So ganz hochoffiziell ist es natürlich noch gar nicht Winter, auch die Temperaturen sind hier im Norden eher noch herbstlich. Aber das tut dem Genuss einer würzigen Schale überhaupt keine Abbruch. Und zwischen all den Plätzchen, Stollen und Marzipan-Kreationen macht sich ein leichtes und doch sättigendes und wärmendes Abendessen bestens. Hier im Hause H. ist die erste Portion Elisenlebkuchen bereits vernichtet. Eine weitere werde ich noch backen, soweit das weihnachtliche Zugeständnis. Anlass zum Testen dieses Rezepts waren übrigens die hübsch anzusehenden “Flower Sprouts”, die uns beim wochenendlichen Einkauf anlachten. Eine Kreuzung aus Rosen- und Grünkohl. Ich war sehr gespannt auf ihren Geschmack.
Für den karamellisierten Tofu (sollte mindestens 1 Stunde marinieren):
- 25 g brauner Zucker
- 75 g Wasser
- 1 EL Sojasauce
- 1 EL süße Chilisauce
- Saft und Schale 1/2 Limette
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
- 200 g Tofu, in 1 cm große Würfel geschnitten
- einige Tropfen Sesamöl
- 1 EL Szechuanpfeffer, grob gemörsert
Ich schmolz den Zucker trocken, goß dann das Wasser hinzu und ließ es 5 Minuten köcheln. Dann gab ich Soja- und Chilisauce hinzu und ließ es weitere 5 Minuten köcheln. In der Zeit würfelte ich den Tofu. Ich goß die heiße Flüssigkeit in eine Schüssel, fügte die restlichen Zutaten bis auf den Szechuanpfeffer hinzu, rührte sie unter und badete die Tofuwürfel darin. Abgedeckt durfte er nun ca. 2 Stunden ziehen. Danach erhitze ich etwas Erdnussöl in der Wokpfanne, ließ den Szechuanpfeffer ca. 30 Sekunden darin braten und entfernte ihn. So überträgt sich das herrliche Aroma, ohne dass die harten Körner später in der Speise stören. Im aromatisierten Öl briet ich dann die Tofuwürfel goldbraun. Ich probierte einen Würfel und nickte zufrieden. Er war knusprig und herrlich würzig, so sollte es sein. Ich stellte die fertig gebratenen Würfel warm und kümmerte mich um die übrigen Zutaten.
Für die gerösteten Kohlsprossen mit Ingwer, Glasnudeln und Erdnüssen:
- 200 g Kohlsprossen (Rosenkohl oder wie hier “Flower Sprouts”)
- Erdnussöl
- ca. 25 g frischer Ingwer, fein gehackt
- 1 kleine rote Chili, entkernt, fein gehackt
- 1 kl. Frühlingszwiebel, in Ringe geschnitten
- 1/2 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1/2 Limette, Saft und Schale
- 75 g dünne Glasnudeln, nach Packungsanleitung gegart
- frischer Koriander nach Belieben
- 1 TL Ahornsirup
- 1 EL japanische Sojasauce
- 1,5 EL Fischsauce
- Erdnüsse, geröstet und gesalzen, nach Belieben
Nachdem ich die Sprossen blanchiert und gut abgetropft hatte, briet ich sie im heißen Erdnussöl ca. 5-6 Minuten unter Rühren an. Sie dürfen gern etwas Farbe annehmen. Ich gab Ingwer, Knoblauch und Chili hinzu und briet sie ein paar Minuten mit. Dann gab ich die restlichen Zutaten bis auf die Glasnudeln hinzu und schmeckte alles ab. Herr H. richtete die Sprossen mit den Glasnudeln in vorgewärmten Schalen an, streute Tofu und Erdnüsse darüber und merkte an, dass es zumindest schon einmal gut rieche und aussehe. Und vegan ist, fügte ich in Gedanken hinzu, aber das musste ihm ja nicht unbedingt schon vor dem Essen bewusst werden.
Fazit: Ein Schale Glück, anders kann ich es nicht beschreiben. Herrlich würzig, ein schönes Zusammenspiel unterschiedlicher Texturen und genau das richtige nach einem tristen, grauen Dezembertag. Die Flower Sprouts kann ich gar nicht so richtig beschreiben, eher mild, aber durchaus schmackhaft. Auch Herr H. lehnte sich nach dem Essen zufrieden zurück. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich sah ihn verwundert an. Die Mischung mache es, sagte er und wenn es zwischendurch immer mal wieder so etwas wie seinen heiß geliebten Steckrübeneintopf gäbe, sei auch so ein Schälchen hin und wieder gar nicht übel.
Frei nach: W Die Jahreszeiten Kochschule Winter Richard Rauch, Katharina Seiser
Karamellisierter Tofu aus: Gewürze Tanja Grandits
Dürfte ich erfahren, wieviel man bei euch für die Flower Sprouts hinlegen muss? Hier sind sie unverschämt teuer, d.h. 200 Gramm Minikohl kosten etwa 5 Euro. 🙁
Oh, das ist happig. Ich bekam sie (die 200 g) hier für 1,79 € – und das ist immer noch ein stolzer Kilopreis…
Das sieht fantastisch aus. Wenn das Reh nicht wieder in den schwiegerelterlichen Garten einfällt, besteht Hoffnung, dass wir noch ein paar Kohlröschen aus eigener Ernte essen können. Ich speichere das Rezept auf jeden Fall dafür (und notfalls muss ich welche kaufen). Der Tofu dazu klingt auf jeden Fall super lecker!
Danke, Stefanie. Aus eigener Ernte schmecken sie sicher noch einmal doppelt so gut- Ich drücke die Daumen und esse im Zweifelsfall das Reh. 😉
Irgendetwas in mir wehrt sich immer noch, das Wort Bowl zu verwenden. Solche schönen Gerichte wie deine drängen diesen Widerstand aber deutlich ins Eck.
Danke, Susi. Hm, ich habe mit dem Wort irgendwie keine unangenehmen Assoziationen. Ist mir da was entgangen?
Das gab es bei uns neulich auch – klassisch mit Rosenkohl und leider ohne den karamellisierten Tofu. Der hat dem Ganzen bestimmt gut getan.
Ja, den Eindruck hatte ich auch, also, dass es ohne Tofu vielleicht ein wenig karg daher kommt. 😉