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(R)eiskalt erwischt

reissalat 1

Als ich letzte Woche an einem schwülwarmen Nachmittag suchend nach Inspiration für das Abendessen durchs Netz stöberte, lief mir auf einer ansonsten selten frequentierten Seite ein vietnamesischer Reisnudelsalat über den Weg. Da mein Appetit proportional zu steigenden Temperaturen abnimmt, war ich froh, dass mein Bauch sofort “auja!” jubelte. Die weitere Recherche ergab, dass ich mit meinen Gelüsten natürlich nicht allein da stand. Weitere Varianten (aber stets mit Rindfleisch) finden sich hier und hier. Mir hatte es jedoch der knusprige Tofu angetan. Knuspriger Tofu? Genau. Der ist mir zuvor allerdings noch nie begegnet, weder in der Pfanne gebraten, frittiert noch sonstwie. Das musste probiert werden.

Für den Tofu und die Marinade:

  • 1 TL dunkles Sesamöl
  • 1 TL japanische Sojasauce
  • 1 TL Reiswein
  • 1 TL Reisessig
  • 1 TL Knoblauch, feinst gewürfelt
  • 2 TL Ingwer, feinst gewürfelt
  • 1 TL Wasser
  • 1 TL Chilipaste
  • 250 g Naturtofu, in Küchenpapier gewickelt, beschwert 1 Stunde entwässert
  • 1 TL Maisstärke zum Bestäuben

tofu marienieren

Das Pressen des Tofu sorgt dafür, dass er zum einen die Marinade besser aufnimmt und zum anderen, dass er beim Backen knusprig wird. So hieß es jedenfalls. Nach dem Pressen rührte ich alle Zutaten zu einer Marinade zusammen, schnitt den Tofu in 2 x 2 cm große Stückchen und vermengte ihn gut mit der Marinade. Ich stellte die Schüssel abgedeckt für 2 Stunden kalt, besser wäre es sicher gewesen, diesen Schritt bereits am Vorabend erledigt zu haben. Sei es drum. Nach dem Marinieren bestäubte ich die Würfel mit Maisstärke und buk sie 45 Minuten bei 180°C. Umluft wäre sicher auch gut gewesen, aber das kann mein Herd nicht.

Für den Reisnudelsalat:

  • Reisnudeln nach Belieben (ich: 10 mm), nach Packungsanleitung gegart, gut kalt abgeschreckt und ausgebreitet gelagert
  • 1 Möhre, fein gestiftelt
  • 1/2 Gurke, geschält, entkernt, in feine Scheiben geschnitten
  • je 1 Handvoll Minze, Koriander, Thai-Basilikum
  • 50 g Erdnüsse natur, grob gehackt, geröstet
  • frittierte Schalottenringe nach Belieben (ich: weg gelassen, war zu warm zum Frittieren)

salat serie

Ich hatte unvorsichtigerweise darauf verzichtet, die Reisnudeln nach dem Abschrecken auf einem Tuch auszubreiten. Kurze Zeit später musste ich feststellen, dass sie sich in der Schüssel zu einem kompakten Ball zusammengerollt hatten. Ich spülte sie erneut unter kaltem Wasser ab und breitete sie aus. Das half. Wer keine Rezepte befolgen will, muss Umwege in Kauf nehmen. Herr H., der inzwischen heimgekehrt war, lobte meine feine Schneidearbeit und breitete sogleich die Sauce.

Für das Nuoc Cham:

  • 200 g Wasser
  • 30 g Zucker (mehr wäre durchaus denkbar)
  • 3 TL Limettensaft
  • 2-3 TL Fischsauce
  • Chili nach Belieben
  • evtl. etwas fein gehackter Knoblauch

sossenserie

Herr H. kochte Zucker und Wasser auf und ließ es köcheln, bis der Zucker sich gelöst hatte. Er gab die übrigen Zutaten in den Mörser und zerrieb sie zu einer feinen Paste, die er später in den abgekühlten Sirup einrührte. Ich probierte und war schwer angetan davon, dass auch so wenigen, simplen Zutaten eine so köstliche Sauce entstehen kann. Süß-sauer-scharf-salzig eben. Eigentlich ganz einfach. Ich verteilte Reisnudeln, Möhrenstifte und Gurkenscheiben auf die Schalen und garnierte mit Tofuwürfeln, gehackten Erdnüssen und Kräutern. Die Sauce wird bei diesem Gericht separat gereicht.
reissalat 3

Fazit: Umwerfend köstlich. Ich bin immer noch nicht darüber hinweg, dass etwas so einfaches so lecker sein kann. Genau das richtige Essen für einen lauschigen Sommerabend. Allein der Tofu war nicht knusprig, sondern eher ledrig. Aber das kann auch an meinem ohnehin recht festen Tofu und der fehlenden Umluft gelegen haben. Herr H. verlangte nach dem Essen jedenfalls die Aufnahme auf den festen “Speiseplan”, vielleicht beim nächsten Mal ohne Tofu.

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  1. zwar mal wieder nix für mich… aber dennoch ein schöner Salat der sehr appetitlich daherkommt.

    • Danke, Ninive. Mein nächstes Mahl wird dir wahrscheinlich besser munden. 😉

  2. Das liest sich in der Tat ziemlich grandios. Wir hatten gestern auch gebackenen Tofu, allerdings mit Erdnusssauce auf Pizza. Die Komponenten allesamt nicht schlecht (bzw. im Falle der Sauce sogar grandios – über den viel zu hefigen Jamie-Olive-Teig decken wir großzügig den Mantel des Schweigens) – aber als Gesamtheit: Kein Brüller. Aber: Der halbe Tofu liegt hier noch und heute soll es warm werden…
    Übrigens: Die Céleste ist ja wohl der Kracher! Gab’s gestern Nachmittag zu Ehren eines Neugeborenen und war leider viel zu schnell weg!

    • Danke. 🙂
      Bei Pizza bin ich zugegebenermaßen recht konservativ. Ich habe zwar auch schon alles mögliche und unmögliche ausprobiert, bin aber inzwischen bei Tomate, Salami, Paprika und eventuell Champignons stecken geblieben. Und Bewährtes ändere ich ungern.
      Freut mich, dass die Céleste so gut ankam! Schade, dass du kein Bild gemacht hast.

  3. Klingt wirklich sehr lecker und schaut auch so aus!
    Als Nicht-Tofu-Fan werde ich wohl zum Hähnchen greifen, wird sicherlich auch passen 😀
    Und vielleicht ein paar Lauchzwiebeln statt der frittierte Schalottenringe. ER hat gerade wieder erwähnt, dass er die ganze Woche nur Salat essen könnte – passt doch 😉

    • Danke, Sandra.
      Hähnchen oder auch Rind passen ganz bestimmt perfekt. Ich esse Tofu auch immer seltener. Nicht, weil ich ihn nicht mehr mag, aber einfach, weil ich keine Ersatz brauche. Das war jetzt irgendwie umständlich formuliert. Also, entweder Fleisch oder kein Fleisch.

  4. ja, lecker, aber ….. für mich bitte auch ohne Tofu.
    Liebe Grüße
    Gerd

    • Sehr gern. Wie wär’s mit würzigem Rind? 😉
      Liebe Grüße,
      Eva

  5. Oh, so wenig Tofu-Freunde hier? Mir kommt das Ganze sehr köstlich vor, wobei ich natürlich auch knusprigen Tofu bevorzuge. Überhaupt esse ich Tofu natur inzwischen nur noch frittiert – mariniert oder nicht mariniert, auf keinen Fall mit irgendwas bestäubt sondern nur gründlich trockengetupft. Ich bin immer wieder erstaunt, wie ein solch fade schmeckendes Lebensmittel durch die beim Frittieren entstehenden Röststoffe so aromatisch werden kann.

    • Ich habe eben schon versucht, es Sandra zu erklären. Ich beobachte, dass ich immer weniger Tofu esse. Wenn es kein Fleisch sein soll, verzichte ich eben drauf und ansonsten gibt’s recht kleine Portionen (aus guter Quelle). Frittiert habe ich Tofu auch schon, aber auch das hat mich nicht restlos überzeugen können…

      • Antje Radcke Antje Radcke

        Natur-Tofu esse ich auch sehr selten – und wenn, dann nicht als Fleischersatz sondern weil es eine Bereicherung des Gerichts ist. Guten geräucherten Tofu esse ich etwas häufiger – weil ich ihn sehr lecker finde, einfach auf Brot mit Senf 😉

        • Da greife ich dann doch lieber zur Salami. 😉

  6. Hm. Tofu in knusprig durch Backen? Das muss ich mal probieren.
    Ach, und danke für den Tipp, die Reisnudeln ausgebreitet zu lagern. Wieso bin ich da bloß nicht selbst draufgekommen?

    • Hast du Umluft? Vielleicht geht’s damit. Ich wäre über eine Rückmeldung dankbar.
      Und: ich komme auch oft nicht auf die einfachsten Sachen zur Erleichterung des Lebens. Wald vor lauter Bäumen und so. 😉

  7. Dass das umwerfend ist glaube ich dir sofort 🙂 Tofu habe ich letztens auch einfach in der Pfanne sehr langsam ausgebacken. Es war tatsächlich schön knusprig und überraschend lecker – auch ohne stundenlanges marinieren, was ich (obwohl ich eigentlich sehr gerne Tofu esse) gar nicht so erwartet hätte. Liebe Grüße, Tring

    • Wusste ich’s doch, dass ich dich damit “kriegen” kann. 😉
      Das mit dem langsamen Braten in der Pfanne werde ich auf jeden Fall testen.
      Liebe Grüße + ein schönes Wochenende,
      Eva

  8. turbohausfrau turbohausfrau

    Der Salat klingt verdammt gut!
    Und dein Problem mit dem abnehmenden Appetit bei steigenden Temperaturen hätte ich sehr gern. 😉

    • Danke, Susi.
      Essen tue ich natürlich schon, meist dann erst sehr viel später am Abend, wenn es kühler wird und das ist irgendwie auch nicht so richtig gut.

  9. Klingt super, ist gespeichert. Leider wird gebackener Tofu ohne Umluft nie so wirklich knusprig, es sei denn, du lässt ihn schwarz werden…

    • Danke, Cookie. Leider hat mein Herd keine Umluft…

  10. Schnell gespeichert! Bez. Tofu schließ ich mich den meisten hier an. Habe aber noch Ente im Froster, passt bestimmt auch gut. Liebe Grüße
    Emma

    • Ente passt sicher!
      Schönes Wochenende,
      Eva

  11. Den knusprigen Tofu von David Lebovitz kenne und schätze ich auch sehr (wie auch seinen Blog), ich habe ihn schon ein paarmal zubereitet. Mit weichem Tofu wird das tatsächlich schön knusprig (ich empfehle den Natur-Tofu von Taifun), und vielleicht ist mir dahingehend auch mein schneller, hitziger Ofen mal eher nützlich als nachteilig ;-).

    • Nächstes Mal nehme ich den, ich hatte halt noch einen “normalen” da, der weg musste…

  12. Auch wenn der Tofu schon weg ist, vom restlichen Salat nähme ich jetzt ganz gerne ein Schüsselchen, denn Reis- bzw. Glasnudelsalat ist auf der Lecker-Skala ziemlich weit oben 🙂
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • Das läßt sich machen. Reisnaudeln und die anderen Zutaten habe ich eigentlich immer da.
      Liebe Grüße aus (dem sehr tropischen) Hamburg,
      Eva

  13. Reisnudelsalat finde ich auch toll, wie Du weißt! 😉 Den hier probiere ich definitiv aus. Auch mit Tofu – ich mag den ja. Richtig superknusprig wird er übrigens, wenn er in Stärke gewälzt und frittiert wird. Damit habe ich schon totale Tofu-Verweigerer “gekriegt”.

    • Ja, das weiß ich. Schließlich hast du mich letztes Jahr zum ersten Mal auf die Idee gebracht. 🙂
      Tofu in Stärke gewälzt zu frittieren habe ich auch schon probiert, aber so richtig dolle war das auch nicht – kann aber, wie gesagt, auch am Tofu gelegen haben. Ich hatte oft deutsche “Briketttofus”. 😉

  14. das klingt gut, danke für die Inspiration. Wird irgendwann mal nächste Woche mein Abendessen. (Die Gurke lass ich aber weg…, wir beide sind nicht so gut befreundet)

    • Gern geschehen und: man kann ja nicht mit jedem gut befreundet sein. 😉

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