Schöne Bäuche genießen heutzutage ein viel zu geringes Ansehen. Ein jeder hält Diät, trainiert, was das Zeug hält und was kommt dabei raus? Ein Sixpack so hart wie ein stramm aufgepumpter Fußball, das man weder das Bedürfnis hat zu streicheln, geschweige denn gemütlich seinen Kopf darauf zu betten. Schlimm ist das. Das sind doch keine Bäuche. Ich plädiere hier keinesfalls für ungebremsten Körpergewichtsanwuchs, mitnichten, aber ein Bauch, weich, ein wenig wogend und einladend ist doch wohl nicht zu viel verlangt. Der einzige Bauch, der meiner Meinung nicht hart genug sein kann, ist der Schweinebauch, präziser formuliert seine Schwarte. Meiner erster Versuch in diese Richtung war schon nicht schlecht, hinterließ aber das Gefühl, dass da noch Luft nach oben sei und nachdem Petra und die Küchenschabe vorgelegt hatten, gab es für mich kein Halten mehr.
Für den knusprigen Schweinebauch:
- 20 Thymianzweige
- 12 große Knoblauchzehen, ungeschält, mit einer Messerklinge leicht zerdrückt
- 4 Stängel Zitronengras, mit einer Teigrolle leicht zerstoßen
- 10 cm Ingwer, ungeschält in 1 cm dicke Scheiben geschnitten (100 g)
- 1,5 kg Schweinebauch mit Knochen und Schwarte
- 1 Zitrone, halbiert
- 60 g grobes Meersalz
- 500 g trockener Weißwein
- 400 g Wasser
Vielleicht hätte ich vor dem Bauchkauf das Rezept gründlicher studieren sollen. Als die freundliche Verkäuferin fragte, ob sie die Knochen entfernen und Schwarte einschneiden solle, bejahte ich, abgelenkt von meiner Nichte. Mein Schweinebauch wog zudem nur knapp 1 kg. Ich reduzierte die Würzzutaten entsprechend und probierte es trotzdem. Ich gab alle Würzzutaten in eine Form, die dem Schweinebauch größenmäßig am besten entsprach, rieb die Schwarte mit der halben Zitrone ein und drückte dabei etwas Saft aus. Nach 10 Minuten Trockenzeit bestreute ich die Schwarte mit der Hälfte des Salzes und schob die Form in den auf 240°C vorgeheizten Backofen. Nach ca. 45 Minuten nahm ich ihn wieder hinaus, streifte das grau gewordenen Salz auf Alufolie ab und bestreute die Schwarte mit dem restlichen Salz. Zurück in den Ofen. Eine halbe Stunde später war die Scharte schon recht hart. Ich nahm die Form wieder heraus, reduzierte die Temperatur auf 190°C und goss Wein und Wasser an. Wieder zurück in den Ofen . 45 Minuten später reduzierte ich dem Temperatur auf 120°C und ließ den Braten weitere 30 Minuten garen. Nun durfte er in der heißen Flüssigkeit bis zum Servieren ruhen.
Für den Butternutkürbis:
- 1/2 großer Butternutkürbis, geschält, entkernt, in 2 cm große Stücke geschnitten (ca. 750 g)
- 1 EL Olivenöl
- 15 g Butter
- 1 TL Reisessig
- 1,5 EL weißes Miso
- grobes Meersalz, schwarzer Pfeffer
Ich heizte den Backofen wieder auf 220°C hoch, vermischte die Kürbiswürfel mit Olivenöl und wenig Salz und gab sie auf dem mit Backpapier belegten Blech für 30 Minuten in den Backofen. Laut Rezept sollen sie nun mit den restlichen Zutaten vermengt und mit dem Kartoffelstampfer zu eher grobem Püree verarbeitet werden. Unser Kartoffelstampfer ist leider schon vor geraumer Zeit ausgezogen, zudem bevorzuge ich cremiges Püree. Also gab ich alles in eine Schüssel, pürierte es fein und stellte die Schüssel warm.
Für die Apfel-Walnuss-Salsa:
- 1/2 Granny-Smith-Apfel, ungeschält, geviertelt, entkernt, in winzige Würfel geschnitten (ich: 1 ganzer)
- 35 g Walnusskerne, geröstet und grob gehackt
- 25 g eingelegte schwarze Walnüsse, klein gewürfelt
- 1 TL Reisessig
- 1 EL Yuzu- oder Limettensaft
- 1 TL Mirin
- 5 g Estragon, fein gehackt
- 1,5 EL Olivenöl
Auf die Salsa war ich, neben dem Bauch natürlich, am neugierigsten. Schwarze Walnüsse hatte ich bis dahin noch nie gekostet, wohl aber schon häufiger über ihren sehr besonderen Geschmack gelesen. Zum Glück konnte ich im Feinkostgeschäft ein Glas erstehen. Der Preis ließ auf einen trüffelähnliches Geschmackserlebnis schließen. Ich vermengte die Apfelwürfel mit dem Limettensaft, rührte anschließend die restlichen Zutaten unter und probierte ein Löffelchen. Umwerfend köstlich, frisch und irgendwie speziell! Auch Herr H. war schwer angetan. Wir richteten Kürbis, Schweinebauchscheiben und Salsa auf vorgewärmten Tellern an und ich konnte es kaum erwarten, endlich zu essen.
Fazit: Und nach dem ersten Stückchen Bauch konnte ich nur auf das Loblied der Vorkosterinnen einstimmen. Die Schwarte war nicht nur knusprig, sondern eher krachend und dabei herrlich zart-schmelzend. Ein absoluter Hochgenuss. Das leichte, fruchtige Kürbispüree mit dezenter Misonote und die frische Salsa ergänzten ihn vortrefflich. Eine “Sättigungbeilage” vermissten wir beide in keinster Weise. Und zu meiner Schade muss ich gestehen, dass wir den ganzen Bauch tatsächlich in einem Rutsch vertilgten. Asche über unser Haupt, aber es war einfach zu gut!
Aus: NOPI Yotam Ottolenghi, Ramael Scully
Schwärteln, das möchte ich auch noch perfektionieren- dein Rezept gibt eine gute Vorlage.
Viel Erfolg! 🙂
Ich dummes Huhn habe mich von der Metzgerei”fach”verkäuferin belatschern lassen und ein weniger durchwachsenes Schweineteil mit Schwarte genommen. Die Schwarte war – wie auch bei Euch – buchstäblich der Kracher, der Rest… schwamm drüber. Euer Loblied bestärkt mich aber, es bei Gelegenheit nochmal zu versuchen.
Jaja, die Fachverkäufer. Seufz. Aber eben, immerhin war die Schwarte gut und so alle paar Monate kann man gut einen Bauch haben, finde ich. 😉
Ich stehe ja auch auf fette Bäuche 🙂 Butterzart mit Kracherkruste.
Am Liebsten und an mir jedoch eher stramm und bretthart. 🙂
So bleibt für jede der “richtige” Bauch. 😉
Ich liebe Schweinebauch mit krachender Schwarte. Wenn Ihr nun zu dritt schwärmt, dann muss ich mich wohl mal darüber machen….
Das kann ich wirklich nur empfehlen! 🙂
Wozu hat “Mann” bzw. “Frau” denn Bauchgefühl? Die Japaner nennen es Hara, das Körperzentrum! Daher auch die Verbindung zu “Harakiri” (Selbstmord) Wer das Hara tötet, zerstört das Zentrum. Also genieße ich gerne einen asiatisch gelackten Schweinebauch mit Soja und Pflaume. mein Rezeptmitbringsel aus Japan, und pflege damit mein Hara.
Eben. Ohne Bauch geht gar nichts. 😉
Hach, der lobpreisende Chor wird immer größer 🙂
🙂 Wenn es doch auch soo gut ist…
Ein wunderbarer Bauch, den du da hast! Es ist eh dieses ganze Kochbuch wieder einmal ein Wahnsinn. Mit deinen Fotos finde ich das Rezept aber gleich noch verführerischer!
Danke, Susi. Ich schätze das Kochbuch auch sehr! 🙂
Was für eine tolle Kombination! Und ja, Bauch gibt es eigentlich viel zu selten, fällt mir gerade auf… Und die schwarzen Walnüsse – liebe ich 😀
Danke, Sandra. Ja, Bauch gibt es definitiv zu selten. Ist ja aber auch kein Leichtgewicht… 😉 Und ein paar schwarze Walnüsse habe ich zum Glück noch!
… striff .. das .. Salz ab?? STRIFF? Schöön! *lach*
Oups, falsche Annalogiebildung… Danke! 🙂
Mir gefiels! 😉
Dennoch peinlich… 😉
Hallo, ich verstehe nicht, soll die Schwarte nun eingeschnitten werden oder nicht ? Kann ich leider nicht herauslesen. Tolles Rezept.
Danke, Christel. Sie soll nicht eingeschnitten werden. Ich formuliere das bei Gelegenheit mal klarer!