Man muss schon merkwürdig gestrickt sein, wenn man sich für Toastbrot begeistert, obwohl man überhaupt keinen Toaster besitzt. So ging es mir kürzlich, als ich das reine Roggentoastbrot bei Lutz erspähte. Ein recht fluffiges Toastbrot aus Roggenmehl mit einem recht hohem Anteil an Eiweiß, für mich wichtig, da bei der Süßbäckerei oft Eiweißreste anfallen. Es dauerte nur wenige Tage, dann machte ich mich daran. Das Roggentoast enthält neben dem Roggensauerteig noch ein Mehlkochstück und eine Hefe-Salz-Lösung. Ganz schon umständlich, aber ich hielt mich akribisch an die Vorgaben und wurde mit einem schönen Toastbrot belohnt.
Aber wie es immer so ist, so richtig zufrieden war ich mit dem Toast nicht. Die Krume war doch etwas fest und für ein Toastbrot einfach zu kompakt und elastisch. Also startete ich einen zweiten Versuch, der nicht nur Roggen-, sondern auch Weizenvollkorn enthielt und sich ansonsten eng ans Vorbild hielt. Schon besser. Aber immer noch zu fest und nicht luftig genug. Andere Brote schoben sich in die Testreihe und fast hätte ich es vergessen, wäre da nicht der geplante und vom Winde verwehte Urlaub gewesen. Die Sauerteige wollten noch einmal angefrischt werden und Eiweiß war in rauhen Mengen vorhanden. Also machte ich einen letzten Versuch.
Für den Sauerteig:
- 200 g Roggenvollkornmehl
- 200 g Wasser
- 50 g Roggensauer
Ich verrührte alle Zutaten abends zu einem homogenen Brei und ließ sie 18 Stunden abgedeckt bei Raumtemperatur reifen. Dann nahm ich von der Masse 50 g als neuen Starter ab und bereitete den Hauptteig.
Für den Hauptteig:
- Sauerteig (minus 5o g)
- 200 g Weizenvollkornmehl
- 200 g Weizenmehl 812er
- 70 g Roggenvollkornmehl
- 15 g Zucker
- 100 g Milch
- 110 g Eiweiß
- 59 g Wasser
- 30 g Haselnussöl
- 11 g Salz
- 8 g Hefe
Ich gab alle Zutaten für den Hauptteig in eine große Schüssel und vermengte sie mit einem Löffel grob. Dann kippte ich den Teig auf die Arbeitsfläche und knetete ihn von Hand gut 5 Minuten. Dabei fluchte ich anfangs kräftig, weil er sehr klebrig war (Roggenmehl). Das gab sich zum Glück nach einigen Minuten. Den reinen Roggenteig hatte ich seinerzeit in der Maschine geknetet. Nach dem Kneten gab ich den Teig in eine verschließbare Schüssel und ließ ihn 3 Stunden bei Raumtemperatur (etwa 21°C) gehen. Zwischendurch dehnte und faltete ich ihn alle 60 Minuten. Nach 3 Stunden war er derartig aktiv, dass ich ihn in eine gebutterte Kastenform (Länge:30 cm, Breite 11 cm, Höhe: 8 cm) gab. Zuvor hatte ich die Luft auf bemehlter Arbeitsfläche so gut wie möglich hinausgedrückt. Nach einer guten Stunde war der Teig etwa 2 cm über den Rand der Form geklettert. Ich stellte die Form ins untere Drittel des auf 230°C vorgeheizten Backofens, gab reichlich Schwaden und buk das Brot 10 Minuten an. Dann reduzierte ich die Temperatur auf knapp 200°C und buk es in 40 Minuten fertig.
Fazit: Es wird Zeit, über die Anschaffung eines Toasters nachzudenken. Generell bevorzuge ich weiterhin frisch gebackene Brötchen zum Frühstück, aber dieses Toastbrot hat eine dermaßen fluffige und dennoch elastische Krume, eine leichte Süße und ein kräftiges Vollkorn-Sauerteig.Aroma, dass ich es mir durchaus als gleichwertigen Ersatz vorstellen könnte. Auch ungetoastet ein absoluter Hochgenuss! Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es das beste Brot ist, dass ich je gebacken habe! Herr H. hat keine Einwände hervorzubringen.
Kein Toaster….ich könnte nicht ohne.
Alles alte Brot kommt bei mir in den Toaster und erblüht dort unter der Hitze der Spiralen zu neuem, köstlichen Leben 😉
Brot ohne Toaster mag ich aber auch….deins schaut sehr gut aus!!
Danke, Sybille. Ich bin noch in der “Findungsphase” und bei mir dauert die meist ein Weile, da ich natürlich nicht irgendein Gerät, sondern das “ideale” suche… Herr H. verzweifelt manchmal an meiner Unentschlossenheit. 🙂
Ich mag erblühtes Brot auch lieber, deshalb esse ich mittags meist Müsli…
Oh das schaut wirklich total lecker aus! Ich vertrage Eier leider nicht so gut, daher versuche ich es beim Brotbacken zu vermeiden und nur für Kuchen & Co zu verwenden…
Das Brot werde ich aber bei Gelegenheit mal testen und das Eiweiß durch Wasser/Milch oder vielleicht Eiersatz ersetzen. Ich hatte bisher nur Toastbrot mit Hefe, aber das ist natürlich nach ein paar Tage nicht mehr so schön frisch, wie eins mit Sauerteig. Aber immerhin war es auch mit einem Anteil Vollkornmehl 🙂
Danke, Sandra. 🙂 Das ist schade. Denn ich glaube, dass die schöne Krume vor allem eiweißbedingt ist. Vielleicht verträgst du nur das Eigelb nicht? Was nimmst du denn als Eiersatz? Pfeilwurzstärke?
Es schmeckt auch heute, am zweiten Tag nach dem Backen, ungetoastet noch richtig gut!
So viele Versuche, Du hast ja eine Superausdauer. Und das Ergebnis sieht so gut aus, dass ich das gleich wenn ich heim komme (bin zur Zeit verreist) ausprobieren werde. Ich liebe am Morgen (unter anderem und nebenbei) Toastbrot mit gesalzener Butter und Triple Orange Marmelade.
Für die Ausdauer bin ich berüchtigt. 😉 Ich habe einfach festgestellt, dass die meisten Sachen geübt werden müssen und wenn man dann mit so einem Ergebnis belohnt wird, ist alle Mühe schlagartig vergessen.
Verreist, herrlich, wollten wir eigentlich auch sein… so machen wir dann erstmal Urlaub zu Hause. 🙂
Machst du die Triple Orange selbst? Ist sie bitter? Wir haben gerade den letzten Klecks Pomeranzenmarmelade vertilgt, nicht mit Salzbutter, aber mit Frischkäse drunter.
Nein, die mache ich nicht selber. Zur Zeit bin ich in London und werde mir sicher einige Vorräte mitbringen, wenn ich am Wochennde heimfliege.
Oh, herrlich. Die original englische schmeckt richtig gut. Obwohl die selbstgemachte Pomeranzenmarmelade sie tatsächlich noch getoppt hat, oder, hm, ich hatte schon lange keine englische mehr… Ist es wenigstens auch sonnig in London?
Da ist es wieder, das böse Wort: Sauerteig …
Irgendwann trau ich mich auch. 😉
Sauerteig ist gar nicht böse, in der Roggenvariante sogar absolut pflegeleicht 😉
Dein Brot sieht toll aus und schmeckt bestimmt auch super ungetoastet als Sandwich. Ich bewundere wirklich deine Ausdauer, 3 mal backen, drei mal warten, aber es hat sich gelohnt mal abgesehen von dem tollen Duft von frischen Brot in deiner Küche 😀 Hast du ein Tipp wo man Weizenmehl 812er bekommt? Finde immer nur 405, 510 & 1050
Danke Emma. 🙂 Das 812er habe ich bei der Adlermühle Bahlingen online bestellt. Im Laden gibt’s das selbst hier in Hamburg nicht. Die verschicken auf Rechnung bei Erstbestellung und die Versandkosten betragen keine 3€. Bin sehr zufrieden! (http://www.adler-muehle.de/bestellung/index.html)
So könnte mein Urlaub auch aussehen. Langwierige Rezepte testen ohne Ende. 😀
Aber ganz im Ernst, Brot backen steht bei mir ganz oben auf der Liste.
Meiner Erfahrung nach beginnt der Geschmack von Cremetorten am dritten Tag zu leiden.
Bei mir läuft es meist so ab: Tag 1 Böden, Tag 2 Crème, Tag 3 aus der Form holen, ausgarnieren und servieren, Tag 4 Reste aufessen oder einfrieren.^^
Liebe Grüße, Mari
Und gaaaanz viel radeln, heute schlapp 70 km in strahlendem Sonnenschein. Ausruhen und ab in die Küche. 🙂
Ich fürchte, dei Vergänglichkeit der Cremetorten hindert mich daran, sie zu backen. Eine (noch so kleine) ganze Torte schaffen wir einfach nicht an einem Tag… vielleicht zu einem besonderen Anlass, aber dann ist es wieder blöd, wenn man das Rezept noch nie vorher getestet hat, mal sehen.
Ja, das Toastbrot wäre auf jeden Fall was für dich. Du hast doch auch oft Eiweiß übrig, oder?
Liebe Grüße, Eva
Sieht so aus, als ob Du einen Toaster bräuchtest 🙂
Ich bin kein Toastbrotfan, wohl aber der rest der Familie. Vielleicht kann ich mich ja mit diesem Rezept umerziehen 🙂
Was ist mit Euerem Urlaub passiert? Vom Winde verweht?
So ähnlich, Balkonien ist auch ganz schön. 😉
Das Toast gefällt dir ganz bestimmt und Sauerteig hast du doch auch, oder? Toaster habe ich mir heute Morgen angesehen, es gibt tausende, bloß welchen soll ich nehmen? Er muss klein sein, soviel steht fest. Oder vielleicht doch eher ein Sandwichding? Was für einen hast du denn?
Wir haben einen Monstertoaster – so ein Ding mit langen Schlitzen, in das man 4 Scheiben Toast stecken kann, oder auch 2 längliche Scheiben anderes Brot. Für uns passt das – aber die Außenmaße sind auch auch nicht zu verachten 🙁
Nee, sowas kriege ich partout nicht untergebracht… 🙁 ich suche weiter!
Statt eines Toasters hätte ich lieber einen Kontaktgrill. Dein Brot als warmes Sandwich wäre absolut mein Ding. Bringst du mir welches mit, wenn wir uns treffen? 😉
Theoretisch gern, aber von diesem ist nur noch der Knust übrig und ich weiß noch nicht, was ich als nächstes backe…obwohl, Eiweiß wäre noch da. 🙂
Zum Thema Grill/Toaster habe ich noch keine rechte Meinung. Sowas dauert bei mir…
Super, danke für die Perfektionierung! Und da ich sowohl Toaster als auch Sandwichpresse und dazu auch oft noch Eiweiß habe, steht das ganz oben auf der Nachbackliste 🙂
Und die Buttermilchbrötchen? 😉
Das Toastbrot ist an denen vorbeigezogen 😉
😉 Viel Erfolg! Ich mache morgen auch noch eins.
Ferien-Toast! Fabelhaft sieht es aus – aber was ist mit Eurem wohlverdienten Urlaub passiert?
Danke Claudia! Der ist vom Winde verweht… vielleicht wird’s nächste Woche noch eine kurze Tour, derweil toben wir uns in der Küche (und um und zu Hamburg) aus. 😉
Schön, Dein Brot, Eva. Werde ich nachbacken. Mein Toaster musste Platz machen für einen Kontaktgrill. Damit kann man als Brotliebhaberin viel mehr anfangen – auch toasten 🙂
Die Sandwiches aus selbstgebackenem Brot sind schmackhaft und werden abwechslungsreich nach Kühlschrankinhalt gefüllt. Habe mir dann noch das empfehlenswerte Büchlein Panini Express von Leader/Chattman gekauft… super!
Hallo Ulla! Das mit dem kontaktgrill habe ich bereits in meine Anschaffungsüberlegungen einbezogen. Aber zur Zeit ist einfach zu wenig Platz in der Küche. Muss ich mich zunächst mit dem Backofen begnügen. 🙂
[…] Rezept findet ihr hier bei der Kochpoetin. Eva ist auch eine begeisterte Tortenbäckerin und verzückt ihre Leser (und […]