Nach dem vorherrschenden Rot des letztes Beitrags stehen nun endlich alle Zeichen auf Grün! Ich erblickte bereits zu Beginn letzter Woche verwundert, dass unsere Zierkirschen im Park schon in voller Blüte stehen und das bereits Ende Februar, Anfang März. Ein absoluter Rekord. Als wir vor 12 Jahren hier einzogen, zeigten sich die ersten Blüten erst Anfang April, zaghaft. Damals fror auch die Alster, unser großer Stadtteich, gelegentlich zu, so dass man trockenen Fußes auf die andere Seite spazieren konnte. Über den Verlust von Schnee und Eis will ich mich nicht beklagen, keineswegs. Doch es scheint mir, als hätten sich bereits Veränderungen größeren Ausmaßes vollzogen. Ich will mir nicht anmaßen, diese Veränderungen zu beurteilen. Ich nehme sie allenfalls zur Kenntnis und bin gespannt, wie es weitergehen wird. Denn weiter geht es immer. Soviel steht fest. Um uns die Wartezeit auf den ersten Spargel zu verkürzen, Herr H. scharrt immer ungeduldiger mit den Füßen, Spargel ist sein absolutes Lieblings-Gemüse, und einen zaghaften Schwenk gen Frühling einzuleiten, kochten wir am Wochenende dieses frische, grüne Süppchen. Eine kleine Herausforderung für mich, da ich Kerbelkraut nach dem ersten Kosten vor einiger Zeit eher abgeneigt war. Aber wie oft wurde ich eines Besseren belehrt.
Für die Kerbelsuppe mit Radieschen:
- 75 g Schalotten, fein gehackt
- 100 g Petersilienwurzel, fein gewürfelt
- 100 g Kartoffeln, fein gewürfelt
- 25 g Butter
- Salz, schwarzer Pfeffer, Muskat
- 50 g Weißwein
- 600 g Gemüsefond
- 50 g frischer Kerbel, grob gehackt
- 6 Radieschen, in hauchdünne Scheiben gehobelt
- Saft und Schale einer 1/4 Zitrone
- 100 g Sahne
- Croutons, Kerbel und Nordseekrabben nach Belieben
Herr H. hatte beim Einkauf an alles gedacht, an fast alles, genau genommen. Nur den Gemüsefond, ein entscheidendes Detail, hatte er vergessen. Während er verzweifelt nach alternativen Rezepten stöberte, setzte ich einen schnellen Gemüsefond aus allerlei Gemüseresten auf und präsentierte ihm nach nur einer halben Stunde das wohlriechende Ergebnis. Beschwingt schwitzte er die Schalottenwürfel in Butter glasig, gab Petersilienwurzel und Kartoffeln hinzu und ließ sie einige Minuten mitdünsten. Ich schmeckte mit Salz, Pfeffer und Muskat ab, goss den Weißwein an und ließ ihn einreduzieren. Dann gab ich den Gemüsefond dazu und ließ alles abgedeckt 20 Minuten köcheln.
Herr H. wusch und verlas den Kerbel und stellte die restlichen Zutaten bereit. Ich gab Sahne, Zitronensaft und -abrieb zur Suppe und ließ sie noch einmal aufkochen. Dann zog ich den Topf vom Herd, gab Suppe und Kerbel in den Standmixer und pürierte alles ca. 1 Minute. Die fertige Suppe präsentierte sich zwar nicht so herrlich schaumig wie auf dem Bild im Buch, war dafür jedoch von leuchtend grüner Farbe. Ich verteilte sie in vorgewärmten Tellern, streute Radieschenscheiben und Krabben darüber und drückte Herrn H. einen Teller in die Hand.
Fazit: Erstaunlich schnell tauchte er mit dem Teller wieder am Esstisch auf. Ich probierte den ersten Löffel eher zögerlich, wurde jedoch vom frischen, cremigen und intensiv kräuterigen Geschmack überrascht und in kürzester Zeit saßen wir beide zufrieden vor leeren Tellern. Was für ein herrliches Süppchen, waren wir uns einig. Es empfiehlt sich allerdings, die Suppe nicht als Vollmahlzeit zu verzehren. Wir hatten zum Glück noch frisches Baguette mit Olivenöl und gehaltvollem Salat. Im Rahmen eines Frühlingsmenüs würde sich die Kerbelsuppe allerdings ganz vorzüglich machen, soviel ist sicher.
Aus: Der Speisemeister – Frank Oehler (ein, wie ich finde, auf den ersten Blick etwas unscheinbares Buch, das bei genauerem Hinsehen jedoch so einige Schätze zu bieten hat)
herrlich, jetzt lassen wir den Frühling kommen!
Danke, Sabine. Ja, es ist in diesen Zeiten sehr hilfreich, dass zumindest die Sonne scheint. 🙂
Sehr schön! Ich dachte schon, da wird mir Erbsensuppe serviert, aber mitnichten, da kommt der Frühling im Teller daher.
Danke, Susi! Eine Suppe aus frischen Ersen ist auch etwas Feines. 🙂