder backen ins Auge 😉 und Limette und Minze ist so toll im Sommer!
Als eine solche würde ich dich zwar nicht bezeichnen, aber die Tarte ist wirklich leicht gebastelt und soo lecker. Ich könnte glatt schon wieder. 🙂
Mir scheint solange ich weg war hast du alle meine Lieblings-Zutaten verarbeitet… Ricotta, hmmm!
Wie schön, dass ich deinen Geschmack auch mal treffe. 😉
der Geschmack ist es ja seltenst, sondern andere Hindernisse….
schon klar. 🙂
Oh, die merke ich mir, sie sieht ja fast noch machbar aus! Und ein Stückchen davon hätte ich jetzt gerne sofort 😉 Liebe Grüße Melanie
Die ist nicht nur “fast” machbar. Viel Freude beim Backen! 🙂
Liebe Grüße,
Eva