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Don’t look back!

Lammragout 1

Rückblicke können bekanntermaßen recht schwerwiegende Folgen haben. Im Moment des Rückblicks erstarrt man, verharrt in der Bewertung vergangener Geschehnisse, die so ein für alle Mal einsortiert, etikettiert und verstaut werden. Dabei kann ein Blick aus ungewohntem Winkel auch alten Ereignissen immer wieder neue Erkenntnisse abluchsen. Nichts kann je abschließend betrachtet werden, da immer wieder ein Puzzleteil fehlt. Ich verzichte an dieser Stelle also bewusst. Das eine Jahr neigt sich dem Ende, ein neues wird in Bälde beginnen und so geht es ewig weiter, zumindest ein kurzes Menschenleben lang. Herr H. und ich widmeten uns in den vergangenen Tagen lieber bewusst dem Genuss unbekannter Speisen. Es sind ein paar äußerst gelungene Gerichte dabei gewesen, die ich statt eines Rückblicks in den letzten Tagen dieses Jahres teilen möchte. Als erstes querte dieses herrliche Schmorgericht unseren Weg.

Für das Lammragout mit Oliven und Lavendel:

  • 500 g Lammschulter, pariert, in 3 cm große Würfel geschnitten
  • grobes Meersalz
  • 1 frische Knoblauchzehe, im Mörser zu Paste gerieben
  • Olivenöl
  • 1/2 TL Paprikapulver edelsüß
  • Abrieb 1/4 Zitrone
  • 1 TL Tomatenmark
  • ca. 200 g Rotwein, trocken
  • 1 Zweig Rosmarin, 3 Zweige Thymian, 1 Lorbeerblatt
  • ca. 200 g Lammfond
  • Gemüse (siehe unten)
  • 40 g kleine schwarze (milde) Oliven, entkernt, halbiert
  • 1/2 TL getrocknete Lavendelblüten
  • evtl. 1 TL Pfeilwurzstärke, in wenig Wasser gelöst

Lammragout Serie

Während Herr H. die übrigen Zutaten bereit stellte, briet ich die gesalzenen Lammwürfel portionsweise bei starker Hitze an. Dann gab ich alle Würfel zurück in den Bräter, fügte den zerstoßenen Knoblauch, Paprikapulver und Zitronenabrieb hinzu und rührte alles gemeinsam mit den Tomatenmark unter. Nach kurzem Braten löschte ich mit Rotwein ab, ließ ihn etwas einkochen und bedeckte das Fleisch dann knapp mit Lammfond. Herr H. legte die mit Küchengarn zusammengebundenen Kräuter ein. Anschließend durfte das Ragout 1 Stunde abgedeckt bei schwacher Hitze schmoren. Danach rührte ich das vorgegarte Gemüse unter und ließ alles eine weitere halbe Stunde garen. Vor dem Servieren schmeckte ich mit Salz und Pfeffer ab, band die Sauce mit wenig aufgelöster Pfeilwurzstärke und gab Oliven und Lavendelblüten hinzu. Allein der Geruch des Ragouts war überwältigend gut.

Für das Gemüse:

  • 50 g Perlzwiebeln oder kleine Schalotten, halbiert
  • 100 g Teltower Rübchen oder Navetten, gestückelt
  • 300 g Kürbis (Muskat, Hokkaido oder Butternut), gestückelt
  • 1 TL Butter
  • 1 TL brauner Zucker, Salz

Gemüse Serie

Herr H. ließ die Butter in der Pfanne aufschäumen, briet das Gemüse ca. 5 Minuten kräftig darin an und gab dann Zucker und Salz hinzu. Nachdem das Gemüse appetitlich karamellisiert war und das Ragout eine Stunde Schmorzeit hinter sich hatte, durfte es dem Lamm Gesellschaft leisten (siehe oben). Während der Schmorzeit überlegten Herr H. und ich fieberhaft, was wir zum Auftunken der köstlich duftenden Sauce servieren könnten. Kartoffelpüree lag nahe, wurde jedoch sogleich verworfen, weil es einfach zu häufig auf unserem Tisch steht. Das galt auch für Baguette. Ich erinnerte mich zum Glück daran, bei Susi eine andere Kartoffelzubereitung zum Lamm serviert gesehen zu haben. Die Hasselback-Kartoffel. Et voilà. Stefanie steuerte den narrensicheren Trick zum Einschneiden der Kartoffeln bei und so war unsere Beilagensuche schnell beendet. Meine Kartoffeln brauchten ca. 50 Minuten bei 190°C Ober- und Unterhitze. Die Garzeit ist natürlich von der Größe der verwendeten Kartoffeln abhängig. Der Gargrad lässt sich zwischendurch einfach mit einem spitzen Messer kontrollieren.

Lammragout 2

Fazit: Das Lammragout schmeckte uns tatsächlich noch viel besser als es bei der Zubereitung geduftet hatte, eine wirklich perfekte Kombination. Wir leerten erstaunlicherweise den gesamten Inhalt des Bräters in kürzester Zeit. Die gebackenen Kartoffeln mit Irokesenschnitt machten sich nicht nur optisch bestens dazu. Das Ragout lässt sich bis zum Punkt der Zusammenführung von Fleisch und Gemüse bereits am Vortag vorbereiten und ist somit auch zur Gästebeköstigung bestens geeignet. Wir hatten zum Glück keine.

Aus: Das große Buch der Saucen Teubner, Gräfe und Unzer, Ganske Verlagsgruppe (1. Auflage 2015)

 

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  1. Na, so ein kulinarischer Ausblick ist mir auch lieber als jeder Rückblick 🙂 Ich freue mich schon drauf und mit dem Schmorgericht hier geht das jedenfalls schon prächtig los. Die Irokesen-Kartoffeln kenne ich auch noch nicht so lange, aber ich bin mittlerweile extremst angetan von dieser Servierart. Guten Schlussspurt im 2015 wünsche ich dir!

    • Eva Eva

      Danke, Marco. Die Kartoffeln sind klasse, aber ich habe inzwischen eine noch besser Art der Zubereitung gefunden. Werde berichten. Ich hoffe, du lässt bald wieder einmal von dir hören. Es war in letzter Zeit recht ruhig bei dir. 😉
      Guten Rutsch!

  2. die Kartoffeln, die stehen auch noch dringendst auf meiner Liste Mit Lavendel im Essen konnte ich mich bislang noch nie anfreunden *leichtskeptischgucke*

    • Eva Eva

      Der Lavendel (sparsam verwendet) ist eine echte Bereicherung! 🙂

  3. Hasselback-Kartoffeln sind toll ! (An dieser Stelle bitte ein besonders dickes Ausrufezeichen einsetzen 😉 ) ……der Rest auch, einschließlich Lavendel.
    Rückblick hab ich diesmal im Programm…..es macht Spaß, man muss es aber nicht überbewerten. Also, das ist meine Ansage für dieses Jahr. Nächstes Jahr ….. hab ich vor, einiges anzupacken und ich freu mich drauf. Hat aber mit Bloggen nichts zu tun…..;-)

    • Eva Eva

      Danke, Susanne! Aber wie gesagt, im Moment haben wir noch einen anderen Kartoffel-Favoriten. Man darf gespannt sein. 🙂
      Und auf deinen Rückblick freue ich mich schon! Guten Rutsch!

  4. Drah Di net um, …… habe erst mal den Schreibtisch ordentlich befreit.

    • Eva Eva

      Hoffentlich auch von diesem Titel. 😉

  5. Rückblicke brauche ich auch nicht… aber der Ausblick auf dieses köstliche Schmorgericht – vor allem auf das letzte Foto – erfreut mich. Die Hasselback-Kartoffeln möchte ich schon ewig mal ausprobieren, sie haben sicherlich sehr gut zu eurem geschmorten Lamm gepasst.

    • Eva Eva

      Danke, Sabine. Ja, die passten prima. 🙂

  6. turbohausfrau turbohausfrau

    Mit Lavendel im Essen hadere ich sehr. Aber anschauen tu ich deinen wunderschönen Teller wirklich gern!
    Freut mich, wenn ich dich zu diesen Erdäpfeln inspiriert habe. Ich mag die sehr gern. Am liebsten die cremige Ottolenghi-Variante (die aber hier sicher nicht passen würde).

    • Eva Eva

      Danke, Susi. Wie gesagt, sparsam dosiert macht sich Lavendel richtig gut.
      Cremige Ottoleghi-Variante? Jetzt machst du mich neugierig!

  7. Rückblicke lesen? Gerne. Rückblicke schreiben? Nö, zu faul. 😉
    Wo bekommst du denn Pfeilwurzelmehl her?

    • Eva Eva

      Ebeneben. 😉
      Die Pfeilwurzstärke gibt es bei uns sogar im “normalen” Supermarkt. Ansonsten Naturkostladen oder Reformhaus.

  8. Lecker, lecker! Lavendel überrascht eben immer wieder.
    Bei mir heissen diese Erdäpfel «Lamellen-Kartoffeln», ich fülle passende Kräuter und etwas Butter zwischen die einzelnen Scheiben. Die Garzeit ist – *RÄUSPER* – nicht von der Grösse der Kartoffeln abhängig, sondern von der Dicke der Scheiben…
    Grüsse aus Fernost,
    FEL!X

    • Eva Eva

      Das finde ich auch!
      Und danke für den Hinweis. Die Dicke der Scheiben ist allerdings wieder abhängig von der Größe der Kartoffeln, oder? 😉
      Liebe Grüße aus Hamburg,
      Eva

      • Aber nein, liebe Eva! Die Dicke der Scheiben hängt davon ab, wie dick/dünn du sie schneidest. Dicke Scheiben einer grossen Kartoffel brauchen gleich viel Garzeit, wie Scheiben der selben Dicke einer kleinen. Nur die Fläche ändert sich, und dies hat keinen Einfluss auf die Garzeit.
        Liebe Grüsse zurück,
        FEL!X *NICHTSPITZFINDIGSEINWOLLEND*

        • Eva Eva

          Alles gut, Felix. So gesehen, stimme ich dir natürlich zu. 🙂

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