Ich weiß, ich bin mit diesem Post ein wenig spät dran. Wieder einmal ist Herr H. schuld. Er hatte in der letzten Woche in der Gemüseabteilung eines neues Supermarktes ein Bund Mairübchen erspäht und sie spontan eingepackt, da er sie noch nie zuvor gekostet hatte. Da lagen sie also, die Rübchen, makellos weiß und knackig. Nachdem ich sie zwei Tage lang tapfer und leicht grummelnd ignoriert hatte, überwand ich mich und forschte nach Verwendungsmöglichkeiten. In alt bewährter Quelle* stieß ich auf diese herrliche (Vor-)Suppe. Herr H. hatte zwar vorgeschlagen, die Rübchen zu füllen, aber da wir 4 Stück hatten, ließen sich beide Vorhaben realisieren, was mich ausreichend versöhnte, um beginnen zu können.
Für die Mairübchen-Suppe mit Ingwer:
- 400 g Mairübchen, geschält, gewürfelt
- 1 kleine Zwiebel, gewürfelt
- 1/2 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 8 g frischer Ingwer, geschält, fein gerieben
- 1 EL Butter
- Salz
- ca. 200 g Gemüsefond (ich: Hühnerfond)
- je 100 g Sahne und Vollmilch
- Zucker
- Salz, weißer Pfeffer, gemörsert
- 1 – 2 EL Korianderöl
Ich erhitzte die Butter in einem weiten Topf, briet erst Zwiebeln, dann Knoblauch, Ingwer und Rübchen darin an, gab etwas Salz hinzu und goss den Fond hinzu. Nach dem Aufkochen durfte alles abgedeckt ca. 20 Minuten sanft köcheln. Dann gab ich Sahne und Milch hinzu, pürierte alles fein, gab die Suppe durch das feine Sieb und kochte sie erneut kurz auf. Herr H. schmeckte mit Salz, Zucker und wenig weißem Pfeffer ab und hob anerkennend die Augenbrauen, bevor er die Suppe warm stellte.
Für das Paprika-Coulis:
- 1/2 rote Paprika, fein gewürfelt
- Olivenöl zum Anbraten
- 1 EL Tomatenmark
- 100 g Gemüsefond (ich: Hühnerfond)
- Salz, schwarzer Pfeffer
- optional: kalte Butter zum Aufschäumen (ich: weg gelassen)
Herr H. hatte derweil Paprikawürfel und Tomatenmark in wenig Olivenöl 3 – 4 Minuten angebraten, mit Fond aufgegossen und alles abgedeckt 10 Minuten köcheln lassen. Er hatte mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt, püriert, durch das feine Sieb gestrichen und fragte nun, ob er das Coulis mit Kalter Butter aufschäumen solle. Da ich überlegt hatte, es auch als “Unterlage” für die gefüllten Rübchen zu verwenden, bat ich ihn, darauf zu verzichten. Also richtete er die Suppe in vorgewärmten Schalen an, tropfte Pollock-mäßig Coulis und Korianderöl darüber und verschwand zum Fotografieren.
Fazit: Wir aßen die Suppe direkt im Anschluss als Vorsuppe und ich war sowohl von Konsistenz, Farbe als auch Aroma höchst angetan. Die in der Schale der Rübe sehr kräftige Senfnote war in der Suppe eher im Hintergrund. Die leichte Süße von Paprika und Koriander rundeten den Geschmack perfekt ab. Auch Herr H. löffelte seine Schale mit großer Begeisterung leer. Zeit, sich um die Hauptspeise zu kümmern!
Ich hatte zuvor bereits die beiden mittelgroßen Rübchen mit eingekürztem Stielansatz ca. 8 Minuten in Salzwasser gekocht, sie nach dem Abkühlen gehäutet und den Deckel abgeschnitten. Herr H. hatte sie mit dem Kugelausstecher, den wir ansonsten eher selten benutzen, ausgehöhlt und das Ausgestochene mit zur Suppe gegeben. Nun mussten sie nur noch gefüllt und gebacken werden.
Für die Füllung:
- 25 g rotes Quinoa (oder Reis oder derlei), gegart
- ca. 60 g braune Champignons, fein gewürfelt
- 2 – 3 Zweige Thymian, Blättchen abgezupft, fein gehackt
- ca. 30 g Parmesan, gerieben
- wenig Salz und Pfeffer
Ich briet die Champignons in wenig Öl, bis sie appetitlich gebräunt waren und kein Wasser mehr austrat. Dann gab ich das gegarte Quinoa, Thymian und die Hälfte des Parmesans hinzu und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Herr H. befüllte die Rübchen damit und streute den restlichen Parmesan darüber. Im auf 200°C vorgeheizten Backofen duften sie nun ca. 20 Minuten backen. Nach 10 Minuten legte ich die Deckel hinzu und schaltete den Grill ein, damit der Parmesan leicht bräunte. Herr H. richtete die gefüllten Rübchen auf vorgewärmten Teller auf Paprika-Coulis an, dekorierte mit einem Rest Füllung und fotografierte.
Fazit: Auch die gefüllten Rübchen gefielen mir außerordentlich gut und das soll schon etwas heißen, da ich in der Regel kein Fan von gefülltem Gemüse bin. Die Rübchen waren perfekt gegart, hatten noch einen Hauch Biss und ein etwas intensiveres Aroma im Vergleich zur Suppe. Die Kräftige, leicht knusprige Füllung passte bestens und das Paprika-Coulis rundete alles wunderbar ab. Zudem lassen sich die gefüllten Rübchen gut vorbereiten, das prädestiniert sie geradezu für einen Auftritt im einem größeren Menü. Herrn H. bat ich abschließend, doch häufiger “ungebetene” Gäste mitzubringen.
*happinez Kochen – Sinnlich kochen, gutes Essen für Körper und Seele Heinrich Bauer Zeitschriftenverlag KG
Gefüllte Rübchen inspiriert von hier.
dass die Rübchen so schön weiß bleiben…
lg
Nicht wahr? Das fand ich auch klasse. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Liebe Eva,
alles an Deinem Sonntags-Menue ist wie immer anbetungswürdig: Rezeptur, abgestimmte Zutaten, Darbietung in Wort und Bild. Unsereins kredenzt Serviettenknödel mit karamellisierten Mairübchen in Mairübchen-Blattgrün-Sauce – Alltagsküche und Delikatesse zugleich.
Dank für kulinarische Anregungen und die Freude an der Lektüre Deines Blogs,
Sandkorn
Vielen lieben Dank für das Kompliment, Sandkorn! Blattgrün-Sauce ist notiert. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Hier spricht mal wieder der Suppenkasper ? , der sich über ein tolles, besonderes Rezept freut, es gleich abspeichern und unbedingt ausprobieren muss!
Liebe Grüße Maren
Ich hatte insgeheim beim Schreiben an dich gedacht. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Das sieht sehr fein aus! Bisher war ich bei den Rüben der Mairübchen immer einfallslos, und hatte es mehr auf das Kraut abgesehen. Rübstiel ist halt mein alllerallerallerliebstes Lieblingsessen! Aber mit so tollen Rezepten im Hinterkopf werden die Rübe und ich ja vielleicht doch noch beste Freunde!
Danke, Stefanie. Ich wusste gar nicht, dass Rübstiel das Blattgrün von Mairübchen ist, wieder was gelernt. 🙂
Es gibt Sorten, bei denen die Rüben relativ klein gezüchtet wurden und dafür auf großem Blattertrag aber grundsätzlich bilden auch diese mit der Zeit Rübchen aus. Und wenn es mal nicht mit dem Rübstiel-Kauf klappt (z.B. weil man fern des Rheinlands ist), ist Mairrüben-Grün genau das richtige Mittel, um den Rübstil-Hunger zu stillen
Man lernt nie aus. Dann wird Herr H. das nächste Grün wohl nicht im Laden lassen. 😉
Mairübchen lachen mich immer in meinem türkischen Geschäft sehr an und ich weiß nie so richtig, was ich damit anstellen könnte. Danke für die Inspiration. Bei unserem Regenwetter wäre so ein Süpchen genau das, was ich mir heute wünsche.
So ging es mir bisher auch, deshalb habe ich sie nie gekauft. Aber Herr H. hatte sie halt einfach “angeschleppt”… 😉
Letztes Wochenende habe ich erstaunt festgestellt, dass die Biokiste auch Ende Juni noch Mairübchen im Angebot hat. Ich sollte wohl mal bestellen ….
Solltest du. Besonders die gefüllten Rübchen waren ein Hochgenuss!
die Rübchen sind bei mir immer nur in der Suppe gelandet, so als Nebenbei.- offensichtlich meistern sie auch eine Hauptrolle bravourös!
Das tun sie. Danke, Christine! 🙂