Meine Nichte blickte erwartungsvoll auf den Teller, den ich gerade vor sie gestellt hatte. “Mitta?”. “Ja”, antwortete ich ihr, “das ist dein Mittagessen. Aber es dauert noch ein wenig. Es muss erst noch ein bisschen abkühlen, sonst verbrennst du dir den Mund”. “Daua”, sagte sie daraufhin inbrünstig und lehnte sich zurück. Das Konzept des Warten-Müssens war ihr mit 16 Monaten bereits nur allzu bekannt. Während ich auf den ersten Löffel pustete, um das Abkühlen zu beschleunigen, murmelte sie weiter vor sich hin, “daua, daua, daua…”. Genau so geht es mir im Moment mit dem Frühling. Wo bleibt er denn bloß!? Ich war so brav und tapfer und habe mich im Februar kein einziges Mal beklagt. Abwarten. Wird schon. Schaue ich jetzt auf den Temperaturtrend für die nächsten Tage, dann will da einfach nichts passieren. Tags 5°C, nachts leichter Frost und dazu ein endloser Zug an Schauern aller Art. Und während mein Unmut zu wachsen beginnt, weiß ich doch, dass es alles nichts nützt. Geduld ist angesagt. Da kam Astrids Lamm am letzten Wochenende gerade recht, um mir die Wartezeit zu versüßen.
Für das Sambhar Masala:
- 1 EL Koriandersamen
- 1/2 TL Kreuzkümmelsamen
- 1 Pr. Bockshornkleesamen
- 1 Pr. schwarze Pfefferkörner
- 1 Pr. Senfkörner
- 1 Pr. Mohnsamen
- 1 Pr. Zimt
- 1 Curryblatt
- 1 Pr. getrocknete Kichererbsen, zerstoßen
- 1 Pr. Toor Dal
- 4 getrocknete rote Chili, Samen entfernt, zerbröselt
- 1 Pr. Kurkuma, gemahlen
Wer plant, die Gewürzmischung häufiger zu verwenden, sollte die von Astrid angegebene Menge zubereiten. Ich benutzte solche Mischungen erfahrungsgemäß höchstens ein, zwei Mal, bevor sie im Schrank immer weiter nach hinten rücken und in Vergessenheit geraten. Daher habe ich nur eine geringe Menge hergestellt und die Verhältnisse geschätzt. Ich röstete alle Gewürze in der angegebenen Reihenfolge bei mittlerer Hitze trocken in der Pfanne, bis sie zu duften begannen. Nachdem sie vollständig abgekühlt waren, drehte Herr H. alles gemeinsam durch die Gewürzmühle und stellte die Mischung in einem Schälchen beiseite.
Für das Lamm mit Sambhar Masala, Kichererbsen und Auberginen:
- 125 g Kichererbsen (gegarte gewogen), gehäutet
- Öl zum Braten
- 500 g Lammschulter in großen Stücken (ich: Keule)
- Pfeffer und Salz
- 1 Aubergine, grob gewürfelt
- 350 g Lammfond
- 1 EL Sambhar Masala
Während ich die Lammwürfel portionsweise in Erdnussöl rundherum goldbraun anbriet, sie salzte und pfefferte, las Herr H mehrfach das Rezept und fragte mich verwundert, ob denn gar keine Zwiebeln vorgesehen seien. Scheinbar nicht, antwortete ich ebenfalls verwundert. Aber man könne dem Rezept gewiss trauen. Er solle sich mal keine Sorgen machen. Nach den Lammwürfel briet ich die Auberginenwürfel ebenfalls rundherum an, gab Lamm, Kichererbsen, Sambhar Masala und Fond hinzu und schob den geschlossenen Topf nach dem Aufkochen in den auf 120°C vorgeheizten Backofen. Dort durfte er ca. 1,5 Stunden verweilen, während wir uns um weitere Projekte und natürlich die “Beilagen” kümmerten.
Für die “Beilagen”:
- 1 kleine Schalotte
- 1 TL Öl
- 100 g Basmatireis, gründlich gewaschen
- 190 g Wasser, kochend
- 1 Pr. Kurkuma
- Joghurt mit mindestens 3,8% Fett nach Belieben
- 125 g frischer Spinat, gewaschen
Ich erhitzte das Öl in einen kleinen Topf, schwitzte die Schalotte darin farblos an und gab den Reis hinzu. Nach ein paar Minuten goss ich das Wasser darauf, gab eine Pr. Kurkuma hinzu und ließ den Reis abgedeckt 12 Minuten bei schwacher Hitze köcheln. Dann zog ich den Topf von der Platte, legte ich ein Geschirrtuch zwischen Topf und Deckel und ließ ihn weitere 10 Minuten quellen. Herr H. hatte inzwischen den Spinat in wenig Öl zusammenfallen gelassen und leicht gesalzen. Ich nahm den Bräter aus dem Ofen, schmeckte noch einmal mit Sambhar Masala und Salz ab und richtete alles auf vorgewärmten Tellern an.
Fazit: Welch köstlichstes Schmorgericht! Das Lamm war absolut butterzart und schmolz förmlich im Mund. Die Sauce war dank der vollkommen zerfallenen Aubergine herrlich sämig, angenehm scharf und würzig. Spinat, Reis und reichlich Joghurt rundeten alles perfekt ab. Von der Lammkeule sind zum Glück noch zwei Portionen im TK und ich bin tatsächlich geneigt, das Gericht wieder und wieder zu kochen, obwohl es doch so viele andere Möglichkeiten gibt. Das soll schon etwas heißen. Zum dumm, dass ich nur so wenig Sambhar Masala hergestellt habe. Auch Herr H. war höchst angetan und gemeinsam verdrücken wir das ganze Essen rückstandslos, obwohl ich eigentlich vorgehabt hatte, etwas für die Nichte zurückzubehalten. Ach, meinte Herr H. dazu, das sei für die Lütte eh noch viel zu scharf gewesen und ließ das letzte Stück Lamm in seinem Mund verschwinden.
Danke für das Rezept zum Sambhar Marsala. Ich habe mir bei Schuhbeck ein Garam Masala gekauft was ganz gut schmeckt. Aber diese Mischung werde ich auch ausprobieren. LG Malou
Viel Freude damit, Malou!
Liebe Grüße,
Eva
Was für eine Gewürzmühle benutzt du?
Ich habe es mal einer unbenutzten Handkaffeemühle (war ein Geschenk, dass ich für Kaffee nicht brauche), allerdings ist da das Problem, das faserige Gewürze wie Zimt oder Macis nicht anständig “reingezogen” werden und sich kaum mahlen lassen.
Ich habe schon überlegt meine alte Getreidemühle dafür zu nehmen, weiß aber nicht ob das den Gewürzen bekommt oder ob das Korundmahlwerk dafür geeignet ist.
Ich habe so eine Handgetreidemühle (Molino) zu diesem Zweck (geschenkt bekommen). Funktioniert wunderbar damit. Die größeren Gewürze zerkleinere ich einfach vor dem Mahlen. Müsste also mit deiner Getreidemühle auch funktionieren. Einfach hinterher etwas Reis hindurchlassen, dann geht auch der Geruch weg.
Ich war immerhin an zwei Tagen hintereinander in der Lage die Vormittagssonne für kleinere Gänge zu nutzen, jetzt trübt es sich schon wieder ein. Und nächste Woche gehts ab in die Sonne- dorthin wo auch viel Lamm auf den Tisch kommt. Obwohl ich nicht weiß ob es mit so viel Liebe und Sorgfalt zubereitet wird wie bei dir…
Ja, gestern war es hier auch andeutungsweise frühlingshaft. In die Sonne fahren wir leider in absehbarer Zukunft nicht. Da beneide ich dich ein wenig, Essen hin oder her…
Ich habe gerade beim Lesen schon überlegt, ob die Kleine auch Lamm gespeist hat… hat sich zum Schluss ja aufgeklärt 🙂 Aber ich bin immer wieder begeistert, wenn Kind alles probieren und dann am Ende auch noch Essen. Wenn ich überlege, wie schlimm ich als Kind war 😉
Und das Lamm sieht wirklich köstlich aus! Jetzt heißte es “geduldig sein”, die Frau mit dem Lamm kommt nur alle zwei Wochen zum Markt und war letzte Woche erst da….
Ja, die Nichte ist noch zu klein für spezifische Abneigungen. Das kommt wahrscheinlich in ein paar Monaten. Ich hoffe, ich kann ihr zumindest etwas “Abwechslung auf dem Teller” vermitteln. Wir werden sehen. Und das Lamm, hach, das war so richtig gut. Zu schade, dass wir heute Abend (in fremder Küche) nur ein ganz schlichtes Risotto machen können…
Ja….manches dauert hält. Wobei…..heute morgen sah es ganz frühlingshaft aus und roch auch so.
Und Ihr bringt mich noch soweit, Astrid und Du, dass ich mal wieder eine Lammkeule anschaffe.
Hier ist es jetzt gerade wieder richtig schattig, nachdem es den ganzen Tag geregnet hat. Dafür gab’s ein super Törtchen von Du Bonheur. 🙂 Und das Lamm, das musst du unbedingt machen. Würde dir ganz sicher schmecken!
Frühling? Wo? Bei uns gibt’s nur Schneeregen im Angebot….
P.S. Die Würzmischung heisst, so glaube ich, Masala (also ohne R).
Obwohl ich natürlich nichts gegen einen Schluck Marsala danach einzuwenden hätte. 😉
Danke für den Hinweis. Hatte es gleich korrigiert. Peinlich…
Und der Frühling, der kommt. Spätestens am nächsten Wochenende – zumindest bei uns im Norden. 🙂
hey,
gibt es was was du nicht kannst? Jedes Rezept ist was besonderes und ich denke mir dann immer wieder also was soll jetzt noch kommen? Und dann wieder so ein bombastisches Rezept
lg netzchen
Danke, Daniela. Ja, eine ganze Menge sogar, aber bei den meisten kulinarischen Dingen lasse ich solange nicht locker, bis sie einfach von der Hand gehen. Wobei ich auch schon bei einigen Projekten aufgegeben habe. Ich sage nur handgezogene chinesische Nudeln. ;-I
Liebe Grüße,
Eva
Bevor ich nicht aus dem Skiurlaub zurück bin, soll der Frühling es nicht wagen, sich zu zeigen! Aber Du hast Glück, nächste Woche wäre ich auch bereit dafür.
Lamm habe ich auch noch im Kühler und das Rezept gefällt mir ganz ausgezeichnet:-)
Liebe Grüsse aus Zermatt,
Andy
Das ist jetzt aber ein klitzekleines Bisschen egoistisch, Andy. 😉 Aber du scheinst Glück zu haben.
Liebe Grüße aus Berlin,
Eva
Hey Eva, Du nimmst wirklich eine Mühle für die Gewürze? Bei mir ist es ein Mörser, der seine Dienste tut. Schönes Rezept.
Danke. Ja, mache ich. Ist viel weniger energieaufwändig. Mit dem Mörser mache ich nur Kleinstmengen. 😉
Danke für dieses Gericht! Es hat zumindest hier für einen Tag den Frühling angelockt. 🙂
Jederzeit gern zu Diensten, Susi. Wenn du ihn nun bitte auch hierher schickst. 🙂
Wie köstlich das alles bei Dir klingt! Die Lammschulter ist etwas fetter, was ich ja bekanntlich gerne mag, aber mit einer Keule geht das natürlich ebenso gut. Ich bin ja nur froh, dass Herrn H. die Zwiebeln nicht allzu sehr gefehlt haben!
Bei mir liegt derzeit eine Lammkeule im Kühlschrank und ich weiß noch gar nicht, was ich überhaupt damit machen will…
Schönes Wochenende, liebe Eva!
Danke, Astrid, vor allem auch für die häufige Inspiration! Ich “stibitze” häufig bei dir und bisher hat immer alles bestens geklappt. Wird eben nur nicht immer alles verbloggt. Aber das Lamm war soo gut. Das musste sein. Unsere Keule war übrigens auch recht fett. Ist wohl von Lamm zu Lamm unterschiedlich.
Dir noch einen schönen Sonntag Abend!
Da sagst du was. Ich mag auch nicht mehr warten und bin so langsam mehr als ungeduldig… ein schönes Trostessen hast du da aber gekocht 🙂
Man muss sich nur zu helfen wissen. Bei mir helfen übrigens auch Törtchen, selbst gemachte, idealerweise. Aber gekaufte aus guter Quelle sind auch manchmal nicht zu verachten. 😉 Und der Frühling kommt sicher bald!