Hätte mir vor ein paar Jahren jemand erzählt, ich würde mich für ein schlichtes Gratin erst einmal hinstellen und Gnocchi selbst zubereiten, hätte ich ihn nur ungläubig angestarrt. Solche Umwege für eine Art Kartoffelgratin? Ich hätte die Gnocchi kurzerhand durch schlicht gegarte Kartoffelwürfel ersetzt und es damit gut sein lassen. Warum Umwege nehmen, wenn auch die Abkürzung zu einem ähnlich guten Ergebnis führen kann? Inzwischen bin ich beim Abkürzen vorsichtiger und ich vermutete, dass ich mir durch das Abgekürze so einiges durch die Lappen habe gehen lassen. Alter scheint tatsächlich weiser zu machen. Zeit, die man in die Zubereitung eines wunderbaren Essen investiert, ist niemals verschwendet. Und ich bezweifele sogar, dass man sie überhaupt verschwenden kann. Denn letztlich ist sie doch nur ein menschen gemachtes Konstrukt. Aber das ist an dieser Stelle ein zu weites Feld. Besinnen wir uns auf das Wesentliche.
Für die Gnocchi (nach diesem Rezept):
- 300 g Kartoffeln (ich: Linda), in der Schale gegart)
- 30 g Weichweizendunst
- 30 g Kartoffelstärke
- 2 Eigelbe (ich: 1 kleines Ei)
- 20 g entwässerter Sahne-Quark
- 15 g Parmesan, fein gerieben
- Salz, schwarzer Pfeffer, Muskat
Ich gab die gegarten Kartoffeln für ca. 20 Minuten in einem Sieb in den auf 95°C Umluft vorgeheizten Backofen. Danach durften sie ein wenig abkühlen, bevor ich sie (noch warm) pellte und abwechselnd mit Gries und Stärke durch die Kartoffelpresse in eine Schüssel gab. Herr H. gab das Ei und Parmesan hinzu, würzte mit Salz, Pfeffer und Muskat und ballte den Teig kurz zusammen. Ich formte etwa fingerdicke Rollen daraus. Herr H. schnitt ca. 2 cm lange Stückchen davon ab und rollte sie über die Gabel. Die fertig geformten Gnocchi durften auf einem begrießten Tuch lagern. Hätte mich mein Gedächtnis nicht im Stich gelassen, hätte meine Gnocchi dieses Mal sicher eine hübschere Form gehabt. Hier gibt es eine wirklich gute Video-Anleitung. Nächstes Mal. Ich garte die Gnocchi portionsweise in leise siedendem Salzwasser und schreckte sie anschließend eiskalt ab. So lassen sie sich später leichter voneinander lösen.
Für die Velouté:
- 1 Schalotte, fein gehackt
- Olivenöl zum Anschwitzen
- 300 g Geflügelfond
- 100 g Sahne
- 10 g Maisstärke, in 4 EL Fond gelöst
- 50 g Gorgonzola
- 1 Eigelb
Außerdem:
- 300 g Brokkoli, in Röschen zerteilt, 2 Minuten blanchiert
- 200 g Lachsfilet (ich: 100 g geräucherter Lachs)
- 50 g Gorgonzola
- (ich: ca. 200 g Minitomaten, halbiert)
Ich schwitzte die Schalotte in wenig Öl farblos an, goss Sahne und Fond hinzu und ließ alles einmal kurz aufkochen. Dann rührte ich die gelöste Stärke ein, zog den Topf vom Herd und ließ den Gorgonzola in der Flüssigkeit schmelzen. Herr H. rührte danach das Eigelb rasch mit dem Schneebesen unter. Ich hatte den Backofen auf 200°C vorgeheizt, die Auflaufformen gebuttert und Gnocchi, Brokkoli, Tomatenhälften und Lachsstückchen eingeschichtet. Herr H. verteilte die Velouté auf die beiden Formen, bröckelte den restlichen Gorgonzola darüber und schob die Formen für ca. 20 Minuten in den Backofen. Während der kurzen Wartezeit räumten wir schon einmal die Küche auf, ein echter Vorteil von Ofengerichten.
Fazit: Beim ersten Lesen des Rezepts war ich einigermaßen skeptisch gewesen, ob in soviel Velouté gratinierte Gnocchi nicht nur einfach zu einer formlosen Masse zerfallen würden. Wie gut, dass ich die Zweifel beherzt zur Seite schob und es einfach ausprobierte. Die gratinierten Gnocchi waren eine echte Offenbarung. Die letzte des vergangenen Jahres. Außen knusprig, innen cremig. Kartoffelwürfel sind in diesem Fall absolut kein Ersatz. Herr H. stimmte mir voll und ganz zu und verlangte sogleich, das Gericht im wöchentlichen Speiseplan aufzunehmen. Ich hoffe, er vergisst das ganz schnell wieder.
Aus: Kartoffeln – Das Kochbuch Achim Schwekendiek, Barbara Lutterbeck
hi, also hier hätte sich die Abkürzung sicher nicht so lecker auf deinem Teller präsentiert.
Ich liebe ja Gnocci und mache sie, auch danke einer tollen Lehrmeisterin – meiner Oma, immer selbst. Auch gerne auf Vorrat und friere sie dann ein aber lange halten die auch im Gefrierschrank nicht.
tolles Rezept
lg netzchen
Danke, Daniela. Omas sind komischerweise immer die besten Lehrmeisterinnen. 🙂 Um so viele zu machen, dass ich welche zum Einfrieren übrig hätte, bin ich zu faul. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Dass Umwege sich lohnen können habe ich auch erst in den letzten Jahren so richtig begriffen 😉
Also, gehen wir diesen lohnenden Wegen auch 2016 (mehr oder weniger) konsequent nach!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Manchmal nehme ich auch die Abkürzung. 😉 Aber ich hoffe, dass ich mich in diesem Jahr endlich “freischwimmen” kann.
Liebe Grüße aus Hamburg oder Sibirien,
Eva
Ich habe volles Verständnis für die Bitte von Herrn H. Was für ein schönes Kompliment von seiner Seite für die Köchin. LG, Bernhard
Tja, in dieser Woche sieht es leider schlecht für ihn aus. Es stehen so viele neue Rezepte an. Aber wir werden sehen… 😉
Liebe Grüße,
Eva
auf den wöchentlichen Speiseplan? bloss das nicht, wir wollen Neues von euch. Ohne Abkürzungen.
Keine Bange. Auf dem steht nach wie vor allein die Pizza. 😉
Oh doch, man kann Zeit verschwenden. Zum Beispiel, in dem man sich sinnlos aufregt. Dafür bin ich Spezialistin. Aber ich arbeite an der Abschaffung dieser Untugend.
Fest steht aber, dass die Zeit, die man in ein gutes Essen investiert nie verschwendet ist, Und da lohnt auch so mancher Umweg, Zum Beispiel für dieses Gratin.
P.S. Ich bin auch gegen den festen Wochenplan 😉
Hm, da könntest du recht haben. Ich habe das früher auch gern gemacht. Man kann es irgendwann loslassen (handelt sich dafür aber ein Portion Zynismus ein, ob das besser ist?). Zeit muss ich jetzt auch gleich wieder ins Essen investieren. Heute allerdings ohne Umwege. Es ist einfach zu kalt.
Und mit Plänen bin ich nach wie vor schlecht… 😉
In den Zynismus rette ich mich auch gern.
Planen muss ich…..zumindest etwas. Sonst würde ich untergehen.
Das tue ich dann auch ohne Planung. 😉
Dein Foto lockt mich viel mehr zum Nachkochen als das Foto im Buch, sieht klasse aus 😉 Hier stehen heute übrigens selbt gemachte Kürbis-Gnocchi auf dem Speiseplan, auch hier war Robert “Vorturner”.
Danke, Petra. Ja, das Foto im Buch ist eher so lala, aber immherhin hat es mich zum Kochen angeregt. Die Kürbis-Gnocchi bloggst du dann noch?
Nein, die finden sich schon bei Robert und bei Micha: http://salzkorn.blogspot.de/2015/10/die-besten-kurbisgnocchi-ever-von-welt_30.html
Ich weiß, ich dachte nur, du drückst ihnen vielleicht noch deinen “Stempel” auf. 🙂
Ach wie schön! Zeit in gutes (Essen) zu investieren ist niemals verschwendet. Und mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass du Abkürzungen nimmst, bei deinen ganzen aufwendig gemachte Torten.
Weit gefehlt, Susanna. Ich bin Meisterin der Abkürzungen. Aber eben, gerade beim Kochen macht sich der Unterschied recht deutlich bemerkbar und der Gaumen wird immer verwöhnter… 😉
Sehr schön schaut das aus – dennoch, bei Broccoli bin ich nicht dabei.
Danke, Susi. Was gibt es gegen Brokkoli einzuwenden? Bei Blumenkohl hätte ich ja noch Verständnis… 😉
Das erinnert mich direkt daran, dass ich mal wieder Gnocchi machen wollte…
Dem Italiener würde die Variante mit Lachs und Brokkoli sicherlich sehr gut gefallen 😀
Gnocchi kann man eigentlich nicht oft genug machen. Eine zeitlang hatte ich sie aus den Augen verloren, aber heute Abend gibt es wieder welche. 🙂
Das schaut nach echtem Wohlfühlessen aus… Mjam. Trotz später Stunde hätte ich jetzt glatt so richtig Gusto drauf 😉
Liebe Grüße !
Das ist es, also ein Wohlfühlessen und sicher auch ein kindertaugliches.:-)
Liebe Grüße,
Eva
Hallo Eva,
da hast du sowas von Recht. Je länger man sich mit Essen und Kochen beschäftigt, desto mehr wird klar, dass es nicht nur mit Abkürzungen zu machen ist. Im Alltag bzw. nach Feierabend gelingt mir das nicht immer, aber so manche Umwege entpuppten sich auch bei mir als so lohnenswert 🙂
Bin eben erstmals auf deinen Blog gestoßen. Gefällt mir richtig gut! Nebenbei bemerkt tropft mir jetzt nur dummerweise der Zahn!
Liebe Grüße,
Eva
Danke, Eva! Ja, das kann beim Lesen von Foodblogs passieren. 😉 Da hilft nur eins, ab in die Küche!
Liebe Grüße,
Eva
Toll!!! Ich liebe Gnocci und Lachs ist noch besser!! Eine Tolle Idee alles zu kombinieren. Werde ich aufjedenfall nach machen. Aber wo bekommt man Weichweizendunst her?
Danke schön! Weichweizendunst bekomme ich bei der Adlermühle Bahlingen, aber zur Not tut es auch Weichweizengries, den gibts in jedem Supermarkt. 🙂