Es ist angeblich einem kleinen Racheakt entsprungen, dieses wirklich seltsam anmutende Gericht. Ein Koch, dem vom Patissier Zitronensaft gemopst wurde, soll sich gerächt haben, indem er ihm süße statt salzige Streusel unterjubelte. Als ich mir das Rezept zum ersten Mal durchlas, dachte ich, irgendwie interessant, aber völlig abwegig. Als jedoch von den letzten Mürbeteig-Tarteletts ein Teigrest übrig war, erinnerte ich mich an das abstruse Rezept und beschloss, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Herr H., da nicht anwesend, bekam kein Mitspracherecht eingeräumt, sondern wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.
Für den Fenchel-Kirschtomaten-Crumble:
- 500 g Fenchel, grob gewürfelt
- (ich: ca. 250 g Kartoffeln, geschält, gewürfelt)
- 1,5 EL Olivenöl
- 1 TL frische Thymianblättchen
- 1 Knoblauchzehe
- 1 TL grobes Meersalz
- schwarzer Pfeffer
- ca. 150 g süßen Mürbeteig (oder Streuselteig aus 75 g Mehl, 33 g Zucker und 66 g Butter)
- ca. 100 g Sahne
- 30 g Parmesan
- 150 g Kirschtomaten, halbiert
- Fenchelgrün oder Petersilie nach Belieben
Ich dämpfte Fenchel- und Kartoffelwürfel in knapp 10 Minuten fast gar, zerstieß Knoblauch, Salz und Thymian im Mörser und vermischte alles mit Olivenöl, Pfeffer und Sahne. Dann gab ich Fenchel und Kartoffeln in eine gebutterte Auflaufform, verknetete den Mürbeteig mit dem Parmesan und gab die Würzsahne über die Gemüsemischung. Darauf verteilte ich die halbierten Tomaten und den zu Streuseln geriebenen Teig. Bis hierhin kann das Gericht vorbereitet werden. Ich schob die Form in den auf 200°C vorgeheizten Backofen und garte den Crumble eine gute halbe Stunde, bis die Streusel appetitlich gebräunt waren und die Sahne vollständig aufgenommen war. Herr H. schnupperte neugierig, als er zur Tür herein kam. Was es denn gäbe? Irgendwie röche es merkwürdig. Ich richtete den fertigen Crumle mit etwas Fenchelgrün bestreut an und er setzte ihn ins rechte Licht.
Fazit: Herr H. probierte den ersten Bissen, den zweiten und dann konnte ich kaum so schnell schauen, wie der Crumble in seinem Mund verschwand. Die Kombination von würzigem Fenchel, säuerlichen Tomaten und süß-salzigen Streuseln war in der Tat überraschend gut. Wie viele “gewagte” Kombinationen wohl schon aus Küchenzwistigkeiten entstanden sind? Das wüsste ich zu gern, werde es jedoch wohl nie erfahren. Aber sollten in Zukunft wieder einmal Mürbeteigreste anfallen, so weiß ich nun, was ich damit machen werde. Das spart Platz im Tiefkühler und mit den meist eher kleinen Mengen lässt sich ansonsten wenig anstellen.
Aus: Das Kochbuch Yotam Ottolenghi
Das klingt ja TOTAL interessant, Eva! Ich schätze mal, dass mein Liebster mit seiner Fenchelleidenschaft, nicht abgeneigt wäre und bei Mürbeteigstreuseln sag ich auch nicht nein.
Liebe Grüße
Maren
Und das Gute ist, dass du wahrscheinlich auch noch Mürbeteigreste im TK hast. 🙂 Lasst es euch schmecken!
Liebe Grüße,
Eva
Yukis tyischer Kommentar vor zwei Sekunden: Ein Racheakt sei, wenn sie kein Essen koche. Dann müsse ich das tun. Was die nur immer hat? 😀
Rache? oder Strafe?
Nun, das werden wohl Erfahrungswerte sein. 😉
Ihr habt was gegen mich! Pfft!
😀
Nicht die Bohne. 😉
Ah, du hast es ausprobiert. Das steht schon lange auf meiner geistigen Nachkochliste….aber irgendwie konnte ich mich bislang nicht durchringen. Also, danke für’s Vorkosten….ich werde es dann auch mal wagen 🙂
Gern geschehen. 🙂 Wenn du wüsstest, was noch alles auf meiner imaginären Liste steht…
Sehr spannend und ich tendiere sehr Eurem Urteil zu vertrauen 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Danke, Andy. Das kannst du unbesorgt. 🙂
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
beim ersten Hingucken dachte ich es wäre Blumenkohl… Ofengemüse vom feinsten…
Danke, Ninive. Aber Blumenkohl hat hier immer noch Hausverbot. 😉
na, da bin ich aber überrascht- ist doch eins meiner Lieblings-Gemüse.
Blumenkohl und mich verbindet leider eine lange, leidvolle Geschichte – aber einmal im Jahr versuche ich eine erneute Annäherung, bislang erfolglos. 😉
ausschauen tut es wirklich verlockend….
Schmecken auch. 😉
wird auf alle Fälle nachgekocht, vielleicht heute schon 😉
Seitdem ich salzigen Karamell kenne, kann mich nix mehr schocken 🙂
Ich würde niemals nie sagen. 😉
Beim ersten Lesen hab ich auch noch überlegt, aber am Ende angekommen – muss ich auch dringend mal versuchen! Der Italiener liebt Fenchel eh, da kann ich sicherlich mit punkten 😀
Auch bei dir schlummern doch sicher ein paar Mürbeteigreste im Eis, oder? 😉
Mmmh – NEIN! Hatte ich bisher wirklich noch nicht, immer alles anständig aufgebraucht 😀
Wow, das schaffe ich fast nie.
Gewagt – aber genau mein Ding! Spannend wäre wohl der Vergleich mit salzigem Mürbeteig. So oder so: beim nächsten Mürbeteig (könnte zwar dauern, mit Backen habe ich’s ja nicht so haha!) werde ich mir einen kleinen Rest einfrieren 😉
Hatte mir schon gedacht, dass es dir gefallen würde. ;- Mit salzigem? Hm, da würde wahrscheinlich der “Kick” fehlen und auf salzige Tartes oder Quiches mit Mürbeteig stehe ich aus unerklärlichne Gründen gar nicht…
Tatsächlich eine sehr gewagte Kombination. Die Fotos sehen klasse und sehr vielversprechend aus. Vielleicht probiere ich mich auch mal daran.
LG
Nika
Danke, Nika. Leider scheint die Kombbination von süßen Streuseln und salzigem Gemüse scheinbar doch nicht jedermanns Sache zu sein.
Liebe Grüße,
Eva
Das klingt aber sehr spannend! Und Herr Ottolenghi hat ja bei den meisten Gerichten so, so recht was die Kombination betrifft. Das probier ich ganz bald aus.
Genau darauf habe ich mich auch verlassen und bislang haben seine Rezepte mich höchst selten enttäuscht. 🙂
Gelesen habe ich das Rezept, aber ehrlich gesagt keinen Gedanken dran verschwendet, dass ich das nachkochen könnte. Aber wenn du schreibst, dass es gut war, dann sollte ich mir mehr als einen Gedanken machen, ob ich das nachkochen soll.
Nächste Woche kommt Fenchel aus Italien, dann ist das Gericht dran. 😉
Ich bin nicht sicher, ob ich das nach Alexias Versuch noch uneingeschränkt empfehlen kann. Mir hat es jedenfalls sehr gut geschmeckt…
Oh, eine tolle Anregung! Bestimmt kann man unter den Streuseln noch diverse andere gute Gemüsekombinationen verstecken. Daran muss ich mal weiter rumdenken.
Das kann man bestimmt. 🙂
Hallo Eva, ich hab es gestern glatt nachgekocht… das Fenchel-Kartoffel-Tomaten-Gemüse war richtig gut. Die Streusel musste ich wegkratzen. Das nächste Mal streusle ich dann lieber salzig, den Zucker mag ich doch lieber nur in Torten oder anderen süßen Gerichten … Liebe Grüße Alexia
Das tut mir aufrichtig leid, Alexia. Ich hätte wirklich gedacht, dass die Kombination jedem schmecken würde. Scheinbar habe ich vergessen, dass die Geschmäcker doch oft sehr unterschiedlich sind – verzeih!
Liebe Grüße,
Eva
Liebe Eva, du kannst dafür doch überhaupt nichts dafür, dass die Geschmäcker verschieden sind…. auf jeden Fall (ohne Zucker) ist das ein super Gericht (für mich) 🙂 Liebe Grüße zurück, Alexia
Alles gut. 🙂
Schöne Geschichte zum noch schöneren Gericht 🙂 Danke fürs Erinnern, das Buch steht ja eh bei mir im Bücherregal! Liebe Grüße!
Danke schön. Auch die Geschichte war nur “geborgt”. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Mit Wut im Bauch entstehen offenbar die besten Rezepte! 😉
Klingt wirklich abgefahren – aber auch sehr lecker. Wird nachgekocht. Allerdings erst dann, wenn der Mann auf einer Fortbildung ist: Denn mit Fenchel kann man ihn jagen. 😉
Liebe Grüße zu dir,
Sarah Maria
Da bin ich nicht ganz sicher, aber manchmal scheint’s zu funktionieren. Falls du es wirklich ausprobierst, wäre ich interessiert, ob es dir geschmeckt hat, da die süßen Streusel in diesem Zusammenhang ja nicht nur auf Wohlwollen zu stoßen scheinen.
Liebe Grüße zurück,
Eva
Mmmh, das spricht mich sehr an, und ich finde es auch gar nicht so gewagt: Die Kombination von Süßem und Herzhftem ist ja in aller Munde. Als Crumble stelle ich mir das ganz toll vor – ab auf die Nachkochliste mit Deinem tollen Rezept :-). Lieben Gruß!
Wie schön. Ich würde die Streusel beim nächsten Mal (so denn keine Reste mehr da sind) mit reinem Vollkornmehl machen. Das kann ich mir richtig gut vorstellen. 🙂
Liebe Grüße,
Eva