Darum geht es zumindest im Kochbuch, Olivenöl. Einiges ist zugegeben etwas weit hergeholt oder “far fetched” auf gut neudeutsch und die etwas langatmige Einleitung mit vielen stimmungsvollen Bildern rund um den Olivenanbau auf Kreta hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, aber der Rest des Buches begeistert! Neben 40 Basic-Rezepten befinden sich 26 Rezepte aus der Spitzenküche, die es wahrlich in sich haben. Natürlich müssen wir Abstriche machen, da weder ein Pacojet in unsere Küche passt, noch ein Baukasten für Molekularküche vorhanden ist. Aber das ist wirklich nur ein kleiner Wermutstropfen. Wir haben inzwischen 4 der “Spitzenrezepte” getestet. Alles hat perfekt genau wie beschrieben funktioniert und wir fühlen uns sehr “bereichert”. Das muss natürlich geteilt werden! Wir begannen mit den gratinierten Oliven-Gnocchi mit Räuchermakrele, Taleggio, Sauerrahmsauce und Birnen-Oliven-Confit.
Für die Oliven-Gnocchi:
- 300 g mehligkochende Kartoffeln, in der Schale gegart
- 2 Eigelb (ich: 1, 2 wären jedoch tatsächlich besser gewesen)
- 50 g Kartoffelstärke
- Salz, Muskat
- 20 g Butter
- 1 EL fein gewürfelte Oliven (ich: grüne)
- Salz, weißer Pfeffer, Muskat
Da wir bereits so oft Gnocchi zubereitet haben, kostete es mich etwas Überwindung einem nicht erprobten Rezept zu folgen. Herr H. merkte an, dass wir das Rezept nicht beurteilen könnten, wenn wir ihm nicht folgen. Und wo er Recht hat, hat er Recht. Ich schälte die noch warmen Kartoffeln und gab sie zweimal durch die Kartoffelpresse. Nachdem sie ausgedampft waren, gab ich Eigelb, etwas Salz, Muskat und die Kartoffelstärke hinzu und verarbeitete alles zügig zu einem Teig. Er sollte nicht zu lange geknetet werden, da er ansonsten wieder feucht wird. Ich war sehr überrascht, wie glatt und wenig feucht der fertige Teig war!
Und natürlich musste ich das neu gelernte Wissen zur Formgebung der Gnocchi anwenden. Ich teilte den Teig in drei Portionen, rollte sie zu ca. 2 cm dicken Strängen und schnitt davon ca. 1,5 cm lange Stückchen ab. Dann rollten wir diese gemeinsam zu Kugeln. Ich nahm je eine Kugel, drückte sie auf der Gabel flach und rollte sie mit sanftem Druck von der Spitze der Gabel zum Griff. Et voilà! Meine ersten wunderschön geformten Gnocchi! Ich garte sie portionsweise in siedendem, leicht gesalzenem Wasser, schreckte sie kalt ab und stellte sie bis zum Anrichten beiseite. Kurz vor dem Servieren zerließ ich die Butter in der Pfanne, ließ sie leicht bräunen und schwenkte die Gnocchi darin. Herr H. schmeckte sie mit Olivenwürfeln, Salz, Pfeffer und Muskat ab.
Für das Birnen-Oliven-Confit:
- 1 reife Birne, geschält, entkernt, gewürfelt
- 1 EL Olivenöl
- 20 g Weißwein
- 15 g Apfelsaft (ich: 1 fein gewürfelte Apfelspalte)
- 1 Spritzer Zitronensaft
- 10 g Williams-Birnen-Brand (ich: Wodka)
- 1,5 EL Trüffelsaft (ich: 1 Tropfen Trüffelöl kein Affilate-Link!)
- 5 Oliven (ich: grüne), fein gehackt
- Salz, weißer Pfeffer
Ich habe zwar keine Vergleichsmöglichkeit, da das unser erstes Trüffelöl ist, aber das Aroma begeistert und das Öl ist frei von künstlichen Aromen. Es ist so intensiv, dass wirklich nur ein winziger Tropfen ausreicht, um was auch immer zu aromatisieren. Ich bin begeistert! Herr H. schwitze, während ich mich noch in Fantasien erging, was man mit diesem Öl alles noch so anstellen könnte, Birnen- und Apfelwürfel in Olivenöl an, löschte mit Weißwein und Zitronensaft ab und ließ die Würfel weich dünsten. Dann gab er den Wodka hinzu, pürierte alles zu einer feinen Creme und schmeckte mit Salz, Pfeffer und Trüffelöl ab. Ich hob die gehackten Oliven unter und stellte das Confit beiseite.
Für die Sauerrahmsauce mit Pilzen:
- 150 g Steinchampignons, in 5 mm dicke Scheiben geschnitten
- 2 kleine Schalotten, in feine Streifen geschnitten
- 2 Stangen junger Porree (ich: 1/2 nicht mehr ganz so junge), in feine Ringe geschnitten
- 1 EL Olivenöl
- 3 EL Crème Fraîche
- 2 EL geschlagene Sahne
- Salz, frisch gemahlener weißer Pfeffer
Zum Fertigstellen:
- 1 Räuchermakrelenfilet, ohne Haut, unter Folie auf 70° erwärmt, in 3 cm große Rauten geschnitten
- 60 g Taleggio ohne Rinde
- 1 EL Schnittlauchröllchen
Herr H. schwitzte nacheinander Schalotte, Champignons und Porree in Olivenöl an, würzte mit Salz und Pfeffer und hob, als alles gegart war, Crème Fraîche und Schlagsahne unter. Ich verteilte die Gnocchi auf zwei vorgewärmte Teller, legte die Makrelenstückchen dazwischen, gab Sauerrahmsauce hinzu und bestreute beide Teller mit Taleggio. Dann ließ ich den Käse unter dem Grill schmelzen und garnierte die fertigen Teller mit Birnen-Oliven-Confit und Schnittlauchröllchen. Es roch sehr, sehr verlockend!
Fazit: Als Herr H. endlich mit den Aufnahmen zufrieden war, kosteten wir erwartungsvoll. Und es war, wie ich vermutet hatte, umwerfend köstlich. Alle Komponenten schmeckten einzeln und beliebig miteinander kombiniert. Das fruchtige Confit mit dem warmen Raucharoma der Makrele, die Gnocchi mit der Sauerrahmsauce – eine echte Offenbarung. Viel zu schnell waren die Teller geleert. Hochzufrieden lehnten wir uns zurück und strahlten um die Wette. Wie wohl erst die anderen Gerichte schmecken würden? Ich werde berichten.
Aus: Olivenöl Das Kochbuch Bastian Jordan, Fotografie: Daniel Esswein
Hach, schon wieder so gut aussehende Gnocchi bei dir. Ich glaube ich muss die wirklich mal machen. So langsam gehen mir die Ausreden aus… 🙂
Liebe Grüße, Tring
Danke, Tring! Und ja, Ausreden gelten jetzt nicht mehr. 😉
Liebe Grüße,
Eva
herrlich, ach, ich würde auch nur deine Gnocci alleine essen,
die sehen so lecker aus …!!!
Muss sie auch wieder mal machen, es wird Zeit…
lg netzchen
Danke schön! Die Gnocchi an sich sind ja fix gemacht. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Wow, das ist ganz große Kunst – diese Aromen, Olivenöl, Trüffel, Birne, Räuchermakrele. Um das auszubalancieren schadet es sicher nicht, sich ans Rezept zu halten, obwohl ich ja immer dazu neige, alles ein wenig anders zu machen. Klasse.
Wenn’s nicht so aufwändig wäre und ich gerade weder Zeit noch Räuchermakrele habe… 😉
Danke, Barbara. Ja, es war wirklich sensationell lecker. Bei solchen Rezepten halte ich mich inzwischen strikt an die Anleitung (es sei denn, es steht “grober Unfug” darin) – auch wenn’s manchmal schwer fällt… 😉
Ach, was ein Traum! Der fertige Teller, die Komponenten (Makrele, mon amour!), das Raster-Bild von den Gnocchi…! Wann gleich eröffnet Euer Restaurant? Ich glaube, das könnte sogar für Monsieur ein Argument sein, sich wieder in nördlichere Gefilde zu bewegen…
Danke, Milchmädchen! Ich fürchte allerdings, wir werden euch nicht in den Norden locken können. Ein Restaurant ist eine Nummer zu groß für uns. 😉 Aber privat bekochen wir gern mal Gäste.
…das Olivenöl ist ja gar nicht der Hauptdarsteller, so was 😉
Aber wie auch immer, ich muss auch mal wieder Gnocchi machen, mal sehen, ob es sie dann endlich auch mal in hübsch gibt. Und die Kombination mit Birne, Taleggio und Makrele ist en Traum.
Naja, nicht direkt. Aber es spielt in jedem Rezept eine Rolle (wenn auch manchmal eine seltsame). Die Anleitung ist absolut gelingsicher, es ist nur wichtig, dass der Teig nicht zu feucht ist. Ging aber auf diese Art sehr gut.
Sag’, du machst aber nicht etwa Gnocchi für 4 Personen, oder?
Doch, mache ich. Geht ja nicht anders. Aber deswegen halt nicht so oft….
Du hast meine volle Bewunderung! 🙂
Oliven und Fisch – wenn ich damit mal nicht beim Italiener punkten kann 😀
Und Gnocchi hatten wir eh schon lange nicht mehr…
Na dann mal ‘ran an der Speck! 😉
Und wenn ihr dann noch Williams-Brand gehabt hättet…. mei mei, das ist wirklich phänomenal was ihr so zaubert.
Danke, Christine. Für zu viele Einzelspirituosen ist auf dem Regal leider kein Platz mehr… 😉
na, aber mindestens ein grandioses Obst-Destillat aus Kleinbrennerei müßte dort schon stehen, meine ich.
Nein, nicht unbedingt.
Das PPura ist wahrscheinlich das einzige Trüffelöl, dem ich auch trauen würde. Die Firma macht wirklich geniale Öle.
Hast du noch ein paar Gnocchi für mich übrig?
Da das mein erstes ist, kann ich nichts dazu sagen. Es ist “bio”, nicht künstlich aromatisiert und die Firma genießt scheinbar einen guten Ruf. Das muss reichen. 😉
Und Gnocchi? Jederzeit gern!
[…] davon ca. 1 cm lange Stücke ab. Herr. H. rollte die Stücke zu Kugeln und ich ließ sie wie hier beschrieben über die Gabel wandern. Die fertigen Gnocchi garte ich später in reichlich leicht […]
[…] stehen, auch wenn das von Zeit zu Zeit durchaus seinen Reiz hatte. Und zum Glück hatten wir vom Sylvesteressen noch reichlich Taleggio übrig. Es gibt wenig, das mich so sehr aufzuheitern vermag wie Dinge, die […]