Immer, wenn ich an meine ersten Backversuche zurückdenke, muss ich schmunzeln. Aber irgendwo muss man halt anfangen. Für mich ging es dann übergangslos in die eher komplexe Welt der Patisserie. Inzwischen habe ich festgestellt, dass mir dadurch einige “Schätzchen” durch die Lappen gingen. Einfaches muss nicht schlecht sein und nur, weil man eine einigermaßen passable Torte zustande bringt, heißt das noch lange nicht, dass man backen kann. Die Grundlagen sind, wie überall, immens wichtig. In letzter Zeit fand ich häufig Lücken in meinem Grundlagenwissen und so arbeite ich derweil die imaginäre Liste der vernachlässigten Klassiker ab. Bereits im letzten November, als ich diesen Dulce de Leche Pumpkin Pie sah, verspürte ich einen dringlichen Nachbackreflex. Gut Ding wollte Weile haben, aber am letzten Sonntag war es endlich soweit.
Für die “Pie Crust” (reicht für eine 20er Tarteform):
- 95 g Weizenmehl 405er
- 1 EL (15 g) Zucker
- 1/4 TL (1,5 g) Salz
- 60 g kalte Butter
- 2 EL (30 g) Eiswasser
Worin sich die amerikanische Pie Crust (versus shortcrust pastry = Mürbeteig) und der deutsche (grob verallgemeinert, denn natürlich gibt es auch verschiedene Arten) Mürbeteig jetzt genau unterscheiden, konnte ich auch nach ausgedehnter Recherche nicht herausfinden. Es scheint zwar so zu sein, dass Pie Crust immer nur aus Mehl, Fett, Salz, ggf. Zucker und Eiswasser besteht, wobei hingegen Mürbeteig in der Regel (es gibt eben auch welche, in denen Ei durch Milch oder Sahne ersetzt wird) auch noch Ei hinzu gegeben wird. Aber ob das jetzt schon der einzige Unterschied ist? Hinweise werden dankend entgegen genommen.
Ich habe mich bei der Herstellung der Pie Crust exakt an die Vorgaben gehalten. Ich gab Mehl, Zucker und Salz in den Zerkleinerer und mischte alles gründlich. Dann gab ich die Butterflocken hinzu und ließ ihn erneut laufen, bis etwa erbsengroße Krümel entstanden waren. Nun fügte ich einige Tropfen Eiswasser hinzu und ließ den Zerkleinerer kurz laufen. Da sich dann noch keine homogener Teig ballte, wiederholte ich die Prozedur, bis es soweit war. Der Teig sollte auf keinen Fall zu lange “bearbeitet” werden, da er ansonsten dazu neigt, nach dem backen “zäh” zu sein. Ich rollte den Teig zwischen Folie etwa 3 mm dünn aus, passte ihn in die gebutterte Tarteform und stellte ihn für eine gute Stunde kalt. In der Zeit kümmerten wir uns um die Füllung.
Für die Füllung:
- 200 g Dulce de Leche
- 220 g Kürbispüree
- 10 g Maisstärke
- 3 g Tapiokastäke (ich: Tapiokaperlen, gemahlen)
- 1/4 TL (1,5 g) Salz
- 1,5 Eier Gr. L (ca. 85 g)
- 120 g “Half and Half” (ich: 40 g Crème fraîche verquirlt mit 80 g Milch)
- 2,5 g Balsamico
- 2 g Vanilleessenz
Da man hier kein fertiges Kürbispüree kaufen kann, garte ich ca. 300 g Hokkaido grob gewürfelt in wenig leicht gesalzenem Wasser in ca. 20 Minuten. Dann pürierte ich ihn, gab ihn durch das feine Sieb in eine Schüssel und fügte die restliche Zutaten hinzu. Herr H. verrührte alles mit dem Handrührgerät zu einer homogenen Creme. Ich heizte den Backofen auf 220°C vor, füllte die Creme in die vorbereite Pie Crust und schob die Form auf mittlerer Schiene in den Backofen.
Nach 20 Minuten reduzierte ich die Temperatur auf 160°C und ließ den Pie für weitere 25 Minuten backen. Bereitet man die doppelte Menge in einer 24 cm Form zu, kommen weitere 20 Minuten Backzeit hinzu. Die Stäbchenprobe bestätigte mir, dass der Pie gar war. Seine Oberfläche hatte sich beim Backen nur leicht gewölbt und senkte sich nach dem Abkühlen wieder komplett ab. Da es bereits recht spät war, verschoben wir die Verkostung auf den nächsten Morgen.
Fazit: Normalerweise gibt es im Hause H. keinen Kuchen zum Frühstück, aber wir konnten einfach nicht länger warten. Zeitgleich schoben wir den ersten Bissen in den Mund. Die Masse war herrlich cremig, leicht karamellig und erinnerte mich an den perfekten Käsekuchen, dessen Rezept ich leider noch nicht besitze. Der Kürbisgeschmack ist erstaunlicherweise kaum wahrnehmbar. Der Boden war, vermutlich aufgrund der hohen Anbacktemperatur, herrlich knusprig und nur schwach süß. Insgesamt ein sehr gelungener Pie. Herr H. konnte nur zustimmend nicken, da er sich sogleich das zweite Stück auf den Teller gehoben hatte. Schlagsahne passte gut, ist aber für mich kein Muss.
Den könnte ich auch zum Frühstück essen, glaube ich. Oder als zweites Frühstück, jetzt zum Beispiel. 😉 Sieht jedenfalls großartig aus! Wo hattest du die Dulce de Leche her? Oder hast du selbst gezuckerte Kondensmilch stundenlang gekocht?
Danke, Sabine.
Die Dulce de Leche hatte ich, wenn ich mich recht entsinne, ist schon was her, von unserem großen Edeka. Sowas muss ich nicht auch noch selber machen. 😉
Einigermaßen passabel ist stark untertrieben 🙂
Die Farbe von der Pie ist schon mal der Knaller. Bislang habe ich um Kürbis in Süßspeisen einen Bogen gemacht, weil ich mir das vom Geschmack her nicht so richtig vorstellen kann. Aber vielleicht sollte man das wirklich einfach mal ausprobieren.
Liebe Grüße, Tring
Das kommt darauf an, woran man sich “misst”. 😉
Danke für das Kompliment, Tring! Ja, du solltest es probieren, der Kürbis wird in diesem Pie schon gut “gezähmt”.
Liebe Grüße,
Eva
Erst dachte ich sieht ja aus wie ein Pumpkin Cheesecake, eine Variante von Kürbis die sogar mir sehr gut schmeckt. Mit dem Karamell sicher noch besser…
Pumpkin Cheese Cake, da sagst du was, der steht auch noch an! 🙂
die einzige Kürbis-Variante die mir je wirklich gut geschmeckt hat!
Ohhh mit Dulce de Leche! Damit kann man mich immer glücklich machen!
Meine in den USA lebende Schwägerin hat einmal Pumpkin Pie gebacken, da war ich auch erstaunt, wie wenig der Kuchen nach Kürbis geschmeckt hat.
Mich generell auch, wobei ich zugeben muss, dass ich ein klitzekleines bisschen froh bin, es “endlich” los zu sein. 😉
Oh, der sieht aber gut aus. Den merke ich mir vor….ist bestimmt bald wieder Kürbis in der Abokiste. Außerdem ….eine schöne Ausrede, mal wieder Dulce de Leche zu fabrizieren 🙂
Danke, Susanne. Waaaaas, du machst Dulche de Leche selbst? Im Glas oder direkt in der Dose?
Direkt in der Dose. Ein paar Dosen gezuckerte Kondensmilch in einen Topf stellen, Wasser dazu und dann kochen, so 1 1/2 bis 2 Stunden. Funktioniert Wunderbar 🙂
Ich werde es beizeiten ausprobieren, aber erstmal müsen noch ein paar andere “Kandidaten” verschwinden. 😉
Dulce de Leche und Kürbis – stelle ich mir sehr gut zusammen vor! ich bin gerade am Pralinen machen, das wäre vielleicht ja auch…. Ich muss mal schnell in die Küche 😉
Ich denke, es gehen generell alle Aromenkombination, die auch in anderen Backwerken funktionieren. Frohes Schaffen! 🙂
Oh, ein Pumpkin Pie ist hier eigentlich auch wieder fällig. Wenn ich den nur nicht allein essen müsste, weil ich es mit so einem Kürbisverächter zu tun habe…
Der Kerl nu’ wieder. 😉 Aber du kannst die Menge natürlich noch weiter reduzieren und nur muffingroße Pies backen für dich ganz allein.
Zeigst Du mir bitte mal diese “einigermasse passable Torte” – bisher habe ich nur grossartige Meisterwerke bei Dir gefunden 😀
Und auch diesen Frühstückskuchen würde ich mir gerne servieren lassen!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Danke, Andy. Ich bin mit manchen ganz zufrieden gewesen, aber bei den meisten sehe ich noch Verbesserungsbedarf. Wird schon. 😉
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Kürzlich in Japan bin ich total auf den Geschmack von Kürbis in Süssspeisen gekommen. Egal ob Eis, Kuchen, Crème brulée… die sind richtig kreativ in dieser Hinsicht! Insofern bringt mich das hier gleich ins Schwärmen 🙂 Wenn ich bloss nicht so backfaul wäre… Aber ich arbeite daran 😉
Ach ja, Kabocha-Kürbis. Seufz, da kann ein schnöder Hokkaido nicht mithalten. Den Pie kann ich auf jeden Fall empfehlen und er ist auch recht einfach zu machen. 🙂
Die Dulce de Leche mache ich bislang immer selber, fülle aber die gezuckerte Kondensmilch in Gläser um, damit ich die richtige Farbe und Konsistenz bekomme. Aber Pumpkin Pie damit kenne ich noch nicht, ich mache von Zeit zu Zeit den einfachen Banoffee Pie 😉
Aha. Ich habe zudem gehört, dass man sie besser im Glas macht, da die Dosen mit Zeugs beschichtet sind, das dann in der Milch landet…
Ja, habe ich auch gelesen. Ich bleibe nachdem mir einmal eine Ladung viel zu dunkel geraten ist, beim Marmeladenglas. Außerdem kann man auf Vorrat produzieren.
Das werde ich tun, wenn die übrigen Vorräte sich neigen. 😉
Ok, ich hätte dann jetzt gerne ein Stück 😉
Sehr schönes Rezept !
Viele Grüße
Bernd
Danke, Bernd. Wie immer ist er schon längst Geschichte…;-)
Liebe Grüße,
Eva
Liebe Eva,
Soll ich dir mal was sagen? Auch ich habe noch nie einen Pumpkin Pie gebacken, ja, nicht einmal probiert! Dein Rezept und eure Verkostung klingt vielversprechend. Das muss ich auch irgendwann mal ausprobieren. Oh, Mann! Wann soll ich das bloß alles backen!
Liebe Grüße
Maren
Ja, so ist das nun einmal. Aber die Rezepte laufen ja nicht weg und zu gegebener Zeit ist ein jedes dran. 🙂
Liebe Grüße,
Eva