In der letzten Woche nahm ich mir ein paar Tage frei und reiste nach Köln, um meine Schwester zu besuchen. Köln ist die herrlich unaufgeregte, sympathische und quirlige Stadt am Rhein, die ich bereits bei meinem ersten Besuch fest ins Herz geschlossen hatte. Da ich nicht das geringste Bedürfnis verspürte, auch nur in die Nähe eines Herdes zu kommen, aßen wir meist auswärts. Neben den klassischen Rievkooche, unwiderstehlich!, gab es die besten Falafel meines Lebens, da hatte die Schwester nicht zuviel versprochen, saftig-scharfe Chili-Burger und allerlei andere Leckereien. Ich hatte außerdem vor, mir einige neue Kleidungsstücke zuzulegen. Als ich meinen schwer beladenen Rucksack zu Hause auspackte, befanden sich darin neben ca. 2,5 kg Fleisch (vielleicht erinnert sich jemand an das köstliche Lammlachs mit Fettdeckel? In dem Hofladen verfiel ich in einen regelrechten Kaufrausch, schlimm ist das), einer Kaninchen-Rillette und einem Glas Eifel-Honig ein Päckchen Conchiglie. Und meine alten Klamotten. Herr H., schwer begeistert darüber, eine Frau zu haben, die lieber Lebensmittel als Klamotten shoppt, erinnerte sich an ein Bild gefüllter und gratinierter Conchiglie.
Für die Sauce:
- 1 Schalotte, fein gehackt
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 Stückchen Knollensellerie, in Brunoise geschnitten
- 1 kleine Quitte, ebenfalls in Brunoise geschnitten
- 1 Spritzer Zitronensaft
- 2 mittelgroße Tomaten (mussten weg), gewürfelt
- 1 Dose ganze Tomaten, zerstückelt
- ca. 150 g Fond (Gemüse, Huhn oder Rind)
- 1 TL Tomatenmark
- 1 TL Zucker
- Thymian nach Belieben
- 1 Pr. Zimt
- Salz, schwarzer Pfeffer
Während wir würfelten, schnitten und stückelten, berichtete ich Herrn H. von meinen Kölner “Abenteuern”. Er fragte, warum ich den Koch nicht nach dem Falafel-Rezept gefragt hätte. Ich entgegnete, ich hätte mein schönstes Lächeln aufgesetzt, die Falafel in den höchsten Tönen gepriesen, aber der Koch hätte nur über beide Ohren gestrahlt, die Schultern gezuckt und gesagt, ich müsse einfach wieder ins Lokal kommen. Zu schade, aber nicht zu ändern, muss ich halt selbst tüfteln.
Ich schwitzte die Schalotten sanft glasig, gab Knoblauch, Sellerie und Quitte hinzu und ließ alles einige Minuten schmurgeln. Dann gab ich den Zucker hinzu, ließ ihn leicht karamellisieren. Herr H. ergänzte Tomatenmark, röstete es kurz an, gab die restlichen Gewürze und Tomatenwürfel in die Pfanne und löschte mit Fond ab. Nun durfte die Sauce ca. 20 Minuten offen köcheln.
Für die gefüllten Conchiglie:
- ca. 170 g Conchiglie N. 240 (oder mehr, aber dann muss auch mehr Füllung bereitet werden), al dente gegart
- 250 g Ricotta oder Quark (mindestens 20% Fett)
- ca. 20 g Parmesan, gerieben
- 1 Ei
- Salz, schwarzer Pfeffer
Nachdem ich die Conchiglie al dente gegart hatte, schreckte ich sie kalt ab und gab sie zum Abkühlen in ein Sieb. Herr H. verrührte derweil alle Zutaten für die Füllung in einer Schüssel. Ich heizte den Backofen auf 200°C vor, ölte die Auflaufform und gab die Sauce hinein.
Nun gab ich jeweils einen Teelöffel Füllung in eine Muschel, setzte sie auf das Saucenbett und fuhr damit fort, bis alle Muscheln einen Platz gefunden hatten. Da ich anfangs etwas zu großzügig mit der Füllung gewesen war, gingen einige Muscheln leer aus. Diese drückte ich einfach mit der Öffnung nach unten etwas tiefer in die Sauce, damit sie nicht austrockneten. Herr H. rieb noch etwas Parmesan über die Form und schob sie für eine knappe halbe Stunde in den Backofen. Uns beiden hing inzwischen der Magen tief. Kein Wunder, es war auch schon nach 20 h.
Fazit: Nach dem Fotografieren stürzten wir uns also extrem hungrig auf die Muschel-Nudeln. Die nur dezent gewürzte, cremige Füllung passte ganz ausgezeichnet zu der kräftig-fruchtigen Tomatensauce. Nach dem eher wortlosen Essen lehnten wir und beide zurück. Herr H. merkte an, dieses Gericht dürfe gern auf den wöchentlichen Speiseplan gesetzt werden und ich hoffe, dass ich für eine neue Packung Conchiglie nicht ganz bis nach Köln fahren muss.
Inspiriert von: Die neuen Klassiker Donna Hay
Quitte in einer Tomatensauce tönt interessant. Bei uns gab es kürzlich Lamm mit Quitten im Ofen geschmort, auch eine Offenbarung.
Lamm mit Quitten im Ofen geschmort klingt auch sehr vielversprechend. 🙂
Klasse, Eva! Einfach nur klasse! Was für eine köstliche Idee eine Quitte in die Sauce zu geben. Stelle ich mir sehr gut vor. Also da hätte ich gern mit euch zusammen gegessen.
Hihi, und ich wollte zuerst den Post gar nicht ansehen, weil ich (echte) Muscheln nicht leiden kann 😀 Glück gehabt!
Liebste Grüße Maren
P.S. Ich merke auch, dass ich beim Shoppen meinen Augenmerk immer mehr auf Backsachen habe. So ändern sich die Zeiten 😉
hihi, in dem Falle sind die heutigen Beiträge von Robert und mir nichts für Dich? 😉 Weisst Du denn, was Du verpasst?
LG, Andy
Ach, Andy, ob du’s glaubst oder nicht. Eigentlich bin ich traurig darüber, dass ich kein Meeresgetier mag (außer Nordseekrabben). Und das für eine Schleswig-Holsteinerin! Ich hab’s immer wieder probiert – Nein, es schmeckt mir einfach nicht. Schade 🙁 !
Was soll’s! Die meisten Leute denken sowieso, dass ich von Kuchen lebe :- D
Liebste Grüße Maren
Danke, Maren. Es war auch wirklich zu köstlich. Als wir gestern Abend überlegten, was wir kochen könnten, schlug ich vor, es direkt nochmal zu kochen – aber Herr H. hatte andere Pläne. 😉
Liebe Grüße,
Eva
P.S.: Auf die schiele ich natürlich auch immer sehr begehrlich. Zum Glück diszipliniert mich der Platzmangel einigermaßen.
Du machst mir mit deiner Beschreibung den Mund wässrig und habe ich augenblicklich Lust auf cremige Füllung und kräftig fruchtige Tomatensauce.
Danke Sabine. Das war der Sinn von dat janze. 😉
eine Muschelsuppe vegetarisch habe ich auch im Angebot…. (lach)
Namen sind Schall und Rauch. 😉
Ich bin auch nicht gut im Klamotten kaufen…..und mag Köln.
Bei der Überschrift hat es mich ein wenig gerissen….ich dachte schon, du hättest vegetarischen Muschelersatz gebastelt 😉
Das mit der Quitte in der Tomatensauce nehme ich mal mit; ich habe hier einen großen Quitten-Liebhaber 🙂
Ich werde darin bedauerlicherweise immer schlechter. So lange die guten Sachen noch hielten, war das auch völlig ok, aber langsam beginnen sie sich aufzulösen…
Das mit den Titeln ist immer schwierig und dieser war tatsächlich nur eine “Verlegenheitslösung”. 🙂
Und das mit der Quitte kann ich nur wärmstens empfehlen!
Sehr gut klingt das Rezept. Und wie es der Teufel will, bekomme ich doch morgen Quitten … 😉
Auch wenn ich sehr gern selber koche, finde ich, man muss nicht alles selber machen: Essen gehen ist doch was Tolles. Oder sich einfach eine schöne Butter kaufen, dazu ein Semmerl und Salzflocken! Ich würd bitterlich zu weinen anfangen, wenn ich mir immer Butter selber schlagen müsste. 😉
Danke, Susi. Du bist ja “Schuld” daran, dass ich das Rezept überhaupt gesehen habe. 😉
Ich tue mich nach wie vor mit dem Essengehen schwer, aber Butter muss ich auch nicht unbedingt selbst machen, obwohl, wenn ich eine Kuh hätte…
Ich kann und will mir ein Schmunzeln nicht verkneiffen. Herr H. (und Du) sehen das absolut richtig !
Ich bin laufend dabei dabei mein Rückreisegepäck zusammenzustellen. Dabei sind: zwei neue T-Shirts (Ersatz) und ca. 15 Kilo “Fressalien” wie, ein Saucenset von “Megachef” (Empfehlung!), Reisöl, Palmzucker, und und und, nebst frischem grünem Pfeffer. Wahrlich köstliche Souvenirs – wie (auch) deine vegetarischen Muscheln.
Danke, das freut mich. 🙂
Wow, 15 kg. So viel habe ich, glaube ich, noch nie mitgebracht, aber wir haben ja auch meist die komplette Campingausrüstung dabei. Da hat es einfach nicht soviel zusätzlichen Stauraum.
[…] Und ab heute gibts Muscheln wieder vegetarisch 🙂 […]
Da wir fern ab der Stadt leben, kann ich mich durchaus 2 Stunden von Klamottenladen zu Klamottenladen schlagen. Danach bin ich aber weit fertiger, als wenn wir zwei Stunden über den Markt geschlendert sind.
Die Muscheln wären eindeutig auch was für uns. Mal gucken, vielleicht laufen mir bei unserem nächsten Aufenthalt in D Chonchiglie über den Weg…
Das geht mir genauso. Und vor allem fällt meine “Beute” auf dem Markt meist wesentlich umfangreicher aus, als in den Klamottenläden. Leider ist es hier im Winter so frishc, dass man irgendetwas anziehen muss…
Und in Frankreich gibt’s doch sicher auch Conchiglie?
Kulinarische Erinnerungsstücke finde ich immer gut, das past auf jeden Fall 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Wenn nur nicht Speisekammer und Tiefkühler langsam aber sicher aus den Nähten platzen würden. 😉
Liebe Grüße aus dem super-sonnigen Hamburg,
Eva
Eine Frau, die lieber Fressalien kauft, als shoppen geht 😀
Solche falschen Muscheln hatte ich kürzlich auch selber mal zubereitet, allerdings mit einer Auberginen-Ragoutfüllung. Ich hab noch welche übrig, da versuche ich dann gerne mal mit Ricotta 🙂 Und die Tomatensauce mit Quitte ist schon gespeichert!
Ja, so welche gibt’s. 🙂 Ich habe sowieso nie verstanden, warum man sich in Schuhe und Kleider zwängen sollte, in denen man keinen Kilometer gehen kann. Aber bitte, jede/r wie sie/er mag.
Wenn die Tomaten-Quitten-Sauce flüssig genug ist, erübrigt sich das Vorgaren der Pasta-Muscheln. Dann lassen sie sich auch leichter füllen, und die Pasta wird nicht zu labberig. Schönes Gericht.
Gruss Bea
Danke für den Tipp, Bea, aber die Muscheln ließen sich super füllen und waren kein bisschen labberig. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Erst einmal tief durchatmen. Muscheln vegetarisch! Oh, Gott – doch die Eva nicht. Gerade letzte Tage habe ich ein veganes Huhn gesehen und jetzt auch noch Muscheln. – Und dann das Bild, das Rezept. Wie konnte ich nur so denken, lecker sieht das aus, und liest sich auch so.
Liebe Grüße
Gerd
Danke, Gerd. Keine Panik. Ersatz-Huhn und Co. werden bei mir nicht auf den Tisch kommen. Da verzichte ich dann doch lieber komplett. 🙂 Das Namensverwirrspiel hingegen konnte ich mir nicht verkneifen.
Liebe Grüße,
Eva
Ganz und gar wunderbar nach meinem Geschmack. Und Souvenirs, ich bringe am Liebsten sowohl als auch mit…. zuhause komme ich nämlich sehr schlecht zum in Ruhe bummeln und aussuchen.
Danke, Ninive. Das stimmt. Im Urlaub bin sogar ich geneigt, nach geeigneten Klamotten Aussachau zu halten. Meist finde ich bloß keine.
Genau meins! Ich liebe Muschel-Nudeln 🙂
Und ich hatte es bei Donna auch schon gesehen und markiert, bin sehr gespannt.
Und Köln? Da wäre ich ja mal vorbei gekommen 😉
Hey, endlich haben wir mal eine “Markerübereinstimmung”. 🙂 Der Auflauf ist wirklich lecker!
Ich habe daran gedacht, aber ich weiß ja, dass du arbeitest und ich war mitten in der Woche da…
Erst mal die Überschrift! Vegetarische Muscheln??????? Da bin ich hängen geblieben.
Dann das Bild, die Auflösung! Aha!
Ein schönes Rezeptchen 😀
Hast du die Quitte einfach kleingeschnitten und mitschmoren lassen? Gibt das einen süßlichen oder säuerlichen Geschmack?
lg, Reni
Danke Reni, sprachlich Verwirrung zu stiften macht mir halt Spaß. 😉
Ja, ich habe die Quitte gewürfelt, entkernt und mitgeschmort. Das gab eine eher säuerlich-fruchtige Note, deshalb der Zucker.
Liebe Grüße,
Eva
Ich dank dir für die Info, liebe Eva. Quitten hab ich nämlich noch nie gemacht 😉
Lieben Gruß,
Reni
Gern geschehen und dann wird’s ja mal Zeit. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Deine Bildergeschichten machen die einfachsten Gerichte zu einem Hollywood Movie!
Danke, Ilse. Gerade die einfachen Gerichte verdienen ein wenig “Glamour”. 😉
Nachdem ich erst gestern noch gedacht habe “mensch du hast noch nie eine falafel probiert, es wird echt mal zeit” würde ich natürlich super gerne wissen, wo genau ich in köln denn diese fantastische falafel bekomme!
Wie gut, dass ich meine Schwester gestern noch nach dem Namen des Lokals gefragt habe. 🙂
Voilà: http://www.habibi-koeln.de/
vielen vielen dank!
Gern geschehen, ich hoffe, es schmeckt!
Hach, wie gern würde ich jetzt mal zulangen aus der Ferne :-). Die Qitten-Sellerie-Brunoiserie gefällt mir sehr gut, die Kombination merke ich mir. Und bei aller Liebe zur Mode, die ich durchaus hege, finde ich ja auch: Im Zweifelsfall lieber Pasta als Schühchen ;-).
Ich habe das Gericht tatsächlich gestern Abend noch einmal bereitet, innerhalb einer Woche. Das soll schon was heißen. 🙂
Ich mag “Mode” auch, nur leider finde ich in meiner Preiskategorie meist nichts, was mir wirklich gefällt…
Soße mit Quitten habe ich noch nie gegessen – und wäre wohl auch niemal auf die Idee gekommen, wenn ich nicht bei dir reingelesen hätte! Wird ausprobiert. 🙂
Ich staune auch oft darüber, auf welche Ideen man so kommen kann. 😉
Die Sauce kann ich auf jeden Fall nur wärmstens empfehlen!