Zur Zeit fühle ich mich wie in einer dieser nervtötenden Telefonwarteschleifen gefangen. Während es am vergangenen Sonntag einen ersten Vorgeschmack auf den Frühling gab, hat er sich, zumindest hier im Norden, wieder vornehm zurückgezogen. Die Sonne scheint zwar immer noch, aber ein kühler Nordwind verhindert den bewegungslosen Aufenthalt im Freien. Dabei liest es sich doch draußen im Park oder wo auch immer am besten. Gestern setzte ich mich dennoch dick eingemummelt an die Lieblingsbirke. Von vorn wärmte die Sonne, von hinten erfrischte der Wind und wäre das Buch nicht so spannend gewesen, wäre ich vermutlich nach 10 Minuten wieder gegangen. So hielt ich es eine knappe Stunde aus, nur um beim Aufstehen festzustellen, dass ich komplett steif gefroren war. In solchen Fällen hilft nur ein heißes Bad, so man glücklicher Besitzer einer Badewanne ist, ein warmes Daunenbett oder aber eine herrlich wärmende Suppe. Ich entschied mich aus Mangel an Alternativen für Letztere.
Für die Taralli (ein Blech voll, ca. 35):
- 200 g Weizenmehl 550er
- 75 g Lievito Madre (aus dem Kühlschrank, wenn nicht vorhanden 50 g Mehl mehr)
- 60 g trockener Weißwein (wenn kein LM verwendet wird, 20 g mehr)
- 50 g Olivenöl
- 5 g grobes Meersalz
- 3 g Fenchelsamen
- 3 g frische Hefe (wenn kein LM verwendet wird 5 g)
Zur Suppe braucht es natürlich auch Brot. Ich entschied mich dieses Mal für Taralli, die würzigen italienischen Allzweckringe. Nachdem ich alle Zutaten bereit gestellt hatte, mörserte ich Salz und Fenchelsamen zu feinem Pulver. Dann gab ich alle Zutaten in eine Schüssel, verrührte sie grob mit dem Löffel und knetete den Teig anschließend ca. 10 Minuten von Hand, bis er glatt und elastisch war. Aufgrund der hohen Ölmenge entsteht dabei jedoch kein so stabiles Klebergerüst. Ich ließ den Teig abgedeckt ca. 90 Minuten gehen. Dann wog ich ca. 45 g schwere Stücke ab, formte sie zu einer Kugel, drückte sie flach und bohrte in der Mitte mit dem Finger ein Loch. Die fertig geformten Ringe durften eine weitere Stunde abgedeckt gehen. Danach kochte ich sie portionsweise in siedendem Salzwasser, bis sie nach oben stiegen und buk sie anschließend mit Schwaden ca. 20 Minuten bei 200°C.
Für den gemischten Bohnentopf:
- 240 g gemischte Bohnen aus der Dose
- 1 kleine Zwiebel, fein gewürfelt
- 1 kleine Knoblauchzehe, mit 1 Nelke gespickt
- 2 Stangen Staudensellerie, kleinst gewürfelt
- 1/2 Stange Lauch, in dünne Ringe geschnitten
- 1 rote Chili, entkernt, in feine Ringe geschnitten
- 1 Stückchen Ingwer, gerieben oder feinst gewürfelt
- 60 g Weißwein
- 1 Dose geschälte Tomaten
- 1 Apfel, fein gewürfelt (ich: 1 Möhre)
- Salz, schwarzer Pfeffer
- Schnittlauch oder Petersilie nach Belieben
Herr H. trudelte ein, als ich alle Zutaten gerüstet bereit gestellt hatte und beklagte sich scherzhaft darüber, dass er gar nichts mehr zu tun habe. Ich wies ihn darauf hin, dass die Messer mal wieder geschliffen werden könnten und so weichte er schon einmal den Abziehstein ein, während ich zunächst die Zwiebeln, dann Knoblauch, Stangensellerie, Möhren, Lauch, Chili und Ingwer in Olivenöl kräftig anbriet. Ich löschte mit Wein ab und ließ ihn vollständig einkochen. Nun gab ich die Tomaten, Bohnen und eine gute Prise Salz hinzu und ließ die Suppe eine knappe halbe Stunde sanft köcheln. Zum Schluss schmeckte ich mit Salz und Pfeffer ab und bestreute die fertig angerichteten Suppenteller mit Schnittlauch.
Für den Bratapfel:
- 1 – 2 Äpfel, waagerecht in ca 1cm dicke Scheiben geschnitten
- Butter
- Zucker
Ich zerließ die Butter in der weiten Pfanne, wendete die Apfelscheiben in Zucker und briet sie beidseitig, bis sie weich und leicht gebräunt waren. Herr H., der inzwischen alle vier Messer perfekt geschliffen hatte, legte die Apfelscheiben auf die Teller, ergänzte den seiner Meinung nach fehlenden Klecks Crème fraîche und machte sich ans Fotografieren. Ich probierte derweil eine Apfelscheibe und fragte mich -so köstlich!- warum ich zuvor noch nie Äpfel gebraten hatte.
Fazit: Die Bratäpfel machten sich perfekt zu der doch recht scharfen Suppe. Mich wärmte die Chilischärfe herrlich durch. Während sich Herr H. etwas an der Schärfe stieß, störte mich eher der Ingwer. Den würde ich beim nächsten mal weg lassen. Die Taralli, von der Konsistenz an Bagel erinnernd, passten wunderbar. Die werde ich sicher häufiger zubereiten. Nicht benötigte Exemplare lassen sich ohne Qualitätsverlust prima einfrieren und bei Bedarf wieder aufbacken. Und Bratäpfel sind bislang für mich auf jeden Fall die Entdeckung des Jahres und werden mich wohl trösten müssen, bis es endlich Erdbeeren gibt.
Taralli aus: ke:xs süß, salzig, köstlich Ilse König, Clara Monti, Inge Prader
Suppe aus: Mittagstisch leidenschaftlich vegetarisch Eschi Fiege
Ingwer passt nicht wirklich nicht immer. Und gegen Kälte hilft Liebe und … Sport 😉
Obwohl ich ihn sehr mag, den Ingwer. Und wenn mir richtig kalt ist, hilft wirklich nix mehr. Bin nicht für Temperaturen unter 10°C gemacht. 😉
Ich habe nichts gegen Winter, wer friert ist nur falsch angezogen, aber Wärme ist mir auch viel lieber.
Ein Klasse Gericht … was mich aber noch mehr interessiert: Welches Buch war denn so fesselnd? 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Danke, Andy. Lass mich überlegen, ich lese gerade richtig viel. Ich glaube, es war “Isabel & Rocco” von Anna Stothard. 🙂
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Oh, von diesen Ringlis müssen wir auch wieder welche mitbringen, wenn wir demnächst mal nach Italien ausfahren – ist von da unten ja nicht mehr weit :D. Hier kriecht gerade die Sonne durch die Wolkendecke – perfekt, denn WENN man sich draußen bewegt – was ich vorhin ausgiebig getan habe-, wird’s sonst ganz schnell viel zu warm…
Das ist natürlich auch eine Möglichkeit und auf jeden Fall Ausschau halten nach den köstlichen Nussplundern! Die besten, die ich je gegessen habe aus dem italienische Supermarkt in Meran. Hm. 🙂
Sonne ist hier heute auch satt. Schon mal was und ich habe die Winterjacken ja noch nicht weggeräumt…
da würd ich mich doch glatt mit an den Tisch setzen… dieses Kexs- Buch, ich glaub das brauch ich irgendwann auch. Wenn das Kochbuchfasten beendet ist…
Jederzeit gern. 🙂
Kochbuchfasten? Das würde ich nicht durchhalten, aber ich leihe sie ja auch bloß. 😉
Das Rezept für die Taralli ist gespeichert. Der Rest freut mich auch.
Und was das Wetter angeht, so ist es zickig. Aber immerhin….kein Schnee mehr, und irgendwie heller wird es auch 🙂
Die sind echt klasse, Nachschub ist schon in Arbeit. 🙂
Und es wird heller, das stimmt – zumindest bis zur Zeitumstellung Ende März…
Also hier könntest Du heute wunderbar draussen lesen, ich hätte zwei Stühle auf dem Balkon frei, Blick ins Grüne 🙂
Und schon wieder das Kexs Buch… Ich habs zuhause liegen und komme einfach nicht dazu, sehe aber ständig online verschiedene Rezepte…
Als Ergänzugn zur Suppe kann ich mir die Taralli auch sehr gut vorstellen.
Oh, das klingt gut. 🙂 Einen Balkon haben wir leider nicht, aber eben, der Park ist nur ein paar Schritte entfernt.
Das Keksbuch hat ein paar schöne Anregungen, aber eher so in die italienische Richtung, keine Cookies. 😉
Sososo, Taralli! Kenne ich nicht, habe ich noch nie gegessen, klingen faszinierend!
Was mir schon wieder auffällt, ist diese Kombination süß-würzig wie beim letzten Ottolenghi-Rezept, daher überkommt mich schon wieder ein Nachkochreflex, wobei ich noch nicht einmal den Fenchel habe … Koch bitte ein bissl langweiliger, damit meine Nachkochliste nicht noch länger wird. 😀
Ich kannte sie vorher auch nicht, schmecken wirklich lecker, wenn man Fenchel mag und von der Konsistenz erinnern sie eben sehr an Bagels.
Ich soll langweiliger kochen? Noch langweiliger? 😉
Taralli? Das sind doch diese eher harten italienischen Ringe, oder? Meist sind die gekauften furchtbar geschmacklos. Deine hören sich dagegen total gut an!
Liebe Grüße Maren
Hart sind sie eher nicht. Außen knusprig, innen saftig. Die gekauften kenne ich wiederum nicht. Weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal das Süßigkeitenregal im Supermarkt bewusst betrachtet habe, interessiert mich irgendwie nicht mehr. Nachbacken lohnt! 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Die findet man auch nicht bei den Süßigkeiten sondern eher bei Grissini und Co. , also eher Knabbergebäck.
Aber du hast Recht, man wird immer kritischer was Lebensmittel angeht.
Genießt die Sonne heute ? !
Maren
Habe ich gemacht – ich hoffe, du auch! 🙂
Ich hatte mich so auf den Frühling gefreut, aber irgendwie ziert der sich noch ein bisschen. Da ist Geduld und ein Eintopf genau das richtige bis man die Teller mit Spargel füllen kann. Aber darf man deinen raffinierten Bohnentopf überhaupt als “Eintopf” bezeichnen? So spannend wie das wieder klingt, muss ich meinen Essensplan noch mal überdenken 😉 Liebe Grüße aus dem Süden
Tja, so ist es eigentlich immer im März. Aber es geht ja Tag für Tag bergauf. 🙂
Und klar, kann man Eintopf dazu sagen, ist doch in einem Topf gekocht. Die Autorin des Buches bezeichnet ihn als “Einhandessen”, soll sehr tröstlich sein.
Liebe Grüße,
Eva
bei uns war schönes Wetter heute – aber eiskalter Wind…brrrrrh. Ich musste die schon verstaute Mütze wieder hervorholen. Und am kommenden Montag soll es wieder schneien. Aber Fräulein Frühling lässt sich vom alten Herrn Winter nicht wirklich abhalten… Geduld… du sagst es brauchen wir halt ein bissl….
Und dein Gericht schaut auch aus wie ein Gedicht 🙂
Lieben Gruß, Alexia
Danke, Alesia. Geduld ist manchmal nicht unbedingt meine Stärke. Mal sehen, ob ich die Wäsche heute zum ersten Mal wieder draußen trocken bekomme.
Liebe Grüße,
Eva
Mmh. Die Kringelchen gefallen mir und die kenne ich noch gar nicht. Sind die ähnlich wie Bagels von Konsistenz + Saftigkeit?
Ja, sind sie. Nur eben kleiner und fencheliger. 😉
Taralli, mit Lievito madre! Ein dicker Frühlingskuss für dich!
Dafür schicke ich dir schnell ein wenig südwestlicher Sonne, die ich nicht so nützen kann, wie es ihr und mir gebührt, da ich noch immer unter dieser blöden Grippe leide..
Liebe Grüße
Cheriechen
PS: Das muss ich ausprobieren…
Danke für das Küsschen, ich denke jedes Mal an dich, wenn ich ihn benutze und ich bin immer noch sehr dankbar! 🙂
Deine Grippe zieht sich ja ganz schön hin, gute Besserung!
Liebe Grüße,
Eva
Wunderbar!
Dieses Gericht sieht nicht nur sehr appetitlich aus, sondern schon das Rezept liest sich interessant und spannend.
Und es scheint gar nicht mal so schwierig nachzukochen zu sein.
Hm…soll ich es mal versuchen? Auch die Ringe?
LG von Rosie
Danke, Rosie. Es ist wirklich ganz einfach und die Apfelringe schmecken klasse dazu. Unbedingt probieren!
Liebe Grüße,
Eva
[…] Entschuldigung. Aber Taralli wollte ich schon so lange backen – genaugenommen, seit ich sie hier bei Eva gesehen habe. Naja, es kommt ja gerne mal was dazwischen. Aber jetzt – Taralli bestehen aus […]
[…] der “So isst Italien” gefunden. Wer nach einer Originalversion mit Fenchel sucht, wird hier bei Eva fündig; da sind die Taralli nicht ganz so bissfest, denn der Teig wird mit einem Triebmittel […]