Als ich vor über 17 Jahren mit dem Laufen begann, war mir noch nicht bewusst, wie sich mein Leben dadurch verändern und bereichern würde. Meine Hauptmotivation war damals, dass meine Mutter damit begonnen hatte und schon nach wenigen Wochen stolz behauptete, es sei überhaupt kein Problem 45 Minuten am Stück locker zu laufen. Das wurmte mich dermaßen, dass ich Herrn H. während eines Schweden-Urlaubs drängte, es doch auch einmal mit dem Laufen zu versuchen. So schwer könne das doch nicht sein, schließlich seien wir erheblich jünger. Nun ja. Beim ersten Versuch schafften wir es gerade mal 8 Minuten am Stück in den Wald hinein. Kurze Gehpause und unter Qualen zurück. Und dennoch hatte es uns gepackt. Am Ende des Urlaubs verpassten wir sogar knapp die Fähre, weil wir unbedingt noch einmal laufen wollten. Inzwischen muss ich, wenn das Wetter nicht allzu arg (nass, kalt, heiß) ist, morgens nicht einmal mehr darüber nachdenken. Ich schlüpfe einfach in die jeweiligen Klamotten und los geht es. Und so ist es irgenwie mit allem, was man regelmäßig tut. Uns war in letzter Zeit aus unerfindlichen Gründen die Lust am Backen abhanden gekommen. Brot und Brötchen fertige ich natürlich heinzelmännchenartig stets an. Aber Süßes? Es ist also Zeit, endlich wieder einmal den Rührbesen zu schwingen und was eignet sich dazu besser als eine köstliche Tarte?
Für den Mandel-Mürbeteig (2 Tartes à 16 cm):
- 45 g kalte Butter, gewürfelt
- 1 Pr. Salz
- 35 g Puderzucker
- 12,5 g Mandelmehl
- ca. 13 g Vollei
- 90 g Weizenmehl 405er
- etwas weiße Kuvertüre zum Ausstreichen, geschmolzen
Ich gab Mehl, Mandeln, Puderzucker, Salz und Butter in eine Schüssel und vermengte alles, bis eine krümelige Mischung entstanden war. Kalte Hände sind hierbei von Vorteil. Dann gab ich das Ei hinzu, ballte den Teig zusammen und drückte ihn zwischen Folie platt. Nachdem er 2 Stunden kalt geruht hatte, rollte ich ihn 3 – 4 mm dünn zwischen Folie aus, passte ihn in die gebutterten Ringe ein, stippte die Böden mit der Gabel und fror sie für 30 Minuten. Anschließend buk ich sie ca. 20 Minuten bei 170°, bis sie appetitlich goldbraun waren. Die fertigen Tartes bestrich ich von innen mit weißer Kuvertüre und stellte sie bis zum Befüllen kalt. Von der Ganache stellten wir nur die halbe Menge für eine Tarte her, wer gleich beide füllen möchte, verdoppelt die unten angegebenen Zutaten einfach.
Für die Ganache mit weißer Kuvertüre und Erdnussbutter und das Finish (für eine 16 cm Tarte):
- 150 g Crème double
- 1 g Gelatine, in kaltem Wasser eingeweicht
- 10 g Eigelb
- 15 g Zucker
- 13 g Orangensaft
- 50 g weiße Kuvertüre, fein gehackt, im Wasserbad geschmolzen
- 50 g feine Erdnussbutter, ggf. ebenfalls im Wasserbad verflüssigt
- ca. 10 g dunkele Kuvertüre, feinst gerieben oder gehackt, zum Bestreuen
- in der Saison eine Handvoll Himbeeren zum Dekorieren (ich: ca. 3 EL Holunderbeergelee)
Als erstes schlug Herr H. 100 g der Crème double auf und stellte sie kalt. Die restliche Crème kochte er kurz auf, rührte die gut ausgedrückte Gelatine ein und gab sie zur geschmolzenen Kuvertüre. Er rührte, bis sich alles zu einer glänzenden Ganache verbunden hatte. Nun gab er die Erdnussbutter hinzu und rührte sie ein. Ich hatte derweil Eigelb, Zucker und Orangensaft über dem Wasserbad aufgeschlagen, bis die Sabayon eine Temperatur von 65°C erreicht hatte. Dann ließ ich sie unter Rühren noch etwas abkühlen, bevor ich sie unter die Ganache hob. Als letztes hob ich die aufgeschlagene Crème double unter und stellte die fertige Ganache noch für ca. 10 – 15 Minuten in den Kühlschrank, damit sie etwas anziehen konnte. Als es soweit war, gab ich sie in einen Spritzbeutel mit 12 er (besser 15 er) Lochtülle und setzte dicke Tupfen auf den vorbereiteten Tarte-Boden. Herr H. stäubte etwas geriebene Kuvertüre darüber und setzte mit einem weiteren, mit Gelee gefülltem Spritzbeutel (4 er Tülle) kleine Tropfen zwischen die Tupfen. Wenn es frische Himbeeren gibt, ist die Zubereitung noch einfacher. Dann setzt man einfach einige Himbeeren zwischen die Tupfen. Zu TK-Ware würde ich nicht raten, da die Früchte nach dem Einfrieren zu stark wässern.
Fazit: Nachdem ich zum ersten Mal sämtliche Bilderherstellung und – bearbeitung in eigener Regie bewerkstelligt hatte, setzte ich mich mit einer Tasse Kaffee und dem Fotostück in die Küche und kostete den ersten Bissen. Der Mürbeteig ist dank des Bestreichens auch nach nächtlicher Lagerung noch herrlich knusprig, die Ganache sehr cremig und erst nach einem Moment wird die Erdnussnote wahrnehmbar. Das wahre Highlight war für mich jedoch das herbe Holunderbeergelee dazu. Ich weiß nicht, ob mir die Tarte nur mit Himbeeren genauso gut schmecken würde. Das gilt es später im Jahr zu überprüfen. Es wird hier auf jeden Fall in nächster Zeit wieder mehr Gebäck zu sehen sein. Heute trudelte das brandneue, noch nicht einmal übersetzte Backbuch ein. Ich bin sehr gespannt, wie es sich machen wird.
Frei nach: Bake off – Crème de la Crème – A Masterclass in Patisserie for the home cook Martin Chiffers & Emma Marsden
Hübsch betupft, und ich werde mich eventuell mal an dem Mandel-Mürbeteig versuchen. Da bin ich schon länger dran, bis jetzt noch nicht mit zufriedenstellenden Ergebnissen.
Danke, Christine. Das war sie und der Mürbeteig funktioniert!
Mit dieser Tarte bin ich natürlich mehr als zufrieden. Du kennst ja vielleicht meine Erdnussliebe ?. Warum backe ich eigentlich nicht mehr damit?? ?
Besonders schön finde ich die Kombi mit dem Holunder. Mal was anderes!
Ich komme auch gerade aus meiner Backstube. Habe mal ein bisschen mit Gewürz gespielt ?.
Liebe Grüße Maren,
die Anti-Sportlerin ?
Natürlich kenne ich sie, Maren. Freut mich, dass ich neben Herrn H.s Arbeitskollegen deinen Geschmack gut treffen konnte. Ich komme auch gerade aus der Küche. Es gibt zwar noch kein Abendbrot, aber schon wieder eine neue Torte. 🙂 Bin gespannt auf deine Gewürz-Ergebnisse!
Liebe Grüße,
Eva
Ich merke schon, eure Lust am Backen ist wieder entfacht ?.
Definitiv! 🙂
Weisse Kuvertüre, Erdnussbutter und Holunder? Klingt gewagt (und ist gespeichert! 🙂
War ein großer Erfolg. Habe Herrn H.s Kollegen selten so begeistert gehört. 🙂
So weit kommt’s noch, dass dir die Lust am Backen vergeht 😉 Schön, dass du wieder auf dem Weg bist, liebe Eva!
Danke, Marco. Ja, manchmal verliere ich nicht nur am Backen die Lust. Aber das kenne ich inzwischen schon und es sieht ganz so aus, als hätte ich nun neuen Schwung bekommen. 🙂
Das Laufen und ich führen eher eine On-Off-Beziehung (was derzeit vor allem daran liegt, dass man hier immer mindestens eine Strecke steil bergauf muss. Eigentlich kein Ding – WENN man einigermaßen “drin” ist. Wenn. Zum Glück wird das ab März beim Kerl im Alpenländle (!) wieder besser…!)… ähnlich wie das süße Backen. Überhaupt pflege ich eher Phasen… die Torten-Phase, die Brot-Phase, die Weiter-weiter-weiter-Phase… bis der nächste Trigger kommt – zum Beispiel in Form Deiner Tarte… herrlich geworden – von A bis Z!
Lasst’s Euch gut gehen!
Danke, schön! Das mit dem Berg ist natürlich so eine Sache. Wobei mich das, wenn ich im Urlaub mal auf welche traf, auch nicht abgehalten hat. Wobei, wenn man sie immer hat…
Und Phasen? Ja, vielleicht ist es auch bei mir eher so. Die nächste Back-Obsessions-Phase hat hier definitiv begonnen. Wer soll das bloß alles essen? 😉
Du läufst echt jeden Tag? ? Wacker! ?
Meins war das noch nie und wirds auch nicht mehr werden. Aber deine Tarte, die wäre sicher meine. ?
Naja, nicht jeden. Aber 5 Mal pro Woche schnüre ich schon die Schuhe, sonst fehlt mir was. So hat jede ihren “Knall”. Und die Tarte ist ein Kinderspiel!