Es erstaunt mich immer wieder, wie alles im Leben eine Frage der Perspektive zu sein scheint. Couscous war für mich bislang ausschließlich ein praktisches Nahrungsmittel für ausgedehnte Trekkingtouren in Gebiete, in denen die Nahrungsversorgung allein dadurch gewährleistet wird, dass man sein gesamtes Essen für die Dauer der Tour mit sich herumschleppt. Praktisch schon allein deshalb, weil es einmal aufgekocht ganz ohne weitere Wärmezufuhr gart, sehr sättigend ist und im rohen Zustand leicht. Von der Konsistenz der fertigen Speise war ich nie besonders angetan, erinnerten mich die kompakten Brocken doch immer irgendwie an Knetgummi. Kürzlich fiel mir das angebrochene Päckchen von der letzten Tour in die Hände, das MHD legte eine dringende Verwendung nah. Zum Glück erinnerte ich mich an Roberts Pistazien-Couscous und erstaunlicherweise waren fast alle übrigen Zutaten im Haus.
Für die Avocadocreme:
- 1 reife Avocado
- Saft + Schale 1/2 Limette
- 2 EL Crème fraîche
- 1 Pr. Kardamom (frisch gemahlen)
- 1/2 grüne Chili, entkernt, fein gehackt (ich: 1 Pr. Cayenne)
- 1/2 TL Zucker
Obwohl auch die Avocado schon ein Weilchen im Gemüsefach geschlummert hatte, war sie von wenigen braunen Stellen abgesehen noch recht ansehnlich. Ich schälte und entkernte sie, entfernte die braunen Stellen und pürierte sie mit den restlichen Zutaten zu einer glatten Creme. Warum Avocadocreme mal braun wird und mal nicht, ist mir völlig schleierhaft. Ich hege den Verdacht, dass das von der Reife der verwendeten Avocado abhängig sein könnte, da ich der Guacamole, die ich ansonsten üblicherweise zubereite weder Zitronen-, noch Limettensaft beigebe. Sie wird, wenn ich eine gut reife Frucht verwende nie braun. Wie auch immer. Die fertige Creme durfte im Kühlschrank warten.
Für den Fisch:
- 1 Zanderfilet, ca. 260 g (ich: Lachs)
- 1/2 TL Kardamom, gemahlen
- Schale 1 Limette
- 1 TL grüner Tee, gehackt (ich: 1/2 TL Matcha)
- 4 EL Olivenöl
- Fleur de Sel
Da wir uns recht spontan für dieses Rezept entschieden hatten, war natürlich kein frischer Zander im Haus. Ich hoffte, dass Lachsfilet ebenfalls passen würde. Ich schlug die dünnen Enden des Lachsfilets unter, damit sie gleichmäßig garen konnten, heizte den Backofen auf 85°C und ließ das mit den Gewürzen verrührte Öl in einer kleinen Form darin erwärmen. Dann zog ich die Filets durch das Öl und legte die in die Form und stellte sie für 15 Minuten in den Backofen. Da die Kerntemperatur nach der Zeit erst bei ca. 45°C lag, ließ ich den Lachs so lange im Backofen, bis sie knapp 55°C gestiegen war. Das dauerte ca. 7 Minuten.
Für den Pistazien-Couscous:
- 160 g Gemüsefond
- 150 g Couscous
- 1 Schalotte, fein gehackt
- 1 EL Olivenöl
- 2 Pr. Salz
- 2 Pr. Mekeleischagewürz (gleiche Teile Bockshornklee, Kreuzkümmel, Fenchel und Ajowan)
- 20 g Petersilie
- 20 g Koriander
- 2 EL Olivenöl
- 50 g Pistazien, geröstet, grob gehackt
- 2 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten
- 1 gr. Chili, entkernt, fein gehackt (ich: keine da, Cayenne)
- 30 g Rucola (ich: weg gelassen und Lauch genommen)
- Saft und Schale 1 Limette
Ich verzichtete darauf, die Kräuter zu extrahieren, da wir beide frischen Koriander inzwischen sehr schätzen. Ich erhitze den Gemüsefond auf 60°C, gab den Couscous hinzu und ließ einmal kurz aufkochen. Dann zog ich den Topf von der Platte, rührte 2 EL Olivenöl und etwas Salz unter und ließ den Couscous abgedeckt 5 Minuten quellen. Herr H. gab ihn anschließend ins feine Sieb und deckte es mit einem feuchten Tuch ab. Ich hatte inzwischen die Schalotte in Olivenöl angeschwitzt, mit Mekeleischagewürz verrührt und beiseite gestellt. Herr H. dämpfte den Couscous 10 Minuten, lockerte ihn in einer Schüssel etwas auf und hob die restlichen Zutaten inklusive der Schalottenwürfel unter. Ich richtete den Lachs auf einem Couscousbett auf vorgewärmten Tellern an und löffelte etwas Avocadocreme daneben. Man kann sie auch elegant mit dem Spritzbeutel aufdressieren. Aber wenn ich das mache, sieht es stets aus wie gewollt und nicht gekonnt. Also lasse ich es gleich.
Fazit: Ich hätte nie gedacht, dass Couscous dermaßen elegant daherkommen könnte! Von zähem Trekkingbrei keine Spur. Uns beiden gefiel die “sandige” leicht krümelige Konsistenz sehr. Alle Aromen harmonierten perfekt, allein der Lachs war leider eine Idee zu durch für meinen Geschmack, für Herrn H. war er genau richtig so. Ich habe das Gericht am letzten Wochenende für die ganze Familie nachgekocht. Sie äußerte sich einhellig begeistert und es blieb kein einziges Krümelchen übrig. Fast bereue ich es ein wenig, dass das Päckchen Couscous nun endlich aufgebraucht ist. Es wird wohl ein neues einziehen müssen.
Ein sehr feines Rezept, im Ursprung von der grossartigen Tanja Grandits. Mir kann frischer Lachs auch fast nicht glasig genug sein 🙂 – in diesem Fall ist meine Stimme also wieder bei Dir!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Ja, stimmt. Das vergaß ich zu erwähnen – und schön, dass wir wieder einer Meinung sind. 🙂
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Für mch bitte auch einmal in glasig 🙂
Ich habe mich köstlich amüsiert beim Lesen Deines Beitrags…..da machst Du diese eindrucksvollen Torten, und dann traust Du Dich zu schreiben, dass es aussieht wie gewollt und nicht gekonnt, wenn Du die Avocado-Creme aufdressierst….frag mal mich….ich hab grade gestern Abend wieder bemerkt, wie sehr das Deko-Gen doch fehlt.
Das freut mich. 🙂
Es ist aber wirklich 1000 Mal einfacher, eine Torte zu fabrizieren, als einen Teller “richtig” anzurichten. Habe es oft genug probiert. Macht aber auch nix. Gibt es halt eher “rustikale” Teller bei mir. Denn ein Deko-Gen habe ich mit Sicherheit auch nicht.
Trekking war ich zum Glück nie… und habe Couscous schon in verschiedensten Zusammenhängen kennengelernt. Allerdings ist es in der Verlegenheitsphase steckengeblieben, für wenn schnell was Schmackhaftes auf den Tisch kommen soll. So feingemacht… klingt gut!
Danke, Christine. Wieso zum Glück? Weißt du doch gar nicht, wenn du es noch nie gemacht hast, oder? 😉
Stimmt schon, inzwischen bin ich in einem Alter in dem ich mit Überzeugung sagen kann – ohne mich!
Sag’ niemals nie… 😉
stimmt…
Kompakte Brocken? Knetgummi? Wie kochst bzw. bereitest du denn Couscous zu? Das kriege sogar ich immer schön locker und sandig hin.
Einmal aufkochen, quellen lassen und dann ist dat janze betonfest. 🙂
Brr, mit Couscous kann man mich jagen! Und ich kann nicht einmal sagen, warum… irgendwie erschließt sich mir das Gesamtkonzept nicht. Wobei das mit den Pistazien und dem Fisch und der Avocadocreme eigentlich sehr verlockend klingt… aber dafür ein ganzes Packerl… ich weiß nicht… 😉
Ja, ging mir auch so, aber inzwischen habe ich ihn öfter auf diese Art (erst kurz kochen, dann dämpfen) zubereitet und irgendwie hat er doch was, auch in anderer “Umgebung”. Ich werde berichten. 😉
Hallo ich werde es nach Kochen ,denn bei lesen habe ich einen leichten Appetit bekommen
Wow, schon ein leichter Appetit reicht zum Kochimpuls. 😉 Ich hoffe, es wird dir schmecken!
Sehr gut klingt das! Pistazien gehen ja eh immer und Avovado auch – eigentlich geht das alles sogar sehr gut, was du da verarbeitest! Und deine Gabel ist wunderschön.
Touren, auf denen ich nicht nur Getränke, sondern auch das Essen mittragen muss, gehören eindeutig nicht in mein Universum. 😉
Danke, Susi. Die Gabel haben wir letztes Jahr der Schwiegermutter “stibitzt”.
Und solche Touren haben trotz des “Geschleppes” ihren Reiz und das Gepäck wird zudem von Tag zu Tag leichter (wie man selbst ;-)).
Ich mag Couscous sehr gerne! Und ich habe sogar alles im Haus, morgen soll es Fisch geben – da werde ich diese Variante mal testen. Evtl. ohne Matcha, da konnte sich der Italiener bisher nicht für begeistern…
Den Matcha braucht es nicht zwingend. Im Original wird ja normaler grüner Tee verwendet. Ich habe nur keinen da, da wir absolut keine Teetrinker sind.
Danke für den Trekking-Proviant-Tipp! Als gerne-weit-Wanderin kann ich den ggf. mal gebrauchen. Obwohl bei mir ja meistens Hütten mit warmen Mahlzeiten am Ende der Tagesetappen stehen.
Couscous schmeckt mir auch nur, wenn er a) feingekrümelt (zum Beispiel mit der Gabel abgerebelt) und b) geschmacklich getuned ist. Eine coole variante war mal ein Couscoussalat mit Schärfe und Fruchtsaft. In Tomatensaft gegart schmeckt er auch. Mit Pistazien zu Fisch klingt es einfach nur umwerfend. Ich wusste doch, warum Koiander auf der Einkaufliste steht … 🙂
Danke, Pegg, jederzeit gern. Das mit den Hütten werden wir sicher auch irgendwann einmal ausprobieren, aber erst stehen noch ein paar “ausgesetztere” Touren an. Vorausgesetzt, meine Achillessehne spielt mit.:-)