Dieser Winter treibt seltsame Blüten. Wobei das Rezept für dieses Nudelgericht sicher schon das ein oder andere Jahr auf dem Buckel hat. Schon seit gut zwei Jahren liebäugelte Herr H. damit. Doch ich blieb standhaft. Nudeln werden hier normalerweise schlicht mit Pesto, Sugo oder Ragout im Teller serviert. Wozu das Gedöns? Wie genau Herrn H. es plötzlich fertig brachte, mich von der dringend zeitnahen Umsetzung des Rezepts zu überzeugen, weiß ich leider nicht mehr so genau. Er scheint gute Argumente gehabt zu haben. Was ich hingegen ganz genau weiß und auch bereits im Voraus wusste, war, dass es wieder einmal an mir hängen bleiben würde, die Baukunst zu vollbringen. Herr H. war, wie üblich wenn es um figgeliensches Handwerk geht, vollauf mit anderen Dingen beschäftigt.
Für die Füllung (reicht für 2 Schüsseln mit 12 cm Durchmesser):
- 170 g Bucatini, knapp gegart (davon werden für die Füllung ca. 3/4 benötigt)
- 1 Möhre (ca. 130 g), kleinst gewürfelt
- 1 Fenchel (ca. 250 g), feinst gewürfelt
- 2 Lauchzwiebeln, in dünne Ringe geschnitten
- 1 – 2 TL getrockneter Thymian
- 1 TL Estragon, fein gehackt
- Olivenöl
- 1 Ei, verkleppert
- 25 g Parmesan, fein gerieben
- einige Scheiben Povolone oder Caciocavallo (ich: Taleggio)
Ich gab ca. 3/4 der gegarten Bucatini in eine Schüssel und zerkleinerte sie grob. Die restlichen vermischte ich mit etwas Butter und stellte sie bis zum Zusammenbau beiseite. Zuvor hatte ich Möhre, Fenchel und Lauchzwiebel in etwas Olivenöl angeschwitzt, mit wenig Salz und Thymian gewürzt und abgedeckt ca.12 Minuten bissfest gegart. Nun vermengte ich das Gemüse mit den zerkleinerten Bucatini, rührte Ei und Parmesan unter und schmeckte die Füllung mit Salz, Pfeffer und Estragon ab. Gar nicht übel. Ich butterte die beiden Metallschälchen und begann die restlichen Bucatini schneckenförmig von der Mitte des Bodens ausgehend an der Schüsselinnenseite aufzuwickeln.
Gar nicht so einfach, da sie durch die Butter recht glitschig waren. Irgendwann wurde ich der störrischen Pasta jedoch Herr. Ich legte einige Scheiben Taleggio auf die Nudelschicht, gab die Füllung hinein, drückte sie vorsichtig gut fest und legte noch etwas Taleggio auf. Mit Alufolie bedeckt durften die Schüssel nun bei 175°C 15 Minuten backen. Dann entfernte ich die Folie und ließ sie weiter backen, bis die Pasta goldbraun war. Das dauerte ungefähr 20 Minuten. Ich nahm die Schüsseln aus dem Ofen und ließ sie 10 Minuten lang ruhen. Endlich war der spannende Moment gekommen. hatte ich die Schüsseln gründlich genug gebuttert oder würde die Pasta beim Stürzen hartnäckig kleben bleiben? Ich legte einen Teller auf die Schüssel, drehte sie um und, puh, Glück gehabt. Abgesehen von einer klitzekleinen Stelle lösten sich die Kuppeln anstandslos. Herr H. jubelte beim Anblick der gestürzten Kuppel begeistert. Genau so hätte er sie sich vorgestellt. Perfekt!
Fazit: Nachdem er sich ausgiebig der Bewunderung hingegeben hatte, konnten wir endlich probieren. Und ich muss gestehen, dass es tatsächlich einen Unterschied macht, ob man die Pasta einfach mit was auch immer vermengt isst oder sie zu so einem kunstvollen Bauwerk auftürmt. Die äußere Pastaschicht war dank des Käses herrlich saftig, die Füllung cremig und einfach nur köstlich. Die Kuppel lassen sie außerdem bestens vorbereiten und machen sich sicher gut zur Überraschung kulinarisch verwöhnter Gäste.
Sehr frei nach: Pasta Modern – New and inspired recipes from Italy Francine Segan
Deine Pasta mit Gedöns sieht zugegebenermaßen großartig aus – auch wenn ich mir die Frickelei lebhaft vorstellen kann. Meinst du das funktioniert auch im Kleinen in einer Muffinform oder wird das dann trocken, weil es im Verhältnis zu wenig Füllung ist?
Liebe Grüße, Tring
Danke, Tring. So arg war die Bastelei gar nicht. Eine Muffinform? Weiß nicht, der Boden der Form sollte schon gewölbt sein und der Durchmesser mindestens so groß wie der von meiner Form (damit man die Nudeln aufrollen kann). Andererseits, ausprobieren und berichten! 🙂
LiebeGrüße,
Eva
Ich werde das mal testen, wobei das mit dem gewölbten Boden schon ein Punkt ist…. ich hätte sonst nämlich nur eine Riesen-Schüssel im Angebot und das wäre – selbst wenns funktionierte – sicherlich zu viel des Guten 🙂 Liebe Grüße, Tring
Wie gesagt, die Schälchen gibt oder gab es beim Schweden. Viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Eva
Habs gerade in meiner Muffinform ausprobiert, wenn auch mit einer etwas anderen Füllung und in Ermangelung von Bucchatini mit Maccheroni. Etwas Fiddelsarbeit, aber es hat ziemlich gut geklappt. Und sehr lecker ist es auch. Ich vernichte gerade die Reste 🙂
Liebe Grüße, Tring
Das freut mich zu hören, Tring. Nur kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen, wie du die dicken Maccheroni in die kleinen Mulden der Muffinform untergebracht hast. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Ja, das war ein bisschen Frickelei. Der erste Versuch hat ein bisschen gedauert, danach gings ganz gut 🙂 Liebe Grüße, Tring
So schnell habe ich noch nie ein Rezept von Dir kopiert, auf dass es mir nicht verloren geht.
Na, dann warte ich gespannt auf deinen Bericht! 😉
Du bist meine Pasta-Architektin ! 🙂
Da muss ich schon einen ganz besonders guten Tag haben, wenn ich dieses Kunstwerk je mal nachbauen will …
Danke schön. War aber wirklich nicht so fürchterlich schwierig. Das wichtigste ist, die Form ordentlich zu buttern. 🙂
Ach, genau das wäre meine Frage gewesen, ob es tatsächlich einen Unterschied macht. Dann weiss ich ja jetzt Bescheid ….?
Allerdings weist meine Begeisterung für solche Tätigkeiten eine gewisse Ähnlichkeit mit derjenigen von Herrn H. auf.
Macht es wirklich. Hätte ich ja auch nicht gedacht und ich vermute mal, dass es mit einer größeren Form (wie eigentlich im Rezept angegeben) noch viel leichter geht.
Oh, wow! Man braucht dazu aber eine ofenfeste Schüssel, gell? Schade, dass derlei beim Kerl nicht zur Ausstattung gehört. Sonst hätte ich den armen lädierten Mann morgen mit genau diesem Essen beglückt. Aber vielleicht klappt das auch in einem kleinen Topf?
Ja, die braucht es. Topf? Siehe Tring. Ich denke, es ist schon besser, wenn die Form kuppelförmig ist. Die Schüsseln gibt oder gab es zumindest für kleines Geld beim Schweden…
Vor Jahren hab ich das mal in einer Darioleform gemacht. Jedoch mit Geflügelfarce als Klebstoff, Spinat und Ei als Füllung (Oeufs en surprise à l’italienne). Dadurch konnte man den Hohlkörper aufbauen und ihn erst am Schluss füllen. Was tut man nicht alles für die Kunst ;-).
Das klingt wesentlich feiner als mein “Trullo”! Und ja, man hat schon sein Tun, aber dafür ja auch stets den Genuss. 😉
Das sieht wirklich wunderbar aus, wäre mir aber wohl auch zu frickelig. Meine Hochachtung für dieses Kunstwerk 🙂
Danke, Stefanie. Sooo schwierig ist das gar nicht. Das bekommst du sicher auch hin! 🙂
was für ein Kunstwerk? Mehr kann ich nicht sagen, dass haben die Anderen bereits getan.
Chapeau !
lg netzchen
Danke, Daniela! 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Weil ich mich um figgeliensches Handwerk (bei uns heisst das “Gfätterliarbet”) ebenfalls drücke, bleibt es bei der Bewunderung aus der Ferne – denn meine “Küchenhilfe” weigert sich, für so etwas eingespannt zu werden 😉
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Danke, Andy. Dann hast du deine “Küchenhilfe” aber nicht gut “eingenordet”. 😉
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
ich bin begeistert von deinem Kuppelbau frei nach Michelangelo,
ein Türmchen fehlt in der Mitte 😉
das Rezept ist abgespeichert, lg
Danke Friederike. Das Türmchen lässt sich einrichten. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Das sieht fabelhaft aus, und diese Füllung stelle ich mir auch sehr lecker vor. Vor allem weil mein Lieblingskäse, der Taleggio, da rein kommt. Fenchel und Estragon, sowieso toll. Das werde ich ganz bestimmt auch ausprobieren.
Danke, Malou! Endlich mal jemand, der sich was traut. Ich hoffe, du wirst berichten. 🙂
jaja ich mache ja gerne solche fruzzelarbeiten. Als ich meine charlotte mit Nudeln gemacht haben, da sin mir am Anfang die kleinen Dinger auch immer umgefallen.;)) Aber das ist ja der Reiz an der Sache. Ich halte dich auf dem Laufenden.
Danke! Ich nehme dich sicherheitshalber mal in mein feedly. 🙂
Du machst jetzt also auch aus schlichten Nudelgerichten Kunstwerke wie bei deinen Torten! Wahnsinn. Schaut toll aus.
Woher hast du denn diese Metallschüsseln? Die schauen so aus, als bräuchte ich die.
Danke, Susi. War wirklich nicht so arg schwierig. Die Schüsseln gibt oder gab es in drei verschiedenen Größen beim Schweden. Da man nie genug Schüssel (mis en place) haben kann, besitze ich 6 kleine und ich weiß gar nicht wie viele mittelgroße undundund… 😉
„figgeliensches Handwerk”: SUPER!
Ja, so nennt man das hier im Norden. 😉
hach, so ein ähnliches Gebilde ist im Time-Life-Nudel-Buch abgebildet, fiel mir sofort und sehnsuchtsvoll ein. Allerdings die Fitzel-Arbeit, momentan völlig ausgeschlossen. Da bin ich froh wenn überhaupt was Warmes auf dem Tisch steht…..
Ich weiß, ich weiß. Ich hoffe, dass es für dich bald etwas ruhiger zugeht. Aber war wenigstens das Wochenende schön?
schön, und anstrengend- inzwischen hab ich ein ganz gutes Gefühl für den großen Auftritt.
Sehr ansprechendes “Gedöns” 🙂
Danke schön. 🙂
Mir wäre es sicherlich ähnlich ergangen, wie Dir… Mich hätte man auch dazu überreden müssen und trotzdem ich glaube Dir sofirt, wenn Du berichtest, dass es sich absolut gelohnt hat 😀
Mal schauen, ob ich mich aufraffen kann 😉
Ich stelle in letzter Zeit häufiger fest, dass es lohnt sich aufzuraffen. Aber manchmal gelingt es mir natürlich auch nicht. Dann gibt es einfach Spaghetti mit Sauce – so wie gestern. 😉