Bei diesem Kuchen verschwimmen die Grenzen. Süß, salzig, knusprig, cremig und irgendwie nicht so richtig einzuordnen. Als mein Blick zum ersten Mal auf das Foto im Buch fiel, wusste ich sofort, “der muss es sein”. Ich studierte das Rezept und seufzte einmal ganz, ganz tief. Die Liste der Zutaten besteht ausschließlich aus solch illustren Zutaten wie Doppelrahmfrischkäse, Crème Fraîche, Butter, Stilton und natürlich Sahne. So etwas kann man doch unmöglich als Abendessen zu sich nehmen, oder? Nachdem mein Blick mindestens 10 Mal am Rezept hängen geblieben war, raffte ich beherzt meinen ganzen Mut zusammen. Was konnte schließlich schon passieren? Herr H., der meinen Bedenken oft ohnehin nicht viel abgewinnen kann, klatschte begeistert in die Hände.
Für die eingelegten Roten Bete:
- 3 große Rote Bete (670 g), gründlich abgebürstet
- 2 Knoblauchzehen, mit grobem Salz im Mörser zerrieben
- 1 Lorbeerblatt
- 10 g Thymianzweige
- 1/2 TL schwarze Pfefferkörner
- 50 g Zucker
- 500 g Rotweinessig (ich: ca. 250 g Weißweinessig)
- ca. 800 g Wasser (ich: ca. 400 g Wasser)
Von den Beten bereiteten wir die ganze Menge zu. Sie schmecken auch zu einem Käsebrot vorzüglich. Da die Bete im Sud mindestens 24 Stunden ziehen sollten, legten wir sie bereits einige Tage zuvor ein. Ich entschied, vom Rezept abzuweichen (dort werden die ungeschälten Bete direkt im Gewürzsud gegart) und buk sie ca. eine gute Stunde im Bratschlauch bei 180°C. Nach dem Abkühlen schälte ich sie und würfelte sie mittelgroß. Herr H. hatte derweil alle Zutaten für den Sud in einen Topf gegeben, aufgekocht und bei mittlerer Hitze etwa um die Hälfte reduziert. Ich goss den Sud über die Betewürfel und ließ sie nach dem Abkühlen im Kühlschrank durchziehen.
Für den Boden:
- 20 g kalte Butter, gewürfelt
- 25 g Kürbiskerne, geröstet
- 38 g Vollkornkekse (ich: Graham Cracker*)
- 1/4 TL Salz
Die hier angegebene Menge von Boden und Belag reichte bei uns für 4 Küchlein (je 2 in 8 cm Dessertringen und 2 in 12 cm Tartelettformen). Ich gab alle Zutaten für den Boden in den Zerkleinerer und ließ ihn laufen, bis alles fein zerkleinert war. Herr H. drückte die Masse fest in die gebutterten Formen und stellte sie beiseite. Da wir keine Vollkornkekse im Haus hatten, hatte ich zuvor Graham Cracker gebacken. Auch dabei lohnt es sich, eine größere Menge herzustellen, da die Cracker an sich schon fantastisch schmecken.
Für die Graham Cracker (nach diesem Rezept):
- 44 g Weizenvollkornmehl
- 50 g Weizenmehl 405er
- 42,5 g brauner Zucker ( Muscovado)
- 1/4 TL Natron
- 1 Pr. Salz
- 25 g kalte Butter
- 28,5 g Honig
- 18,5 g Milch
- 1/2 TL Vanilleextrakt
Ich vermischte beide Mehle mit Zucker, Salz und Natron und siebte alles in eine Schüssel. Dann arbeitete ich die Butter mit den Finger ein, so dass eine sandige Mischung entstand. Herr H. verrührte Honig, Milch und Vanilleextrakt, gab die Mischung hinzu und verrührte alles zu einem eher weichen Teig. Ich rollte ihn zwischen Folie ca. 3 mm dünn aus und legte den Teig für 2 Stunden in den Kühlschrank. Dann schnitt ich ihn in kleine Rechtecke, stippte sie mit der Gabel und buk sie ca. 17 Minuten bei 160°C Umluft. Sie dufteten dabei sehr verführerisch.
Für den Belag:
- 10 g Butter
- 1/2 Lauchstange (ca. 70 g), in feine Steifen geschnitten
- 180 g Doppelrahmfrischkäse
- 85 g Crème Fraîche
- 40 g Sahne
- 1 Knoblauchzehe, mit grobem Meersalz im Mörser zerrieben
- 10 g Schnittlauch, fein geschnitten
- 1 TL Basilikum, in Streifen geschnitten
- 50 g Stilton
- 2 Eier, leicht verquirlt
Herr H. garte den Lauch in Butter ca. 7 Minuten, bis er weich war. Dann stellte er ihn zum Abkühlen in einer Schüssel beiseite. Ich verrührte Frischkäse, Crème Fraîche, Sahne, Kräuter und Gewürze zu einer homogenen Masse und arbeitete zum Schluss Lauch, Eier und Stilton unter. Herr H. verteilte die Masse auf die vorbereiteten 4 Formen und buk sie bei 200°C ca. 25 Minuten. Bei der Stäbchenprobe sollte nichts mehr am Stäbchen kleben. Ich träufelte etwas Honig über die fertigen Küchlein und garnierte sie mit Betewürfeln und wenig Basilikum.
Fazit: Nach dem Fotografieren kosteten wir endlich gespannt. Wie nicht anders zu erwarten, schmeckten die Küchlein absolut himmlisch. Ich schob mein schlechtes Gewissen beiseite und wir vertilgten alle Küchlein ohne auch nur einen Gedanken an Fett und Kalorien zu verschwenden. Das wäre auch nicht nötig gewesen. Denn am nächsten Morgen erwachte ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit mit einem extrem knurrenden Magen. Es scheint also doch etwas an der Trennkost-Idee dran zu sein. Was mich jedoch im Leben nicht dazu bringen könnte, deren Regeln zu folgen. Dafür esse ich einfach zu gern.
Aus: NOPI Yotam Ottolenghi, Ramael Scully
ohhh Eva- ist noch was übrig?
Trauben passen bestimmt auch gut dazu…. träumträum.
Zum Glück hab ich auch grade eine käsige Köstlichkeit im Ofen.
Garantiert! Hoffe, deine käsige Köstlichkeit konnte dich “trösten”. 😉
unbedingt konnte sie das, vielleicht schafft sie es sogar in die Öffentlichkeit….
Heute scheinbar nicht. 😉
neee, der Kuchen stand schon länger in den Startlöchern!
Sweetie Pie. 😉
Eher “cheesy”. 😉
Oh ja, das ist genau das, was ich am allerliebsten zum Abendessen esse. 😀
Der Otto, der kann’s schon ordentlich mit den Kalorien. Wie der so schlank sein kann.
Hat wahrscheinlich genug um die Ohren oder er isst immer nur “Trennkost”. 🙂
Den habe ich auch schon des Öfteren angeseufzt. Ich glaube, ich backe erst mal Graham-Cracker. Und wenn dann rote Bete in der Gemüsekiste sind, dann nehme ich das als Wink des Schicksals 🙂
Trau’ dich. Seufzen bringt einen letztlich nicht weiter. Durfte ich gestern Abend wieder einmal feststellen – oh, es war sooo gut. 🙂
Aussergewöhnlich viel Arbeit für ein “Abendbrot”. Interessante Gemüsetarte.
…aber weniger würden wir vom kochpoetischen Team auch nie erwarten! 😉
😉
Und dann war es noch nicht einmal Brot… 😉
Welche “Arbeit”?
wow, ok, also wenn du das unter kochen verstehst war dein letztes Gericht – äußerst simpel im Gegensatz zu diesem!
Also ich muss der lieben Anna C. völlig Recht geben, zum glücklich sein braucht man nur jede Menge käsiges in den Ofen schieben und man schwebt auf Wolke 7.
lg netzchen
Hm, simpel ist dieses Gericht auch, nur eben “mehrteilig”. Die komplizierteren Gerichte sind noch in der Warteschlange. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Mit Roter Bete habe ich ja bekanntermaßen meine Probleme, aber der Rest ist ja wohl einfach genial! Mari’s Graham Kekse hatte ich auch schon länger im Auge. Zusammen mit den Kernen stelle ich mir den Keksbodrn sehr schmackhaft vor. Ein schönes Rezept!
Liebe Grüße Maren
Danke, Maren. Ofengegarte Bete würden dich garantiert überzeugen. Sie verlieren so ihre “Muffigkeit” und die Süße wird unterstrichen. Die Cracker sind genial. Bloß nicht nachbacken. Suchtgefahr! 😉
Liebe Grüße,
Eva
Alles klar! ?
Eine wirklich interessante Kombination! Das Rezept für die Cracker nehme ich auf alle Fälle mit. Den Belag müsste ich etwas abwandeln, vielleicht stockt die Masse auch mit nur einem Ei?
Hm, vielleicht. Müsstest du ausprobieren, vielleicht dann die Sahne weglassen? Und die Cracker sind gefährlich… 😉
So etwas kann man doch unmöglich als Abendessen zu sich nehmen, oder?
Natürlich kann man!! 🙂 Ist schliesslich kalt da draussen und solch souliges Essen kommt gerade recht!!
Ich wurde ja auch eines Besseren belehrt. Aber eine ganze Packung Doppelrahmfrischkäse kann schon Ehrfurcht erwecken. 😉
Das ist jetzt mal ein Kuchen, den ich bedenkenlos nachbacken würde, nein werde! 🙂
Und das lohnt sich. 🙂
Solche Diskussionen haben wir oft in der anderen Richtung: “Was, in diesem Kuchen ist ein ganzer Pack Butter drin???” – entsetzte Blicke. Klar, Rührteig, isst man ja auch nicht auf ein mal… 😉
Deshalb schockt mich Doppelrahmfrischkäse in der Menge nicht. Und auch sonst liest sich das alles sehr gut. Zum Glück habe ich heute schon reichhaltig gegessen…
Danke, Barbara. Das stimmt, soviel Kuchen isst man in der Regel nicht. Aber ein ganzes Paket Frischkäse zum Abendessen… nunja, es war auf jeden Fall ein Genuss. 😉